Hallo Galileo,
galileo2609 hat geschrieben:der stärkere Zuwachs von EEG-Stromproduktion gegenüber dem erwarteten Trend konterkariert die bereits im EEG 2000 angesetzte Degression der Vergütungssätze. Das deutsche EEG regelt zwei Grundsätze:
1. die Anschluss- und Abnahmeverpflichtung der Netzbetreiber zur Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energien,
2. feste Vergütungssätze für den eingespeisten Strom.
Die Vergütungssätze für Solarstrom sind ständig am Sinken. Für Anlagen, die im April 2012 in Betrieb genommen wurden, gab es noch 19,50 Cent/kWh, für Anlagen die ab Oktober in Betrieb genommen wurden/werden nur noch noch 18,36 Cent/kWh.
Ganz zu Anfang gab es wesentlich mehr. Für Anlagen, die 2001 in Betrieb gingen gab es 50,6 Cent/kWh und ein Jahr später immer noch 48,1 Cent/kWh.
Somit müsste die EEG-Abgabe eigentlich zwischenzeitlich gesunken sein. Da Photovoltaikanlagen immer günstiger und leistungsfähiger werden, werden eben die Vergütungssätze immer geringer. Wieso dann die Strompreise steigen müssen, besser gesagt die EEG-Umlage erhöht wird, ist unlogisch.
galileo2609 hat geschrieben:Die bedeutendsten Erzeuger von EEG-Strom sind (noch nicht) im Übermass die "Stromkonzerne", sondern dezentrale Private, Genossenschaften, Kommunen oder Stadtwerke. Die Übertragungsnetzbetreiber sind durch das EEG verpflichtet, diesen Strom vorrangig in die Netze einzuspeisen und nach den gesetzlichen Vorgaben zu vergüten. Ursprünglich als Institutionen geschaffen, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Übertragungsnetzen zu schaffen, geraten die ÜNB nun in die Rolle der Exekutoren der planwirtschaftlichen "Energiewende". Eine Abweichung von den Vergütungssätzen des EEG durch individuelle Einspeisungsverträge ist ihnen per Gesetz nicht gestattet.
Wenn man schaut, wie viele Windparks gebaut wurden und wie viele Solarparks man entlang der Autobahn so sieht, dann haben private Haushalte den geringeren Anteil. In den letzten Jahren boomte das richtig und so scheinen die EVU's die größten Profiteure des EEG zu sein.
galileo2609 hat geschrieben:Den Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU), in deiner Wortwahl den "Stromkonzernen", werden diese Kosten durch die ÜNB weitergeleitet, sie sind aber in der Verwertung des EEG-Stroms frei. Sie dürfen aber die durch das EEG verursachten Mehrkosten in ihre Kosten einstellen und an die per Gesetz EEG-pflichtigen Letztverbraucher umwälzen. Während die privaten Stromkunden keine grundsätzlich andere Wahl haben als zu zahlen, hat der deutsche Gesetzgeber den Unternehmen (z. B. in der stromintensiven Metallverarbeitung, Bahnbetriebe) zumehmend geringere Barrierefreiheiten gewährt, um sich von der EEG-Pflicht befreien zu lassen. Die privaten Haushalte kommen für diesen Ausfall auf und subventionieren mit ihren höheren EEG-induzierten Stromrechnungen die heimische Industrie.
Ich kenne die Preise, die ein metallverarbeitender Betrieb so zahlt. Trotzdem muss auch hier hart verhandelt werden und auch die Unternehmen haben mit den jährlich steigenden Strompreisen so ihre Probleme. Es geht dabei auch um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland, denn auch der Strompreis fliesst in die Kalkulation mit ein.
Auch wenn die Unternehmen weniger zahlen wie der Endverbraucher, so haben sie die gleichen Probleme mit den steigenden Preisen.
galileo2609 hat geschrieben:Voraussetzung für die Gestaltung und Höhe der privaten Stromrechnungen ist die freie unternehmerische Entscheidung, die EEG-Umlage auf die Letztverbraucher abzuwälzen. Durch die globale Wirtschaftskrise sind die Preise an den europäischen "Strombörsen" (ein recht kompliziertes Gebilde) unter Druck und weit entfernt von den gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen in Deutschland. Je nach unternehmerischer Entscheidung kann es also sinnvoll sein, als Endkunde den Stromanbieter zu wechseln. Oder eben, wie es der deutsche Umweltminister Peter Altmaier empfiehlt, Strom zu sparen. Also: Computer ausschalten und smartphones wegwerfen. Lieber Pullover stricken und Kerzen zukaufen. Ist sowieso eine gute Investition angesichts steigender Blackout-Gefahr.
