Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

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Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Der Neandertaler » Samstag 5. März 2011, 17:11

Eine schwedische Studie verweist auf das möglicherweise ungenutze Potenzial für mehr Wirtschaftswachstum, wenn die Geschlechterdifferenzen auf dem Arbeitsmarkt nicht ausgeglichen werden.
Auch deshalb lautete eine Aussage der “Conference Board of Canada“:
“Ein höherer Anteil von Frauen in der Wirtschaft ist ökonomisch sinnvoll.“

In empirischen Psychologie- und Verhaltenswissenschafts-Studien hat sich herauskristalisiert, daß es, um etwa eine Gruppe von Grund auf zu verändern und die Governance derselben zu verbessern, also um einen neuen Status quo zu schaffen, daß es dazu eine kritische Masse von Frauen braucht - mindestens drei oder mehr Frauen. Danach ist keine Frau mehr verpflichtet, den "weiblichen Blickwinkel" zu vertreten. Frauen stellen in der Regel andere, emotionalere Fragen.
Daher werden im Allgemeinen Quoten von mindestens 30 bis 40 Prozent gefordert.
    ? Brauchen wir also eine Frauenquote ?
Es können harte Quoten formuliert werden, etwa:
    "... es können nur so viele Männer gewählt werden, wie Frauen gewählt werden."
oder eine weiche Quote, wobei bei einer 50%-Quotierung auf der Hälfte der zu besetzenden Plätze ausschließlich Frauen kandidieren dürfen.
Weiterhin ist es möglich, eine Quotenregelung so zu konstruieren, daß bei gleicher Qualifikation die Bewerberin dem Bewerber vorgezogen werden soll, bis ein Frauenanteil von X Prozent im entsprechenden Gremium erreicht ist. Nennt sich:
relative Quotenregelung
Für den öffentlichen Dienst ist eine derartige Quotenregelung im Gleichstellungsgesetz enthalten, sodaß Stellenausschreibungen seitdem mit dem Zusatz versehen werden:
"... bei gleicher Qualifikation werden Bewerberinnen bevorzugt."
    Allerdings urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) 1995 , daß "automatische" Bevorzugungen von Bewerberinnen nicht dem Gemeinschaftsrecht entsprechen.
    1997 präzisierte der EuGH in einem weiteren Urteil, daß
      "eine Bevorzugung von Frauen bei bestehender Unterrepräsentation und bei gleicher Qualifikation dann keine Benachteiligung des männlichen Bewerbers darstellt, wenn mit einer Öffnungsklausel geprüft wird, ob in der Person des Mitbewerbers gelegene Gründe vorliegen. Solche Gründe dürfen allerdings nicht in sich diskriminierend sein."
Quoten gibt es viele, in diversen Bereichen:
    Radioquote, Musikquote und Nachrichtenquote, usw.
Alle sind sie irgendwo diskriminierend … für Mann und Maus ... Frau und Kuh. Es ist zum Mäuse melken.
À propos melken und Mäuse:
    Angesichts der „Milchseen“ und „Butterberge“ führte die Europäische Gemeinschaft (EG) 1984 eine Quotenregelung ein … genannt Milchquote oder Milchkontingent
      Hat prima funktioniert:
        Heute wird zum Teil Nichtstun subventioniert – Stichwort: Brachland, Renaturierung.
        Zum Teil profitieren von derartigen Landwirtschafts-Subventionen auch die, die dies weniger benötigen:
          Kraftwerksbetreiber, Stromkonzerne, etc.
          Manch kleiner Bauer hat oft das Nachsehen!
Versicherungen berechnen für Frauen und Männer unterschiedliche Tarife. Sie berufen sich damit auf Statistiken, wonach Männer früher sterben - die Risiko-Lebensversicherungssumme muß eher ausgezahlt werden, daher zahlen Männer höhere Beiträge.
Frauen bauen weniger Unfälle - daher niedrigere Auto-Versicherungsprämien.
Wissenschaftler erklären etwa die unterschiedliche Lebenserwartung der Geschlechter allgemein mit dem geringeren Gesundheitsbewußtsein von Männern:
    Männer suchen bei Krankheitssymptomen seltener einen Arzt auf. Sie rauchen mehr und trinken mehr Alkohol.
    ? Einführung einer Frauenquote auch hier ?
    trifft sich gut? Prost - Mahlzeit!
    Laut EuGH – neuestes Urteil - darf das Geschlecht als "Risikofaktor" für Versicherungsbeiträge keinen Ausschlag darstellen ... dies wäre eine Diskriminierung und laufe der Verwirklichung des Ziels der Gleichbehandlung von Frauen und Männern zuwider.
Von den Jugendlichen, die in Deutschland 2001 die Schule ohne Abschluß verließen, waren 65% männlich.
Renate Niesel - Diplompsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Staatsinstitut für Frühpädagogik - sagte in einem Interview:
    Folge der Mädchenpädagogik, die in den 90er Jahren hoch im Kurs stand und dem Versuch, „Schonräume“ für Mädchen zu schaffen, womit man Benachteiligungen des weiblichen Geschlechts ausräumen wollte, kam es zu Nachteilen gegenüber Jungen.
    ? brauchen wir also eine Jungen- oder Männerquote?
In der Weimarer Nationalversammlung von 1919 saßen 8,7% Frauen. Zu Beginn des 1. Bundestages gehörten dem Hohen Haus 6,8% Frauen an. Dies dümpelte so vor sich hin und änderte sich erst, als 1983 die Grünen in den 10. Bundestag einzogen. Der gegenwärtige 17. Bundestages hat einen Frauenanteil von 32,8%.
    bei ihrer Parteigründung1979 - beschloßen die Grünen eine Frauenquote:
    "... mindestens die Hälfte aller Ämter sollen weiblich besetzt sein."
    Der Frauenanteil unter den GRÜNEN-Parteimitgliedern lag aber nur bei 37,2%.
    ? produzieren wir durch eine Frauenquote nicht unter Umständen Quotenfrauen ?
    - sie sitzt auf dem Posten, weil sie eine Frau ist
Vor Kurzem wollte Frau von der Leyen eine Frauenquote gesetzlich vorschreiben - Frau Schroeder wollte dies nur auf freiwilliger Basis - Bundeskanzlerin Merkel sprang Frau Schroeder bei und lehnte dieses Vorhaben ab.

