abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Moderator: enegh

abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Beitragvon Der Neandertaler » Donnerstag 7. Juni 2012, 19:59

"Wer eine Wahrheit verbergen will, braucht sie nur offen auszusprechen -
sie wird einem ja doch nicht geglaubt."

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord - franz. Staatsmann und Diplomat
1754-1838

Im März 2003 verkündete Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung die Agenda 2010.
... entworfen von einem VW-Personalvorstand, der seine Betriebsräte mit Bordellbesuchen bestach
Mit dieser Agenda sollten die "Rahmenbedingungen für mehr Wachstum und für mehr Beschäftigung" verbessert werden. Außerdem strebte er damit einen "Umbau des Sozialstaates und seine Erneuerung" an.
In den folgenden Jahren - 2003 bis 2005 - ist diese Reform dann von SPD und Bündnis 90/Die Grünen weitgehend umgesetzt worden.
... von einem Kanzler, der sich anschließend von einem russischen Gaskonzern einkaufen ließ

"Frauen sagen selten bewußt die Unwahrheit.
Aber sie geben der Wahrheit gern ein bißchen Make-up."

Laurence Olivier
Im November 2005 äußerte Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung:
    "Ich möchte Kanzler Schröder ganz persönlich danken, daß er mit der Agenda 2010 mutig und entschloßen eine Tür aufgestoßen hat, unsere Sozialsysteme an die neue Zeit anzupaßen."
      große Teile des Konzeptes wurden nämlich von Anfang an von den Oppositionsparteien positiv begleitet, unterstützt und von CDU/CSU aktiv mitgestaltet.
      ... zum Teil sogar verbessert.
So wollten CDU/CSU etwa in den anstehenden Verhandlungen mit der Regierung Eingriffe in Tarifvertragsgesetz und Tarifautonomie sowie die Absenkung der Sozialhilfe durchsetzen.
.... also revidiert von einer großen Koalition aus Union und SPD
... aber die SPD bekommt dafür heute noch verbal Schläge
Andere Baustelle:
    2004 wuchs die Europäische Union von 15 auf 25 Mitglieder an - später kamen auch noch Bulgarien und Rumänien hinzu.
    billige Arbeitskräfte aus dem Osten - nein, danke!
    Daraufhin wurde für Polen, Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen eine Beschränkung der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit kontrovers diskutiert und eu-weit eingeführt. Für diese Staaten sollte gelten, daß eine Abschottung der Arbeitsmärkte zunächst für zwei Jahre gilt.
      Ausnahme:
      Malta und Zypern
    2006 sollten dann die jeweiligen Staaten, die dies anwendeten, der EU-Kommission mitteilen, ob sie diese Politik weiterverfolgen.
    War dem so, so konnte der Zugang zum Arbeitsmarkt für weitere drei Jahre beschränkt werden. Für Deutschland und Österreich galt dies alles uneingeschränkt.
      Deutschland etwa führte eine schwerwiegende Störung auf dem Arbeitsmarkt wurde an:
      weitere zwei weitere Jahre Einschränkung
      es galt also die gesetzliche
      2-3-2-Regelung
      ... mit einer anschließenden siebenjährigen Übergangszeit.
      ... also Abschottung bis
      2011 - für Arbeitnehmer aus Rumänien und Bulgarien soll der Arbeitsmarkt in Deutschland und in Österreich erst 2014 komplet zur Verfügung stehen
    Großbritannien, Irland und Schweden öffneten 2004 von sofort an ihre Arbeitsmärkte komplett.
    Spanien, Portugal, Finnland sowie Griechenland folgten 2006.
    Belgien, Frankreich, die Niederlande und Luxemburg hatten für "Mangelberufe" eine Ausnahme zugelassen.

Es geht noch weiter:
Ab August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder.
Es fehlen aber noch immer geschätzte 14.000 Erzieherinnen/Erzieher und 16.000 Tagesmütter/-väter.
geschätzt sind nur die Zahlen, weniger die Personen
Unsere immerlächelnde Schmusekatze der Nation - Ursula von der Leyen (CDU) - hat nun offenbar eine Lösung:
"5000 Personen aus dem Rechtskreis SGB II und SGB III"
sollen in die Bresche springen - sie möchte diese zu Erziehern weiterbilden.
also größtenteils Hartz-IV-Bezieher
Laut dem Magazin "Focus" bat die Ministerin den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Hans-Jürgen Weise, dies zu prüfen.
    dies nennt sich:
    Evidenzbasiert!
      Helmut Kohl sagte dazu:
      "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."
Unsere doppelbelastete und immer junge, studentenhafte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte diese Unterstützung grundsätzlich, erklärte aber, sie werde "streng auf die Qualität der Aus- und Weiterbildungsinitiativen achten". Es handele sich hier nämlich um einen sehr sensiblen Bereich.

