Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

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Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon enegh » Dienstag 6. Juli 2010, 14:51

Mit dieser Frage beschäftigt sich seit geraumer Zeit Prof. Dr. Peter Kruse, ein deutscher Wissenschaftler, dessen Fachgebiete vor allem intelligente Netzwerke, kollektive Intelligenz und in seiner früheren Arbeit die theoretische Forschung am menschlichen Gehirn sind. Folgend nun ein paar Thesen Kruses zu den Folgen der Digitalisierung der Gesellschaft: (kann hier genauer nachgelesen werden http://bit.ly/d8Bz1Q)

1. Die emotional geführte Debatte um die negativen persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der digitalen Medien ist Ausdruck der ganz normalen Zurückhaltung gegenüber neuen Technologien.

2. Die angeblich durch die digitalen Medien ausgelöste Überforderung durch Informationsüberflutung ist eine Frage der Bewältigungsstrategien und nicht Folge des Erreichens prinzipieller Kapazitätsgrenzen.

3. Aufgrund des im Internet realisierten strukturellen und funktionalen Entwicklungsstandes entsteht ein generell wachsendes Bedürfnis der Menschen, sich aktiv an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen.

4. Durch die enorme Vernetzungsdichte, die hohe Spontanaktivität der Nutzer und die Existenz länger kreisender Erregungen besteht im Internet eine hohe Auftretenswahrscheinlichkeit für Lawinen-Effekte.

5. Mit der Möglichkeit des spontanen Entstehens von Massenbewegungen durch Resonanzbildung in den sozialen Netzwerken verlagert sich die Macht grundlegend von den Anbietern auf die Nachfrager.

6. Durch die enorme Zunahme der Nutzerzahlen und die Angleichung der Altersverteilung der User an die Gesamtbevölkerung wird die Internet-Dynamik zunehmend zum Spiegel von Gesellschaftsdynamik.

7. Die durch das Internet gesteigerte Einsichtsfähigkeit in gesellschaftliche Zusammenhänge führt in Verbindung mit dem Wissen um die Macht der Resonanzbildung zur Re-Politisierung der Öffentlichkeit.

8. Das erstarkende öffentliche Interesse am Spiel der Kräfte zwischen unterschiedlichen Stakeholder-Perspektiven fordert von Unternehmen und Institutionen maximale Transparenz und Nachhaltigkeit ab.

9. Die Machtverschiebung durch das Internet stellt eine große kulturelle Herausforderung dar für alle Organisationen mit primär auf Systemkontrolle und Wettbewerb ausgerichteten Handlungsstrategien.

10. Das im Internet bestehende Missverhältnis zwischen der erlebten Flüchtigkeit von Interaktionen und der dauerhaften Speicherung hinterlassener Spuren erhöht systembedingt das Risiko von Missbrauch.
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon OpenEyes » Sonntag 11. Juli 2010, 19:58

Alles gut und schön (Ähnliches wurde schon vor ziemlich langer Zeit in Form von Romanen und Novellen angedacht).

Was ich nicht sehen kann: Was ist Deine Meinung dazu und was genau möchtest Du diskutieren? :?
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon enegh » Sonntag 11. Juli 2010, 20:41

OpenEyes hat geschrieben:Alles gut und schön (Ähnliches wurde schon vor ziemlich langer Zeit in Form von Romanen und Novellen angedacht).

Was ich nicht sehen kann: Was ist Deine Meinung dazu und was genau möchtest Du diskutieren? :?


Entschuldige, wenn ich das zu ungenau geschrieben habe. :) Mir geht es eigentlich darum, was ihr von den Thesen haltet, wo ihr zustimmen und was ihr für übertrieben oder falsch haltet? Und wie es schon in der Überschrift steht, ob das Internet wirklich die Gesellschaft revolutioniert?

