Elfer hat geschrieben:Britta hat geschrieben:girl friday hat geschrieben:Egal wie gut man Politiker bezahlt, man wird die Bestechlichkeit weder verhindern noch verringern können, wenn man ihre Diäten erhöht.
Man wird es nicht nur damit erreichen, stimmt.
Man macht sie aber nicht unbestechlich, wenn man sie schlecht entlohnt. Nein, man macht sie noch anfälliger.
Wunschpolitiker - also Unbestechliche - gibt es nur ganz selten. Meist fühlen sie sich dazu berufen, die Lebensumstände aller Menschen ändern zu wollen. Denen wäre es egal ob sie viel oder wenig verdienen, es ginge ihnen um die Sache.
Beispiele gibt es immer wieder in der Geschichte und ich verbinde damit Namen wie Mahatma Ghandi oder Martin Luther King.
Elfer hat geschrieben:Ich bekomme auch das Gefühl, dass man mir hier unterstellen will, ich wollte alles über die Kohle regeln.
Nein, würde ich dir nie unterstellen.
Elfer hat geschrieben:Wenn ich die Menschen zu schlecht bezahle, kann ich entsprechend wenig „Gegenleistung“ erwarten. Wenn ich den Menschen Macht und Möglichkeit gebe und sie schlecht bezahle, darf ich mich nicht wundern, wenn sie so manchen Angeboten erliegen.
Wenn jemand Macht und Möglichkeiten hat, wird er sie immer ausnutzen. Es braucht so oder so eine gewisse Kontrolle.
Was Wulff betrifft, so war er ja Ministerpräsident von Niedersachsen und da gibt es das System VW. Ich hatte vor ein paar Jahren in der Buchhandlung das Buch "Schwarzbuch VW" bestellt. Ich habe darauf warten müssen, weil in dem Buch behauptet wurde, dass Sigmar Garbiel von VW 300.000 DM erhalten hätte. Er hatte dann gegen die Veröffentlichung des Buches geklagt und verloren. In dem Buch sind noch andere Spitzenpolitiker genannt und alle haben mitverdient.
Wulff wollte damals bei VW "ausmisten", statt dessen hat er wohl lieber mit gemistet.
Elfer hat geschrieben:Es hat in Deutschland (wir haben ja gerade wieder die USA als Beispiel gehabt) eine Phase gegeben, in der sehr aggressiv Korruption bekämpft wurde. Leider ist man bei dieser Aggressivität oft übers Ziel hinaus geschossen. Wir machen es immer ganz oder gar nicht, ungeachtet der Konsequenzen.
Diejenigen die davon betroffen sind, wären in der Pflicht die entsprechenden Gesetze dafür zu beschliessen. Das ist wohl der Grund, warum da nichts passiert.
Lt. EU sollten ja auch Gesetze beschlossen werden, die die Nebeneinkünfte der Abgeordneten regeln. Das ist aber schon länger in der Mache wie die Gesetze zur Vorratsdatenspeicherung und wird wohl noch viel länger dauern.
Elfer hat geschrieben:Leider hat man aber auch bestimmte Bereiche nicht mit der notwendigen Sorgfalt beobachtet. Das waren nicht allein unsere Politiker.
Klar, mit Schuld ist auch das Wahlvolk, dass diesen immer wieder seine Stimmen gibt. Aber auch hier ist ein deutliches Minus bei den alteingesessenen Parteien zu bemerken.
Elfer hat geschrieben:Die Korruptionsbekämpfung ist aber leider wieder in den Hintergrund getreten. Das ist in Zeiten, wo Leistungen abgebaut werden ein kritischer Moment.
Wer korrupt ist, wird wohl kaum die Korruption bekämpfen. Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn keiner was dagegen tut.
Elfer hat geschrieben:Man wird Korruption verringern können (nichts kann man ganz verhindern oder reichen im Leben), wenn man die Menschen angemessen bezahlt und sie an ihre Verantwortung erinnert, wenn man ihnen wieder nahe bringt, welchen Anspruch sie an sich und ihre Aufgabe haben sollten.
Da wären wir wieder bei den Tugenden, die in unserer Welt durch Geld ersetzt wurden.
Elfer hat geschrieben:Auch Politik muss wieder an ihre Verantwortung erinnert werden. Aber willkommen in der Realität:
Politiker müssen Kontakt zur Wirtschaft halten und da ist es nicht ausgeschlossen, dass sie ihrem Gesprächspartnern angemessen untergebracht sind und verköstigt werden. Ebenso wenig ist es ausgeschlossen, dass diese Kosten von der Wirtschaft getragen werden.
Selbst eine „Geschäftsreise“ kann darunter fallen.
Da ist ja auch nichts dagegen zu sagen.
Elfer hat geschrieben:Die Frage ist doch, ob dadurch Entscheidungen unrechtmäßig beeinflusst werden.
Das ist in vielen Bereichen offensichtlich der Fall.
Elfer hat geschrieben:Es kann nicht sein, dass ein Politiker Leistungen für eine konkrete Handlung erhält, die er ohne diese Leistung nicht getätigt hätte.
So einfach und deutlich wird das ja auch nicht gemacht.
Elfer hat geschrieben:Wulff hat einen Kredit von einem reichen Bekannten bekommen. Hat er dafür Gegenleistungen erbracht? Oder war es ein Gefallen? Ich wäre froh, ich hätte so einen Bekannten. Ich würde das Angebot auch annehmen. Warum sollte Wulff das nicht dürfen?
Naja, so als Bundespräsident verdient er ca. 200.000 Euro im Jahr.
Der Normalbürger findet selten einen Freund, der ihm mal eine halbe Million borgt.
Elfer hat geschrieben:Ein Bekannter hat die Medienkampagne für sein Buch finanziert. Wulff soll davon nichts gewusst haben. Ist es ihm dann vorzuwerfen?
Wenn er wirklich nichts davon gewußt hat. Wäre aber merkwürdig, wenn man sich im Freundeskreis über das Buch unterhält. Und das haben die bestimmt getan.
Elfer hat geschrieben:Er hat verschiedene Reisen finanziert bekommen und dazu noch Gäste eingeladen. Ja, das ist ihm vorzuwerfen. Anders hätte es sich sicherlich verhalten, hätte er gemeinsam mit seinen Sponsoren diese Urlaube verbracht. Urlaub ist immer eine gute Gelegenheit sich besser kennen zu lernen, was für beide Seiten, für Wirtschaft und Politik, positive Effekte haben kann.
So lange dies alles öffentlich geschieht, sehe ich da wenig Probleme. Die fangen an, wenn man es heimlich tut oder gar verheimlicht, obwohl man eine Informationspflicht hat.
Das ist Wulff vorzuwerfen.
Eben, immer diese Heimlichkeiten und Lügen, bis sich nichts mehr leugnen läßt. Das Verhalten nachdem es bekannt wurde, ist für mich dasselbe wie bei Herrn zu Guttenberg.
Elfer hat geschrieben:Es ist Wulff auch vorzuwerfen, dass er in „großen“ Reden von anderen abverlangt, was er selber nicht zu leisten bereit ist oder es zumindest diesen Anschein hat.
Ich mache mir da nichts vor: Wulff gehört für mich schon lange zu der Generation Politiker, von der ich nicht viel halte. Schon als er Ministerpräsident von Niedersachsen war, war ich kein Fan von ihm, und als Bundespräsidenten wollte ich ihn auch nicht haben.