Artgerechte Tierhaltung

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Artgerechte Tierhaltung

Beitragvon Oneiro » Montag 27. Juni 2011, 18:17

Sind Tierparks generell tierverachtend, oder sind sie notwendig, um die Arten vor dem Aussterben zu retten.
Sollte man Tiere überhaupt in Gefangenschaft halten.
Leider sind die meisten kleinen dreckigen Tierparks eine Zumutung für die Tiere, besonders bei depressiven Tigern sieht man es wenn sie in kleinen Käfigen nur noch rastlos hin und her laufen,
bei Menschenaffen ist es auch sehr auffällig, sie sind richtig apathisch : (
Aber ich meine, es gibt auch wenige positive Ausnahmen mit riesigen Freiluft Gehegen in denen sie nach der Aufzucht langsam an die Wildnis gewöhnt und wieder frei gelassen werden, Safari Parks sind auch ein sehr gutes Beispiel. Ich glaube, Zoos/Tierparks sind ein umstrittenes Thema, ich weiss selbst nicht genau, wie ich dazu stehe...

Was spricht alles für Tierpark/Zoo und was dagegen?
Zuletzt geändert von Oneiro am Donnerstag 20. Oktober 2011, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon elfenpfad » Mittwoch 29. Juni 2011, 13:36

Hallo Oneiro

So wie Du auch, habe ich gemischte Gefühle bei diesem Thema. Denn owohl es inzwischen zum Glück strengere Vorlagen für artgerechte Unterbringung gibt, kann im Grunde genommen keine noch so grosszügige Freilauflandschaft eine artgerechte Heimat für Grossraubtiere, Elefanten und Eisbären, Gorillas ect, bilden. Diese Tiergattung sollte man meiner Meinung nach nicht in Zoos beherbergen.

Wir haben hier in der Schweiz in Bern den berühmten "Bärengraben", der nun endlich ! inzwischen auf eine Fläche von 6000 2m mit Einbezug des Flusses Aare erweitert wurde. Vorher mussten die Bären ein armseliges Leben auf beengten Raume zur Touristenattkaktion fristen, auf Betonboden. Jetzt haben sie immerhin genügend Auslauf und Rückzugsmöglichkeiten, wenn sie von Menschenmengen bestaunt und beobachtet werden.

Für uns Menschen - vor allem auch für Kinder - sind Zoos in grossräumigen Geländen ein schönes Freizeitvergnügen, die auch lehrreich sind. Obwohl wir dort ja nur die angepasste Version der Tiere erleben. Beliebt bei den kids sind jeweils so kleine "Streichelzoos" Da frag ich mich, ob wir die Tiere nicht nur für ein egoistisches Bedürfnis ausnutzen. Denn im Grunde genommen kann es keine sinnliche Erfahrung und ein echter Austasch sein, denn ich fürchte, die Tiere sind durch die täglichen Massenstreichelungen abgestumpft, und lassen es mehr nur über sich ergehen. :?
Hier in diesem link werden ein paar Punkte angesprochen, rings um dieses Thema, und vertieft. Ich finde ihn sehr lesenswert !



Die menschengerechte Wildnis

Wir lieben den Zoo. Für Eisbär und Tiger ist das Leben dort kein reines Vergnügen. Gibt es einen Kompromiss zwischen unserer Schaulust und dem Wohl der Tiere?


Mitte der achtziger Jahre formulierte Gunther Nogge als Zoodirektor in Köln seine Erfolgsphilosophie: »Wenn die Tiere den Leuten leidtun, haben wir etwas falsch gemacht.« Gemessen an den Besucherzahlen, scheinen die Zoos inzwischen alles richtig zu machen. 94 Prozent aller Menschen besuchen mindestens einmal im Leben einen Zoo. Da kann keine Sportveranstaltung mithalten, kein Theater, kein Museum. Tiere und Tierpfleger sind die Stars täglicher TV-Doku-Soaps. Zeitungen dokumentieren penibel jeden Zahnschmerz eines Berliner Eisbärenjungen. Die Medien versuchen vom Kuschelfaktor von Knut und Co. zu profitieren und fördern so auch die Lust des Publikums auf den nächsten Zoobesuch mit dem echten Duft von Elefantenmist und dem Griff ins Bergziegenfell.

