Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen

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Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen

Beitragvon lesslow » Dienstag 6. Juli 2010, 14:09

Während beinahe die ganze Welt auf das rollende Rund guckt, dass von 22 Fußpaaren durch das Grün geschubst wird, liest man schonmal sowas:

EU-Parlament beschließt Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen
Ixquick und Startpage kämpfen gegen "Big Brother"-Methoden durch Richtlinie 29

Zeist (pts/29.06.2010/08:00) - Ein ernsthafter Angriff auf unsere Privatsphäre durch die strikte Überwachung unseres Suchverhaltens in Suchmaschinen wurde letzte Woche im EU-Parlament als Direktive 29 abgesegnet. Getarnt als Vorsichtsmaßnahme gegen Pädophilie wurde die kontroverse Richtlinie von den Parlamentariern durchgewunken. Damit hätten Staaten der Europäischen Union künftig Zugriff auf Daten der vorangegangenen zwei Jahre.

Die Suchmaschine Ixquick http://www.ixquick.com, weithin bekannt als die privateste Suchmaschine, hat sich in den letzten Jahren die Reputation aufgebaut, ihre User vor unerlaubtem Zugriff zu schützen und und keinerlei Daten abzuspeichern. Mit der neuen Direktive werden diese Bemühungen mit Füßen getreten, da sich diese Maßnahmen eindeutig gegen Ixquick richten. Die Betreiber von Ixquick werden sich jedoch nicht beugen und gegen diese Vorgehensweise ankämpfen.


http://pressetext.de/news/100629008/eu- ... maschinen/


Ich finde die Bemühungen von Seiten wie Ixquick gut und notwendig. Ich kann dort suchen, wonach mir steht, ohne im Hinterkopf zu wissen, dass die ein oder anderen "falschen" Suchbegriffe -je nach Deutung und Aneinanderreihung- schon gegen mich verwendet werden könnten.

Ich hoffe dies bleibt auch so und wird sogar weiter ausgebaut. Seiten wie Google sind z.B. nicht per Proxy zu nutzen und da sind wir auf solche Seiten angewiesen, um unsere Privatsphäre auch im Netz zu schützen.
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen

Beitragvon enegh » Dienstag 6. Juli 2010, 14:38

Eine absolut sinnlose Maßnahme, denn genau wie die Untergrundszene-Seiten nicht in den Suchmaschinen angezeigt werden, so sind Pädophile auch nicht dafür bekannt für ihre Belange Suchmaschinen zu nutzen. Da funktioniert ganz viel über Mund-zu-Mund und seit langem bestehende Kommunikationsnetze, die unterschiedlichste technische Hilfsmittel nutzen. Das weiß auch die EU. Und deshalb gehe ich davon aus, dass dort wieder achtlos emotionalisiert wurde, um den Parlamentarierern ein greifbares Beispiel zu bieten und ihre Stimmen zu gewinnen.

Ein Mitglied der Piratenpartei im EU-Parlament hat sogar einmal für einen ähnlichen Antrag gestimmt, da die eigentliche Zielsetzung des Gesetzestextes so umständlich und widersprüchlich verfasst war, dass selbst Experten das eigentliche Anliegen nicht oder nur schwer ergründen konnten. Nebenbei gesagt wird damit auch ein Teil nationale Souveränität attackiert, wenn man den gewählten Volksvertretern nicht transparent offenlegt was ein Gesetz bewirken soll, ist das für mich vorsätzliches Infragestellen der Entscheidungsfähigkeit der Mitgliedsländer. Scheinbar erlebt diese Art von Grundrechts-Beschneidung der "EU-Bürger" (sofern es sowas gibt) zurzeit eine Renaissance in der Europäischen Union.
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Re: Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 29. Januar 2012, 16:21

Da dieser Artikel ja indirekt auch mit dem Thema zu tun hat, stell ich es mal hier rein:

Twitters Zensurmechanismus
Meinungsfreiheit ist Ansichtssache

Das Netz ist frei, unzensiert, kaum reglementiert? Das war einmal. Twitters Ankündigung, Tweets und Nutzer künftig auf Wunsch einzelner Länder gezielt zu sperren, ist nur ein weiterer Schritt: Im Netz schrumpfen die Freiräume, die Macht der Staaten wächst.


http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli ... 05,00.html
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Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Direktive zur Staatsspionage in Suchmaschinen

Beitragvon Elfer » Sonntag 29. Januar 2012, 16:57

Diese "Recherche" halte ich für überflüssig. Wie schon vereinzelt beschrieben, komme ich damit maximal durch eine Hintertür an die richtigen Macher.

Allerdings wird auch wieder mit Absicht nicht ganz vollständig informiert um die Big-Brother-Angst zu schüren.

Der Eindruck, man könne mal eben flächendeckend Profile erstellen und personenbezogene Daten erheben ist falsch. So lange wir noch dynamische IP haben, sind diese Zuordnungen nicht mal eben möglich und müssen für jeden Einzelvorfall erhoben und zugeordnet werden.

Darüber hinaus kann es durch eine nicht vorhandene Vorratsdatenspeicherung dazu kommen, dass die IP gar nicht personifiziert werden kann.

Was bleibt also? Eine Suchmaschine, die wie bei der Spionageabwehr, auf bestimmte Schlüsselbegriffe reagiert. Sieht also alles ein wenig anders aus, als es suggeriert werden soll.

Was Twitter angeht, so geht es nicht um Spionage, es geht doch um die Sperrung. Eine Forderung derer, die gegen die Internet-Blockade waren. Sie forderten, entweder im Wissen oder völlig unwissend, einfach bestimmte Server oder User aus dem Netz zu nehmen, wobei sie die Standorte der Server völlig außer acht ließen.

Wenn Twitter nun hergeht und sagt, dass sie die Ersuchen auf Sperrung aus bestimmten Ländern akzeptieren und umsetzen, ist es doch nur das, was als notwendige und geeignete Maßnahme anstelle der Blockade gefordert wurde.
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