Krieg in Mali

Moderator: enegh

Re: Krieg in Mali

Beitragvon Uli » Freitag 25. Januar 2013, 10:39

Hi Neandertaler,

Der Neandertaler hat geschrieben:Hallo Uli.
Uli hat geschrieben:Ein berechtigter Punkt ist aber m.E. schon, dass auch in diesem Krieg die Grenzen zwischen den "guten" und den "bösen Jungs" nicht ganz so klar sind wie bisweilen dargestellt wird. Man sieht es nun auch wieder an den Kriegsverbrechen der malischen Armee.

Gruss, Uli
Entsteht dieses 'Gute-Böse'-Denken nicht lediglich in unseren Köpfen?


Sicher entsteht es in unseren Köpfen oder Herzen. Wir versuchen irgendwie, diese Welt zu verstehen, uns in ihr zurechtzufinden, uns Meinungen zu machen, einige Standpunkte zu unterstützen und andere nicht. Dazu dienen diese "Schubladen", die ja bisweilen auch weiterhelfen, aber nicht zu starr werden sollten.


Der Neandertaler hat geschrieben:Ist dieses ... so zu denken nicht ein Relikt des Kalten Krieges:
hier der gute Westen - dort der böse Osten

Es fängt doch schon damit an, daß die Tuareg nicht einheitlich auftreten, daß auch die 'Rebellen' ... die 'Regierungs-Gegner' nicht alle Malis sind.
Die Tuareg - als Ethnie - sind über mehrere Länder verteilt.
Mali, Algerien, Niger, Libyen und Burkina Faso
Libysche Tuareg haben auf Seiten Gaddafis gekämpft, haben aber im Grunde genommen nichts mit der ursprünglichen Freiheitsbewegung und -bemühungen der malischen Tuareg zu tun.
Letztendlich wurden sie aber aus Libyen vertrieben.
selbstverständlich haben sie ihre eroberten Waffen mitgenommen
Aber Gute und Böse? ... nein, die kann es nicht geben. Lediglich Böse und weniger Böse!


Was Mali angeht, neige ich eher zu der "offfiziellen", von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Seite. Nach allem, was man hört, gibt es in der Bevölkerung auch kaum Unterstützung für die islamistischen Rebellen; die letztens berichteten Kriegsverbrechen gegen die Rebellen sind ja nicht nur von den malischen Truppen sondern auch von Teilen der Bevölkerung begangen worden. Was nun natürlich nicht heisst, dass sie deshalb tolerierbar wären.

Ich bilde mir aber nicht ein, das alles zuverlässig bewerten und einschätzen zu können ... ganz im Gegenteil!

Gruss,
Uli
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Freitag 25. Januar 2013, 13:25

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Es ist dabei unvermeidlich über die USA zu reden,

Wie jetzt - was haben denn die bösen Amis damit wieder zu tun?
Die haben doch gesagt, sie wollen sich heraushalten?
Ist das jetzt gut oder ist das jetzt schlecht?

Glaubst du denn, dass sie sich tatsächlich heraushalten?

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Das ist wohl die Welt derjenigen, die Geschäfte machen wollen wo, wann und wie sie wollen, ohne dabei von den Machthabern oder den Gesetzen des jeweiligen Landes daran gehindert zu werden.

Wäre es möglich, dass hier in Stereotypen gedacht wird - ungeachtet dessen, ob hier nun Zusammenhänge vorliegen oder nicht?

nein.

Samweis hat geschrieben:Diese Art der Vereinfachung durch Verallgemeinerung findet man oft bei Verschwörungstheorien, z.B. auch den hier im Forum gerne dikutierten "Einstein-Verschwörung", sie werden aber der Komplexität der Dinge nicht gerecht.

Welche Einstein-Verschwörung? :?
Oder verwechselst du das mit dem MAHAG?

Samweis hat geschrieben:
Haben die Franzosen den Krieg begonnen - oder war er schon vor ihnen dort?
Haben die Franzosen einen wirtschaftlichen Vorteil von dem Krieg oder seinen möglichen Auswirkungen?