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

Albert Einstein

"Hier kann etwas Gutes geleistet werden."
ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit
2008 schon wollte die BA mehrere tausend Langzeitarbeitslose in Pflegeheime vermitteln. Sie sollten sich dort vorwiegend um Demenzkranke kümmern, für sie einkaufen oder etwas vorlesen, hieß es.
Schnitt - genug der Politclownerie!

Man kann über die Agenda 2010 denken wie und was man will, ebenso über die Reaktion von Frau Merkel dazu, aber ...
abgehakt !
Man redet schon seit Jahrzehnten darüber, daß unsere Gesellschaft immer älter wird.
    2050 wird jeder Dritte in Deutschland 60 Jahre oder älter und nur die Hälfte der Bevölkerung noch jünger als 48 Jahre alt sein.
    Aus dem Statistischen Jahrbuch
    2011 etwa geht hervor, daß die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute geborenen Jungen bei 77 Jahren liegt - für Mädchen bei 83 Jahren.
    Modellrechnungen der vergangenen Jahre besagten Ähnliches - die Lebenserwartung der Neugeborenen liegt etwa
    13 beziehungsweise 14 Jahre höher als Anfang der 50er Jahre
? Warum denn dann die Abschottung unseres Arbeitsamarktes gegenüber den Arbeitnehmern aus den ehem. Beitrittsländern ?
Man konnte also frühzeitig erkennen, daß unsere Gesellschaft älter wird, daß wir aber einen Mangel an qualifiziertem Personal bekommen, daß wir letztlich auf einen Facharbeitermangel zulaufen konnte man 2004 nicht erkennen?
? Warum nicht eine frühzeitige und ausreichende Weiterqualifizierung und Ausbildung ?
... auch des bestehenden Personals
... eine Zuwanderung wird teurer, denn die besten Kräfte sind schon in England und Frankreich oder ...
Absicht?
    schon seit 30 Jahren weiß man, daß immer weniger Kinder geboren werden - 2050 wird die jährliche Geburtenzahl auf etwa 560.000 sinken ... heute: ca. 730.000
    Gleichzeitig werden aber die geburtenstarken Jahrgänge der
    50er und 60er Jahre in Rente gehen
"Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0.
Und das nennen sie ihren Standpunkt."

Albert Einstein

Als sich diese Woche Bernd Horn aus Herten zum Parteivorsitz der Linkspartei wählen lassen wollte, erheiterte das viele - selbst wohlmeinendere Medien kommentierten die Kandidatur mit lustvoller Süffisanz. Besonders weil dieser Herr normales, einfaches Parteimitglied ist - ein Frührentner ... er hat keine Erfahrung im politischen Geschäft, aber Zeit.
soll er doch in's Heim ... vorlesen
nocheinPoet, ich glaub', wir müssen doch eine nötige Notregierung einsetzen - die redet bestimmt nicht so'n Unsinn, Ullalla.
Tenor der Politik:
    Das bisschen wickeln und Bollerwagen ziehen kann doch jeder.
Ist das die Zukunft Deutschlands:
? ein Erzieherberuf wird ähnlich eingeschätzt wird wie der Job eines Pizzaboten ?

    "Egal wie tief man die Messlatte des geistigen Verstandes eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden, der bequem darunter durchlaufen kann!"
    hab' ich irgendwo gelesen ... stimmt!
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

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Re: abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Beitragvon nocheinPoet » Freitag 8. Juni 2012, 09:27

Toll. :D Sieht echt gut aus. Macht aber nach einiger Zeit schwindelig. Nur ein wenig... ;)
- So hoch der Geist, der uns erhebt, Es wankt der Grund, auf dem er steht.
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Re: abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Beitragvon Britta » Freitag 8. Juni 2012, 09:33

Hallo Neandertaler,

Der Neandertaler hat geschrieben:
"Wer eine Wahrheit verbergen will, braucht sie nur offen auszusprechen -
sie wird einem ja doch nicht geglaubt."

