Trivialität = Geistlosigkeit? perlendes Wissen?

Moderator: enegh

Trivialität = Geistlosigkeit? perlendes Wissen?

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 23. Oktober 2011, 23:53

"Witz ist Schaum an der Oberfläche, Humor die Perle aus der Tiefe."
Peter Sirius - dt. Dichter
1858 - 1913

Ein Urban Priol ist mir lieber als ein Mario Barth. Ein Dieter Hildebrandt oder Volker Pispers ist mir lieber als ein Harald Schmidt ...
mir sind Leute, die über ihre Witze und Possen selber am meisten und lautesten lachen, etwas suspekt
... besonders wenn sie es noch nicht mal zu merken scheinen
... Helmut Schmidt lieber als Ronald Pofalla.
wobei erstere zwar alt, aber immer noch klar im Kopf
... letzterer aber ein verkleideter Peter Hintze zu sein scheint
Oben genannter Peter Sirius behauptete mal, daß es Menschen gibt, die jeden Tag in einer neuen Auflage erscheinen und deren Geist immer Ferien hat.
? Ist dies unserer gesellschaftlichen Trivialität geschuldet ?
Hat sich unser Wissen, unser Verlangen nach Wissen - nach Bescheidwissen - unserem Humor angepaßt?

    "Tiefdenkende Menschen kommen sich im Umgang mit anderen als Komödianten vor, weil sie sich da, um verstanden zu werden, immer erst eine Oberfläche anheucheln müssen."
    Friedrich Nietzsche
Gerade in Politik scheint einiges verkommen zu sein ... geradezu banal.
Es gibt vielleicht mehr oberflächliche Geister in der großen Welt als in den unteren Gesellschaftsschichten.
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues
franz. Philosoph, Moralist und Schriftsteller

1715 - 1747
Wir wissen, daß einzelne Politiker außer populären Forderungen und einfachen Lösungen nicht's anzubieten haben, wählen sie bzw. ihre Partei aber trotzdem.
brauchen wir uns über ein blaues Wunder nicht zu wundern
... sei es weiß oder gelb gestreift ... oder kariert.
Egal, wo wir hinschauen, nur Oberflächlichkeit, teilweise Platitüden.
Wobei weniger die Frage im Raum steht:
? Wer ist dafür verantwortlich ?

Wollen wir - jeder Einzelne - uns weniger mit elitären Fragen beschäftigen, Sachen, die uns nicht direkt betreffen, oder möchte Politik die Gesellschaft, das Individuum dumm halten?
Beides ist schwer vorstellbar - oder doch?:
    einerseits mischt sich der mündige Bürger vermehrt in politische Fragen ein - meist zu spät,
    andererseits:
      wenn es so sein sollte, daß Politik die Gesellschaft absichtlich dumm halten wollte, ...
      der Schuß ist nach hinten losgegangen.
        Stichwort:
          Wutbürger oder Facharbeitermangel und dessen Folgen, etc.
Seneca schrieb in seinem 88. Brief:
"Du siehst, warum die freien Künste so genannt werden:
weil sie eines freien Mannes würdig sind"

Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere
röm. Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann und Stoiker

1 - 65 n. Chr.

    sieben freien Künste:
      sie wurden in der Spätantike und im Mittelalter gelehrt, waren theoretische geprägt und wurden unterteilt in einen sprachlichen Zweig - lat.: Trivium:
      Grammatik inkl. Literatur, Rhetorik inkl. Recht und Ethik und Dialektik inkl. Logik
      und in einen Zweig - lat.: Quadrivium:
      Geometrie inkl. Geographie und Naturgeschichte, Arithmetik, Astronomie/Astrologie und Musik
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr."
sagt der Volksmund. Über die "richtige" Grammatik und Rhetorik kann man - oder Frau - trefflich streiten, aber Recht und Ethik und Logik ... ?
! Oberflächlichkeit ! Phrasen ! Trivialität !

? Was entspricht einem freien Menschen ?
Wissen?

Wissen ist Macht, nix wissen macht auch nix!

