IFR - Energiegewinn aus Atommüll

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IFR - Energiegewinn aus Atommüll

Beitragvon ralfkannenberg » Mittwoch 2. April 2014, 10:14

Hallo zusammen,

ich öffne hier mal eine Büchse der Pandora: Der IFR ("Integral Fast Reactor") würde nicht nur den Atommüll beseitigen, er würde sogar noch Energie daraus gewinnen. Die Technologie dazu ist bekannt, der Testbetrieb war erfolgreich, alles ist sauber dokumentiert, man kann das Plutonium auch nicht für Atomwaffen verwenden, weil zuviel Plutonium-240 drin ist, und in 10-20 Jahren könnte der IFR Marktreife erlangen.

Physikalisch-technologisch wäre diese Atommüll-Verbrennung neben der Energiegewinnung aus Atomfusion also das Top-Issue, und überdies kann man noch Energie daraus gewinnen. Für jeden Investor wäre das also die Gewinnquelle.

Doch: niemand will das. Politiker lehnen es ab, oder Volksbewegungen oder wer auch immer.

Die Diskussion über dieses Thema erinnert mich ebenso wie die Argumentation an die Diskussion mit Cranks, nur dass diesesmal offenbar intelligente und nachweislich gut qualifizierte Leute dahinter stehen.

Hier ein Interview mit Dr. Charles Till (Referenz 29 im o.g. Wikipdia-Artikel, den man unter "IFR" per Google nur findet, wenn man erst die englische Wikipedia auswählt und dann das konkrete Thema auswählt), welches ich als Ausgangspunkt der Diskussion vorstellen möchte; das ganze wurde auch kontrovers im Astronews-Forum im Thema FUKUSHIMA wie gehts weiter ? ab Seite 34 diskutiert

Hat jemand von Euch eine Idee, wo der Haken an der Sache liegen könnte ?


Freundliched Grüsse, Ralf
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Re: IFR - Energiegewinn aus Atommüll

Beitragvon Herr Senf » Mittwoch 2. April 2014, 15:55

Auf einen schnellen Blick könnte es ein technisches/chemisches Problem mit dem Natrium-Kreislauf sein.
Zum einen explosionsgefährliche Reaktionen mit Wasser (Kontakt muß sicher ausgeschlossen werden), zum anderen bilden sich bei Luftkontakt Oxide, die das System verstopfen können. Außerdem entstehen kurzlebige Na-Isotope, der externe Kreislauf braucht eine zusätzliche Strahlenbarriere.
Natrium dringt auch in das Graphit ein und vermindert drastisch den Neutronenfluß, kann man aber mit Zirkoniumhülle verhindern.
Wenn ich nicht an der Fragestellung vorbeigeschrammt bin, ist es wohl der erhöhte technologische Aufwand, den man nicht will.
Grüße Senf
ich will auch mal was dazu sagen
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Re: IFR - Energiegewinn aus Atommüll

Beitragvon Tachyon » Donnerstag 3. April 2014, 10:11

Tach,

Naja, es sind nicht nur die technischen Probleme, auch wenn man die natürlich nicht kleinreden sollte. Wenn schon die berufsoptimistischen Experten, die daran arbeiten, von einer Marktreife in erst 10-20 Jahren sprechen, dann gibt es noch ungelöste Probleme. Ob die tatsächlich in 10-20 Jahren gelöst sind oder sich als unüberwindbar herausstellen, kann kein Mensch wissen.

Aber: Es gibt auch (offensichtlich besonders stark in Deutschland) eine unrealistisch große Angst von Strahlung. Die Menschen sind bei anderen Gefahrenquellen bereit viel größere Risiken einzugehen als ausgerechnet bei Strahlung. Bei der geringsten nachweisbaren Radioaktivität wird etwas gleich als "total verstrahlt" dargestellt und es wird regelmäßig so getan, als sei nur die geringste Kontaminierung eines Gebietes gleichbedeutend mit völliger Unbewohnbarkeit. Dabei ist Strahlung etwas natürliches. Wir alle sind ein paar Millisievert natürlicher Radiaktivität pro Jahr ausgesetzt. Es gibt keinen unverstrahlten Fleck auf der Erde.

Gruß,
yon
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