Der Krieg war vorher schon dort - mehr oder weniger - aber nicht alle Parteien waren daran beteiligt und vor dem Libyenkrieg gab es nicht so viele und moderne Waffen.

Hier liegt die Schuld bei denjenigen, die den Libyenkrieg und den Sturz Gaddafis um jeden Preis wollten.

Und ja, die Franzosen haben wirtschaftliche Vorteile wenn sie in diesem Krieg eine Seite unterstützen und dieser an die Macht verhelfen.

Samweis hat geschrieben:Dazu sollte man sich vielleicht einmal etwas genauer anschauen, wie sich das wirtschaftliche Verhältnis zwischen Frankreich und seinen Kolonien entwickelt hat.
Nach jahrelanger Kritik im eigenen Lande, dass Frankreich durch die intensiven Wirtschaftsbeziehungen die alten Kolonien nur noch länger im Klammergriff der Abhängigkeit hält, hat sich Frankreich wirtschaftlich weitgehend aus diesen Regionen zurückgezogen.

Ja, hat man vor Kurzem erst an der Elfenbeinküste gesehen. ;)

Samweis hat geschrieben:Der Handel ist für Frankreich bedeutungslos. Auch umgekehrt ist für die ehemals französischen Kolonien der Region Frankreich kein so wichtiger Wirtschaftspartner mehr - da ist China viel bedeutender.

Genau das ist der Punkt.

Die Chinesen freuen sich bestimmt nicht darüber, dass ihre Investitionen in Libyen zerstört wurden und das man sie immer weiter vom Handel mit Afrika abdrängt.

Du irrst wenn du glaubst, der Handel mit den ehemaligen Kolonien wäre für Frankreich bedeutungslos.

Samweis hat geschrieben:
Ja, natürlich haben viele Kriege dieser Welt einen wirtschaftlichen Hintergrund. Aber deshalb einfach alles über einen Kamm zu scheren "Böse westliche Geschäftemacher gegen die Armen der Welt", greift IMHO etwas zu kurz. Man könnte ja auch mal schauen, aus welchen Ländern in der jüngeren Vergangenheit Gelder in die Sahel-Zone geflossen sind...

Qatar hat sich da z.B. hervor getan. Auch aus Saudi Arabien fließt gerne Geld in solche Krisengebiete. Wäre ja auch zu dumm, wenn dies direkt von US-Konten käme. :lol:
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Samweis » Freitag 25. Januar 2013, 14:25

Hallo uli,
Uli hat geschrieben:Sie können eigentlich tun und lassen, was sie wollen: beissende Kritik gibt es auf jeden Fall.

Hm, den Eindruck hatte ich auch... ;)

Uli hat geschrieben:dass auch in diesem Krieg die Grenzen zwischen den "guten" und den "bösen Jungs" nicht ganz so klar sind wie bisweilen dargestellt wird.

Eben. Es ist eben nicht alles so einfach, so schwarz und weiß, wie manche es vielleucht gerne hätten.
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Samweis » Freitag 25. Januar 2013, 15:38

Britta hat geschrieben:Glaubst du denn, dass sie sich tatsächlich heraushalten?

Um eines gleich vorwegzuschicken:
Ich finde die Wechselwirkiungen zwischen Religion(en) und Philosophie und Gesellschaften zwar interessant, aber ich bin nicht daran interessiert, die Glaubensfragen selbst zu diskutieren.
Auch finde ich Okkultismus schrecklich langweilig.
Wie wär's statt dessen mit Fakten und Argumenten?

Britta hat geschrieben:Welche Einstein-Verschwörung? :?
Oder verwechselst du das mit dem MAHAG?