Hat Kurt Tucholsky recht, wenn er behauptet:
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann.
Das Gegenteil ist schon schwieriger.

ach wie gut, daß ich weiß, daß ... mein Name Hase ist ... oder wie ... oder so
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Re: Trivialität = Geistlosigkeit? perlendes Wissen?

Beitragvon elfenpfad » Freitag 28. Oktober 2011, 19:36

Hallo Neandertaler

Vielleicht verwechseln ja auch einige Menschen Trivialität mit Banalität -- eigentlich bin ich sogar sicher ;)

DerNeandertaler hat geschrieben:Ein Urban Priol ist mir lieber als ein Mario Barth. Ein Dieter Hildebrandt oder Volker Pispers ist mir lieber als ein Harald Schmidt .

Also, ich liebe auch politisches Kabarett. Und ich könnte nun Deine Liste noch erweitern auf einige, die ich wirklich schätze, so wie z.B. Pelzig und Urban Priol.
Aber ich schau auch ganz gern mal triviale Kost an. Nicht immer muss alles in die Tiefe gehen, und manches lässt sich auch auf diese scheinbar oberflächliche Art und Weise sehr viel vermitteln. Auch tut es echt gut, einfach mal nur rumzublödeln und Rumgeblödel anzuhören bezw, daran teilzunehmen ;)

DerNeandertaler hat geschrieben:... sei es weiß oder gelb gestreift ... oder kariert.
Egal, wo wir hinschauen, nur Oberflächlichkeit, teilweise Platitüden.
Wobei weniger die Frage im Raum steht:
? Wer ist dafür verantwortlich ?

Da ist etwas dran insofern, dass ich es auch vermisse, dass Menschen sich sehr wenig Zeit nehmen oft, sich in ein Thema weiter zu vertiefen. So werden dann Meinungen oft übernommen, ohne dass gross selbst recherschiert wird und sich eigene Gedanken gemacht werden.
Wer daran Schuld ist ? Ich weiss nicht, ob man da eine Schuldanweisung suchen muss. Jeder ist da selbst verantwortlich, und jeder kann seinen Horizont erweitern, wenn nicht zu träge dazu.
Für heute genug, mir steht nun mehr der Sinn nach Unterhaltung :D ;) Grüssli
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Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Trivialität = Geistlosigkeit? perlendes Wissen?

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 28. Oktober 2011, 23:47

Hallo elfenpfad.
elfenpfad hat geschrieben:Vielleicht verwechseln ja auch einige Menschen Trivialität mit Banalität -- eigentlich bin ich sogar sicher ;)
Dessen bin ich mir auch sicher.
Sieh mal:
    Der Sinn der "sieben freien Künste" war, sie sollten grundlegend und für jedermann "leicht zugänglich" sein
    ... somit "selbstverständlich", "eingänglich"

    Von dem ersten Teil - Trivium (drei Wege):
    Grammatik, Dialektik und Rhetorik
    ist "trivial" abgeleitet.
    Die ursprüngliche Bedeutung:
      "(für entsprechend Gebildete) grundlegend", "gewöhnlich", "im gemeinen Leben".
    Somit ist dies mit der Zeit umetikettiert worden und wird heute falsch interpretiert. Aber eben doch nur wieder belanglos ... eben alles alltäglich.
elfenpfad hat geschrieben:Aber ich schau auch ganz gern mal triviale Kost an.
... wenn ich triviale Kost sehen will, geh ich auf die Straße.
Leute essen Fast Foot ... im Gehen
- s. o. -

elfenpfad hat geschrieben:Nicht immer muss alles in die Tiefe gehen, und manches lässt sich auch auf diese scheinbar oberflächliche Art und Weise sehr viel vermitteln.
Klar!
Schwimmen lernt man auch besser an der Oberfläche ... untergehen kann jeder
... aber es kommen auch viele auch in der (Denk) Tiefe in's Schwimmen

elfenpfad hat geschrieben: Auch tut es echt gut, einfach mal nur rumzublödeln und Rumgeblödel anzuhören bezw, daran teilzunehmen ;)
sind wir uns mal wieder einig!
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