Generalstreik

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Generalstreik

Beitragvon Britta » Mittwoch 20. Oktober 2010, 19:56

Von den Streiks in Frankreich hören wir in den letzten Tagen ständig.

Völlig untergehen tut dabei der Generalstreik in Spanien:

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/streik162.html

Der Tagesschau-Beitrag steht hier mal stellvertretend für alle Berichte, die man zum Generalstreik in Spanien findet. Da könnte man meinen, es wird nur im Flugverkehr gestreikt und wird davon abgelenkt, dass es ein Generalstreik ist. Auch warum dieser Streik stattfindet, erfährt man nur am Rande. Einzige Information hierzu:

Die spanischen Gewerkschaften protestieren mit 24-stündigen Arbeitsniederlegungen gegen eine bereits vom Parlament verabschiedete Reform des Arbeitsmarkts.


Die Medien sind sich soweit einig, dass dieser Streik nichts ändern wird.

Gleichzeitig gab es noch ein Ereignis, über das nicht viel berichtet wird und das so fast keiner mitbekommen hat, wo man den Generalstreik in Spanien so einfach mit hineingeschmuggelt hat:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 12,00.html
Brüssel, Dublin, Madrid, Warschau - gleichzeitig sind Arbeitnehmer in vielen EU-Ländern auf die Straße gegangen, um gegen den Sparkurs ihrer Regierungen zu protestieren. Zu einer Demonstration in Belgien kamen Zehntausende, in Spanien gab es Verletzte, Urlauber saßen fest.


In Brüssel gab es eine Massenkundgebung gegen Sozialabbau, an der sich auch deutsche Bergleute beteiligten - mindestens 50.000 Menschen versammelten sich zu Protesten in der belgischen Hauptstadt. Auch in Irland, Griechenland und Polen demonstrierten Menschen oder legten ihre Arbeit nieder. In Spanien wollten die Gewerkschaften beim ersten Generalstreik seit acht Jahren das ganze Land für 24 Stunden lahmlegen. Die Proteste richteten sich gegen eine Arbeitsmarktreform, die unter anderem leichtere Entlassungen ermöglicht.

Der spanische Generalstreik traf vor allem die Großbetriebe, Fabriken und den Verkehr. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, Tausende Urlauber saßen fest. Der Streik hatte auch Auswirkungen in Deutschland - allein am größten deutschen Flughafen in Frankfurt fielen mehr als 20 Verbindungen von und nach Spanien aus. Allerdings waren die Folgen nicht so gravierend wie erwartet.

Etwa 80 Prozent aller Fahrten der spanischen Hochgeschwindigkeitszüge wurden abgesagt, von den Pendlerzügen fuhr nur jeder Vierte. Bei Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und der Polizei habe es landesweit elf Verletzte gegeben, berichtete der öffentliche Rundfunk. In Barcelona brannte ein Polizeiauto.

Keine Zeitung, kein Fernsehen - und Schlangen an der Bushaltestelle

In mehreren spanischen Städten marschierten vor Fabriken Streikposten auf, an Bus- und Bahnhaltestellen bildeten sich lange Schlangen. Die Zeitungen erschienen mit Notausgaben und waren mancherorts gar nicht zu haben, weil der Vertrieb bestreikt wurde. Die regionalen Fernsehsender Telemadrid und Canal Sur mussten ihre Programme unterbrechen. Der staatliche Sender TVE strahlte zum Teil Programmkonserven aus. Noch vor Sonnenaufgang hatten Demonstranten Lastwagen daran gehindert, die Märkte in Madrid und Barcelona zu beliefern. Sie warfen mit Eiern und beschimpften die Lkw-Fahrer als Streikbrecher.

Die Gewerkschaften erklärten, 70 Prozent der Arbeitnehmer hätten sich an dem Ausstand beteiligt, die Regierung machte dazu keine Angaben.


Und so erfährt man dann doch ein wenig mehr über die Spanier.

Es scheint überall in Europa zu brodeln. Nur hier bei uns ist alles ruhig....
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Re: Generalstreik

Beitragvon GambitPi » Mittwoch 20. Oktober 2010, 23:35

Britta hat geschrieben:Es scheint überall in Europa zu brodeln. Nur hier bei uns ist alles ruhig....