Leider komme ich derzeit kaum zum Reindenken in die Thesen und wollte das eigentlich mehr als Denkanstoß hier einstellen, hoffe aber bald wieder mehr schreiben zu können.
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon elfenpfad » Samstag 17. Juli 2010, 00:37

ich möchte jetzt nur auf diesen Punkt eingehen -- ist schon spät und es ist immer noch waarm ;)


"2. Die angeblich durch die digitalen Medien ausgelöste Überforderung durch Informationsüberflutung ist eine Frage der Bewältigungsstrategien und nicht Folge des Erreichens prinzipieller Kapazitätsgrenzen."


Noch nie in der Menschheitsgeschichte konnten sich Menschen rund um den Globus dermassen ausgiebig über Themen aller Art informieren, ob jung oder alt, verschiedensten Bildungsstandes ect.
Auf den ersten Blick sieht man nur diese unglaubliche Bereicherung, auf den zweiten Blick erkenn man aber auch eine "Last" , die es darstellen kann,
im Sinne, dass es in eine totale Entscheidungsüberforderung ausarten kann bezüglich einer Meinungsbildung zu Themen aller Art. Was ja dann im täglichen Leben für die verschiedensten Dinge eine auch praktische Auswirkung hat.
Hilfreich bei der angesprochenen Bewältigungsstrategie dieser Informationsüberflutung können dann Foren sein, in denen Themen diskutiert werden, ( so wie dieses hier auch ;) )

Auf jeden Fall denke ich, dass diese Informationsüberflutung bei einigen Menschen auf ein Abstumpfen hinauslaufen kann, so dass sie sich überhaupt nicht mehr informieren Wollen - (soweit sie es bisher überhaupt einmal gemacht hatten ^^ ) - weil sie schlichtweg überfordert sind, und für sich keine Bewältigungsstrategie finden.

Was dazu führt, dass sie sich NUR noch auf Expertenmeinungen verlassen, auf Politiker usw., die einen Rang und Namen haben, und das eigene Denken quasi ganz ausschalten.
Das birgt die grosse Gefahr, dass blindes Vertrauen sozusagen ausgenutzt wird für eigene Zielsetzungen der verschiedensten Art, die halt nicht immer nur zum Wohle der Menschheit dient.


Fazit: im Hinblick auf besseres informiert sei, kann der Schuss sozusagen nach hinten gehen durchs Internet, zumindest bei einem Teil der Bevölkerung
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Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon kiki » Samstag 17. Juli 2010, 12:08

Internet ist für mich ein quell an information - ich habe meine "informationsgebiete" umrissen -
und das wunderbare ich habe einen schnellen austausch mit all jenen, die weit entfernt von mir sind -

elfenpfad hat geschrieben:Was dazu führt, dass sie sich NUR noch auf Expertenmeinungen verlassen, auf Politiker usw., die einen Rang und Namen haben, und das eigene Denken quasi ganz ausschalten.
Das birgt die grosse Gefahr, dass blindes Vertrauen sozusagen ausgenutzt wird für eigene Zielsetzungen der verschiedensten Art, die halt nicht immer nur zum Wohle der Menschheit dient.


natürlich könnte man hier auch anmerken, dass manches auch mit "unterinformationen" untermalt ist, die einem zum neutrum und gefühllosen menschen machen :D

sozusagen abstumpfende fressmaschinen . .

ich traue jedem menschen zu abzuwägen - kritisch zu sein - was für den einen dumm ist und verblendung - kann für den anderen einen völlig anderen wert haben - und das ist legitim

und die schubladen - wahr - nicht wahr - fragwürdig aber richtiger - usw. ist -gottseidank - individuell verschieden
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon kiki » Samstag 17. Juli 2010, 12:16

enegh hat geschrieben:7. Die durch das Internet gesteigerte Einsichtsfähigkeit in gesellschaftliche Zusammenhänge führt in Verbindung mit dem Wissen um die Macht der Resonanzbildung zur Re-Politisierung der Öffentlichkeit.