Doch lassen wir uns keinen Bären aufbinden. Eisbär Knut droht das Schicksal eines handgepäppelten Neurotikers. Neben anderen Publikumslieblingen wie Elefanten und Affen zählen Eisbären zu den problematischsten Arten für eine Zoohaltung. Knuts wilde Verwandte durchstreifen in den Eiswüsten des Nordens riesige Reviere – millionenfach größer als jedes Gehege. Mit dem Frühlingslicht packt sie ein intensiver Wander- und Jagdtrieb, den sie im Zoo nie ausleben dürfen. Viele Zoos haben daher die Haltung von Eisbären aufgegeben (siehe das Streitgespräch auf Seite 38).

Noch ist vieles nicht im Lot in modernen Zoos, auch wenn sie sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt haben. Heutige Tiergärten sind mehr als die Summe ihrer Gehege – künstliche Landschaften, die uns eine Natur erleben lassen, wie wir sie gern hätten: ein friedliches Miteinander unterschiedlichster Erdenbewohner im ungebrochenen Idyll. Kein sichtbarer Überlebenskampf, keine Furcht vor dem Gefressenwerden. Ein Schutzraum von Menschenhand, in dem es allen gut zu gehen scheint, Pflanzen, Tieren und vor allem den Menschen selbst, die im selbst erschaffenen Garten Eden als kleine Götter wandeln.

Zoos präsentierten sich heute »als Treuhänder der Konkursmasse Schöpfung«, schreibt der Publizist Richard David Precht. Erfolg und Geschäft beruhen wesentlich auf der Pflege einer Illusion. Grundmotiv und Rechtfertigung dafür, die Wildnis in die Städte zu holen, lieferte Heini Hediger, 1992 verstorbener Schweizer Zoodirektor, mit einer Art Hippokratischem Eid: Zoos sollen ein Erholungs- und Freizeitraum für Menschen sein. Sie fördern die Bildung in Natur- und Tierkunde. Sie betreiben Natur- und Artenschutz und leisten als wissenschaftlich geleitete Einrichtungen einen Beitrag zur Forschung, vor allem zur Verhaltenskunde.

Diese »Zoo-Verfassung« ist bis heute verbindlich und begleitet den Wandel vom Knast für exotische Kreaturen zur wissenschaftlich gelenkten Arche Noah für bedrohte Arten. Der Besuch mehrerer Tiergärten (siehe die Berichte auf den nächsten zwei Seiten) zeigt: Das Projekt kommt voran. Vorbei die Zeiten, als Tiere in enge Käfige gepfercht wurden zur schnöden Volksbelustigung. Mit erheblichem Aufwand entstanden und entstehen prächtige, dem natürlichen Lebensraum der Tiere nachempfundene Anlagen. Alte enge, zum Teil architektonisch höchst originelle Käfige, Bärenzwinger und indische Tempelchen wurden erhalten und umfunktioniert, dokumentieren anschaulich die Wende zum Guten. Der Image-Wechsel der Zoos vom Knast zur Arche ist geglückt.

Ganz freiwillig war der Wandel nicht. So zwang das Washingtoner Artenschutzabkommen schon 1973 zum Umdenken: Wer weiter Exoten zeigen wollte, konnte sie nicht mehr beim Händler kaufen, sondern musste selbst züchten. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm, an dem fast alle deutschen Zoos teilnehmen, regelt, welcher Zoo sich zum Beispiel auf Elefanten-, Nashorn- oder Tigerzucht spezialisieren darf.

