Privatgefängnisse

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Privatgefängnisse

Beitragvon enegh » Freitag 16. Juli 2010, 11:29

Ich möchte gerne wissen, was ihr davon haltet. Privatgefängnisse kennt man vor allem aus den USA, dort sprießen diese Einrichtungen wie Pilze aus dem Boden und ihre Macht geht viel weiter, als bis zu den Gefängnismauern. Die Unternehmen geben im Jahr über 600 Millionen Dollar für Lobbyarbeit im Kongress und den Bundesstaaten aus, denn sie verdienen mehr Geld, je länger die Person in ihrer Einrichtung ist.

Aus dem selben Grund werden auch Richter bestochen, um Jugendliche für Bagatelldelikte für Monate oder sogar Jahre in solche Einsrichtungen zu stecken. Dazu gibt es eine sehr interessante Doku. Sie nennt sich Prison Valley, interessant sind dabei vor allem die letzten Minuten (ab 1:10). Wer die ganze Doku sehen möchte, kann entweder direkt bei ARTE suchen oder zu den Youtube-Videos greifen.



Sollte man den Strafvollzug in private Hand geben und damit riskieren, dass diese wie es Unternehmen eben tun, bemüht sind ihren Gewinn zu maximieren? In Deutschland gibt es bereits auch teilprivatisierte Gefängnisse, allerdings liegt die Sicherheit weiter in der Hand des Staates.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Freitag 16. Juli 2010, 21:29

Die wesentlichen Bereiche des Strafvollzugs sind die Leitung und Sicherheit/Aufsicht. Sie müssen in staatlicher Hand bleiben, damit sie mit Konsequenzen kontrollierbar sind.

warum sollte man nicht Teile einer Anstalt in private Hand legen? Die Betriebe können rein privat geführt werden. Sie Therapie- und Sozialsangebote können privat realisiert werden. Es gibt viele privatisierbare Bereiche.

Ein rein privater Strafvollzug ist noch anfälliger, als der heutige eh schon ist.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Britta » Samstag 17. Juli 2010, 02:40

Elfer hat geschrieben:Die wesentlichen Bereiche des Strafvollzugs sind die Leitung und Sicherheit/Aufsicht. Sie müssen in staatlicher Hand bleiben, damit sie mit Konsequenzen kontrollierbar sind.

warum sollte man nicht Teile einer Anstalt in private Hand legen? Die Betriebe können rein privat geführt werden. Sie Therapie- und Sozialsangebote können privat realisiert werden. Es gibt viele privatisierbare Bereiche.

Ein rein privater Strafvollzug ist noch anfälliger, als der heutige eh schon ist.


Wenn erst mal in Teilen privatisiert wird, ist es meist nicht mehr weit bis alles in privater Hand ist. In den USA sind die damit schon lange an der Börse. Da müssen Gefängnisse Gewinn abwerfen und gut arbeitende Häftlinge (besonders gerne langfristige), werden sogar von Gefängnis zu Gefängnis verkauft.

Soweit ich weiß, bestand auch ein Interesse daran, längere Haftstrafen deswegen zu verhängen.

Das Essen dort ist sehr schlecht und die Ausbildung und Bezahlung des Personales auch - wegen der Gewinnmaximierung. (Ist wie bei der Deutschen Bahn). :mrgreen:
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Samstag 17. Juli 2010, 10:38

Wie so oft, kann man die USA nicht mit Deutschland vergleichen. Wie so oft, kann man nicht gute Schritte damit schlecht machen, dass man ihnen einen schlechten Ausgang hereinredet und eine Entwicklung vorhersagt, für die es keine Anzeichen gibt.

Das Gewaltmonopol bleibt beim Staat und damit auch der Strafvollzug. Warum soll man nicht Teile des Vollzugs, die nicht unmittelbar mit der Freiheitsentzeihung des daraus resultierenden Zwanges zu tun haben, in die Hände von Fachkräften legen? Warum sollen die Betriebe in den Gefägnissen nicht von Selbständigen Handwerksmeistern geführt werden?
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Britta » Samstag 17. Juli 2010, 11:05

Elfer hat geschrieben:Wie so oft, kann man die USA nicht mit Deutschland vergleichen. Wie so oft, kann man nicht gute Schritte damit schlecht machen, dass man ihnen einen schlechten Ausgang hereinredet und eine Entwicklung vorhersagt, für die es keine Anzeichen gibt.

Im Moment kann man das noch nicht vergleichen aber die Entwicklung geht in diese Richtung. Je langsamer, desto unbemerkter.

Ich sehe da schon Anzeichen für.
Gedränge in den Zellen, kaputte Alarmknöpfe, Ausbruchskandale – der Strafvollzug steckt angesichts leerer Kassen in der Krise. Einige Landesregierungen setzen daher auf die Teilprivatisierung der Haftanstalten, erste Projekte laufen 2005 an.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,336343,00.html

Leere Kassen sind immer ein gutes Argument.

