Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Moderator: enegh

Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Mittwoch 23. Januar 2013, 18:24

Hallo,

nachdem sich ja ein Teil des Forums intensiv der Diskussion "alternativer physikalischer Theorien" widmet, - wenn man sie mal aufwertend so nennen möchte - versuche ich mal den Bereich Wirtschaft etwas wiederzubeleben.

Da bin ich doch über Brittas nicht mehr ganz taufrischen Beitrag gestolpert:
viewtopic.php?f=31&t=196
"Wenn es wirklich kein Wirtschaftssystem gibt, dass ohne Profit auskommt und davon scheinen die Experten überzeugt - dann sind die Auswirkungen auf die Menschheit ein ganz schöner Horror. Denn wenn es kein unbegrenztes Wachstum gibt, müssen die Menschen ihre Welt immer wieder durch Krieg zerstören um erneut zu Wirtschaftswachstum zu kommen."
... und das hörte sich für mich nach "alternativen ökonomischen Theorien" an.

Ist also das Ziel, ohne Profit auszukommen?
Bedeutet das, dass Profit etwas Schlechtes, Unmoralisches ist?

Hm, wie wäre das....
Nehmen wir einmal an, Produktionsmittel befinden sich in staatlicher Hand, Handel wird durch staatliche Behörden durchgeführt, und jeder Mensch geht seiner geregelten Arbeit nach. Das Modell klingt bekannt.
Dann macht niemand einen Profit (außer dem Staat, und der gibt's ja wieder zurück ;) ), und alles wäre in Butter.
Hm, oder nicht... wie ist denn das mit dem, der seine Arbeitszeit, also Zeit seines Lebens verkauft und dafür bezahlt wird... macht der einen "Profit"?

Das Zitat von Britta oben hörte sich für mich irgendwie nach Silvio Gesell an. War das gemeint? Freiwirtschaft?
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Britta » Mittwoch 23. Januar 2013, 21:59

Samweis hat geschrieben:
Ist also das Ziel, ohne Profit auszukommen?
Bedeutet das, dass Profit etwas Schlechtes, Unmoralisches ist?

Nein, es ist weder das Ziel noch ist Profit etwas Schlechtes, unmoralisches.

Es ist leider so, dass Profit in unserer Zeit nur mit Geld gemessen wird und daher in Dinge die Geld kosten und keinen in Geld messbaren Profit einbringen selten investiert wird.

Nehmen wir mal den Umweltschutz. Da muss man Emissionszertifikate erfinden mit denen man Geld verdienen kann um wenigstens ein bischen was zu erreichen. Noch schwieriger ist der Umweltschutz bei der Ölförderung oder gar wenn es um Uran und Gold geht. Ein Armutszeugnis. Da wissen Alle, dass es mit unserer Umwelt düster bestellt ist, und statt das sich was zum Positiven ändert, wird es nur schlimmer.

Oder wie sieht es mit der Bildung aus, oder im Gesundheitssektor? Alles Dinge die Geld kosten. Ebenfalls ein Armutszeugnis - und das bei all dem Profit. Und das Finanzsystem ist trotz oder gerade wegen der enormen Profite dazu auch noch marode.

Samweis hat geschrieben:Hm, wie wäre das....
Nehmen wir einmal an, Produktionsmittel befinden sich in staatlicher Hand, Handel wird durch staatliche Behörden durchgeführt, und jeder Mensch geht seiner geregelten Arbeit nach. Das Modell klingt bekannt.
Dann macht niemand einen Profit (außer dem Staat, und der gibt's ja wieder zurück ;) ), und alles wäre in Butter.
Hm, oder nicht... wie ist denn das mit dem, der seine Arbeitszeit, also Zeit seines Lebens verkauft und dafür bezahlt wird... macht der einen "Profit"?

Ich denke da eher an "Star Trek" - die kommen da gut ohne Geld aus, ausser den Ferengi natürlich. Wieso eigentlich? :?

Ach ja:
Star Trek beschreibt eine utopische Zukunft, in der die Menschheit enorme soziale und technische Fortschritte erzielt hat...