Wozu braucht es eigentlich eine europäische Strombörse? Wozu muss man Strom über Landesgrenzen hinweg verkaufen? Wenn jedes Land in Europa zusieht, dass es seinen eigenen Strombedarf decken kann, wäre das völlig ausreichend. Klar ist der Atomstrom der Franzosen billiger, aber den will ja die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr.
Stom sparen bringt eigentlich auch nur wieder einer Preiserhöhung, denn es muss ja immer Wachstum geben und wenn weniger Strom verbraucht wird, dann muss er teurer werden, damit der Umsatz/Profit der EVU's in Euro gerechnet wieder stimmt.
galileo2609 hat geschrieben:Die Mehrbelastung der EEG-pflichtigen Letztverbraucher in Deutschland ist eine Fehlentwicklung der deutschen Politik, die unter der rot-grünen Bundesregierung begonnen hat, durch die grosse Koalition fortgesetzt wurde und durch die amtierende Regierungskoalition noch verschärft wurde.
Diese Fehlentwicklung ist dem Umstand zu verdanken, dass dieses Gesetz für und mit Hilfe der EVU's gemacht wurde. Es festigt deren Monopol, statt sinnvoll dezentrale und unabhängige Energieerzeugung zu fördern.
galileo2609 hat geschrieben:Den "Stromkonzernen" bringt das erstmal keinen Gewinn. Deren Unternehmensentscheidungen und Investitionen waren in der Regel auf grosse und zentrale Grundlastkraftwerke eingestellt.
Klar hätten sie mit großen zentralen Kraftwerken noch mehr Gewinn gemacht. Aber auch so ist der Gewinn den sie machen beachtlich und steigert sich ständig - so wie die Strompreise.
galileo2609 hat geschrieben:Diese langfristig geplanten Projekte stehen unter erheblicher Unsicherheit. Die Abschaltung hochprofitabler KKW und absehbare Investitionsruinen belasten den Return on Investment. Es wäre wünschenswert, wenn die grossen EVU den Spielraum, den sie durch die krisenbedingt sinkende Stromnachfrage und die hohen EEG-Vergütungen erhalten, zu Investitionen in neue Projekte nutzen würden. In den Ausstiegsstaaten in die EE-Produktion und im toleranteren Ausland in KKW neuerer technologischer Generationen.
Investiert wird schon, in Windparks und Solaranlagen, staatlich gefördert mit unseren Steuergeldern und der EEG-Umlage, also weniger vom eigenen Gewinn, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Und dafür dürfen wir dann auch noch die Strompreiserhöhung schlucken.
KKW's sind seit Fukushima der Öffentlichkeit nicht mehr zu verkaufen. Zumal auch die Frage der Endlagerung immer noch nicht gelöst ist.
Mit KKW's der neuere Generation habe ich mich noch nicht beschäftigt, kann mir auch nicht vorstellen, dass diese sicher sein können.
galileo2609 hat geschrieben:Britta hat geschrieben:[...] aber dafür haben sie ja auch Einsparungen und müssen weniger Kraftwerke bauen. Sie haben ja jetzt schon zuviele und verkaufen noch Strom ins Ausland.
Der erste Halbsatz ist grösstmöglicher Unfug. Und der nächste Satz steht dem nicht nach. Es ist durchaus in Ordnung, wenn hocheffektive "Stromkonzerne" Aussenhandel betreiben. Betriebswirtschaftlich erwünscht, nicht unbedingt erstrebenswert in makroökonomischer Perspektive. Aber wenn fossile Dreckschleudern im In- und Ausland durch Strom aus EE-Anlagen oder modernen KKW substituiert werden können, ist das zweifellos der globalen Klimabilanz zuträglich. Deutschland, aber auch die Schweiz, sind da zur Zeit auf keinem optimalen Pfad.
Wieso ist das größtmöglicher Unsinn? Es hat sich nach der Abschaltung der alten KKW's gezeigt, dass immer noch genug Strom erzeugt wird, um ihn ins Ausland zu verkaufen. Wir haben also definitiv zuviele Kraftwerke. Ziel sollte sein, ohne riesige Kraftwerke auszukommen. Wir brauchen sie nicht und brauchen auch keine großen EVU's. Dezentrale, also regionale Energieversorgung und Unabhängigkeit sollte das Ziel sein um unseren Planeten zu erhalten. Darüber sollten unsere Politiker nachdenken und das umsetzen, was für die Umwelt gut ist, statt für die Profite der Energieriesen.
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.