      So, so, Herr Vorsitzender, sind also gegen eine Frauenquote ...
      Absolut, Frau Schmitz-Neugebauer!
      Gut, dann nennen Sie uns doch bitte einen triftigen Grund, für ihre Haltung.
      Merkel!
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon elfenpfad » Mittwoch 9. März 2011, 14:06

Der Neandertaler hat geschrieben

Eine schwedische Studie verweist auf das möglicherweise ungenutze Potenzial für mehr Wirtschaftswachstum, wenn die Geschlechterdifferenzen auf dem Arbeitsmarkt nicht ausgeglichen werden.
Auch deshalb lautete eine Aussage der “Conference Board of Canada“:
“Ein höherer Anteil von Frauen in der Wirtschaft ist ökonomisch sinnvoll.“

In empirischen Psychologie- und Verhaltenswissenschafts-Studien hat sich herauskristalisiert, daß es, um etwa eine Gruppe von Grund auf zu verändern und die Governance derselben zu verbessern, also um einen neuen Status quo zu schaffen, daß es dazu eine kritische Masse von Frauen braucht - mindestens drei oder mehr Frauen. Danach ist keine Frau mehr verpflichtet, den "weiblichen Blickwinkel" zu vertreten. Frauen stellen in der Regel andere, emotionalere Fragen.
Brauchen wir also eine Frauenquote ?

Das Frauen andere Fragen stellen, eine andere Kommunikation pflegen, und auch andere Prioritäten setzen, zeigt das Beispiel der Familienunternehmen, die von einer Frau geführt werden.
Der Anteil der weiblichen Chefposten liegt in Familienunternehmen übrigens laut diesem Bericht bei 25 Prozent.
Hier eine Meinung einer solchen weiblichen Chefin eines Familienunternehmens zur Frauenqoute:
Weil die Vaude-Chefin die Kosten für den gesellschaftlichen Wandel nicht alleine tragen will, ist sie eine Befürworterin der Frauenquote: "Nur mit diesem Instrument lässt sich eine echte Veränderung anstoßen. Dann müssten sich alle Firmen die Frage stellen, wie sie Frauen wirklich fördern können."


http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 11,00.html
DerNeandertaler hat geschrieben
Weiterhin ist es möglich, eine Quotenregelung so zu konstruieren, daß bei gleicher Qualifikation die Bewerberin dem Bewerber vorgezogen werden soll, bis ein Frauenanteil von X Prozent im entsprechenden Gremium erreicht ist. Nennt sich:
relative Quotenregelung