..Darüber hinaus hat die Menschheit die meisten der heutigen Probleme, wie etwa soziale Ungleichheit, Rassismus, Intoleranz, Armut und Krieg, überwunden. Auch Kapitalismus und Geldfunktion existieren nicht mehr. Die Menschheit ist zu einer globalen Einheit herangewachsen und besiedelt über die Erde hinaus weitere Planeten.


Wir sind davon weit entfernt, dafür sind wir mit unserem Profitdenken schon so weit gekommen, dass wir diese utopische Zukunft vielleicht gar nie mehr erreichen.

Samweis hat geschrieben:Das Zitat von Britta oben hörte sich für mich irgendwie nach Silvio Gesell an. War das gemeint? Freiwirtschaft?

Nein, ich wünsche mir einfach eine bessere Welt, in der andere Werte etwas zählen, etwas bewegen - nicht nur Geld. :(
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Donnerstag 24. Januar 2013, 16:35

Britta hat geschrieben:Es ist leider so, dass Profit in unserer Zeit nur mit Geld gemessen wird

Hm, ist also Profit dann etwas Schlechtes, wenn er in Geld gemessen wird?

Das Beispiel mit den Emissionszertifikaten zeigt doch, dass Profit eine Lenkungsfunktion hat, die man nutzen kann. Prinzipiell sorgt Profit dafür, dass etwas möglichst effizient erreicht wird. Das ist doch gut?
Was dieses etwas sein soll, das definiert die Gesellschaft (ich schreibe hier ausdrücklich "Gesellschaft" und nicht "Politik").
Zwischen Profit und Bildung oder Gesundheitsversorgung sehe ich keinen Kontrast. (Zu Gesundheitsversorgung oder dazu, warum das Finanzsystem marode ist, könnte man wohl besser einen eigenen Thread aufmachen.)
Auch hier ist es doch eine Frage der gesellschaftlichen Vereinbarung: Es gibt Länder, in denen ist es üblich, "seiner" Schule und "seiner" Universität Zuwendungen zukommen zu lassen, sobald man "es geschafft hat".
Man ist es sich schuldig. Und man weiß, dass Bildung nicht vom Himmel fällt.
In D hat man manchmal einen anderen Eindruck... Da ist Bildung etwas, was die Allgemeinheit mir schuldig ist, und im Übrigen sowieso egal, da mir unabhängig davon gefälligst dieselben Chancen zu garantieren sind.
Den Unterschied macht also nicht der Profit sondern die Geisteshaltung.
Wie ist denn die?
Aha:
Britta hat geschrieben:Nein, ich wünsche mir einfach eine bessere Welt, in der andere Werte etwas zählen, etwas bewegen - nicht nur Geld. :(

Das würden wohl 90% der Menschen unterschreiben (und die anderen 10% sind die, die sowieso immer ihr Kreuzchen bei "Weiß nicht" machen, weil sie die Frage nicht verstanden haben).
Dieselben Menschen entlarven aber sich selbst durch ihre eigenen Emotionen. Emotionen wie z.B. Neid, Stolz...
Neid auf des Nachbarn neues iPhone, den hübschen Mantel oder die Handtasche der Freundin, und dass die xyz immer noch so gut aussieht.
Stolz auf die Beförderung, aufgrund derer man jetzt 500€ mehr verdient als Kollege Schulze. Stolz auf den eigenen coolen Look.

