Der Fall Chodorkowski

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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Freitag 31. Dezember 2010, 00:59

elfenpfad hat geschrieben:
Dass es der russischen Bevölkerung jetzt vergleichsweise besser geht, das wird sogar in diesem Bericht angesprochen, ich habe entsprechende Textstelle rot markiert.
Ansonsten auch interessant zu lesen, der Rest.

Ich habe die Geschichte Russlands seit Gorbatschow verfolgt. Jelzin war für mich ein Betrüger und ein Säufer, eine Marionette, die für ein klein wenig Reichtum für sich und seine Clique die gesamten russischen Werte an den Westen verkaufte. Gut für den Westen - besser gesagt, für die westlichen Konzerne.

Als Putin dann an die Macht kam, hat er aufgeräumt. Dazu gehörte Chodorkowski und der war sogar der wichtigste Punkt, wegen der Ölreserven. Putin schmiss auch die US-Ölkonzerne raus, die sich nicht an die Umweltauflagen hielten. Mag sein, dass das mit den Umweltauflagen nur ein Vorwand war, aber egal, er wollte sie loswerden. Putin zahlte auch innerhalb kürzester Zeit die russischen Staatsschulden zurück. Auch Deutschland bekam die 10 Milliarden wieder, die Kohl dem Jelzin geliehen hatte, während unsere Politiker immer mehr neue Schulden machten und immer noch machen. Er änderte auch vieles im Land selbst. So z.B. machte er viel für Familienförderung und versucht, den Alkoholismus zu bekämpfen.

An diese Geschichte hier kann ich mich auch noch erinnern: http://www.focus.de/politik/ausland/mos ... 15536.html

Russischer Top-Banker ermordet
Donnerstag 14.09.2006, 13:10
Der Vize-Vorsitzende der russischen Zentralbank, Andrej Koslow, hat seinen Kampf gegen Wirtschaftskriminalität mit dem Leben bezahlt. Er erlag nach einem Attentat seinen Verletzungen.

...Unter der Leitung Koslows hatte die russische Zentralbank die Lizenzen zahlreicher Banken eingezogen, die der Beteiligung an Geldwäsche verdächtigt wurden.


Für Putin ein schwerer Verlust. Koslow beendete in vielen Fällen die Geldwäsche über Russland.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/meldungen ... 08033.html
Seit Präsident Wladimir Putin vor sechs Jahren angetreten ist, das organisierte Verbrechen in Russland zu bekämpfen, ist Koslow der höchstrangige Vertreter des Staates, der einem solchen Anschlag zum Opfer fiel. In der Wendezeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren unter Putins Vorgänger Boris Jelzin politische Morde an der Tagesordnung. Viele Russen fühlen sich mit dem Anschlag auf Koslow in diese Zeit zurückversetzt....

...Finanzminister Alexej Kudrin sagte, Koslow habe im Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität an vorderster Front gestanden und dabei wiederholt die Interessen prinzipienloser Vertreter der Finanzbranche verletzt.


Naja, die prinzipienlosen Vertreter der Finanzbranche - da hat Putin so seine Feinde.

Und ich kann mich erinnern, wie unsere Medien damals über Jelzin berichteten - besser wie über Putin. Verkehrte Welt halt.

Im Prozess des ehemaligen Yokos-Chef Michail Chodorkowski geht es nicht nur um das Schicksal eines Oligarchen. Für Wladimir Putin ist es ein ideologischer Kampf.

Als Wladimir Putin vor wenigen Tagen in einer Bürgerfragestunde im russischen Fernsehen Michail Chodorkowski vorverurteilte bezog sich der russische Premier zwar auf das angeblich gestohlene Öl durch Chodorkowskis Öl-Konzern Yukos. Genauso gut aber könnte Putin ein Geschäft Chodorkowskis gemeint haben, das 15 Jahre zurück liegt. Denn die Geschichte des Konflikts zwischen dem Ex-Spion Putin und Chodorkowski ist alt und ohne die ideologische Ausbildung beider Männer nicht zu verstehen.