Wir haben Stuttgart, bei dem es ziemlich offensichtlich NICHT allein um Stuttgart geht, wir werden sehen, wie es beim diesjährigen Castor zugehen wird- wir hatten eine (medial nicht gerade vielbeachtetete) Umstellung des Bundestags von ca 10000 Bürgern usw.
Am Ende dieses WInters werden die Hartz4 Opfer die Kürzungen im Heizkostenbereich ausgleichen müssen...
Es ist RELATIV ruhig, aber es ist längst nicht mehr "alles" ruhig.
Die Medien werden nicht umsonst auch 4. Staatsgewalt genannt. Es glaubt doch wohl keiner, das die uns derlei präsentieren würden. Die einzelgruppen würden sich schnell solidarisieren usw...
Nein. Unsere Medien sind längst Teil der Machine Europa. Von denen brauchen wir nichts zu erwarten.
Die fuchteln uns lieber mit China und dem Irna vor der Nase herum, als uns die Probleme (u.v.A. die Lösungsansätze!) im eigenen Lande zu zeigen...
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Re: Generalstreik

Beitragvon Britta » Donnerstag 21. Oktober 2010, 09:10

GambitPi hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Es scheint überall in Europa zu brodeln. Nur hier bei uns ist alles ruhig....


Wir haben Stuttgart, bei dem es ziemlich offensichtlich NICHT allein um Stuttgart geht, wir werden sehen, wie es beim diesjährigen Castor zugehen wird- wir hatten eine (medial nicht gerade vielbeachtetete) Umstellung des Bundestags von ca 10000 Bürgern usw.
Am Ende dieses WInters werden die Hartz4 Opfer die Kürzungen im Heizkostenbereich ausgleichen müssen...
Es ist RELATIV ruhig, aber es ist längst nicht mehr "alles" ruhig.
Die Medien werden nicht umsonst auch 4. Staatsgewalt genannt. Es glaubt doch wohl keiner, das die uns derlei präsentieren würden. Die einzelgruppen würden sich schnell solidarisieren usw...
Nein. Unsere Medien sind längst Teil der Machine Europa. Von denen brauchen wir nichts zu erwarten.
Die fuchteln uns lieber mit China und dem Irna vor der Nase herum, als uns die Probleme (u.v.A. die Lösungsansätze!) im eigenen Lande zu zeigen...

Verglichen mit dem was in anderen Ländern passiert, ist es bei uns ruhig.

Stuttgart ist kein Generalstreik so wie in Griechenland, Frankreich und Spanien, sondern Demo. Ich kann nicht beurteilen ob sich da mehr draus entwickelt oder ob das wieder einschläft.

In Europa protestieren immer mehr Menschen gegen die soziale Kälte. Denen erzählt man, es wäre kein Geld da und man müsse sparen, was eben angesichts der riesigen Bankenrettungspakete keiner mehr so richtig glauben kann.

Von der Umstellung des Bundestages kam allerdings nicht viel in den Medien vor. :?
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Re: Generalstreik

Beitragvon Delon » Samstag 30. Oktober 2010, 19:02

Französische Aktivisten rufen zu einer europaweiten und gemeinsamen Kontokündigung am 7. Dezember auf. Jeder soll sein Geld vom Konto holen.

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/513473

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Re: Generalstreik

Beitragvon Britta » Sonntag 31. Oktober 2010, 13:33

Delon hat geschrieben:Französische Aktivisten rufen zu einer europaweiten und gemeinsamen Kontokündigung am 7. Dezember auf. Jeder soll sein Geld vom Konto holen.

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/513473


Das würde nicht viel bringen - ausser vielleicht den Unzufriedenheitsgrad der Menschen anzuzeigen.

Unser Geld ist durch nichts gedeckt. Es hat nur solange einen Wert, wie die Menschen glauben das es einen Wert hat.

In der Zeit um Martin Luther King hatte eine solche Aktion mal Sinn gemacht. Damals war aber der Wert des Geldes noch ans Gold gebunden. Heute erzeugen die Banker Geld aus dem Nichts. 750 Milliarden zusätzliche Euro für die Rettung der PIIGS-Staaten, 500 Milliarden Euro für die Rettung der HRE - alles zusätzliches Geld, das durch nichts gedeckt ist und das die Geldmenge erhöht.