Stell' Dir vor, Menschen empfänden niemals diesen Neid und diesen Stolz sondern wären statt dessen aus vollem Herzen neidisch auf die schöne Radtour mit Familie, die der Nachbar gestern gemacht hat, oder stolz wie Oskar darauf, dass sie einen halben Tag auf der Leiter gestanden und der 70jährigen Nachbarin das gammelige Laub aus der Dachrinne gesammelt haben - und dieser Stolz hielt auch dann unvermindert an, wenn einer sagt: "Du bist doch blöd! Machst Dich da zum Affen. Sie könnte ja jemanden kommen lassen. Die Alte hat doch nun wirklich genug Kohle."
Nicht, dass Stolz und Neid dann irgendwie positiv wären, aber ... wäre das nicht eine Veränderung?
Warum geschieht sie nicht?
Weil jeder sagt: "Warum soll ich mein Geld den Armen geben - und am Ende bin ich der einzige." ??
Nein, Quatsch. Denn bis hierher kostet das alles keinen Cent. Wir reden noch nur über Emotionen, über Einstellungen. Die sind kostenlos.
Aber sie entsprechen nicht ihren inneren Überzeugungen!
Lausche in Dich, welchen Stolz und welchen Neid findest Du dort?

Oder, noch spaßiger, frage einfach mal Menschen in Deinem Umfeld: "Wer bist Du?"
Die meisten Menschen stellen sich anderen, fremden Menschen vor mit: ihrer Funktion/Beruf/Jobbezeichnung, ihrem Alter, ihrem Wohnort - was dann ja einen guten Einstieg bietet zu "mein Haus, mein Auto, mein Boot". Ist hier irgendetwas Nicht-Materielles, irgendetwas Ideelles gefallen?
So stellen sie sich den Anderen vor - und so stellen sie sich sich selbst vor.

So lange das so ist, ist jeder Ruf nach "der besseren Welt" lediglich ein klägliches "Halt! Wartet doch auf mich! Ich will das alles auch... ich bin nur nicht so schnell."

Und um den Kreis zu schließen, nämlich zum Profit der (bösen?) Wirtschaft und der (bösen?) Unternehmen:
Unternehmen werden geprägt durch die Summe ihrer Stakeholder. (Nicht Shareholder.)
Das sind in allen Fällen Menschen. Ganz normale, wie oben beschrieben.
Moderne Unternehmen, sei es BP oder Greenpeace, haben eine "Vision" und/oder ein "Mission Statement". Beides läuft in allen Fällen hinaus auf "...to make the world a better place."
Aber sobald die eigenen Arbeitsplätze in Gefahr sind, wird geschummelt und gelogen, und von dem hehren Anspruch bleibt wenig übrig, sei es bei BP oder Greenpeace.

Viele Grüße

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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Donnerstag 24. Januar 2013, 16:39

Oh, Raumschiff Enterprise ist übrigens ein gutes Stichwort:
Ich habe mal jemanden getroffen, der sagte, sein Ideal sei eine Welt, in der jeder tut, was ihm Spaß macht und was er gut beherrscht - für sich selbst und um der Allgemeinheit zu dienen. Schon bräuchte es keine Bezahlung mehr und alle wären glücklich. Wie bei Star Trek, meinte er.
Und warum darauf warten? Einer müsse ja mal den Anfang machen...

Er selbst war Kunstlehrer, Künstler und Maler. Wo immer er konnte, half er, Walldorf-Schulen aufzubauen und zu organisieren. Sobald sie liefen und er einen festen Job hätte haben können, verließ er sie und machte Platz für andere. Ansonsten malte und gestaltete er Kindergärten, Schulen... er fragte nie nach Bezahlung. Er nahm nur, was die Menschen ihm von sich aus gaben.
Beeindruckend, nicht?
OK, es gibt zwei Wermutstropfen:
1. Ich hatte nicht die Gelegenheit, seine Geschichte wirklich zu überprüfen.
2. Er bezog natürlich Leistungen der Allgemeinheit (Sozialhilfe), verbrauchte umgekehrt aber seine Einnahmen für sich selbst und vermied es davon Leistungen an die Allgemeinheit (Steuern, Sozialbeiträge) zu bezahlen.
Aber trotzdem doch schon ein erster Schritt in die richtige Richtung, oder?
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Herr Senf » Donnerstag 24. Januar 2013, 17:06

Walldorf-Schulen für eine neue Gesellschaft, dann wandere ich nach Sibirien aus, ist auch keine Steuerflucht - nur retten, was im Kopf ist.
ich will auch mal was dazu sagen
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Donnerstag 24. Januar 2013, 17:53

Herr Senf hat geschrieben:Walldorf-Schulen für eine neue Gesellschaft, dann wandere ich nach Sibirien aus, ist auch keine Steuerflucht - nur retten, was im Kopf ist.