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord - franz. Staatsmann und Diplomat
1754-1838

So geht es der syrischen Regierung wohl auch....

Der Neandertaler hat geschrieben:
Im März 2003 verkündete Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung die Agenda 2010.
... entworfen von einem VW-Personalvorstand, der seine Betriebsräte mit Bordellbesuchen bestach

Dass Kriminelle schon immer die Politik bestimmten, da ist wohl was dran. :mrgreen:

Der Neandertaler hat geschrieben:
Mit dieser Agenda sollten die "Rahmenbedingungen für mehr Wachstum und für mehr Beschäftigung" verbessert werden. Außerdem strebte er damit einen "Umbau des Sozialstaates und seine Erneuerung" an.

Die haben schon rechtzeitig die Einsparungen geplant, damit sie den Banken dann 500 Milliarden (und mehr) geben konnten.

Der Neandertaler hat geschrieben:
In den folgenden Jahren - 2003 bis 2005 - ist diese Reform dann von SPD und Bündnis 90/Die Grünen weitgehend umgesetzt worden.
... von einem Kanzler, der sich anschließend von einem russischen Gaskonzern einkaufen ließ

Er hat Putin damals ja auch geholfen, da hat er diesen Job verdient. In der deutschen Politik ist eh nicht viel zu machen. Sieht man derzeit wieder an den fliegenden Teppichen...

Der Neandertaler hat geschrieben:
"Frauen sagen selten bewußt die Unwahrheit.
Aber sie geben der Wahrheit gern ein bißchen Make-up."

Laurence Olivier
Im November 2005 äußerte Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung:
    "Ich möchte Kanzler Schröder ganz persönlich danken, daß er mit der Agenda 2010 mutig und entschloßen eine Tür aufgestoßen hat, unsere Sozialsysteme an die neue Zeit anzupaßen."
      große Teile des Konzeptes wurden nämlich von Anfang an von den Oppositionsparteien positiv begleitet, unterstützt und von CDU/CSU aktiv mitgestaltet.
      ... zum Teil sogar verbessert.
So wollten CDU/CSU etwa in den anstehenden Verhandlungen mit der Regierung Eingriffe in Tarifvertragsgesetz und Tarifautonomie sowie die Absenkung der Sozialhilfe durchsetzen.
.... also revidiert von einer großen Koalition aus Union und SPD
... aber die SPD bekommt dafür heute noch verbal Schläge

Ich sehe schon lange nicht mehr viel Unterschied zwischen der Politik von SPD oder CDU. :?

Der Neandertaler hat geschrieben:
Es geht noch weiter:
Ab August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder.
Es fehlen aber noch immer geschätzte 14.000 Erzieherinnen/Erzieher und 16.000 Tagesmütter/-väter.
geschätzt sind nur die Zahlen, weniger die Personen
Unsere immerlächelnde Schmusekatze der Nation - Ursula von der Leyen (CDU) - hat nun offenbar eine Lösung:
"5000 Personen aus dem Rechtskreis SGB II und SGB III"
sollen in die Bresche springen - sie möchte diese zu Erziehern weiterbilden.
also größtenteils Hartz-IV-Bezieher
Laut dem Magazin "Focus" bat die Ministerin den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Hans-Jürgen Weise, dies zu prüfen.
    dies nennt sich:
    Evidenzbasiert!
      Helmut Kohl sagte dazu:
      "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."
Unsere doppelbelastete und immer junge, studentenhafte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte diese Unterstützung grundsätzlich, erklärte aber, sie werde "streng auf die Qualität der Aus- und Weiterbildungsinitiativen achten". Es handele sich hier nämlich um einen sehr sensiblen Bereich.

Jetzt gibt es eine neue Lösung: Die bald arbeitslosen Schlecker-Mitarbeiterinnen. Ist doch eine gute Idee, die zu Erzieherinnen umzuschulen.

Der Neandertaler hat geschrieben:
Man kann über die Agenda 2010 denken wie und was man will, ebenso über die Reaktion von Frau Merkel dazu, aber ...
abgehakt !
Man redet schon seit Jahrzehnten darüber, daß unsere Gesellschaft immer älter wird.
    2050 wird jeder Dritte in Deutschland 60 Jahre oder älter und nur die Hälfte der Bevölkerung noch jünger als 48 Jahre alt sein.

