aleph1 hat geschrieben:Britta hat geschrieben:Die Welt war immer modern, immer zu ihrer Zeit. Was ist daran komplex?
Heute sind die Gesellschaften viel mehr vernetzt als früher. Entscheidungen können nicht mehr unabhängig getroffen werden. Die Auswirkung einer Entscheidung ist einfach nicht mehr überschaubar - egal ob mit oder ohne gutem Willen.
Natürlich sind die Auswirkungen einer Entscheidung überschaubar und es war schon immer so, dass in unserer Zeit die wenigsten Entscheidungen unabhängig getroffen werden konnten. Die Frage ist immer, was man erreichen will und mit welchen Lügen man es den Menschen verkauft.
Wo siehst du da ein Problem?
aleph1 hat geschrieben:Britta hat geschrieben:Irgendwie hat die Menschheit keinen Plan, wo sie überhaupt hin will. Anfangs dachte ich, Europa wäre da die Wende, aber mit Europa ist es genau dasselbe.
Wo soll denn ein Plan herkommen? Die Menschheit besteht aus Milliarden einzelner Individuen mit jeweils eigenen Wünschen und Entscheidungen. Einzige Lösung scheint mir da die Diktatur Einzelner oder Weniger zu sein. Dann gäbe es wenigstens einen Plan - obwohl ich fürchte, dass die Welt einfach nicht mehr planbar ist. Und vielleicht auch nie war.
Die Grundwünsche sind immer die gleichen. Die Menschen wollen Essen, wohnen und glücklich sein und sie wollen Sicherheit. Eine Diktatur ist mit Sicherheit keine Lösung, denn die Menschen wollen auch frei sein.
Planbar und machbar wäre alles. Man muß es nur wollen.
aleph1 hat geschrieben:Britta hat geschrieben:Alles dreht sich um die Wirtschaft und um Geld. Man könnte ganz einfach weiterkommen, indem man nicht das Geld sondern den Menschen in den Mittelpunkt setzt. Ein Miteinander statt Konkurrenzdenken. Das scheint aber schwierig, da diejenigen die das Meiste davon haben, da etwas dagegen haben. Geld sollte Mittel zum Zweck sein und ständig im Umlauf, dann schafft es auch Wohlstand für alle. Zur Zeit konzentriert es sich auf den Bankkonten einiger Weniger und es sieht nicht nach Besserung aus.
Geld scheint tatsächlich der einzige Parameter zu sein, nach dem unsere globale Gesellschaft sich richtet. Das mag daran liegen, dass das der einfachste Ansatz ist.
Es ist eher der Macht- und Kontrollwahn. Mit Geld sind die Menschen sehr einfach zu kontrollieren, besonders wenn sie keins haben.
Will man eine funktionierende Wirtschaft und Wohlstand, so muß man den Menschen das Geld in den Taschen lassen, das Durchschnittseinkommen anheben, Unternehmensgründungen vereinfachen und billige Kredite zur Verfügung stellen. Will man eine Wirtschaftskrise, so muß man das Durchschnittseinkommen senken. Das geht ganz einfach mit Hilfe von HartzIV, Lohndumping und Entlassungen.
aleph1 hat geschrieben:Der beste Ansatz ist das sicher nicht. Dummerweise richten wir uns alle auch in kleinen Entscheidungen nach dem Geld: Einkauf beim Discounter, Bücher und CDs bei Amazon, Schnäppchen bei Ebay. Warum sollten es da die Regierenden und die - ich mag das Wort zwar nicht - Wirtschaftsbosse es anders machen?
Bei besserem Einkommen würde auch wieder in kleinen Lädchen eingekauft werden, auch wenn es da etwas teurer ist. Lieber ein Teil aus der Boutique statt eines von der Stange - aber wer kann sich das noch leisten?
Unsere Entscheidungen beim Einkauf richten sich nach der verfügbaren Geldmenge.