:lol: Na, glaub' mir - ich wollte hier keine Werbung für Walldorf-Schulen machen.
Aber für die eigenen Ideen und Ideale einzustehen und sie zu leben, finde ich interessant. Unabhängig davon, ob sie mit meinen eigenen Ideen übereinstimmen.
Ist doch eine wohltuende Abwechslung, wenn jemand seine Ideale selber lebt, statt ständig zu versuchen, sie anderen aufzudrücken, damit die sie leben müssen. Oder?
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 25. Januar 2013, 08:59

Hallo Samweis.
Samweis hat geschrieben:Ist also das Ziel, ohne Profit auszukommen?
Bedeutet das, dass Profit etwas Schlechtes, Unmoralisches ist?
Gute Fragen - nächste Fragen!
Der Staat ... Produktionsmittel? Um Gotteswillen, nein!!!
Der Staat ist kein guter ... erfolgreicher Unternehmer. Du hast es angedeutet - "Das Modell klingt bekannt."
Das Einzige was der Staat darf, was er machen kann, ist, er muß die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.
Steuern, Abgaben, etc.

Walter Eucken - Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft und Begründer der Freiburger Schule - schrieb einst:
    "Ob wenig oder mehr Staatstätigkeit – diese Frage geht am wesentlichen vorbei. Es handelt sich nicht um ein quantitatives, sondern um ein qualitatives Problem. Der Staat soll weder den Wirtschaftsprozeß zu steuern versuchen, noch die Wirtschaft sich selbst überlassen: Staatliche Planung der Formen – ja; staatliche Planung und Lenkung des Wirtschaftsprozesses – nein. Den Unterschied von Form und Prozeß erkennen und danach handeln, das ist wesentlich. Nur so kann das Ziel erreicht werden, daß nicht eine kleine Minderheit, sondern alle Bürger über den Preismechanismus die Wirtschaft lenken können. Die einzige Wirtschaftsordnung, in der dies möglich ist, ist die des 'vollständigen Wettbewerbs'. Sie ist nur realisierbar, wenn allen Marktteilnehmern die Möglichkeit genommen wird, die Spielregeln des Marktes zu verändern. Der Staat muß deshalb durch einen entsprechenden Rechtsrahmen die Marktform – d. h. die Spielregeln, in denen gewirtschaftet wird, – vorgeben."
Damit beschrieb er den Ordoliberalismus - die deutsche Variante des Neoliberalismus.
Es kann und darf nicht das Ziel sein, ohne Profit auszukommen. Denn 'vollständiger Wettbewerb' beinhaltet ja auch Profit machen zu dürfen. Nur die Aussicht auf Profit, darauf, sich auch etwas leisten zu können, nur das beflügelt Leute, sich Gedanken zu machen und etwas zu unternehmen.
Habe ich diese Aussicht(en) nicht, lebe ich aphatisch in den Tag hinein. Das Einzige was mich dann noch aufrecht erhällt, ist arbeiten, arbeiten um das zu bekommen, damit ich überleben kann.
Nur wenn Unternehmen die Perspektive haben ... bekommen Profit zu erlangen, werden sie es wahrnehmen, Anderen zur Verwirklichung ihrer Ideen Arbeit zu geben.
Insofern kann und darf Profit und/oder Wachstum nicht verteufelt werden ... als unmoralisch verklärt werden. Beides hat uns zu Wohlstand verholfen. Nur lenkungsmäßig sollte eingegriffen werden ... präventiv.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Britta » Freitag 25. Januar 2013, 13:45

Samweis hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Es ist leider so, dass Profit in unserer Zeit nur mit Geld gemessen wird

Hm, ist also Profit dann etwas Schlechtes, wenn er in Geld gemessen wird?

Nein, sagt auch keiner - eher solange er in Maßen bleibt.