Und gleichzeitig redet man gerne von der Überbevölkerung der Erde. Was stimmt denn nun? Beides geht ja gar nicht. :?

Der Neandertaler hat geschrieben:
Aus dem Statistischen Jahrbuch 2011 etwa geht hervor, daß die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute geborenen Jungen bei 77 Jahren liegt - für Mädchen bei 83 Jahren.
Modellrechnungen der vergangenen Jahre besagten Ähnliches - die Lebenserwartung der Neugeborenen liegt etwa
13 beziehungsweise 14 Jahre höher als Anfang der 50er Jahre? Warum denn dann die Abschottung unseres Arbeitsamarktes gegenüber den Arbeitnehmern aus den ehem. Beitrittsländern ?
Man konnte also frühzeitig erkennen, daß unsere Gesellschaft älter wird, daß wir aber einen Mangel an qualifiziertem Personal bekommen, daß wir letztlich auf einen Facharbeitermangel zulaufen konnte man 2004 nicht erkennen?

Erkennen schon, aber Ausbildung kostet Geld. Da nimmt man doch lieber Arbeitskräfte aus dem Ausland, die bereits ausgebildet sind.

Der Neandertaler hat geschrieben:
? Warum nicht eine frühzeitige und ausreichende Weiterqualifizierung und Ausbildung ?
... auch des bestehenden Personals
... eine Zuwanderung wird teurer, denn die besten Kräfte sind schon in England und Frankreich oder ...
Absicht?
    schon seit 30 Jahren weiß man, daß immer weniger Kinder geboren werden - 2050 wird die jährliche Geburtenzahl auf etwa 560.000 sinken ... heute: ca. 730.000

Die einheimischen Arbeitskräfte sind teurer wie die Zuwanderer und sie haben auch höhere Ansprüche.

Der Neandertaler hat geschrieben:
Gleichzeitig werden aber die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in Rente gehen

Der Neandertaler hat geschrieben:nocheinPoet, ich glaub', wir müssen doch eine nötige Notregierung einsetzen - die redet bestimmt nicht so'n Unsinn, Ullalla.

:mrgreen:
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Re: abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 8. Juni 2012, 10:30

Hallo nocheinPoet.
nocheinPoet hat geschrieben:Toll. :D Sieht echt gut aus. Macht aber nach einiger Zeit schwindelig. Nur ein wenig... ;)
Kannst Du jetzt in etwa nachvollziehen, wie es mir geht ... nach einigen Äußerungen, einiger Politiker ?!?
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Re: abgeschottete Wahrheit - Messlatte des Verstandes