1995 wickelten der russische Staat und die damalige Chodorkowsi-Bank „Menatep“ ein Geschäft ab, das von vornherein einen sicheren Sieger kannte: Michail Chodorkwoski. Beim Deal „Aktien für Kredite“ bekamen Privatbanken Aktien von Staatsunternehmen aus der Erdöl-, Nickel- und anderen Rohstoffindustrien, wenn sie diesen Kredite gaben. Chodorkowskis Bank war eine von mehreren privaten Instituten, die in wenigen Monaten die industriellen Besitztümer der Gesellschaft zu eigenen Gunsten umverteilten.


Das sind nur Halbwahrheiten.

Hier hat jemand Informationen zusammengetragen, die fast unglaublich klingen. Wenn nur die Hälfte davon stimmt, reicht es schon. Die Originalquelle soll das Saar-Echo sein - danach muß ich nochmal suchen. Allerdings habe ich vieles was da drin steht noch so in Erinnerung: http://www.wallstreet-online.de/diskuss ... bredouille

Teil 0: Auch Deutschland gehört zu den engeren Kombattanten Spuren von Saarbrücken über Berlin nach Moskau

Teil I: WLADIMIR PUTIN, GERHARD SCHRÖDER, ERNEST BACKES – UND WELCHE ROLLE SPIELTE DABEI DER BND?

Teil II: CHODORKOVSKY VERLOR GEGEN US-AMERIKA - UND DIE US-PROFIS GEGEN WLADIMIR PUTIN

Teil III: WAR YUKOS WIRKLICH HEISSE UND KALTE KRIEGE WERT? – DAS US-GROSSKAPITAL MACHT RECHNUNG OHNE WIRT

Teil IV: TOTALBLAMAGE FÜR DIE GROSSMEISTER DES KAPITALS: RUSSLAND UND CHINA GEWINNEN GLOBALE ZOCKERPARTIE

Teil V: GERÄT DAS KAPITALISTISCHE ABENTEUER YUKOS ZUM AUSGANGSPUNKT EINER GEOPOLITISCHEN KORREKTUR?

Teil VI: AUCH OBEN AUF DEN SCHULTERN EINES GEHEIMDIENSTES KANN EINER MANCHMAL DEUTLICHE SPUREN HINTERLASSEN

Teil VII: WESTLICHE WELT LEIDET AN GEDÄCHTNISVERLUST – GEOPOLITISCHE ZIELE DER USA MASSIV GEFÄHRDET

Teil VIII: WAR DEUTSCHLAND DER SCHWACHPUNKT IM BIG DEAL? MIT SICHEREM GESPÜR ZWISCHEN ALLEN STÜHLEN

Teil IX: AUF DIE SCHWEIZ KANN SICH JEDER VERLASSEN, DER DIE RICHTIGEN, DIE KAPITALEN ARGUMENTE VORBRINGT

Saarbrücken. (SE) Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) soll am Sturz des ehemaligen Multimilliardärs und Vorstandsvorsitzenden des größten russischen Ölkonzerns, Mikhail Chodorkovsky, beteiligt gewesen sein und Chodorkovsky belastendes Material nach Moskau geliefert haben. Das ist Inhalt einer heute begonnenen Serie des SAAR-ECHO. Ihre Brisanz erhält diese Nachricht in Verbindung mit den Statuten der Finanzgruppe Menatep, in der die Yukos-Eigner ihren Besitz organisiert haben.

Danach hatte Chodorkovsky im Falle seines Todes, einer Entführung, Haftstrafe oder beim Verlust eines wichtigen Yukos-Teilbetriebs seine Rechte an Yukos abzugeben, wie die Moskauer Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ berichtet hat.

Da das Yukos-Management weitgehend von Amerikanern kontrolliert wurde und sich ein Yukos-Großaktionär und Vertrauter Chodorkovskys, der Russe Leonid Newslin, bereits nach Israel abgesetzt hatte, wo ein russischer Haftbefehl gegen ihn nicht vollstreckt werden kann, wäre Yukos bei Verurteilung Chodorkovskys zu einer Haftstrafe sofort und vollständig an Newslin übergegangen und Yukos damit unter totale Kontrolle der USA und Israels geraten, während der eher bodenständige und mit Russland verbundene Chodorkovsky lediglich 20 bis 40 Prozent von Yukos an die US-Konzerne Exxon-Mobil und Texaco verkaufen wollte.