Ich würde diese Variante den Vorzug geben. Weil es nichts bringt, nur um der Quoten Willen eine Frau anzustellen, die den Anforderungen dann nicht gewachsen ist, weil sie für den Posten einfach nicht qualifiziert ist.
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Der Neandertaler » Samstag 12. März 2011, 20:02

Hallo elfenpfad.
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Quoten, weil sie letztlich in's Gegenteil führen (können). Aber im Falle der Frauenquoten glaube ich, brauchen wir eine solche ... gesetzlich geregelt. Freiwillig werden die Männer ihre angestammten Vorteile nie hergeben.
Firmen, die eine Frauenquote haben - ob nun freiwillig oder gesetzlich vorgeschrieben, diese Firmen wissen den Vorteil von Frauen zu schätzen - etwa im Aufsichtsrat.

Auch ich würde, wie Du, eine "relative Quotenregelung" vorziehen. Allerdings ist eine solche Maßnahme - eine Frauenquote generell, meiner Meinung nach, nur ein herumdoktern an Symptomen - das Problem lösen wir so nicht. Das Problem liegt tiefer!
Frauen und Männer sind nunmal nicht gleich.
    - wäre ja auch noch schöner, wenn ich jemanden heiraten müßte, der genauso wäre wie ich ... schreckliche Vorstellung. Die armen Kinder.
Frauen haben nicht unbedingt die gleichen Interessen. Frauen stellen andere, emotionalere Fragen. Frauen sind sozialer eingestellt. Und genau letzteren Punkt haben einige Firmen als Vorteil erkannt.

Zum Beispiel hat Norwegen schon 2003 eine Quote von 40% festgelegt - als erstes Land in Europa; per Gesetz wurde 2006 diese Quote zur Pflicht, Daraufhin wuchs der Anteil weiblicher Mitglieder in Aufsichtsräten von 25% - 2003 - auf 36% - 2006 - und auf 42% - 2007. Schönster Nebeneffekt:
    Angeblich hatte dies sogar "Vorbildcharakter" für kleinere Firmen. Firmen, die von dieser Quote nicht gesetzlich betroffen sind.
Deutschland scheint eines der letzten Länder innerhalb Europas zu sein, daß noch keine Frauenquote besitzt:
    Spanien - 2007 -, Island - 2010. In Italien, Schweden, Belgien und den Niederlanden werden Regelungen vorbereitet.
    Auch auf EU-Ebene wird darüber diskutiert.

Ich glaube allerdings, daß langfristig nur ein Umdenken innerhalb unserer Gesellschaft zur Akzeptanz von Frauen in Führungspositionen führen kann und wird. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, daß mit der bloßen femininen Anwesenheit ein gepflegter Umgang unter Männern einsetzt - nicht nur verbal, aber da besonders.
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Xedion » Samstag 19. März 2011, 19:04

Gleich vorweg, ich halte von Frauenquoten herzlich wenig. Aber mal von Anfang an.
Als "offizieller" Grund für eine Frauenquote fallen mir nur 2 Dinge ein.
1) Gleichberechtigung
2) Änderung der Gesellschaft in eine bestimmte Richtung.

Beide Punkte sind in meinen Augen mehr als fragwürdig und lassen eher darauf schließen, dass da viel Unwissen und Einzelinteressen im Spiel sind. Frauenquoten sind hier nicht der richtige Weg. Aber schauen wir uns die Punkte mal genauer an.

Gleichberechtigung ist ein Konstrukt. Was ist Gleichberechtigung überhaupt? Um Gleichberechtigung messbar zu machen (Operationalisieren), sucht man sich gewisse Indikatoren, die man direkt messen kann. Diese sollen Aufschluss darüber geben, wie es um die Gleichberechtigung bestellt ist. Ein solcher Indikator könnte beispielsweise die Lebenserwartung sein. Es ist bekannt, dass sozialer Status und Armutsrisiko einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Aber halt, in Punkto Lebenserwartung führen Frauen mit großem Abstand und das liegt (siehe "Klosterstudie") zu einem Großteil gerade nicht an der unterschiedlichen Biologie.

Warren Farrell beschrieb das so:
"Wenn Männer sieben Jahre länger leben würden als Frauen, hätten uns Feministen längst klargemacht, dass die Lebenserwartung der beste Indikator ist, an dem sich ablesen läßt, wer die Macht hat. Und damit hätten sie recht."