Samweis hat geschrieben:
Das Beispiel mit den Emissionszertifikaten zeigt doch, dass Profit eine Lenkungsfunktion hat, die man nutzen kann. Prinzipiell sorgt Profit dafür, dass etwas möglichst effizient erreicht wird. Das ist doch gut?

Es ist ein Armutszeugnis wenn man materiellen Profit nutzen muss, um Umweltschutz zu erreichen.

Und so effizient war es ja auch nicht.

Samweis hat geschrieben:Es gibt Länder, in denen ist es üblich, "seiner" Schule und "seiner" Universität Zuwendungen zukommen zu lassen, sobald man "es geschafft hat".
Man ist es sich schuldig. Und man weiß, dass Bildung nicht vom Himmel fällt.

Äh, wen meinst du jetzt?

Ich kenne niemandem, der seiner Schule oder Universität etwas hat zukommen lassen. Vielleicht Politiker, die hinterher die Steuergelder des Volkes "ihrer" Schule zuteilen, für einen erkauften Doktortitel vielleicht?

:mrgreen:

Samweis hat geschrieben:In D hat man manchmal einen anderen Eindruck... Da ist Bildung etwas, was die Allgemeinheit mir schuldig ist, und im Übrigen sowieso egal, da mir unabhängig davon gefälligst dieselben Chancen zu garantieren sind.
Den Unterschied macht also nicht der Profit sondern die Geisteshaltung.

Ja, ganz genau. Den Unterschied macht die Geisteshaltung. Die einen wollen lernen und interessieren sich dafür, die anderen halt nicht. Kann man nicht pauschalisieren.

Samweis hat geschrieben:Wie ist denn die?
Aha:
Britta hat geschrieben:Nein, ich wünsche mir einfach eine bessere Welt, in der andere Werte etwas zählen, etwas bewegen - nicht nur Geld. :(

Das würden wohl 90% der Menschen unterschreiben (und die anderen 10% sind die, die sowieso immer ihr Kreuzchen bei "Weiß nicht" machen, weil sie die Frage nicht verstanden haben).

Quatsch.

Samweis hat geschrieben:Dieselben Menschen entlarven aber sich selbst durch ihre eigenen Emotionen. Emotionen wie z.B. Neid, Stolz...
Neid auf des Nachbarn neues iPhone, den hübschen Mantel oder die Handtasche der Freundin, und dass die xyz immer noch so gut aussieht.
Stolz auf die Beförderung, aufgrund derer man jetzt 500€ mehr verdient als Kollege Schulze. Stolz auf den eigenen coolen Look.

Stell' Dir vor, Menschen empfänden niemals diesen Neid und diesen Stolz sondern wären statt dessen aus vollem Herzen neidisch auf die schöne Radtour mit Familie, die der Nachbar gestern gemacht hat, oder stolz wie Oskar darauf, dass sie einen halben Tag auf der Leiter gestanden und der 70jährigen Nachbarin das gammelige Laub aus der Dachrinne gesammelt haben - und dieser Stolz hielt auch dann unvermindert an, wenn einer sagt: "Du bist doch blöd! Machst Dich da zum Affen. Sie könnte ja jemanden kommen lassen. Die Alte hat doch nun wirklich genug Kohle."
Nicht, dass Stolz und Neid dann irgendwie positiv wären, aber ... wäre das nicht eine Veränderung?
Warum geschieht sie nicht?
Weil jeder sagt: "Warum soll ich mein Geld den Armen geben - und am Ende bin ich der einzige." ??
Nein, Quatsch. Denn bis hierher kostet das alles keinen Cent. Wir reden noch nur über Emotionen, über Einstellungen. Die sind kostenlos.
Aber sie entsprechen nicht ihren inneren Überzeugungen!
Lausche in Dich, welchen Stolz und welchen Neid findest Du dort?

Ich bin weder stolz noch neidisch.

Ich gönne Jedem was er hat, egal ob er sich über Erwerb, Besitz, Erfolg oder sonstwas freut, ich kann mich mitfreuen. Allerdings gönne ich Menschen die ich nicht mag ebenso ihren Misserfolg und Missgeschicke, die ihnen passieren - so richtig von Herzen.