Keineswegs. Mir fällt nur auf, dass in dem auf Physik bezogenen Teil dieses Forums die im MAHAG vertretenen Vorstellungen belächelt werden, da sie auf abstrusen Annahmen und unzulässigen Verallgemeinerungen basieren und alle Hinweise darauf, dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, als "Beweise" fur das verborgene Wirken geheimnisvoller Verschwörungen einordnen - um so der Notwendigkeit zu entgehen, die eigenen Modelle mal auf den Prüfstand zu stellen. Vor diesem Hintergrund wirkt es dann besonders witzig, wenn gleichzeitig ganz ungeniert dieselbe "wissenschaftliche" Herangehenweise auf Fakten aus anderen Bereichen angewendet wird.

Britta hat geschrieben:Der Krieg war vorher schon dort - mehr oder weniger - aber nicht alle Parteien waren daran beteiligt

Aha - Du machst jetzt einen qualitativen und quantitativen Unterschied zwischen Krieg und Krieg?
Es war "weniger" Krieg oder besserer Krieg, als es nur die Dschihadisten waren, die andere Menschen umgebracht haben?
Und jetzt ist "mehr" Krieg oder schlechter, weil nun auch die Franzosen daran beteiligt sind?

Britta hat geschrieben:und vor dem Libyenkrieg gab es nicht so viele und moderne Waffen.
Hier liegt die Schuld bei denjenigen, die den Libyenkrieg und den Sturz Gaddafis um jeden Preis wollten.

Oha, da kommen wir gleich zur Schuldfrage. Die ist aber für die meisten Menschen eine sehr kniffelige - es sei denn sie sind genügend religiös "vorgebildet" und im Besitz der moralischen Überlegenheit.
Der Libyenkrieg, ja, der ganze "arabische Frühling" ist also auch auf eine verborgene amerikanisch-französische Verschwörung zurückzuführen?
Und vorher gab es in Libyen gar keinen Krieg?

Britta hat geschrieben:Und ja, die Franzosen haben wirtschaftliche Vorteile wenn sie in diesem Krieg eine Seite unterstützen und dieser an die Macht verhelfen.[...]Du irrst wenn du glaubst, der Handel mit den ehemaligen Kolonien wäre für Frankreich bedeutungslos.

Da Du ja sicher nicht mit den MAHAG-Leute in einen Topf geworfen werden möchtest, hast Du sicher Zahlen und Proportionen für Deine Behauptung, oder?
Ich habe hier eine Tabelle mit den größten Handelspartnern Frankreichs. Sie reicht hinab bis 0,4% des Handelsvolumens - und merkwürdig... Mali ist nicht dabei.

Britta hat geschrieben:Ja, hat man vor Kurzem erst an der Elfenbeinküste gesehen. ;)

Was? Wirtschaftsverbindungen?? Jetzt wird's aber abstrus...

Britta hat geschrieben:Die Chinesen freuen sich bestimmt nicht darüber, dass ihre Investitionen in Libyen zerstört wurden und das man sie immer weiter vom Handel mit Afrika abdrängt.

Dein Mitleid mit den Chinesen ist rührend. Ich denke aber, Du kannst ganz beruhigt sein: So leicht lassen sich die armen Chinesen nicht abdrängen.

Britta hat geschrieben:Qatar hat sich da z.B. hervor getan. Auch aus Saudi Arabien fließt gerne Geld in solche Krisengebiete. Wäre ja auch zu dumm, wenn dies direkt von US-Konten käme. :lol:

Ach so, jetzt verstehe ich... die USA finanzieren heimlich die Dschihadisten, al Qaida ist eine Kostenstelle der CIA, 9/11 ein von den USA werbewirksam inszeniertes Spektakel, um die westliche Welt hinter sich zu bringen und den Rest der Welt zu unterdrücken. Doch MAHAG?
Wie gesagt: Ich finde Okkultismus schrecklich langweilig.
Zuletzt geändert von Samweis am Freitag 25. Januar 2013, 22:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon galileo2609 » Freitag 25. Januar 2013, 20:06

Hallo Samweis,

Samweis hat geschrieben:Keineswegs. Mir fällt nur auf, dass in dem auf Physik bezogenen Teil dieses Forums die im MAHAG vertretenen Vorstellungen belächelt werden, da sie auf abstrusen Annahmen und unzulässigen Verallgemeinerungen basieren und alle Hinweise darauf, dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, als "Beweise" fur das verborgene Wirken geheimnisvoller Verschwörungen einordnen - um so der Notwendigkeit zu entgehen, die eigenen Modelle mal auf den Prüfstand zu stellen. Vor diesem Hintergrund wirkt es dann besonders witzig, wenn gleichzeitig ganz ungeniert dieselbe "wissenschaftliche" Herangehenweise auf Fakten aus anderen Bereichen angewendet wird.

das hat bestimmte "biographische" Gründe, die du nicht kennen kannst und musst. Aber viele hier arbeiten daran.

