Hallo Uli.
Vorab, ich halte dies, was jetzt als "Erfolg" angepriesen wird, genauso als "Versuch, Druck auszuüben". Besonders wenn ich mir vorstelle, ich würde ständig gefragt werden, meine Entscheidung zu überdenken, besonders das halte ich für lästig und würde dem mit Sicherheit überdrüßig. Letztlich könnte so Frust entstehen - der Umkehreffekt könnte entstehen ... wäre also letztlich kontraproduktiv.
Allerdings:
Wie sollte man die Diskrepanz auflösen ... das Mißverhältnis von Organspendern vs. Leuten, die auf Organe warten?
Ohne jemanden diskriminieren zu wollen:
Es leben viele Menschen mit geschädigten Organen - etwa nach einem (Verkehrs-) Unfall.
Auf der anderen Seite haben immer noch recht wenig Menschen einen Organspendeausweis -sind also nicht als Oganspender ausgewiesen. Absicht?
Wohl weniger - eher Verunsicherung! Dazu hat wohl auch Politik beigetragen.
Unter letzteren Punkt fällt aber auch somanche mediale Aufarbeitung diverser Vorfälle -
wie der von Dir erwähnte.
Einzelschicksale, die aber immer wieder vorkommen - weil man nicht
immer und
überall alle Eventualitäten berücksichtigen kann.
Uli hat geschrieben:Ich fürchte, dass so manche Spender ihre "Ausschlachtung" noch mitbekommen; ...
Dies ist richtig! - auf den Tod und seinen Zeitpunkt bezogen
Aber auch bei sogenannten 'Wachkoma-Patienten' - Patienten mit einem Apallisches Syndrom, ... wie wollen wir dort den Tod diagnostizieren? ...
wollen wir den Tod diagnostizieren? ...
müssen wir das überhaupt? ... ich meine, den Zeitpunkt ... aus medizinischer Sicht, oder nur aus rein ökonomischen Umständen?
Auch diese Patienten haben doch noch emotionale Empfindungen, bekommen noch alles mit, nehmen ihre Umwelt wahr.
Die Frage(
n), die dabei mitschwingt ... mitschwingen, ist bzw. sind doch viel spannender:
Ab wann ist der Mensch ein Mensch, wann beginnt Leben?
Was ist Leben überhaupt?
Ist eine befruchtete Eizelle bereits ein Mensch?
Beginnt das Leben bereits als Embryo? Oder ... wann?
Dieses hat viel mit dem Selbstverständnis des Menschen zutun.
Bereits bei den Menschen der Vorzeit war die Vorstellung von Körper und Seele des Menschen wahrscheinlich animistisch inspiriert, also vom Verständnis geprägt, daß der Mensch ein Organ besitzt (
Seele), welches in gewißer Unabhängigkeit vom Menschen existiert - sein zweites Ich, sozusagen. Stirbt diese Seele, wird der Körper krank, schwach und kann sterben, letztlich also auch der Mensch.
Die alten Ägypter sahen das ähnlich - Körper und Seele. Nur, daß sie das Herz als Zentralorgan des Körpers gesehen haben - es repräsentierte daher auch die Seele.
Platon schrieb einst:
"Der Körper ist das Grab der Seele."
Diese Definition blieb weitgehend so bis zum Zeitalter der Aufklärung -
17./18. Jahrh..
Fazit:
Wo wahrscheinlich unsere Ur-Vorfahren die Seele als den Motor des Lebens ansahen, sahen die Ägypter das Herz als Zentralorgan des Körpers an. Da die Seele aber weitgehend in der geistigen Welt existiert, und wir, nach heutigen Maßstäben, dem Geist kognitive Dimensionen zuschreiben, stellt sich die Frage nach dem Tod:Wann beginnt er?
Diese Frage stellt sich in der Tat vollkommen neu.
kognitive Dimensionen:die Vorstellungen von den eigenen Eigenschaften und dem eigenen Wesen, oder emotional-affektive Elemente wie Selbstliebe und Antrieb, oder wertende Elemente wie Selbsteinschätzung und Einstellung zur eigenen Persönlichkeit
Unser heutiges Selbstbild, unsere Selbstwahrnehmung oder Eigenwahrnehmung ist doch eher eine Verzerrung, Verleugnung oder Verdrängung - eine Selbsttäuschungen. Wo René Descartes behauptete:
"Cogito ergo sum."
Ich denke, also bin ich
haben wir heute eine nach außen gerichtete Wahrnehmung:
Ich gebe etwas preis, also bin ich
Vielleicht sollten wir uns in der Tat erstmal darüber unterhalten, ob wir das Leben überhaupt verlängern müssen? ... ob wir, wie Du schon richtig erwähnst, "die Endlichkeit unseres Daseins" anerkennen sollten/müssen, bevor wir "solche vermeintlichen Auswege zu suchen?"