Da immer mehr Geld erzeugt wird, ist es immer weniger wert. Es wird nur noch der Schein aufrecht erhalten, dass das Geld etwas wert sei. Bei den noch im Umlauf befindlichen Derivaten in Höhe von 600 Billionen US-Dollar, was dem 10-fachen des Welt-Bruttosozialproduktes entspricht, kann man sich aber ausrechnen was das Geld wirklich noch wert ist und wie lange es noch braucht, bis dieses Geldsystem sowieso zusammenbricht. Nicht umsonst nannte Warren Buffet die Derivate 'Massenvernichtungswaffen'.

http://www.handelsblatt.com/finanzen/ze ... en;2669630
Derzeit entfallen aber laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) immer noch fast 90 Prozent der Derivategeschäfte auf den OTC-Markt, der ein Volumen von rund 600 Billionen US-Dollar aufweist.


Wo ist der Gegenwert für diese 600 Billionen? Es gibt ihn nicht. Diese 600 Billionen müssen aber Zinsen bringen und so muß noch mehr Geld aus Luft erschaffen werden.

http://www.exportinitiative.de/index.ph ... &tx_ttnews
Demnach ist der Handel mit CO2-Zertifikaten im Jahr 2008 um das Doppelte gegenüber 2007 mit einem Volumen von 126 Mrd. USD gewachsen.


Okay, das war 2008. Jetzt haben die aber inzwischen schon mit den Emmissionsrechten bis 2014 gehandelt:
http://www.co2-handel.de/article58_14716.html
Das gehandelte Volumen betrug 25.000 EUA für die Lieferung im Jahr 2013. Die Geschäfte wurden zwischen RWE und CEZ geschlossen. Seit dem 30. Juni können die Marktteilnehmer von EEX und Eurex zusätzlich zu den bestehenden Kontrakten auch EUA-Futures für die Lieferung im Jahr 2013 und 2014 handeln.

...Die Maßnahmen der EEX und Eurex zur Stärkung des Emissionshandels tragen zu dieser positiven Entwicklung der Handelsumsätze bei. So hat die EEX kürzlich die börslichen Handelszeiten für Emissions-Futures verlängert und die Transaktionsentgelte am Terminmarkt für Emissionen bis zum Jahresende gesenkt.


Wie weit in die Zukunft sollen solche Geschäfte mit Nichts noch gehen?

Da braucht keiner mehr sein Geld abheben um den Banken zu schaden - die sind bereits tot, es hat nur noch keiner gemerkt.
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Re: Generalstreik

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 31. Oktober 2010, 13:56

Britta hat geschrieben
Da braucht keiner mehr sein Geld abheben um den Banken zu schaden - die sind bereits tot, es hat nur noch keiner gemerkt.


Vielleicht sind ja solche Aktionen die Lösung:

Eigene Währung gegen den Wucher

Im schönen Oberbayern tut sich etwas: Die Chiemgauer proben den Aufstand gegen das globale Finanzkapital, sie drucken eigenes Geld - und bringen mit ihrer Zweitwährung die regionale Wirtschaft wieder zum Blühen.
Hier in dem link das video dazu:

http://www.3sat.de/mediathek/mediathek. ... &mode=play
"Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Generalstreik

Beitragvon GambitPi » Dienstag 11. Dezember 2012, 04:21

Bürger, vergebt uns, dass wir nicht die festnehmen, die wirklich verantwortlich für diese Krise sind: Banker und Politiker

Man kann einen Staat wohl auch kaputtsparen.
Und das führt mich zu folgenden Fragen:
Gibt es eigtl. nichts anderes, als ausgerechnet immer die "einfachen", aber letztlich den Staat machenden Menschen, an dem man sparen kann?

Gibt es nicht die Möglichkeit Einnahmen zu generieren oder - ich bin da etwas raus, aber ich meine mich aus meiner Schulzeit an sowas wie antizyklische Fiskalpolitik zu erinnern - ist das Modell inzwischen obsolet?

Hat Spanien (und Griechenland et al.) keinen Binnenmarkt, der über Investitionen zu einem Wachstum der inländischen Wirtschaft doch wohl führen könnte - GERADE, wenn da bisher keine sonderlich gute Infrastruktur besteht?

Und: Woraus bestehen diese Staatsschulden überhaupt? Also was wurde denn für dieses Geld angeschafft?
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