Da dem amerikanischen Management die Abtretungsklausel in den Menatep-Statuten bekannt war, brauchte lediglich Chodorkovsky belastendes Material nach Moskau lanciert zu werden, das zu seiner Verurteilung zu einer Haftstrafe Chodorkovskys führen würde, um sich die totale Kontrolle über den russischen Ölgiganten zu sichern und ihn der Kontrolle Russlands vollständig zu entziehen. Diesen Part hat offensichtlich der BND übernommen.

Der Plan ging nicht auf, nachdem Präsident Putin im Herbst 2004 die Strategie der USA im amerikanisch-russischen Ölkrieg durchschaute, die schon seit langem den russischen Ölreichtum im Visier hatten und unter ihre Kontrolle zu bringen versuchten. Putin unterlief die amerikanische Strategie, indem er die Verurteilung Chodorkovskys zu einer Haftstrafe hinauszögerte, weil ansonsten die Menatep-Statuten sofort gegriffen hätten und Yukos für Russland damit vollständig verloren gegangen wäre. Der ehemalige KGB-Offizier Putin entwickelte eine Verteidigungsstrategie.

(ist ziemlich lang, aber nach dem Lesen ist klar, warum Gerhard Schröder eine Karriere bei Gazprom macht...)


elfenpfad hat geschrieben:Putin und die Jungkapitalisten

Fast zur gleichen Zeit beschäftigt sich in St. Petersburg der Mann, der betont, dass ein Geheimdienstler nie ein ehemaliger Geheimdienstler werden könne, sondern stets einer bleibe, mit dem Thema Rohstoffe als strategische Ressource des Staates. Wladimir Putin weiß, dass Russlands Stärke seine Bodenschätzen sind. Und gleichzeitig muss er zusehen, wie Privatleute diese Schätze unter sich aufteilen.

Um für Russland überhaupt noch was zu retten, war es wohl höchste Zeit einzugreifen.

elfenpfad hat geschrieben:Mit seinen politischen Kontakten und seinem Netzwerk Gleichgesinnter trieb Chodorkowsi die Entwicklung der Bank voran. Als die Bank im Jahr 1995 schließlich beim Geschäft „Kredite gegen Aktien“ für 350 Millionen Dollar Aktien von Yukos als Sicherheit erwarb, befand sich der junge russische Staate am Rande des Ruins.

Wohin ihn Jelzin gebracht hatte...

elfenpfad hat geschrieben:Die Finanzkrisen von 1997 und 1998 in Russland führen zu erheblichem Kapitalabfluss. Neben den verantwortlichen Beamten, die das Geld außer Landes schafften, sorgten vor allem die jungen Kapitalisten, dass der im Land verdiente Rubel schnell in Dollar und Schweizer Franken umgewandelt wurde und das Land verließ.

So kann man ohne einen Schuß einen Krieg gewinnen, wenn die 'richtigen' Leute an der Regierung sitzen.

elfenpfad hat geschrieben:
Zehntausende einfache Beamten und Hunderttausende Rentner erhielten monatelang kein Geld, viele Arbeiter wurden mit den Gütern bezahlt, die sie selbst herstellten. Menschen hungerten.[/b]

Er wollte nicht gehorchen

Die Oligarchen waren wohl nicht die Schuldigen dieser Misere, deren Wurzeln eher in der sowjetischen Planwirtschaft zu suchen sind. Aber sie wussten, wie sie aus der Not Gewinn ziehen. Chodorkowski war einer von ihnen.

Im Gegensatz zu anderen drängte es ihn auch in die Politik. Schon fast vergessen ist sein Projekt „Open Russia“ zur Förderung von Bibliotheken, Internet und einer liberal gesinnten Jugendorganisation. In seinem Denken gab es die Grenzlinie nicht, die Putin als Präsident ihm und anderen Oligarchen vorgegeben hatte: „Haltet Euch aus der Politik“ heraus.