Natur- und Umweltschützer beschleunigten den Paradigmenwechsel in den siebziger und achtziger Jahren, indem sie dem Laien vorführten, dass es den Wildtieren in menschlicher Obhut nicht gut ging. Verhaltensforscher wie Jane Goodall prangerten das Elend großer Menschenaffen in Gefangenschaft an. Zoodirektor Bernhard Grzimek zeigte seinen Fernsehzuschauern, wie weit das Leben hinter Gitterstäben von jenem in Freiheit entfernt ist. Zoobesucher lernten, dass stundenlanges stereotypes Hin- und Herwiegen des Körpers von schweren psychischen Störungen der Tiere zeugt. Jetzt begannen die Tiere den Menschen leidzutun. Die Besucherzahlen gingen zurück.

Nur unter dem Druck drohender Pleiten modernisierten sich die kriselnden Tierbewahranstalten. Wie aber steht es heute um Hedigers hehre Ziele?

Das Ergebnis ist weit weniger glanzvoll, als Besuchern vorgegaukelt wird. Zwar ist die »Erhaltungszucht« in einigen Fällen gelungen (Arche Zoo, Seite 39). Wisent und Kondor haben überlebt, Zoo sei Dank. Doch die Ressourcen sind knapp, sodass allenfalls einige spektakuläre Arten gerettet werden können. Die Arche entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Nussschale.

Sehr bescheiden sind auch der pädagogische Erfolg und der wissenschaftliche Ertrag der Verhaltensforschung. Zootiere verhalten sich selbst in vermeintlich großzügiger Gefangenschaft nicht artgerecht, sie passen sich vielmehr ihrer künstlichen Umgebung an. Wer also verschiedene Arten im selben Gehege hält und erforscht, etwa Wölfe und Bären, weiß nachher zwar mehr über eine seltene Form der Zootierhaltung, aber nicht unbedingt etwas über ihr gemeinsames Verhalten in Freiheit. Der Besucher mag zwar erfahren, wie ein Tier sein Gehege durchmisst. Wie es sich jedoch in der Natur bewegt, darüber ist im Zoo nur wenig zu lernen.

Machen wir uns nichts vor: Die Tiergärten dienen nicht in erster Linie den Tieren – sondern uns Menschen. Tierrechtler beklagen diese Instrumentalisierung der Kreatur und fordern die radikale Abschaffung der Zoos.

Ein utopisches Ziel. Menschen wollen und brauchen Zoos. Der amerikanische Evolutionsbiologe Edward O. Wilson erklärt dies mit unserem instinktiven Hang zur Natur, mit unserer »Biophilie«. Früher habe das Überleben der Menschen stark von ihrer intimen Vertrautheit mit der Natur abgehangen, von ihrem Wissen um deren verborgene Schätze und Gefahren. Heini Hediger hat als einer der Ersten Wilsons Hypothese auf Zoos übertragen: Vor allem die künstlich eingepferchte Stadtbevölkerung entwickle geradezu einen »Naturhunger«, den sie in Zoos zu stillen versuche. Hier lockt die sinnlich erfahrbare Gegenwart der Tiere – ihre Bewegung, ihr Ausdruck, ihr Geruch. Das können weder Buch noch Film, noch Fernsehen liefern. Menschen wollen nicht nur »gaffen«, sondern auch füttern und streicheln. Entsprechend bietet fast jeder Betreiber heute einen Streichelzoo, die Schilder »Füttern verboten!« verschwinden zunehmend und weichen tierverträglichen Fütterungskonzepten.

Die Zoobetreiber lernen noch. Ihr Fernziel muss lauten, menschliche Biophilie und tierisches Wohlbefinden in Einklang zu bringen. Dazu gehört auch das Eingeständnis, dass manche Arten nicht ins Konzept passen. Es sind gerade die Publikumslieblinge, die Elefanten, die großen Raubtiere, deren Leben auch im Luxusgehege eine Qual bleibt. Mag Knut noch so possierlich sein. Ein Eisbär gehört nicht in den Zoo.