Und was ist mit dem Renteneintrittsalter, welches bei Frauen auch heute noch regelmäßig niedriger liegt? Oder bis vor kurzem der Wehrpflicht? Oder wie wäre es mit den Berufsrisiken? 24 der 25 "Todesberufe" der WHO, sind fest in Männerhand, teilweise mit Frauenanteilen unter 1%. Gleichberechtigung? Man könnte an dieser Stelle sicher noch viele weitere Indikatoren finden, aber belassen wir es mal dabei. Nun stellt sich mir aber die Frage, wieso ausgerechnet der Anteil von Frauen in Führungspositionen, irgendwas über die Gleichberechtigung in einem Land aussagen sollte.

Einerseits spielt es für 99% aller Frauen (und Männer) überhaupt keine Rolle, weil keiner von ihnen überhaupt in so eine Position kommen wird. Andererseits werden verschiedene Bedürfnisse und Interessen hier völlig ausgeblendet. Im Top Management trägt man viel Verantwortung, man hat einen langen, ungeregelten Arbeitstag, wenig Freizeit usw. Völlig absurd wird es dann, wenn man im Sinne der Gleichberechtigung Quoten verlangt, die relativ zur Basis, doch sehr überzogen sind (z.B. 50% Frauenquote in einer Partei, deren Basis gerademal 20% Frauen hat). Geht man davon aus, dass Frauen andere Bedürfnisse und Ziele bezüglich Berufswahl haben, was sich in Umfragen auch deutlich zeigt, so wird nur noch klarer, dass eine Frauenquote mit Gleichberechtigung nichts zu tun hat.

Davon profitieren nur ein paar wenige, das zeigt auch ein Beispiel aus dem gelobten Land, Norwegen. Es teilen sich eine kleine Gruppe von hochqualifizierten Frauen sehr viele hochdotierte Posten.
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C8 ... ntent.html

Kommen wir also zum zweiten Punkt. Die Änderung der Gesellschaft in eine bestimmte Richtung. Auch hier stellen sich wieder grundlegende Fragen. Was genau erwarten wir eigentlich? Wo wollen wir hin?

"Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden" schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Grundsatzprogramm. Ein bisschen Sexismus darf dabei natürlich nicht fehlen (solang er sich nur gegen Männer wendet ist er ja auch ok..). Weg von einer männlichen Gesellschaft bedeutet irgendwie auch hin zu einer weiblichen. Aber woran macht man das fest, was ist überhaupt eine "männliche Gesellschaft", was eine "weibliche"? Und vor allem, was ich eine "menschliche"?

Das hier ist auch ein Punkt, wo Lobbyismus und Ideologie eine große Rolle spielen. Man könnte nun zynisch anmerken, dass ein Frauenverband sich natürlich immer neue Benachteiligungen einfallen lassen muss, um nicht überflüssig zu sein (Stichwort Moral Hazard). Und welcher Politiker traut sich schon etwas dagegen zu sagen, das wäre politischer Selbstmord. Also stimmt man eben dem Ziel zu, eine "weiblichere" Gesellschaft zu schaffen. Hier treten jedoch 2 grundlegende Probleme auf.

Wenn man eine Frauenquote einführt, wieso dann nicht auch eine Vegetarierquote. Oder eine Umweltschützerquote? Oder eine Menschenrechtlerquote? Oder eine Glatzenträgerquote (die ja im Beruf schlechtere Chancen haben). Dass Frauen grundsätzlich, nur aufgrund ihres Geschlechts, sozialere Entscheidungen treffen, da straft uns die Geschichte lügen. Ehrenamtlich betätigen sich z.B. mehr Männer als Frauen, genauso wie politisch. Und man kann wohl nur darüber spekulieren, wieviele Frauen sich freiwillig für einen Einsatz im AKW Fukushima gemeldet haben. Nicht zu vergessen die Frauen in Führungspositionen, die "schlechte" Entscheidungen getroffen haben. Sie sind auch nicht weniger grausam (siehe z.B. Milgram Experiment). Ob Frauen letztendlich nun pauschal sozialer eingestellt sind, ob sie Firmen einen Vorteil bringen usw., das sind alles Behauptungen, für die ich noch nie einen Beleg gesehen habe.

