drohende Kriegsgefahr! - Propaganda? Eroberungslust?

Moderator: enegh

drohende Kriegsgefahr! - Propaganda? Eroberungslust?

Beitragvon Der Neandertaler » Donnerstag 17. April 2014, 17:46

  • "Ein verbrecherisches Treiben greift über ..., ... die Grundlagen staatlicher Ordnung zu untergraben, ... eine planmäßig vorbereitete und durchgeführte Verschwörung, ... bildet die weithin sichtbare blutige Spur jener geheimen Machenschaften, die ... ins Werk gesetzt und geleitet wurden.
    Diesem unerträglichen Treiben muß Einhalt geboten, ...
    Vergebens hat Meine Regierung noch einen letzten Versuch unternommen, dieses Ziel mit friedlichen Mitteln zu erreichen, ...

    Mit ruhigem Gewissen betrete Ich den Weg, den die Pflicht Mir weist."
  • "Uns treibt nicht Eroberungslust."
  • "... ist es ... heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit.

    Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, ... haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischem Ueberfall rüsten, man will nicht dulden, daß ... mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist."
Diese Erklärungen haben als Vorwand gedient, Truppen zu mobilisieren und Bevölkerungsteilen ihre Solidarität durch einen "Blankoscheck" zu versichern. Ihre Interessen sollten gewahrt werden - notfalls wollte man militärisch aushelfen.
Zwar wird weiterhin diplomatisch geredet - angesichts des schwelenden Konflikts ist allerdings das Mißtrauen auf beiden Seiten recht umfangreich. Jede Seite bezichtigt die jeweils andere Seite des Wortbruchs. Ultimaten werden gestellt.
"alle nationalistischen und militärischen Aktivitäten sofort zu beenden und die Verantwortlichen des Attentats konsequent zu verfolgen."
Diese werden wiederum von der Gegenseite nicht ernst genommen - sie verfallen. Visiten werden gestartet.
Auf Forderungen wird teilweise eingegangen - trotzdem werden an der Grenze zu Rußland Truppen mobilisiert. Von "Drohender Kriegsgefahr" ist die Rede.

Übrigens:
    die Anfangszitate (original Zitate!) sind nicht von Putin (obwohl sie es schon sein könnten - zumindest vom Sinn her), sondern ...
    Ersteres ist von Kaiser Franz Joseph I. (Kaiser von Österreich), Titel: "An Meine Völker!" - erschienen am 29. Juli 1914 in der 'Wiener Zeitung' - Nr. 175
    Das zweite und dritte ist jeweils von Kaiser Wilhelm II. (Deutscher Kaiser und König von Preußen):
      Das erste vom 4. August 1914;
      das zweite erschien unter dem Titel: "An das deutsche Volk!" am 7. August 1914 in der 'Neue Preußische Zeitung'.
Alle drei sind Aufruf, respektive Erklärungen zu Beginn des Ersten Weltkriegs!

Einem Krieg, der auf einem unversöhnlichen und weitgehend persönlichen Machtstreben damaliger Herrscher beruhte. Ein Machtstreben, das durch Mißtrauen auf beiden Seiten und durch machtpolitische Rivalitäten hervorgerufen und ausgelöst wurde. Bemühungen um eine Konfliktlösung versagten auf Grund des unversöhnlichen Machtstrebens einer oder mehrerer europäischer Großmächte.
    Deutschland sah sich isoliert!
Als es schon fast zu spät war, um eine bewaffnete Konfrontation noch zu verhindern, besann man sich der Diplomatie - auf Österreich, das zuvor noch einen "Deutschen Blankoscheck" erhalten hatte, wurde mäßigend eingewirkt ... vergebens. Aber auch die Diplomatie wurde nur halbherzig ausgereizt - hintergründig forcierten alle europäischen Großmächte ihre Rüstungsanstrengungen.
Feindbilder mußten gefestigt werden - dies konnte eine wirksame Bildpropaganda unterstützen. Erstmals wurden moderne Medien gezielt eingesetzt, um Menschen - Freund und Feind gleichermaßen - zu beeinflußen. Zahlreiche halbamtliche und private Organisationen, betrieben ebenfalls Propaganda. Konflikte zwischen politischen und militärischen Stellen und rigide Zensurbestimmungen erschwerten zudem einheitliche Richtlinien für die Propagandaarbeit. Zusätzlich benutzte man die Instrumentalisierung von Schriftstellern und Gelehrten, die Broschüren und Artikel verfaßten - eine weit verbreitete Methode der Propaganda. Die Leser konnten nicht ahnen, daß diese Texte im Auftrag der Regierung bzw. ihrer Propagandastellen entstanden waren. Die Propagandaplakate sollten vor allem der eigenen Bevölkerung vermitteln, daß man auf der richtigen Seite stehe - nationale Symbole fanden sich auf nahezu allen Plakaten.

Die Kriegshandlungen begannen am 2. August 1914 ohne offizielle Kriegserklärung mit der Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen und endeten mit den am 11. November 1918 begonnenen Waffenstillstandsverhandlungen von Compiègne.

Egomanisches, verlorenes und verlogenenes Machtgehabe, machtpolitische Rivalitäten und größenwahnsinnige Utopien hatten einen Krieg heraufbeschworen, der in gigantischen Materialschlachten und zermürbenden Stellungskämpfen der europäischen Großmächte mündete. Ein Krieg, der letztlich mit der militärischen Niederlage Deutschlands endete, und dessen Zahl an Toten und Verletzten immens war:
    Weltweit starben rund neun Millionen Soldaten und sechs Millionen Zivilisten.
Der Ausbruch dieses Krieges jährt sich in Kürze zum 100. Mal. Vorgeblich hat die Welt daraus gelernt, aber anscheinend doch nicht genug.
Seltsam, wie sich die Zeiten und Vorzeichen doch ähneln!!!
1914 - 2014 ... als wären 100 Jahre nix.

... und da sage noch einer, Geschichte wierholt sich nicht!?!

p.s.:
    Ich wünsche trotzdem allen frohe und schöne Ostern - bei ungetrübtem, sonnenreichen Wetter!
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
Der Neandertaler
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