Samweis hat geschrieben:Oder, noch spaßiger, frage einfach mal Menschen in Deinem Umfeld: "Wer bist Du?"
Die meisten Menschen stellen sich anderen, fremden Menschen vor mit: ihrer Funktion/Beruf/Jobbezeichnung, ihrem Alter, ihrem Wohnort - was dann ja einen guten Einstieg bietet zu "mein Haus, mein Auto, mein Boot". Ist hier irgendetwas Nicht-Materielles, irgendetwas Ideelles gefallen?
So stellen sie sich den Anderen vor - und so stellen sie sich sich selbst vor.

Boah, sag mal: In was für einem Umfeld lebst du denn? :?

Samweis hat geschrieben:So lange das so ist, ist jeder Ruf nach "der besseren Welt" lediglich ein klägliches "Halt! Wartet doch auf mich! Ich will das alles auch... ich bin nur nicht so schnell."

interessant...

Samweis hat geschrieben:
Das sind in allen Fällen Menschen. Ganz normale, wie oben beschrieben.
Moderne Unternehmen, sei es BP oder Greenpeace, haben eine "Vision" und/oder ein "Mission Statement". Beides läuft in allen Fällen hinaus auf "...to make the world a better place."
Aber sobald die eigenen Arbeitsplätze in Gefahr sind, wird geschummelt und gelogen, und von dem hehren Anspruch bleibt wenig übrig, sei es bei BP oder Greenpeace.

Hm, Menschen, ganz normale? :?

Wenn ich jemandem etwas aus Versehen kaputt mache, dann bin ich ziemlich unglücklich. Mit sowas wie dem vollgetankten Golf von Mexiko würde ich wahrscheinlich nicht fertig werden, wenn ich daran schuld wäre. :evil:
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Freitag 25. Januar 2013, 19:49

Britta hat geschrieben:
Samweis hat geschrieben:Hm, ist also Profit dann etwas Schlechtes, wenn er in Geld gemessen wird?

Nein, sagt auch keiner - eher solange er in Maßen bleibt.

OK - wann ist er "in Maßen?
Wenn der Neid für die anderen Materialisten gerade noch erträglich ist?
Wenn Materialist Britta sagt "Jetzt ist's aber genug!"?
Idealist Britta kann es ja gleichgültig sein, was andere verdienen...
Britta hat geschrieben: Ich kenne niemandem, der seiner Schule oder Universität etwas hat zukommen lassen.
Glaube ich unbesehen. Lies noch einmal nach - ich sprach nicht von Leuten, die Du kennen müsstest.

Du findest dieses Verhalten z.B. in einem Land, das Du nicht magst:
Nur bezogen auf colleges:
http://www.usnews.com/education/best-co ... mni-donors

Die Harvard Business School bezieht z.B. 23% ihres gesamten Budgets aus Stiftungen und Spenden - von Alumnis. Es geht hier nicht um 10 Dollar hier und da.
Es geht um $117Mio.

Auch in vielen Ländern Südamerikas, Asiens, aber auch UK usw. ist das üblich. Selbst in Deutschland, nur eben in wesentlich kleinerem Maßstab.
Wie Du siehst, ist die Welt doch um einiges vielseitiger und komplexer, als Du es Dir so vorgestellt hast, hm?
Britta hat geschrieben:Quatsch.
Ob der Tiefe des Argumentes bin ich nun doch etwas überrascht.
Ich hatte ja mehr an "Ich meine eher, dass....., weil......" gedacht.
Britta hat geschrieben:Ich bin weder stolz noch neidisch.
Ich gönne Jedem was er hat, egal ob er sich über Erwerb, Besitz, Erfolg oder sonstwas freut, ich kann mich mitfreuen. Allerdings gönne ich Menschen die ich nicht mag ebenso ihren Misserfolg und Missgeschicke, die ihnen passieren - so richtig von Herzen.
Schau mal, was Du da geschrieben hast. Aussagenlogik? Bool'sche Algebra? Den Widerspruch hier kannst Du mathematisch greifen.
Vielleicht möchtest Du das lieber editieren oder ganz löschen.
Nicht nur logisch sondern auch ethisch ist das ein Knaller.