Ist eine "weibliche" Welt also automatisch eine bessere, oder sollte man nicht eher anders klassifizieren - also nicht nach Geschlecht, sondern danach, wie engagiert eine Person bezüglich Umwelt usw. is? Wäre das dann nicht irgendwie "menschlicher", als nur nach Geschlecht zu gehen? Zum Thema Studien finde ich diesen Artikel hier ganz interessant, auch wenn natürlich aus einer anti-feministischen Quelle. An den Argumenten ändert das aber nichts:
http://manndat.de/feministische-mythen/ ... quote.html

Die genannten Studien haben alle die Schwäche, dass Statistiken eben keine Kausalität aufzeigen können, sondern nur eine Korrelation. Das wird gerne übersehen. Vielmehr sollte es doch einfach so sein, dass garnicht danach unterschieden wird. Wer gute Leistung bringt, kommt rein, egal ob Mann oder Frau.

Ist der Weg, den wir einschlagen, also der richtige? Woran machen wir das fest? Und wollen Menschen überhaupt diese Veränderung? Kann es nicht sein, dass die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein auch angeboren sind und wir uns deshalb unterschiedlich verhalten. Dass gerade deshalb weniger Frauen in Führungspositionen streben? Um diesen Punkt mal etwas zu untermauern. Es lässt sich nachweisen, dass Männer, deren sozialer Status höher ist,offensichtlich attraktiver wirken und mehr Sexualpartner zur Verfügung haben. Weiterhin suchen sich Frauen nur selten Männer als langfristige Partner, die sozial unter ihnen stehen. Für einen Mann bedeutet das eine große Motivation, möglichst weit nach oben zu kommen.

Selbst wenn man die Richtung hin zu einer "weiblichen" Gesellschaft (statt einer egalitären, wo es nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf die Fähigkeiten) bejaht, stellt sich die Frage, ob Frauenquoten der richtige Weg sind. Ich habe keinerlei Probleme damit, wenn kompetente Frauen in Führungspositionen gelangen. Aber müssten dann nicht, um die Gesellschaft "weiblicher" zu machen, auch Quoten für die oben angerissenen "Todesberufe" eingeführt werden? Wieso sollte eine "weibliche" Gesellschaft sich nur darauf beschränken, zu führen? Letztendlich handelt es sich bei Frauenquoten um Herumdoktorn an Symptomen.

Statt die Vereinbarkeit von Beruf und Famile zu stärken (was ja auch nicht in jedem Beruf möglich ist..), wird eine Quote eingeführt, ganz ohne Basis. Das beruhigt die Verantwortlichen. Dass dabei anderweitig diskriminiert wird und eine solche Quote auch für Frauen nicht unbedingt von Vorteil ist, wird klar, wenn man die Details betrachtet. Männer und Frauen sind Individuen. Was habe ich als Mann davon, wenn 90% aller Führungspositionen durch Männer besetzt werden? Genau, nichts. Was können die Männer, die durch bevorzugte Einstellung von Frauen diskriminiert werden dafür? Und wie genau sollte eine Frau, die es nur über die Quote geschafft hat, ernst genommen werden? Wenn Unternehmen händeringend nach Frauen für Führungspositionen suchen, dann werden sie die erstbesten nehmen.

Statt Anreize zu schaffen, dass Unternehmen einfach die besten Bewerber nehmen, egal ob Männlein oder Weiblein, wird noch dazu eine ökonomisch ineffiziente Lösung gefunden. Die Verantwortlichen sind ja auch nicht blöd und das gilt unabhängig davon, ob es Männer oder Frauen sind. Wenn Gewinn ganz oben steht, dann wird auch danach gehandelt. In diesem Zusammenhang kann ich mir ein Schmunzeln bei folgender Nachricht nicht verkneifen:
http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 17,00.html

Ein Umdenken wäre tatsächlich notwendig, aber eine Quote? Bitte nicht. Da holt man sich mehr Probleme mit ins Boot, als man lösen kann. Vom Gerechtigkeitsaspekt mal ganz zu schweigen. Eine relative Quote wäre zwar immer noch besser als eine "40% bis 2012", aber dennoch mit Problemen verbunden. Eins davon ist, wie oben bereits beschrieben, die Rechtfertigung.

