Hallo Oneiro.
Oneiro hat geschrieben:"Hast du kurz Zeit ?" Nein ich habe keine Zeit, niemand "hat" Zeit und niemand kann sich Zeit "nehmen"
Es liegt einerseits in der Natur des Menschen, Besitztümer zu beanspruchen. Aber auch erst, seit er dazu in der Lage ist – heißt:
seit er die Möglichkeit dazu besitzt.
Als der Mensch noch Jäger und Sammler war, kannte er wenig Besitz. Aus mehreren Gründen:
erstens zog er mit den Herden seiner Beutetiere umher – er konnte also nicht viel mitschleppen, zweitens: er war um's Überleben bemüht – er war also dem Tod recht nahe, ihm war seine eigene Vergänglichkeit eher bewußt.
Es mag sein, daß sich auch in dieser –
und nachfolgender – Zeit, Besitzansprüche entwickelten –
mein Clan besitzt die Fähigkeit, Feuer zu erzeugen … eurer nicht
– da man aber verstärkt aufeinander angewiesen war –
zumindest innerhalb eines Clans, durfte man niemanden ausgrenzen. Auch weil jeder seinen Teil zum Wohle und zum Überleben des Clans beizutragen hatte –
das Individuum zählte wenig.
Erst seitdem der Mensch Ackerbau und Viehzucht betreibt, seitdem er seßhaft wurde, hat er den ausgeprägten Anspruch auf Besitz entwickelt.
Letztlich hat der Anspruch auf erworbenen Besitz viel mit Egoismus zutun. Wobei gegen Besitz ja nichts Grundsätzliches einzuwenden ist, wenn, ja wenn er nicht ausgrenzt, wenn er also dem Allgemeinwohl dient.
Besitz, den unsere Eltern erworben haben –
Menschen, die nach dem II. Weltkrieg ja praktisch wieder bei Null beginnen mußten – hat eher mit Verdrängung zutun, mit der Angst vor der eigenen Schuld, eventuelle Schuld die zu dem ganzen Schlamassel führte, zum Holocaust, letztlich zum
II. Weltkrieg – deshalb stürzten sie sich in Arbeit und erwarben so Besitz.
Besitz hat mit Angst zutun. Angst um Ansprüche, aber auch Angst vor'm Versagen.
Besitz erzeugt aber nicht nur Angst –
bloß nichts verlieren! – sondern Besitz entwickelt sich auch darin … durch Angst.
Je unsicherer die Zeiten werden, umso mehr richten sich die Leute in ihren eigenen vier Wänden häuslich ein, umso mehr schotten sie sich ab.
Je unsicherer mein Arbeitsplatz ist, umso mehr werde ich kämpfen. Je mehr ich kämpfe, umso egoistischer werde ich, umso mehr schotte ich mich ab, umso vehementer verteidige ich meinen "Besitz".
Beides bedingt sich also. Armut schweißt zusammen … sagt man.
Heutiger Besitzanspruch ist aber mehr unserer schnellebigen Zeit geschuldet. Je mehr Dinge, wie Wissen oder sonstige Güter, zum Allgemeingut erklärt werden, je mehr diese für jedermann zugänglich werden, umso wichtiger wird Besitz –
um sich vom Nachbarn abzugrenzen.
Wobei unter Besitz vieles verstanden werden muß:
materielle Dinge – wie Haus, Auto und dergleichen – aber auch Arbeitsplatz oder Zeit.
schau mal, der hat 'nen VW – ich kauf mir 'nen BMW
Der Millionär bezeichnet vielleicht eine Villa als seinen Besitz ... oder diversen Schmuck – der Hartz-IV-Empänger vielleicht seine spärliche Wohnung oder die Zeit, die er "gewinnt".
Besitz hat also folglich wenig mit "Reichtum" zutun –
ist also eher subjektiv.
Ihr habt die Uhr – wir haben Zeit!
besagt ein afrikanisches Sprichwort
Beides fällt unter "Besitz".
Fazit:
Besitz ist immer individuell, meist subjektiv.