Hallo zusammen,
das ist so eine typische Frage, wie man sich als astronomie-interessierter Ehemann bei seiner Ehefrau blamieren kann.
Gestern waren wir beide also in Einsiedeln und haben noch zu Abend gegessen, als die Wolkendecke kurz aufriss und wir also den Mond sehen konnten. Der war so ziemlich voll und meine Frau meinte beiläufig "gestern war Vollmond".
Ich schaute nochmals hinaus und - Ihr wisst es ja, ich bin ein Nein-Sager - ich schaute mir den Mond nochmals an und sagte - "das verstehe ich nicht".
Da das menschliche Auge die "Vollheit" des Mondes nicht gut erkennen kann, sieht der Mond auch wenige Tage vor und nach Vollmond "voll" aus und aus diesem Grunde habe ich mir schon lange angewöhnt, den Vollheit des Mondes anders abzuschätzen:
Vollmond heisst ja, der Mond steht auf der anderen Seite der Erde als die Sonne. Abends bedeutet das, dass am Vollmond-Tag der Mond dann aufgeht, wenn die Sonne untergeht und das kann man bei guter Horizontsicht recht einfach beurteilen: sind noch Sonne und schon Mond sichtbar, so ist es kurz vor Vollmond und geht der Mond erst nach Sonnenuntergang auf, so ist eben kurz nach Vollmond.
Ich schaute mir also den Mond an, schätzte ganz grob die Schiefe der Ekliptik bei den Sternbildern Schütze, Steinbock und Wassermann und kam zum Ergebnis, dass der Mond um 21:45 Uhr MESZ rund 30° von seinem Aufgangsort entfernt ist, also rund 2 Stunden bereits am Himmel steht. Und da die Sonne weniger als 2 Stunden zuvor untergegangen war, schloss ich daraus, dass beim Mondaufgang die Sonne noch Himmel stand und der Vollmond also erst morgen (also heute) sein kann.
Meine Frau meinte dann, dass es im Kalender vielleicht ein Druckfehler ist.
Wieder zuhause war ich einen Blick in mein astronomisches Jahrbuch und wie ganz ganz hässlich, Vollmond war am Freitag. Wie nur war das möglich ? Ich kann doch hoffentlich noch "ungefähr 30°" von "ungefähr 15°" unterscheiden !!
Die einzige Möglichkeit schien mir die Neigung der Mondbahn gegenüber der Ekliptik zu sein, denn wenn der Mond nördlich der Ekliptik steht geht er natürlich auch etwas früher auf.
Ich wälzte nun einige Tabellen: die Mondbahn ist 6° zur Ekliptik geneigt und tatsächlich stand der Mond gestern rund 6° über der Ekliptik. Und tatsächlich ging der Mond - obgleich der Vollmond schon mehr als 24 Stunden zurücklag, gestern 6 Minuten vor Sonnenuntergang auf !
Meine Faustregel taugt also nur, wenn der Mond nicht allzuweit von der Ekliptik entfernt steht, und gestern hatte ich "Pech" - er war fast maximal von ihr entfernt.
Also: wenn Ihr Euren Ehefrauen imponieren wollt, dann müsst Ihr auch noch die Neigung der Mondbahn zur Ekliptik berücksichtigen, sonst blamiert Ihr Euch nur ... - meine Frau hat das allerdings weit weniger eng gesehen als ich.
Freeundliche Grüsse, Ralf