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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Samweis » Freitag 25. Januar 2013, 21:10

Hallo galileo2609,
galileo2609 hat geschrieben:die du nicht kennen kannst und musst.
Sorry - ich wollte hier nicht mit der Tür ins Haus fallen...
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon galileo2609 » Freitag 25. Januar 2013, 22:29

Hallo Samweis,
Samweis hat geschrieben:Sorry

kein Problem. War nur als Informationsmehrwert gedacht. Es ist der Sache zuträglich, wenn sich auch frische Kräfte an diesen Diskussionen beteiligen. ;)

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Re: Krieg in Mali

Beitragvon galileo2609 » Samstag 26. Januar 2013, 00:42

Samweis hat geschrieben:Ach so, jetzt verstehe ich... die USA finanzieren heimlich die Dschihadisten, al Qaida ist eine Kostenstelle der CIA, 9/11 ein von den USA werbewirksam inszeniertes Spektakel, um die westliche Welt hinter sich zu bringen und den Rest der Welt zu unterdrücken.

So in etwa funktioniert dieses Phantasiegemälde, das sich auf zahlreichen irrationalen Webpräsenzen nachlesen lässt. Unter anderem auch auf einer mit der Top-Level-Domain ".ca" :mrgreen:

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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Samstag 26. Januar 2013, 18:47

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Glaubst du denn, dass sie sich tatsächlich heraushalten?

Um eines gleich vorwegzuschicken:
Ich finde die Wechselwirkiungen zwischen Religion(en) und Philosophie und Gesellschaften zwar interessant, aber ich bin nicht daran interessiert, die Glaubensfragen selbst zu diskutieren.
Auch finde ich Okkultismus schrecklich langweilig.
Wie wär's statt dessen mit Fakten und Argumenten?

Nun, die USA halten sich nicht raus. War auch nicht anzunehmen.

http://de.reuters.com/article/worldNews ... 0D20130126

Zudem hat die US-Army schon vor einigen Tagen begonnen französische Soldaten nach Mali zu fliegen.

Samweis hat geschrieben:Wie jetzt - was haben denn die bösen Amis damit wieder zu tun?
Die haben doch gesagt, sie wollen sich heraushalten?
Ist das jetzt gut oder ist das jetzt schlecht?

Sie haben also damit zu tun, auch wenn sie gesagt haben sollten, dass sie sich heraushalten wollen.

Ob das gut oder schlecht ist hängt wohl davon ab, wie man das sieht.

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Welche Einstein-Verschwörung? :?
Oder verwechselst du das mit dem MAHAG?

Keineswegs. Mir fällt nur auf, dass in dem auf Physik bezogenen Teil dieses Forums die im MAHAG vertretenen Vorstellungen belächelt werden, da sie auf abstrusen Annahmen und unzulässigen Verallgemeinerungen basieren und alle Hinweise darauf, dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, als "Beweise" fur das verborgene Wirken geheimnisvoller Verschwörungen einordnen - um so der Notwendigkeit zu entgehen, die eigenen Modelle mal auf den Prüfstand zu stellen. Vor diesem Hintergrund wirkt es dann besonders witzig, wenn gleichzeitig ganz ungeniert dieselbe "wissenschaftliche" Herangehenweise auf Fakten aus anderen Bereichen angewendet wird.

Du kennst dich aber im MAHAG gut aus...

Samweis hat geschrieben:Aha - Du machst jetzt einen qualitativen und quantitativen Unterschied zwischen Krieg und Krieg?