Die kleinen Lädchen mußten alle schließen, die Innenstädte sind seit Jahren vielerorts ausgestorben, ihre ehemaligen Besitzer arbeitslos. Die Wirtschaft wurde bewußt abgewürgt und die großen Warenhausketten bekamen die Marktanteile. Dann sank das Durchschnittseinkommen noch weiter ab und die Warenhausketten wurden auch weniger. Die noch verbliebenen haben ihren Marktanteil vergrößert. In anderen Branchen sieht es ähnlich aus, es findet eine gewollte Monopolisierung statt. So bestimmt das Durchschnittseinkommen den Wohlstand oder das Elend und Durchschnittseinkommen kann man über Steuern und Gesetze (wie HartzIV oder Arbeitserlaubnis für EU-Bürger) regeln.
Es wurden jede Menge Stellen abgebaut - auch beim Staat. Wir haben heute ca. 2 Millionen Beamte weniger, wie noch vor einigen Jahren. Alles Einkommen, die nicht mehr vorhanden sind. Würde man HartzIV erhöhen und die abgebauten Beamtenstellen wieder besetzen, dazu noch Steuern und Abgaben senken, so würde dass das Durchschnittseinkommen schon mal gewaltig steigern. Geld käme wieder in den Kreislauf und würde allen zugute kommen, der Staat hätte auch wieder mehr Steuereinnahmen, weil dieses Geld mehrfach umgeschlagen würde und dazu würden noch Arbeitsplätze geschaffen. Wo nichts ist, ist halt auch nichts zu holen, weder Steuern noch Sozialversicherungsbeiträge.
Das ist so einfach wie eine Milchmädchenrechnung. Nur wer den geschwollenen Reden der Politiker zuhört und sich auf deren Logik einlässt, kann das anders sehen.
aleph1 hat geschrieben:Den Menschen in den Mittelpunkt zu setzen klingt nach einem guten Ansatz. Ob er realisierbar ist, wage ich zu bezweifeln.
Das wurde leider bei der Umsetzung von Europa nicht getan.
Früher war das mal so, dass der Mensch im Mittelpunkt stand. Da gab es z.B. vermögenswirksame Leistungen, weil man wollte dass die Bürger für sich Wohlstand schaffen. Lebensversicherungen waren eine gute Altersvorsorge und steuerfrei. Heute müssen HartzIV-Empfänger ihren angesparten Wohlstand auflösen und die Riester-Rente ist ein Zusatzgeschäft für Versicherungen, während die Leistungen aus neu abgeschlossenen Versicherungen steuer- und sozialversicherungspflichtig wurden. So entzieht man der Masse wieder mehr Geld und senkt das Durchschnittseinkommen. Es gab viele Schritte dieser Art.
Man kann wirklich alles regeln - man muß es nur wollen und für die Menschen Politik machen, statt gegen sie.
Ein Beispiel, weil du schriebst "Die Auswirkung einer Entscheidung ist einfach nicht mehr überschaubar":
Kohl hat damals (ist bestimmt 30 Jahre her) ein Gesetz erlassen, dass ausländische Seeleute von deutschen Reedereien zu den in ihrem Land gültigen Tarifen bezahlt werden dürfen. Das senkte die Kosten für die Reeder und das Einkommen der ausländischen Seeleute und es führte dazu, dass mehr deutsche Seeleute arbeitslos wurden. So wurde wieder das Durchschnittseinkommen gesenkt. Nicht nur in Deutschland, denn die ausländischen Seeleute unterstützten in ihrer Heimat ihre Familien und trugen so zum dortigen Durchschnittseinkommen bei. Ihre Heimatländer konnten so deutsche Exporte kaufen und sicherten so wiederum deutsche Arbeitsplätze.
Das war jetzt nur ein Beispiel über Geld im Wirtschaftskreislauf.
Es ist schon überschaubar, welche Maßnahmen welche Auswirkungen haben. Es ist sogar ganz einfach.
Heute denkt man halt nicht mehr pro-Bürger sondern pro-Konzern und die wollen so viel wie möglich Marktanteile und weniger Mitbewerber. Dabei haben die Aktiengesellschaften, die den großen US-Banken gehören, einen gewaltigen Vorteil. Die Vielfalt stirbt und damit auch die neuen Ideen.
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.