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 8. Juni 2012, 13:41

Liebe Britta.
Ich möchte Dir in einigen Punkte - teilweise vehement - widersprechen!
Britta hat geschrieben:Die haben schon rechtzeitig die Einsparungen geplant, damit sie den Banken dann 500 Milliarden (und mehr) geben konnten.
Klar waren Einsparungen geplant - zumindest sollten die unsäglichen und nicht-nötigen Kosten eingespart werden. Etwa die Kosten, die entstehen, ...
    weil einerseits Sozialhilfe von den Komunen gezahlt wird - also auch dort diese Personalkosten anfallen, und andererseits die Personalkosten des Bundes, die anfallen, wenn Arbeitslosenhilfe ausgezahlt wird. Doppelte Haushaltführung ... nennt man das glaub ich.
    einen weißen Schimmel
Aber ob die Einsparungen, die dadurch entstanden, daß die Hartz-IV-Zahlungen etwa in Höhe der Sozialhilfe angesiedelt wurden - sie waren immerhin nocht etwas höher als die Sozialhilfe, ob diese Einsparungen so hoch ausfielen, wie gedacht ...? Da habe ich meine - wie ich meine: berechtigten - Zweifel. Denn da brauche ich mir nur einige zurückliegende Gerichtsurteile ansehen. In denen Politik von den Gerichten auf die Finger gehauen wurde, mit dem Motto:
so nicht! - meine Herren
    Nebenbei:
      nach weitergerechnetem Soziahilfe-Satz hatten etwa 30% der Hartz-IV-Beziehern mehr Geld zur Verfügung - auch nach den anfänglichen Berechnungen.
      ... nach den genannten Urteilen hat die sich Gruppe derer sogar noch weiter vergrößert.
Es sind also nicht alle Verlierer!
Aber nichtsdestrotrotz:
    es bleibt trotzdem ungerecht ... die Zahlung ... zumindest der Umgang mit Menschen.
Britta hat geschrieben:Ausbildung kostet Geld. Da nimmt man doch lieber Arbeitskräfte aus dem Ausland, die bereits ausgebildet sind.
...
Die einheimischen Arbeitskräfte sind teurer wie die Zuwanderer und sie haben auch höhere Ansprüche.
... glaub ich weniger!
2004 wurde das Zuwanderungsgesetz verkündet - dieses trat 2005 in Kraft - die sogenannte "Blue Card". Meines Wissens wurde darin vereinbart, daß die ausländischen Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag mit mindestens ca. 66.000 Jahresgehalt vorweisen müssen.
Inhaber der "Blue Card" sollten nach drei Jahren ein Daueraufenthaltsrecht für sich und ihre Familie erhalten, wenn sie auch dann noch einen Arbeitsvertrag haben.
Sinn und Hoffnung bzw. Berechnung der Maßnahme war:
    etwa 3500 neue, hochqualifizierte Arbeitnehmer
Was war? Nichts war oder kaum jemand kam.
2010 kamen weniger als 700
Und wenn doch, waren sie sehr schnell unzufrieden. Nicht nur wegen des Geldes, sondern eher aufgrund der Neben-Umstände. Viele, der Gutausgebildeten und Hochqualifizierten sind doch schon längst in ..., wo sie mehr verdienen und willkommener sind.
Ein hochqualifizierter Softwareentwickler aus Aserbaidschan sagte mal in einem Zeit-Interview:
    "Ich wollte Berufserfahrung sammeln und dachte auch, daß ich hier vielleicht mehr verdiene.
    Jobaussichten? Die sind doch für hoch qualifizierte Softwareentwickler in Aserbaidschan genauso gut wie in Deutschland, und verdienten kann man in Baku fast genauso viel wie hier – wobei das Leben dort viel billiger ist.
    In Deutschland ist man letztlich doch nur Ausländer und vermißt die Heimat."
Nun habe ich die hiesigen Lohnzahlen - für "deutsche" Arbeitnehmer - nicht im Kopf, aber kürzlich wurde dieses Gesetz neu überarbeitet. Die Grenzen wurden dahingehend verschoben, daß künftig "nur" noch 44.800 Jahresgehalt nachgewiesen werden müssen. Für Mangelberufe - etwa: Ingenieure und Ärzte, dort wird die Gehaltsschwelle künftig sogar auf 33.000 gesenkt.
Ein sofortiges Aufenthaltsrecht sollen demnach jene bekommen, die mehr als 66.000 im Jahr verdienen.
Auch die sogenannte Vorrangprüfung entfällt.
    Vorrangprüfung:
      Nachweis, daß für den angebotenen Arbeitsplatz kein inländischer Bewerber zu finden ist
Wird aber ebenfalls nichts helfen. Die Zahlen - Löhne - werden niedriger - zumindest die theoretischen Löhne.
Aber warum soll ein hochqualifierter und gut ausgebildeter Arbeitnehmer in ein Land gehen, solange er sich dort für sein Dasein rechtfertigen muß?
Solange wir hier noch über die Kriterien streiten - über das Ob? und das Wie?, ...
... andere Länder ziehen da schon lange ihren Vorteil raus
Aber ob ausländische Arbeitnehmer letztendlich billiger sind ...?
Mag sein ... zumindest theoretisch. Klar sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden - zu wenig Ausbildung, Weiterqualifizierung, Frühverrentung, etc. - vielleicht hat man auch auf Sparmaßnahmen durch Zuwanderung gehofft, aber dann kamen eben die in meinem Bericht angesprochenen Fehler - Abschottung der Arbeitsmärkte, etc., ob alles also letztlich billiger wird ...? Ob man diese Fehler der Vergangenheit mit den angekündigten Maßnahmen beheben kann? ... zu einem günstiger Kurs?
Wage ich alles zu bezweifeln!
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

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