Ob man bei Krieg die Qualität messen sollte, entzieht sich meiner Kenntnis. Einen quantitativen Unterschied gibt es allerdings und der lässt sich an der Zahl der Opfer messen.

Samweis hat geschrieben:Es war "weniger" Krieg oder besserer Krieg, als es nur die Dschihadisten waren, die andere Menschen umgebracht haben?

Meine Aussage "mehr oder weniger" bezog sich nicht darauf, dass es weniger oder besseren Krieg gibt, sondern darauf, dass es seit ca. 50 Jahren dort die verschiedensten lokalen Konflikte gegeben hat.

Dass du daraus machst, ich würde das als "weniger" oder "besserer Krieg" sehen, erweckt in mir den Verdacht, dass du mir das Worte gerne im Mund rumdrehen möchtest. Zudem machst du dabei den Fehler, dich nicht genügend zu informieren, denn in Mali kämpfen keineswegs nur "Dschihadisten" und es auch nicht nur Jihadisten, die dort andere Menschen töten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Malis
1989 bis 1994 kam es zu einem Bürgerkrieg mit den Tuareg im Norden des Landes. 80.000 Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen, 2.000 starben. Hintergrund waren - neben der Dürre - auch die Rückkehr vieler ausgewanderter Gastarbeiterfamilien aus der Erdölindustrie Algeriens und Libyens, die in diesen Jahren einen Niedergang erlebten. Als die versprochenen Wiedereingliederungshilfen ausblieben, kam es zu Protesten, die mit Verhaftungen und Folter beantwortet wurden. Die Tuareg griffen zu den Waffen, überfielen Polizeistationen und planten die Gründung einer Widerstandsorganisation. Das staatliche Militär schlug mit brutaler Gewalt auch gegen unbeteiligte Zivilisten zurück. Am 15. August 1990 forderte Amnesty International die malische Regierung auf, die Ermordung der Tuareg umgehend zu unterbinden. Im Mai 1991 wurden zahlreiche Geschäfte von Tuareg in Timbuktu verwüstet, in anderen Städten führende Tuareg ohne Prozess erschossen. Am 6. Januar 1991 schlossen die malische Regierung und die um mehr Autonomie kämpfenden Tuareg im algerischen Tamanrasset ein Friedensabkommen. Das Abkommen sah eine Demilitarisierung der Konfliktzonen und eine stärkere Dezentralisierung der Verwaltung vor. Zudem sollte die Regierung mehr staatliche Investitionen im Norden des Landes vornehmen. Mit dem Frieden wurde den Opfern dieser Politik erst die Rückkehr und nach und nach auch die Aufnahme in die Verwaltung und die Armee ermöglicht. Auf die zugesicherte Autonomie warten sie allerdings noch bis heute.


Den Krieg in Mali auf Jihadisten zu reduzieren ist unrealistisch. Die Tuareg sind keine Jihadisten. Sie kämpfen für ihre Unabhängigkeit und teilweise sogar gegen die Jihadisten, die für ihren Gottesstaat bestimmt keine Mehrheit bekommen.

Samweis hat geschrieben:Und jetzt ist "mehr" Krieg oder schlechter, weil nun auch die Franzosen daran beteiligt sind?

Der Krieg ist eskaliert. Der Grund sind die vielen Waffen aus Libyen. Ohne diese Waffen wäre der Präsident nicht gestürzt worden und die Städte im Norden nicht von den Jihadisten erobert worden.

In Mali ist man in den letzten 50 Jahren mit jedem Konflikt fertig geworden, ohne Einmischung von aussen.

Von den 3 Organisationen, die an der Geiselnahme in Algerien beteiligt waren, sind die ungefähren Mitgliederzahlen bekannt. Selbst wenn man noch eine Dunkelziffer dazu rechnet, kommt man nur auf etwas mehr wie 2000 Mann, die in den letzten Jahren Geiseln genommen, Menschen entführt und Lösegeld erpresst haben und Bomben legten. Denen stehen jetzt die malische Armee, die französische Armee und AFRICOM gegenüber, mit modernsten Waffen.