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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 3. Juli 2011, 23:44

Hallo Oneiro.
Klar! Tierparks, wie Du sie beschreibst - kleine Käfige, appathische Tiere, und und und - die gab es früher, die gibt es mit Sicherheit auch heute noch. Diese sollten auch keine Existenzberechtigung haben ... haben sie auch nicht wirklich ... langfristig gesehen werden diese auch aussterben ... in Anbetracht der großen "Erlebniswelten".
Ein Tierpark, wie ihn etwa Hagenbeck 1874 in Hamburg bauen ließ, dieser würde heutzutage keine Besucher mehr hinter dem TV hervorlocken ... geschweige denn: er würde auch keine Genehmigung bekommen ... insofern gebe ich Elfi recht.
Elfi hat geschrieben:"Grossraubtiere, Elefanten und Eisbären, Gorillas ect ... Diese Tiergattung sollte man meiner Meinung nach nicht in Zoos beherbergen."
Warum verbieten, bzw. warum nicht halten?
Man kann nur das schützen, was man kennt! Denk an unser Wappentier: Knut!
Gut, er kam zur rechten Zeit, die Vermarktung war groß; er wurde zum Medienstar heraufbeschworen. Aber glaubst Du nicht auch, daß seine Popularität - ein Enthusiasmus, der auch mir manchmal etwas zu euphorisch erschien, daß sein Schicksal und sein Leben zu sehr vermarktet werden sollte - daß dies aber eventuell dazu beigetragen hat, daß über das Schicksal der Eisbären - insgesamt - nun viel gesprochen wird? ... über Umweltschutz generell?
Klar, alles sollte natürlich nur unter dem Aspekt der artgerechten Haltung gschehen. Nur, Du sagst es selber:
Was ist artgerecht?
Kann ein Zoo - egal, wie groß er auch sei - kann er dies bewerkstelligen, dies leisten?
Kein noch so großzügiges Gehege, keine noch so reichhaltige und regelmäßige Fütterung, oder was sonst noch alles zum Überleben dieses Tieres beiträgt, dies kann ein Leben in Freiheit nicht ersetzen.
Alles richtig!
Und dennoch bin ich der Meinung, daß wir diese Tierparks und Zoos brauchen. Schon alleine aus dem Bewußstsein heraus, das manches "Städterkind" Tiere - Haustiere, wohlgemerkt - daß es diese Tiere fast nur noch aus Büchern oder aus der TV-Werbung kennt.
    Wo kommt das Schnitzel her? Von Aldi!
    Wie sieht die Kuh aus? Lila!
Auch wäre mit Sicherheit so manche Tierart vollkommen vom Globus verschwunden, bevor diese erforscht wäre. Es gibt heutzutage ein großes Zuchtprogramm, worin (fast) jede Tierart und ebenso (fast) jeder Zoo protokolliert wird, Tiere die dort geboren und gezüchten werden und die letztlich dort "überzählig" sind. Trodzdem gibt es einige Zoos, die sich die "Empfänger-Zoos" gründlich anschauen, ob dort eine "artgerechte Haltung" möglich wäre.

Letztlich kann ich auch an den "Streichelzoos" wenig bis nichts Anrüchiges erkennen. Auch dort lernen Kinder einen (art)gerechten Umgang mit Tieren. Sie erleben, daß auch Tiere "Persönlichkeiten" sind. Tiere, die zwar einiges für Futter tun, aber auch nur fast.

Allein mit Shows habe ich meine Bedenken. Ich beobachte zwar immer wieder, daß das Tun der verschiedenen Tierarten letztlich doch nur Verhalten der Tiere in der Natur widergeben - künstl(er)isch aufbereitet, damit es für die Besucher ansprechender aussieht, aber Zweifel bleiben. Zweifel an den Methoden ... und dem Nutzen ... für die Tiere.

