darf es etwas mehr sein? köll'sche Klüngel-Zeiten

Moderator: enegh

darf es etwas mehr sein? köll'sche Klüngel-Zeiten

Beitragvon Der Neandertaler » Samstag 15. September 2012, 15:28

    "Sicher weiß ich aber, daß 47,4 Prozent aller Arbeiter-Rentner heute weniger als 350 Mark Ruhegeld im Monat erhalten und nur 22,6 Prozent mehr als 500 Mark. Bei den Angestellten beträgt der Anteil unter 350 Mark genau 21,4 Prozent und bei den Frauen sogar 98 Prozent. Wer davon leben muß, denkt anders über 'so viel Sicherheit' ".
    Hans Katzer - 1965 bis 1969 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung
    ...1967 in einem SPIEGEL-Interview.
    "Die Rente ist sicher"
    ... logisch, das Versteck findet keiner
    ... kennt jeder, klar! ... von Norbert Blüm
Und nun?
    Frau von der Leyen - unsere Schmusekatze, die Vorzeigemutter der Nation:
      "Wer z.B. 45 Jahre arbeitet und 2000 Euro brutto verdient, bekommt im Alter auch nur bißchen mehr als die heutige Grundsicherung von 688 Euro. Die Zahlen sind bedrückend, aber sie stimmen alle!"
Rückblende:
    Ab 1881 führte Kaiser Wilhelm I. auf Initiative des damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck mehrere Sozialgesetze kontinuierlich ein - darunter auch das System der gesetzlichen Rentenversicherung.
    Zu diesem Zeitpunkt bestand ein Kapitaldeckungsverfahren - d.h.: jeder spart für seine eigene Rente.
    Ein Rentenanspruch bestand erst ab dem 71. Lebensjahr - wer erreichte dies schon?
    Auch bestand Anspruch auf eine Arbeiterpension im Höchstfall von ca. 40 % des letzten Einkommens.
Cut:
    1957 wurde eine Rentenreform durchgeführt; eine dynamisierte Sozialrente, die sich an den aktuellen Lohnsummen orientierte wurde eingeführt - der sogenannte 'Generationenvertrag', ein Umlageverfahren.
    Wilfried Schreiber - deutscher Wirtschaftstheoretiker und 'Vater der dynamischen Rente', sah seinerzeit Risiken einer alternden Gesellschaft voraus und wollte sie einrechnen. Konrad Adenauer (CDU) wollte Wahlen gewinnen - und deshalb möglichst hohe Renten.
"Kinder kriegen die Leute immer"
damit wischte Adenauer Schreibers Warnung und die seines Wirtschaftsministers Ludwig Erhard vom Tisch.
    wahrscheinlich hatte er köll'sche Klüngel-Zeiten vor Augen:
    früher waren 13 Geschwister "normal"
1972 setzte SPD-Arbeitsminister Walter Arendt die Frührente mit 63 durch - ohne Abschläge.
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts warnte Kurt Biedenkopf (CDU) schon vor einem Kollaps des Renten- und Sozialsystems. Biedenkopf wurde von Kohl abgesägt. Kohl finanzierte die Deutsche Einheit aus der Rentenkasse.
Die ZDF-Serie "2030 - Aufstand der Alten" zeigt die fiktiven Folgen einer überalterten Gesellschaft in Deutschland:
    Rentner erhalten nur eine Grundsicherung von 560er Euro, die medizinische Versorgung ist unbezahlbar, viele alte Menschen sind verarmt.
Wer nicht spätestens jetzt Vorsorge getroffen hat - Riester, ... dem ist nicht mehr zu helfen.
Aber mal ehrlich:
    Muß dies sein? Muß Politik mit der Angst der Menschen spielen?
Angefangen mit Adenauer, spätestens seit Kohl kann man sehen, daß Maßnahmen in der Rentenpolitik weitgehend Wahlgeschenke sind - weniger Innovationen. Aber sehen kann man auch, daß es "Warnungen" schon zu allen Zeiten gegeben hat - weitergegangen ist es immer ... der Kollaps blieb aus.
Aber die chronologische Aufzählung - wer wann und wie tief die Rentenkasse geplündert hat, hat viel vom Schwarze-Peter-Spiel - bringt uns also nicht wirklich weiter.

Laut Frau von der Leyen sollen Rentner, die mindestens 35 Beitragsjahre nachweisen können und gleichzeitig privat oder betrieblich vorgesorgt haben, deren Renten sollen aufgestockt werden.
Wer kann aber schon von, sagen wir mal: 1100, mit denen er eine Familie ernähren muß, noch zusätzlich privat vorsorgen?
Auch kann ich mir weitere Diskussionen lebhaft vorstellen. Wenn etwa jemand nur 34 Beitragsjahre nachweisen kann oder ... 34,5?
Wenn schon eine Zuschußrente, warum nicht eine Grundsicherung in jetziger Höhe - 688, und jeder erarbeitet sich zusätzliches Geld obenauf?
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
Der Neandertaler
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