Spielcasino "Deutsche Einheit"

Moderator: enegh

Spielcasino "Deutsche Einheit"

Beitragvon Britta » Mittwoch 8. September 2010, 12:48

Man fragt sich ja immer mal wieder, wie das so abläuft in der Welt - hinter den Kulissen.

Großer Ereignisse sind auch immer wieder für große Geschäfte gut, so auch damals die Wiedervereinigung von Ost und West.
Spiel-Casino "Deutsche Einheit"

War die Wende eine Phase politischer Hochkultur?
Das zumindest versuchen uns die beteiligten Politiker
derzeit zu vermitteln. Feiern werden abgehalten,
man schwelgt in hoechsten Toenen, lobt - sich selbst.
Gedenktafeln werden enthuellt. In Bronze, fuer die Ewigkeit.
Schaut man jedoch hinter die Kulissen der Selbst-
beweihraeucherungs-Shows, so draengen sich andere
Eindruecke auf.
Da schimmert billigstes Schmierentheater durch.
Was geschah tatsaechlich vor nunmehr 20 Jahren?

Dass Kanzler Kohl das Parlament in der Enteignungsfrage
1945/49 dreist belog, ist zweifelsfrei belegt, blieb
indes bis dato folgenlos. Zehntausende verloren durch
diese Luege ihren Besitz.

Ein weiteres Beispiel:
Berlin-Schoenefeld 8. September 1990. Ein Lear-Jet
mit der Kennung D-CLAN am Leitwerk hebt ab und fliegt
gen Westen. Ist hier Nomen=Omen?
An Bord reist - inkognito - die Spitze der DDR-Fuehrung.
Staats-Chef De Maiziere und vier seiner Top-Leute.
In Begleitung des Chefs auch eine junge Dame mit
wachem Verstand. Der Jet des Deutschland-Clans landet
um 11:12 Uhr in Duesseldorf. Kurz vor dem Ende der DDR
ist rasch noch eine Aufgabe geradezu historischer
Dimension zu erledigen. Die Spiel-Casinos des Arbeiter
und Bauern-Staates muessen in Sicherheit gebracht werden.
Dazu besucht man WestLB-Chef Friedel Neuber.
Bei ihm sind die Staetten sozialistischer Geldabschoepfung
in den besten Haenden. Wer koennte die DDR-Casinos sicherer
in die kapitalistische Zukunft fuehren als der "Gangster
in Nadelstreifen" (Sueddeutsche Zeitung 23.01.2003)?
Er ist der perfekte Schutzpatron der einarmigen Banditen
in den Spielsaelen. Politisch optimal abgesichert ist
"Pate" Neuber durch Intimfreund und NRW-MP Johannes Rau.
Der genoss insbesondere die Dienste der WestLB in der Luft
- den Flugservice der Firma PJC (Privat Jet Charter) -
ueberaus intensiv.

Den PJC-Jet hat Neuber auch nach Ostberlin entsandt.
Zur Tarnung. Der Lear-Jet ist weit weniger auffaellig
als der Regierungs-Jet der DDR. Nach den Verhandlungen
fliegt De Maiziere mit einem weiteren Kollegen ganz
stiekum zurueck nach Ostberlin.
Um 17:40 Uhr landet D-CLAN wieder in Schoenefeld.
Die Rechnung fuer den DDR-Regierungs-Flug ueber 29.933,96 DM
zahlt die WestLB! So vermeidet Staats-Chef De Maiziere
dumme Fragen zu seinem peinlichen Casino-Trip.

Bereits Vorgaenger Modrow hatte sich ruehrend um die
lukrativen volkseigenen Sumpfblueten gekuemmert.
Er vergab die Konzessionen zum Betrieb der Casinos
an die VEB Interhotel. Laufzeit: 25 Jahre.

Der Betrieb der DDR-Casinos im Kapitalismus war fortan
allerdings nicht frei von Problemen. Ein Bericht des
NRW-Finanzministeriums (11/1605-6) beschaeftige sich
schon im Jahre 1995 mit der "Beteiligung der WestLB
an Spielbanken in den neuen Bundeslaendern".
Dabei stellte sich heraus, dass bis Ende 1994 ein
Bruttospielertrag von 216 Mio. DM erzielt worden war.
Nach Abzug von 168 Mio. DM Spielbankenabgabe stand
zwar ein Nettospielertrag von 48 Mio. DM.
Daraus verblieb nach Abzug der "entstandenen Kosten"
jedoch nur ein "Gesamtueberschuss von 1,7 Mio. DM".

Wo die restlichen Zocker-Millionen geblieben waren,
liess sich - leider - nicht mehr ganz genau klaeren.
500.000 DM seien beispielsweise an einen gewissen
Herrn Goerlich gezahlt worden. Auf dessen ausdruecklichen
Wunsch in bar. Man habe dabei "den Formerfordernissen
der WestSpiel beziehungsweise der WestLB durch
Ausfertigung ordnungsgemaesser Quittungen Rechnung
getragen".
Staatssekretaer Dr. Bentele musste leider "darueber
hinaus diesbezueglich auf die Beachtung des Steuer-
geheimnisses verweisen".

Keine Partei legte uebergrossen Eifer an den Tag,
nach dem Verbleib der Casino-Millionen zu fahnden.
Auch liess sich nicht mehr klaeren, "ob und gegebenen-
falls welche Summe der Modrow-Regierung fuer die
Vergabe der Spielbankenlizenz gezahlt worden sei":
"Der WestLB ist nicht bekannt, ob und ggfs. in
welcher Hoehe die VEB-Interhotel hierfuer Zahlungen
an die Regierung Modrow geleistet hat".
Die Frage, ob und ggfs. welche Summe die De Maiziere-
Regierung fuer ihre Muehen erhielt, lag zwar ebenso
auf der Hand, wurde indes nicht einmal gestellt.

Spaeter kam raus, dass die WestLB auch der CDU mehr als
400.000 DM gespendet hatte. In allerbester Tarnmanier,
gestueckelt in Einzelbetraege unter 20.000 DM,
der Veroeffentlichungsgrenze.
Damit war klar, dass kein deutscher Staatsanwalt sich
je in diesem politischen Gluecksspiel-Sumpf um Klarheit
und Wahrheit wuerde kuemmern duerfen.
Im Spiel-Casino "Deutsche Einheit" - real existierende
gesamtdeutsche "Regierungskriminalitaet" im wahrsten Sinne
des Deutschen Richterbundes.

Peine, den 08. September 2010
gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz


Nein, ein Phase politischer Hochkultur war die Wiedervereinigung nicht. Es war mehr ein Ausverkauf über die Köpfe der Menschen hinweg. Unternehmen, Banken und Immobilien für Freunde im Sonderangebot.

Kann man da aber wirklich von der gesamtdeuschen 'Regierungskriminalität' sprechen? Für mich ist das übertrieben.
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