Ohne Frage:
    Der Zoo braucht Geld, und je mehr Besucher, umsomehr Geld, umsomehr Futter und Betreuung für die Tiere.
Dies ist ein Kreislauf, der einiges befürwortet. Allerdings sollte man abwägen. Abwägen zwischen dem Nutzen für den Zoo, dem für die Besucher und dem der Tiere.
Ich würde sagen:
    bei sorgsamer und vernünftiger und anspruchsvoller Haltung ist gegen Zoos wenig einzuwenden!
Elfi:
    ausgewildert werden heutzutage nur noch die wenigsten Tierarten. Tiere, die in Handaufzucht augepäppelt und betreut wurden, die kannst du selten bis gar nicht (wieder) auswildern; sie würden in der Natur kaum zurechtkommen ... sie würden entweder zum Opfer anderer Feinde, oder sie würden schlichtweg elendig zu Grunde gehen. Eisbären - etwa - im Gegensatz zu manch anderer Tierart - etwa dem mithin sozialsten Tier: dem Elephanten - der Eisbär ist ein Einzelgänger. Insofern kann ich die Meinung des Autors Deines verlinkten Artikels nicht ganz nachvollziehen. Die Folgen der Aufzucht von Knut mögen richtig sein, daß ihm "das Schicksal eines handgepäppelten Neurotikers" drohte, aber Eniges kann ich so nicht unterschreiben ... nicht ohne Einschränkungen.
    Etwa:
    ... zählen Eisbären zu den problematischsten Arten für eine Zoohaltung.
    [...]
    Ein Eisbär gehört nicht in den Zoo.
    Die Analyse ist durchaus richtig, allerdings weniger das Ergebnis seines Artikels ... seine Meinung.
Aber dafür sind wir ja hier ... für's (Aus)diskutieren.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon Oneiro » Dienstag 18. Oktober 2011, 16:02

elfenpfad hat geschrieben:Beliebt bei den kids sind jeweils so kleine "Streichelzoos" Da frag ich mich, ob wir die Tiere nicht nur für ein egoistisches Bedürfnis ausnutzen. Denn im Grunde genommen kann es keine sinnliche Erfahrung und ein echter Austasch sein, denn ich fürchte, die Tiere sind durch die täglichen Massenstreichelungen abgestumpft, und lassen es mehr nur über sich ergehen. :?


Der Neandertaler hat geschrieben:Letztlich kann ich auch an den "Streichelzoos" wenig bis nichts Anrüchiges erkennen. Auch dort lernen Kinder einen (art)gerechten Umgang mit Tieren. Sie erleben, daß auch Tiere "Persönlichkeiten" sind. Tiere, die zwar einiges für Futter tun, aber auch nur fast.


Ich sehe es auch so wie elfenpfad, kein denkendes/fühlendes Lebewesen mag es andauernd betatscht zu werden, und die Tiere haben wirklich keine andere Wahl als die Massenstreichelung über sich ergehen zu lassen.
Es ist furchtbar sich in die Lage der Tiere hineinzuversetzen. Den Kindern zu zeigen, wie sich die Tiere für Futter anbiedern, oder sich gegenseitig bekämpfen, ist auch nicht grad pädagogisch wertvoll.
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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon Der_Dscho » Dienstag 18. Oktober 2011, 19:23

Hi,

Oneiro hat geschrieben:Ich sehe es auch so wie elfenpfad, kein denkendes/fühlendes Lebewesen mag es andauernd betatscht zu werden, und die Tiere haben wirklich keine andere Wahl als die Massenstreichelung über sich ergehen zu lassen.

Ich sehe das anders (mal ganz davon abgesehen, dass ich einem Zoo auch nur mit gemischten Gefühlen begegne). Woher willst du das so genau wissen? Ich halte es nicht für sinnig, vom eigenen Empfinden auf das der Tiere zu schließen.