hm - macht mich nachdenklich - ich sehe darin ein für und wider

dank der vielen recherchen und des kontaktes mit verschiedensten polit. gruppen, vereinen etc sehe ich durchaus eine repolitierung der öffentlichkeit

der bittere geschmack kommt, wenn man mal auf andere seiten geht und man mal die links anklickt -

ich bin auf seiten gestoßen, das spürt man eine "repolitisierung" in richtungen, die mir das grausen über den rücken jagen - -menschenverachtung, faschistiches gedankengut, religionsfeindlichkeit, eso-verklärte-dümmliche evolutionstheorien usw
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon elfenpfad » Samstag 17. Juli 2010, 14:55

7. Die durch das Internet gesteigerte Einsichtsfähigkeit in gesellschaftliche Zusammenhänge führt in Verbindung mit dem Wissen um die Macht der Resonanzbildung zur Re-Politisierung der Öffentlichkeit.

In Deinem reingestellten link @enegh, kommt ja Professor Peter Kruse zu Wort, der auch folgende Aussage zu diesem Punkt machte :


"Das Internet repolitisiert die Welt jenseits der Parteien", sagt Kruse. Es verändere damit die Machtverhältnisse, indem es das Selbstbewusstsein der Gesellschaft stärke. "Die politische Macht geht auf die Masse über", sagt der Professor. Durch das Web werde die Gesellschaft sich ihrer selbst bewusster. Und das stärke ihr Selbstbewusstsein. So werden Menschen politisch, die sich von den herkömmlichen, altbackenen Strategien der Politik nicht faszinieren lassen."

http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/a ... niert.html


Der wichtigste Punkt überhaupt, wie ich meine, wird angesprochen: die politische Macht, die auf die Masse übergeht.

dass nämlich wir alle es in der Hand haben, wenn man politisch etwas erreichen möchte, eine Veränderung der bestehenden Situation, die für viele Menschen einfach nicht mehr akzeptabel ist.
Sei es im wirtschaftlichen Bereich, Umwelt, Bildung ect.
Allerdings gehört dazu, dass alle an "einem Strang ziehen", und gemeinsame Lösungen suchen, anstatt gegeneinander zu kämpfen, wie oft in politischen Gruppierungen gut zu beobachten ist !
Und dahin ist wohl noch ein langer und mühsamer Weg zu beschreiten, der die Dialogbereitschaft aller voraussetzt
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon kiki » Samstag 17. Juli 2010, 16:46

jeder ist beeinflusst durch eltern, freunde, schule, medien, internet - jeder von uns hat seine erfahrungen gemacht - daraus resultiert das interesse für bestimmte themen, ansichten, meinungen und es bestimmt unser verhalten

es gibt kriterien woran man bemisst: gut, schlecht, stark, schwach, lesbar, das könnte grundlage für mein gefühls- und gedankenkonstrukt sein

meine erfahrung sagt mir: stells auf den prüfstand - nimms nicht so wie es dasteht - hinterfrage - sei kritisch -

bin schon geschockt, wenn menschen einem etwas vorlegen und es als absolut verkaufen - da bekomme ich gänsehaut und ich fühle manipulation
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon lesslow » Mittwoch 21. Juli 2010, 17:01

Ich bin der Meinung wir überschätzen das Internet in vielerlei hinsicht.
Es hat sowohl positive, als auch negative Aspekte. In manchen Teilen kann es auch eher einen Rückschritt bedeuten.
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Revolutioniert das Internet die Gesellschaft?

Beitragvon Britta » Mittwoch 21. Juli 2010, 21:05

lesslow hat geschrieben:Ich bin der Meinung wir überschätzen das Internet in vielerlei hinsicht.
Es hat sowohl positive, als auch negative Aspekte. In manchen Teilen kann es auch eher einen Rückschritt bedeuten.


Wenn man nur noch vor der Tastatur hockt?
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
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