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:und vor dem Libyenkrieg gab es nicht so viele und moderne Waffen.
Hier liegt die Schuld bei denjenigen, die den Libyenkrieg und den Sturz Gaddafis um jeden Preis wollten.

Oha, da kommen wir gleich zur Schuldfrage.

Nein, kommen wir nicht, denn diese ist bereits beantwortet.

Samweis hat geschrieben:Die ist aber für die meisten Menschen eine sehr kniffelige - es sei denn sie sind genügend religiös "vorgebildet" und im Besitz der moralischen Überlegenheit.

Selbst Experten warnten vor der Gefahr, dass die Jihadisten die libyschen Waffen in die Hände bekommen würden. Es ist also keine religiöse Vorbildung nötig, um diese deiner Meinung nach kniffelige Frage zu beantworten.

Samweis hat geschrieben:Der Libyenkrieg, ja, der ganze "arabische Frühling" ist also auch auf eine verborgene amerikanisch-französische Verschwörung zurückzuführen?

Der Libyenkrieg war ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Das hat mit Verschwörung nichts zu tun.

Samweis hat geschrieben:Und vorher gab es in Libyen gar keinen Krieg?

Nein, vorher gab es in Libyen keinen Krieg. Was es gab waren rassistisch motivierte Stammeskämpfe, wenn die Leute aus der Gegend von Benghasi Stämme angriffen, deren Mitglieder dunkelhäutige, afrikanisch-stämmige Libyer waren. Da schickte Gaddafi dann die Armee, um die Kämpfe zu beenden. Aber Krieg war das nicht.

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Und ja, die Franzosen haben wirtschaftliche Vorteile wenn sie in diesem Krieg eine Seite unterstützen und dieser an die Macht verhelfen.[...]Du irrst wenn du glaubst, der Handel mit den ehemaligen Kolonien wäre für Frankreich bedeutungslos.

Da Du ja sicher nicht mit den MAHAG-Leute in einen Topf geworfen werden möchtest, hast Du sicher Zahlen und Proportionen für Deine Behauptung, oder?
Ich habe hier eine Tabelle mit den größten Handelspartnern Frankreichs. Sie reicht hinab bis 0,4% des Handelsvolumens - und merkwürdig... Mali ist nicht dabei.

Wieso hast du dann deine schlaue Tabelle nicht verlinkt? Möchtest du mit den MAHAG-Leuten in einen Topf geworfen werden?

Ist schon merkwürdig, wenn Frankreich 2 Uranminen in Mali hat und in deiner Tabelle nicht auftaucht.

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Ja, hat man vor Kurzem erst an der Elfenbeinküste gesehen. ;)

Was? Wirtschaftsverbindungen?? Jetzt wird's aber abstrus...

Wirtschaftsinteressen in ehemaligen Kolonien als Kriegsgrund sind abstrus?

http://mobil.stern.de/politik/ausland/e ... 32106.html
Fast 11 000 Soldaten hat Frankreich in Afrika stationiert - vom Ferienparadies Senegal über das Ölland Gabun bis zum strategisch wichtigen Dschibuti am Eingang des Roten Meeres. Die Hälfte der Truppen stehen jetzt in der Elfenbeinküste, dem mit Abstand wichtigsten Land der - an den Euro gekoppelten - westafrikanischen Währungszone. Hier waren die Franzosen auch nach der Unabhängigkeit 1960 stets willkommen gewesen. Zwei Drittel der Privatunternehmen sind in französischer Hand. Sie schufen ein Wirtschaftswunder, das Millionen Einwanderer aus den Nachbarländern anzog.


Ohne Frage, Frankreich verliert an Einfluss in Afrika.

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Die Chinesen freuen sich bestimmt nicht darüber, dass ihre Investitionen in Libyen zerstört wurden und das man sie immer weiter vom Handel mit Afrika abdrängt.