Oneiro hat geschrieben:Den Kindern zu zeigen, wie sich die Tiere für Futter anbiedern, oder sich gegenseitig bekämpfen, ist auch nicht grad pädagogisch wertvoll.

Es ist aber ein Teil der Realität. Tiere töten den Nachwuchs ihrer eigenen Art, um ihre Gene dem Harem zukommen zu lassen. Schimpansen schlabbern nicht nur Bananen, sondern betreiben auch Kannibalismus. Homosexualität ist z.B. auch im Tierreich bekannt.

Kindern sollte man sicherlich nicht die volle Breitseite geben, aber du kannst das Leben nicht vor ihnen verstecken.

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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 20. Oktober 2011, 13:20

Der_Dscho hat geschrieben:Ich halte es nicht für sinnig, vom eigenen Empfinden auf das der Tiere zu schließen.

Dass die Gefühlswelt - zumindest einiger Tiere - die dem der Menschen sehr ähnlich ist, darauf machen Wissenschaftler vermehrt aufmerksam. Es gibt ein sehr interessantes Buch zu dieser Thematik: "Wenn Tiere weinen" Eine Dokumentation über sensationale Beobachtungen, die gegen die immer noch fälschlicherweise von einigen wissenschaftlichen Kreisen als rein nur als Instinkte und Reflexe abgetan wird. Ich werde dieses Buch gleich noch in den Buchempfehlungs - Thread von Delon stellen.

DerNeandertaler hat geschrieben:Und dennoch bin ich der Meinung, daß wir diese Tierparks und Zoos brauchen. Schon alleine aus dem Bewußstsein heraus, das manches "Städterkind" Tiere - Haustiere, wohlgemerkt - daß es diese Tiere fast nur noch aus Büchern oder aus der TV-Werbung kennt.

Wo kommt das Schnitzel her? Von Aldi!
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Ich denke, dass die heutigen kids wesentlich mehr und aufschlussreicher über Tiere wissen, als z.B. in der Zeit, als es noch kein Fernseher gab, die eindrucksvoll in Tiersendungen hautnah alle möglichen Tiere zeigen, in ihrem ursprünglichen Lebensraum. Sowie bunte Bilderbüchern und tolle Magazine. Und nicht alle wuchsen damals auf einem Bauernhof auf.
Viele Kindergärten und Grunschulen besuchen innerhalb ihres Unterrichtes Bauernhöfe, jedenfalls hier in der Schweiz.
Wenn also die kids nicht mehr wissen, wie eine Kuh aussieht oder wo das Schnitzel herkommt, dann ist das ein Armutszeugnis in der Erziehung und im Bildungswesen. So seh ich das.
Es gibt eine solche riesige Menge an Tieren rund um den Globus: wir können ( und sollten ) doch nicht alle in einen Zoo sperren, nur damit wir die alle kennenlernen, möglichst aus nächster Nähe noch. Auch wenn es für uns Menschen noch so faszinierend ist und interessant, sollten wir doch die Würde des Tieres achten.
derNeandertaler hat geschrieben:Letztlich kann ich auch an den "Streichelzoos" wenig bis nichts Anrüchiges erkennen. Auch dort lernen Kinder einen (art)gerechten Umgang mit Tieren. Sie erleben, daß auch Tiere "Persönlichkeiten" sind. Tiere, die zwar einiges für Futter tun, aber auch nur fast.

Solang sich diese Tiere dort in einem grossen Gehege dieser Streichelei auch entziehen können, hab ich da auch weniger Probleme damit. Nur sind sie halt oft beengt und werden dann jeweils von Wärtern oder halt den Eltern festgehalten. Was ich auch immer wieder bei Haustieren beobachte leider.
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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon Oneiro » Donnerstag 20. Oktober 2011, 13:59

elfenpfad hat geschrieben:Was ich auch immer wieder bei Haustieren beobachte leider.