Weißt Du, ich wollte eigentlich eine vernünftige Diskussion mit Argumenten führen. Dabei sollte es um die Sache gehen. Nicht um Personen.
An charakterlichen Defiziten von Diskutanten bin ich nicht interessiert.

Britta hat geschrieben:Boah, sag mal: In was für einem Umfeld lebst du denn? :?
Oh, noch so'n "Argument"?
Britta hat geschrieben:Wenn ich jemandem etwas aus Versehen kaputt mache, dann bin ich ziemlich unglücklich. Mit sowas wie dem vollgetankten Golf von Mexiko würde ich wahrscheinlich nicht fertig werden, wenn ich daran schuld wäre. :evil:
1. Bei dem Unglück starben 11 Menschen, 16 wurden verletzt. Gehören sie zu denen, denen Du "ihren Misserfolg und Missgeschicke" so richtig von Herzen gönnst? Oder warum kommt der "vollgetankte Golf" für Dich an erster Stelle?
2. Woher nimmst Du die Gewissheit (oder sollte man es Unverschämtheit nennen?), dass dies irgendeinem leicht fällt?
3. Liegt die Betonung hier auf "aus Versehen"?
4. Wenn Du für die Brent Spar Aktion verantwortlich wärst, hättest Du dann kein Problem?
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Re: Ist Profit schlecht/unmoralisch?

Beitragvon Samweis » Freitag 25. Januar 2013, 20:07

Hallo Neandertaler,
Der Neandertaler hat geschrieben: Der Staat ... Produktionsmittel? Um Gotteswillen, nein!!!
OK - da kann ich mitgehen... ;)
Der Neandertaler hat geschrieben: - die deutsche Variante des Neoliberalismus.
Ups - das ist ja heutzutage ein Schimpfwort. ;)
Liberale Ideen scheinen ja in Deutschland gar nicht mehr gerne gesehen.
Viele Positionen der "Liberalen" in D sind alles andere als liberal. Und die Piraten übrzeugen auch nicht in bezug auf Liberalität.
Wie kommst Du zu so ketzerischen Ansichten? ;)
Der Neandertaler hat geschrieben: Nur wenn Unternehmen die Perspektive haben ... bekommen Profit zu erlangen, werden sie es wahrnehmen, Anderen zur Verwirklichung ihrer Ideen Arbeit zu geben.
Insofern kann und darf Profit und/oder Wachstum nicht verteufelt werden ... als unmoralisch verklärt werden. Beides hat uns zu Wohlstand verholfen. Nur lenkungsmäßig sollte eingegriffen werden ... präventiv.
Gut, ich denke, darauf können wir uns einigen.

Nun ist es aber ja so, dass es einige "Schwachstellen" gibt, und dass zur "Lenkung" eine klare Vorstellung davon bestehen muss, wohin die Reise gehen soll. Denn gerade in der Wirtschaft kann man in guter Absicht viel vor den Baum lenken. Z.B. mit Mindestlöhnen, die vermeintlich den Arbeitnehmern helfen sollen, aber einem Monopolisten die gerade zart erblühende Konkurrenz vom Hals schaffen - damit der jetzt Laufzeiten erhöhen und Preise anpassen kann.
Zuviel Macht in einer Hand...
Aber wie verhindern?

Ich hatte oben mal kurz Freiwirtschaft ("natürliche Wirtschaftsordnung") angedeutet. Sagt Dir das etwas?
Ich dachte erst, Britta wäre eine Freundin von Silvio Gesell, aber dem ist wohl eher nicht so....
Wobei dieses Modell mindestens genausoviele Löcher hat wie das gegenwärtige System - und die Ursachen m.E. nicht wirklich angeht, z.B. das Problem der Verklumpung.
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