Dein Mitleid mit den Chinesen ist rührend. Ich denke aber, Du kannst ganz beruhigt sein: So leicht lassen sich die armen Chinesen nicht abdrängen.

Einer der Gründe warum AFRICOMAFRICOM gegründet wurde ist, um die Chinesen aus Afrika zu verdrängen.

Da nach Schätzungen bis 2015 ungefähr 25 % des US-amerikanischen Öls aus Afrika kommen wird, arbeiten Lobbyisten seit 2002 daran, die Regierung der Vereinigten Staaten zu bewegen, eine militärische Präsenz in Afrika, hier vor allem im Golf von Guinea, aufzustellen, um gegen Wirtschaftskontrahenten – allen voran China – einen Vorteil zu erlangen bzw. neue Erdölfördergebiete für die US-Ölindustrie zu sichern


Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Qatar hat sich da z.B. hervor getan. Auch aus Saudi Arabien fließt gerne Geld in solche Krisengebiete. Wäre ja auch zu dumm, wenn dies direkt von US-Konten käme. :lol:

Ach so, jetzt verstehe ich... die USA finanzieren heimlich die Dschihadisten, al Qaida ist eine Kostenstelle der CIA, 9/11 ein von den USA werbewirksam inszeniertes Spektakel, um die westliche Welt hinter sich zu bringen und den Rest der Welt zu unterdrücken. Doch MAHAG?
Wie gesagt: Ich finde Okkultismus schrecklich langweilig.

Dass Saudi Arabien und Qatar Verbündete der USA sind, ist bekannt. Ebenso bekannt ist, dass die saudische Königsfamilie AlQaida und andere Terrororganisationen finanziell unterstützt - das weiß sogar die US-Regierung. Und Hillary Clinton hat öffentlich zugegeben, dass die USA die AlQaida und die Salafisten finanziell und logistisch gegen Assad in Syrien unterstützen und das ebenfalls CIA-Gelder der AlQaida zufliessen ist ebenso kein Geheimnis.
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Uli » Samstag 26. Januar 2013, 22:27

Britta hat geschrieben:In Mali ist man in den letzten 50 Jahren mit jedem Konflikt fertig geworden, ohne Einmischung von aussen.


Ja und? Es gibt keine Garantie, dass das so bleibt. Ganz im Gegenteil, die Islamisten waren drauf und dran, das Land komplett in die Hand zu bekommen und zu unterdrücken. Dass sie auf dem Vormarsch waren, das kann wohl kaum jemand ernsthaft bezweifeln. Dass sie in den besetzten Gebieten eine mittelalterliche Schariah einführten, wird von der Bevölkerung bezeugt.

Britta hat geschrieben:Von den 3 Organisationen, die an der Geiselnahme in Algerien beteiligt waren, sind die ungefähren Mitgliederzahlen bekannt. Selbst wenn man noch eine Dunkelziffer dazu rechnet, kommt man nur auf etwas mehr wie 2000 Mann, die in den letzten Jahren Geiseln genommen, Menschen entführt und Lösegeld erpresst haben und Bomben legten. Denen stehen jetzt die malische Armee, die französische Armee und AFRICOM gegenüber, mit modernsten Waffen.


Das klingt nun sehr vorwurfsvoll: sollen die Alliierten mit Waffen aus dem 2. Weltkrieg in den Kampf ziehen?

Britta hat geschrieben:
Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:und vor dem Libyenkrieg gab es nicht so viele und moderne Waffen.
Hier liegt die Schuld bei denjenigen, die den Libyenkrieg und den Sturz Gaddafis um jeden Preis wollten.

Oha, da kommen wir gleich zur Schuldfrage.

Nein, kommen wir nicht, denn diese ist bereits beantwortet.


Das mag so sein wie du sagst oder auch nicht. Aber wenn da Waffen aus Libyen im Spiel sein sollten, wieso sollte das ein Grund sein, sich zurückzuhalten und den Islamisten das Land zu überlassen.

Gruss,
Uli

___
Denkst du denn, dass unzählige Berichte wie dieser
http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 79790.html
aller erlogen sind?
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