Das bringt mich grad auf die Idee, den Thread auf Artgerechte Tierhaltung zu erweitern.
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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon Der_Dscho » Donnerstag 20. Oktober 2011, 17:27

Hi,

elfenpfad hat geschrieben:Dass die Gefühlswelt - zumindest einiger Tiere - die dem der Menschen sehr ähnlich ist, darauf machen Wissenschaftler vermehrt aufmerksam.

Stimmt. Das habe ich übersehen. Danke für die Korrektur.

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Re: Tierpark Pro und Contra

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 20. Oktober 2011, 22:47

Der_Dscho hat geschrieben:Hi,

elfenpfad hat geschrieben:Dass die Gefühlswelt - zumindest einiger Tiere - die dem der Menschen sehr ähnlich ist, darauf machen Wissenschaftler vermehrt aufmerksam.

Stimmt. Das habe ich übersehen. Danke für die Korrektur.

Dscho

Gern geschehen, ist ja auch wirklich wichtig, dass diesbezüglich ein Umdenken stattfindet.

Oneiro hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:Was ich auch immer wieder bei Haustieren beobachte leider.



Das bringt mich grad auf die Idee, den Thread auf Artgerechte Tierhaltung zu erweitern.

Finde ich eine sehr gute Idee : )
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Re: Artgerechte Tierhaltung

Beitragvon Oneiro » Samstag 22. Oktober 2011, 10:44

Der_Dscho hat geschrieben: Es ist aber ein Teil der Realität (...) du kannst das Leben nicht vor ihnen verstecken.


Nein Du missverstehst mich, dass Leben zu verstecken hab ich ja gar nicht vor. Ganz im Gegenteil! Mir ging es speziell nur um die unnatürlichen Bedingungen der eingepferchten Tiere im Streichelzoo.
Wenn sich die Tiere bekämpfen, weil sie auf engstem Raum leben, dem Stress des Besucherandrangs ausgesetzt sind, und um das Futter der Besucher betteln, ist es eben nicht Teil der Realität wilder Tiere.
Die Tiere werden quasi dazu gezwungen sich zu "prostituieren" und werden von den Wärtern bestraft, wenn sie sich gegen die Zudringlichkeiten wehren wollen. Zootiere dürfen schliesslich nicht aggressiv sein, also spielen sie ihre Friedfertigkeit zwangsläufig nur vor.
Eher wird das misshandelnde Verhalten der Wärter versteckt, klar ist ja nicht so gut fürs Image des Streichelzoo's mit seinen niedlichen Tierchen.
Streichelzoos haben ja nix mit grossen Gehegen zu tun, sie sind darauf ausgelegt, den Tieren "tierisch" auf die Nerven zu gehen.

elfenpfad hat geschrieben:Solang sich diese Tiere dort in einem grossen Gehege dieser Streichelei auch entziehen können, hab ich da auch weniger Probleme damit. Nur sind sie halt oft beengt


Genau!

Der_Dscho hat geschrieben:Tiere töten den Nachwuchs ihrer eigenen Art, um ihre Gene dem Harem zukommen zu lassen. Schimpansen schlabbern nicht nur Bananen, sondern betreiben auch Kannibalismus. Homosexualität ist z.B. auch im Tierreich bekannt.

Klar, dass ist mir völlig bewusst, dagegen hab ich nichts gesagt. Ihr natürliches Verhalten soll ja auch nicht verborgen werden, aber der Tiger der im Knast an Gitterstäben apathisch auf und ab läuft, verhält sich ja wohl nicht natürlich.
"Einen Traum kann man nicht bauen, ein Traum baut sich. Er entzieht sich unserem Willen. Er kommt uns, oder er kommt uns eben nicht.
Der Traum hat sein eigenes Reich, und dieses Reich herrscht, wo die Möglichkeit einer Willenskraft ausgeschaltet ist.
In der Nacht schläft das Wollen, und wenn es nicht schläft, schlafen auch wir nicht."
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