Elfer hat geschrieben:Das Gewaltmonopol bleibt beim Staat und damit auch der Strafvollzug. Warum soll man nicht Teile des Vollzugs, die nicht unmittelbar mit der Freiheitsentziehung des daraus resultierenden Zwanges zu tun haben, in die Hände von Fachkräften legen? Warum sollen die Betriebe in den Gefägnissen nicht von Selbständigen Handwerksmeistern geführt werden?

Dagegen wäre so nichts einzuwenden, wenn es dabei bleibt. Wird es aber nicht - befürchte ich.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon enegh » Samstag 17. Juli 2010, 11:20

Man könnte sich sogar fragen, ob es nicht sogar möglich wäre den Strafvollzug zu privatisieren. Allerdings ginge das nur mit strenger staatlicher Aufsicht (quasi eine beratende Position), damit da nicht an der Sicherheit gespart wird. Natürlich müsste dann auch das widerwärtige Lobbying für höhere Strafen und die Bestechung vermieden werden.

Sicher nicht leicht.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon kiki » Samstag 17. Juli 2010, 12:24

ich lehne dies absolut ab -

es erzeugt in mir ein bild, dass mir unbehaglich ist

hat soetwas wie "abschiebung" aus der gesellschaft - und eine wenig kontrollierten willkür haftinsassen auszuliefern

ähnlich wie strafkolonien -

eine gesellschaft hat sich verantwortlich zu fühlen - dazu gehört die betreuung, die begleitung und die reintegration - ob das private gefängnisse bieten bezweifel ich

es gehört mehr dazu als die schüssel suppe oder brot oder eine "sinnvolle" beschäftigung . ..
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Samstag 17. Juli 2010, 15:02

Also, ich kann auch aus dem Artikel nur das rauslesen, was ich gesagt habe. Es gibt Bereiche in Vollzugsanstalten, die meiner Meinung anch sogar besser von Privaten übernommen werden können.
Eine Schranke für bestimmte Bereiche und einem Anteil von 60 zu 40 könnte ich gut akzeptieren.

Man kann Dinge auch nicht ständig blockieren, weil man zu meinen glaubt, es könnte sich in eine falsche Richtng entwicklen. Da muss man die Dinge in Angriff nehmen und kontrollieren, dass die eigenen Befürchtungen sich nicht realisieren.

Der Vergleich mit den USA hinkt immer, da wir eine ganz andere gesellschaftliche und vor allem rechtstaatliche Mentalität und Historie haben.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Britta » Samstag 17. Juli 2010, 22:31

Elfer hat geschrieben:
Man kann Dinge auch nicht ständig blockieren, weil man zu meinen glaubt, es könnte sich in eine falsche Richtng entwicklen. Da muss man die Dinge in Angriff nehmen und kontrollieren, dass die eigenen Befürchtungen sich nicht realisieren.

Wenn es ja immer so wäre, dass man die gemachten Fehler der Vergangenheit erkennt und korrigiert wenn es nötig ist, dann hätte ich da auch nichts dagegen. Nur, wo wurde das mal gemacht bisher?

Elfer hat geschrieben:Der Vergleich mit den USA hinkt immer, da wir eine ganz andere gesellschaftliche und vor allem rechtstaatliche Mentalität und Historie haben.

Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Das Sagen hat mehr und mehr die Wirtschaft, genau gesagt Großkonzerne und die sind international. Das geht von den USA aus und das Ziel scheint zu sein, dass zu globalisieren. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland eine andere Politik machen und das es sich anders entwickeln wird.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Samstag 17. Juli 2010, 23:41

Britta hat geschrieben:Wenn es ja immer so wäre, dass man die gemachten Fehler der Vergangenheit erkennt und korrigiert wenn es nötig ist, dann hätte ich da auch nichts dagegen. Nur, wo wurde das mal gemacht bisher?


So etwas findet tagtäglich statt. Vor allem aber in der Art, dass nicht die Fehler der Vergangenheit korrigiert werden müssen. Vielmehr in der Art, dass diese Fehler vermieden werden sollen.

Dies klappt nicht immer, aber regelmäßig. Nur wird dies nicht wahrgenommen oder man will es nicht wahrnehmen. Trotzdem kommt es immer wieder auch zu Fehlern, was auch nie und in keiner Gesellschaft vermeidbar ist.

Britta hat geschrieben:Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Das Sagen hat mehr und mehr die Wirtschaft, genau gesagt Großkonzerne und die sind international. Das geht von den USA aus und das Ziel scheint zu sein, dass zu globalisieren. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland eine andere Politik machen und das es sich anders entwickeln wird.


Das ist aber jetzt auch nicht mehr als Spekulation. Wir haben bisher (zum Glück) nicht alles aus Übersee übernommen. Das soll auch so bleiben. Vor allem aber im Rechtssystem und der Wahrnung der Menschenrechte haben wir eine andere "Sozialisation". Man kann nicht einfach hergehen und eine derartige Entwicklung behaupten.

Eine Dikussion muss vor allem vor dem Hintergrund der realen Verhältnisse geführt werden, nicht auf der Grundlage von Spekulationen.
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