Mal noch ein humoristischer Link zum Thema.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... orschlaege

@elfenpfad

Elfenpfad hat geschrieben:Hier eine Meinung einer solchen weiblichen Chefin


Gibts denn auch eine männliche Chefin? ;)

Ich bin bei solchen Untersuchungen auch immer skeptisch. Statistiken sind recht...flexibel. Dies gilt insbesondere dann, wenn gewisse Interessen hinter einem bestimmten Ergebnis stehen.Bei Familienunternehmen ist es z.B. oft so, dass es einfach durch "Erben" weitergereicht wird. Da gilt es zu unterscheiden zwischen Chef/Eigentümer und dem strategischen/operativen Management.
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon elfenpfad » Dienstag 22. März 2011, 14:22

Xedion hat geschrieben:Gleich vorweg, ich halte von Frauenquoten herzlich wenig. Aber mal von Anfang an.

@elfenpfad

Elfenpfad hat geschrieben:Hier eine Meinung einer solchen weiblichen Chefin


Gibts denn auch eine männliche Chefin? ;)

Ich bin bei solchen Untersuchungen auch immer skeptisch. Statistiken sind recht...flexibel. Dies gilt insbesondere dann, wenn gewisse Interessen hinter einem bestimmten Ergebnis stehen.Bei Familienunternehmen ist es z.B. oft so, dass es einfach durch "Erben" weitergereicht wird. Da gilt es zu unterscheiden zwischen Chef/Eigentümer und dem strategischen/operativen Management.

Erwischt - "doppelt gemoppelt" nennt man das wohl :mrgreen: es sei denn, es handelt sich um eine männliche Chefin im Sinne von vermännlichter Weiblichkeit ;)

Wie ich ja schon sagte auch :
Ich würde diese Variante den Vorzug geben. Weil es nichts bringt, nur um der Quoten Willen eine Frau anzustellen, die den Anforderungen dann nicht gewachsen ist, weil sie für den Posten einfach nicht qualifiziert ist.

Gemeint war diese von DerNeandetaler auch aufgeführte Ouotenlösung:
relative Quotenregelung
"... bei gleicher Qualifikation werden Bewerberinnen bevorzugt."


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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Xedion » Dienstag 22. März 2011, 15:05

@elfenpfad

Elfenpfad hat geschrieben:Gemeint war diese von DerNeandetaler auch aufgeführte Ouotenlösung...


Das wäre immerhin die "leichteste" Form einer Quote. Sie dürfte aber auf keinen Fall mit einer "bis 2012 brauchen wir 30%"-Aussage verbunden sein, sonst würde sie das Prinzip untergraben.

Und auch solche relativen Quoten haben Kritikpunkte, denn sie lassen z.B. auch die Lebenswirklichkeit völlig außer acht.
Mein damaliger Jura Professor hat sinngemäß folgendes Beispiel gebracht:
Es melden sich auf eine Stelle ein alleinerziehender Vater in Finanznot und eine Millionärsfrau (die nur eine Nebenbeschäftigung sucht) mit gleicher Qualifikation. Nach der (relativen) Quotenregelung wird sie den Job bekommen, obwohl es totaler Quatsch ist. Auch der EUGH hat das bemängelt. Automatische Bevorzugung entspricht nicht dem Gemeinschaftsrecht.

Weiterhin wird ja überhaupt nicht betrachtet, wieviele Bewerberinnen es für einen Posten gibt. Wenn sich auf eine Stelle 20 Männer und 1 Frau bewerben, würde diese nach einer relativen Quote bevorzugt werden, bei gleicher Qualifikation. Man würde also Quoten verwenden und im Einzelfall diskriminieren, obwohl es in der Realität evtl. garkeine Ungleichbehandlung gibt. Stells dir mal anders herum vor. Ein Mann will Entbindungspfleger werden, also das Pendant zur Hebamme. Nun bewerben sich 100 Frauen und er auf diesen Job. Er und 29 andere haben die gleiche, gute Qualifikation, die anderen sind schlechter. Er bekommt den Job, obwohl man hier wohl kaum von Diskriminierung im Beruf sprechen kann. Aus welchem Grund genau? Warum sollte er den Job bekommen und nicht eine der 29 anderen, die auch geeignet wären? Die fallen sofort raus, nur weil sie eine Frau sind? Man sollte nur dafür sorgen, dass er nicht deshalb abgelehnt wird, weil er ein Mann ist. Er sollte die gleichen Chancen haben. Und genauso ist es eben auch umgekehrt.

Man muss verstehen, dass Männlein und Weiblein evtl. (denn viele neuere Untersuchungen lassen darauf schließen) doch unterschiedliche, angeborene Eigenschaften haben. Unter dieser Voraussetzung sollte jeder die Chance haben, seinen Traum zu verwirklichen. Da wir alle Individuen sind, kann eine Frau trotzdem auf dem Bau arbeiten wollen und ein Mann trotzdem als Entbindungspfleger. Aber Diskriminierung zu wittern, nur weil es nicht 50/50 verteilt ist? Das ist in meinen Augen Ideologie.

Folgenden Links finde ich interessant, da werden Punkte genannt, die indirekt was mit der Quote zu tun haben.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/verha ... -1.1038572
http://www.faz.net/s/RubC43EEA6BF57E4A0 ... ntent.html
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Xedion » Montag 28. März 2011, 14:24

Mal noch ein interessanter Artikel, der mit dem Thema auch etwas zu tun hat:

http://www.faz.net/s/RubC3FFBF288EDC421 ... ntent.html

Man sollte sich zwar nicht ständig über irgendwas beschweren, aber teilweise liegen doch merkwürdige Auswüchse vor :)
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon elfenpfad » Montag 28. März 2011, 16:05

Xedion hat geschrieben:@elfenpfad

Elfenpfad hat geschrieben:Gemeint war diese von DerNeandetaler auch aufgeführte Ouotenlösung...


Das wäre immerhin die "leichteste" Form einer Quote. Sie dürfte aber auf keinen Fall mit einer "bis 2012 brauchen wir 30%"-Aussage verbunden sein, sonst würde sie das Prinzip untergraben.

Und auch solche relativen Quoten haben Kritikpunkte, denn sie lassen z.B. auch die Lebenswirklichkeit völlig außer acht.
Mein damaliger Jura Professor hat sinngemäß folgendes Beispiel gebracht:
Es melden sich auf eine Stelle ein alleinerziehender Vater in Finanznot und eine Millionärsfrau (die nur eine Nebenbeschäftigung sucht) mit gleicher Qualifikation. Nach der (relativen) Quotenregelung wird sie den Job bekommen, obwohl es totaler Quatsch ist. Auch der EUGH hat das bemängelt. Automatische Bevorzugung entspricht nicht dem Gemeinschaftsrecht.

l

Hallo Xedion

Ja, Deiner Einschränkung,bezüglich der Untergrabung des Prinzipes bei genannter Aussage, stimme ich Dir zu.

Dein Beispiel mit dem alleinerziehenden Vater/Millionärsfrau zeigt eindrücklich auf, dass auf jeden Fall auch noch andere Faktoren, wie z.B. soziale , unbedingt auch bei der Wahl mit einbezogen werden müssen/sollten.


Was ich auch noch zu bedenken gebe ist Folgendes:
Stellt die Frauenqoute nicht einen ziemlichen Einschnitt in die Wahlfreiheit eines Arbeitgebers dar?

Gerade in kleineren Betrieben ist es von grosser Wichtigkeit, dass das Arbeitsklima harmonisch ist. Und es gibt nun mal Menschen, die mit einem der beiden Geschlechter bei der Zusammenarbeit besser klarkommen. Sie jetzt zur Efüllung der Quote zu zwingen, würde dann ja evtl. die Effektivität und den Erfolg im Betrieb reduzieren.


was Deinen letzten link betrifft: http://www.faz.net/s/RubC3FFBF288EDC421 ... ntent.html
den muss ich mir erst noch in aller Ruhe durchlesen, scheint aber auch interessante Aspekte zu enthalten, wie ich so beim Überfliegen sah

Ein anderes Mal also dazu mehr

Grüssli : )
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Xedion » Montag 28. März 2011, 17:12

@Elfenpfad

Elfenpfad hat geschrieben:Was ich auch noch zu bedenken gebe ist Folgendes:
Stellt die Frauenqoute nicht einen ziemlichen Einschnitt in die Wahlfreiheit eines Arbeitgebers dar?


Ja, das ist in der Tat so. Es kommt natürlich auch darauf an, wie groß der Betrieb ist. Einem 2 "Mann" Betrieb eine solche Quote aufzudrängen ist natürlich noch wesentlich absurder als bei einem Großunternehmen. Eingeschränkt wird die Wahlfreiheit aber immer, das ist ja auch einer der Kritikpunkte.
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Re: Quoten = Schonräume? ... Risikofaktor? ... Wofür???

Beitragvon Xedion » Samstag 21. Mai 2011, 12:35

Vielleicht noch ein interessanter Artikel, der indirekt damit zu tun hat:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 32,00.html
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