Quasi parallel zur Konzentration der politischen Macht im Land – Abschaffung der Gouverneurswahlen – forcierte Putin und die unter ihm aufgestiegenen Geheimdienstler und Militärangehörige die Konzentration wichtiger Industrien in der Staatshand, allem voran Gas und Erdöl. Chodorkowskis Aufmüpfigkeit war dem Kreml geradezu willkommen. Die Zerschlagung seines Konzerns Yukos, angeblich wegen Steuerhinterziehung, sorgte für genug Abschreckung: Die Oligarchen Wladimir Gussinski (Medien) und Boris Beresowski (Autos, Medien) flohen ins Ausland. Andere, Roman Abramowitsch und Oleg Deripaska, folgen der Kremllinie.

Putin hat das Problem des Geldabflusses nicht vollständig gelöst. Durch die Aneignung wichtiger Industrien sorgte er aber dafür, dass der Staat Geld einnahm und die – niedrigen – Renten und Löhne wieder regelmäßig fließen.

Mit den neuen monopolartigen Wirtschaftsstrukturen garantiert das Regime zwar eine gewisse Stabilität. Zugleich verhindert es aber Konkurrenz, bremst so Effizienzstreben aus und nährt einen aufgeblähten Beamtenapparat.

Nicht zufällig hat der jetzige Präsident Dmitri Medwedew Anfang Juni 2010 gesagt, dass Russlands Öl nicht nur sein Segen sei. Es sei auch sein Problem. „Wenn der Preis hoch ist, fließen keine Investitionen mehr in andere Sektoren.“

Die Herrscher im Kreml haben die alten Oligarchen gebändigt. Doch eine sinnvolle Perspektive für die Entwicklung des eigenen Landes haben sie nicht gefunden.


Kommt mir irgendwie wie billige Propaganda vor. :?
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Freitag 31. Dezember 2010, 11:35

letzte Nacht hab' ich mich durch die Dokumente der Botschaft in Moskau gelesen. Hab' fast alle geschafft. Um 3.00 Uhr morgens hab ich dann aufgegeben, aber schlafen konnte ich danach auch nicht richtig.

Mir ging so durch den Kopf, was denn wäre wenn der Deal geklappt hätte und Yukos an die Ami-Bankster gegangen wäre. Die russische Regierung wäre nur noch eine Theaterveranstaltung und so nach und nach hätten westliche Firmen alles von Wert in Russland aufgekauft. Der russische Staat wäre inzwischen total verschuldet und die russischen Bürger würden in größter Armut leben.

Nachdem Jelzin, der Russland in die Schuldenfalle geführt hatte (in dieser Falle ist fast die ganze Welt), Geschichte war und Putin die Macht übernommen hatte kann ich mich daran erinnern, dass ein US-Konzern nach dem anderen hochkant aus Russland rausflog. Noch klar in Erinnerung ist mir dabei GM, die ein Joint-Venture mit einem russischen Autobauer angefangen hatten. So wie es aussieht, werden jetzt ja auch die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard aus Russland verdrängt.

Was passiert da eigentlich wirklich? Nicht das, was uns unsere Medien so vorgaukeln meine ich. Ist z.B. die Weltfinanzkrise durch dieses aufgedeckte und verhinderte Verbrechen entstanden?

Amerika hat ja ein unglaubliches Handelsbilanz-Defizit. Den größten Teil an Dollarvermögen besitzen die Chinesen. China produziert die Waren für den amerikanischen Markt und erhält dafür US-Dollar. Dazu brauchen sie Rohstoffe und Energie, was sie zum großen Teil von Russland kaufen - für US-Dollar. Wenn nun die Erträge aus russischen Energielieferungen in die USA transferiert werden würden, wäre dieses System ein Selbstläufer, bei dem sich einfach Schmarozer dazwischengeschaltet hätten, die US-Dollar würden in die USA zurückfliessen und gingen wieder zur Bezahlung von Waren nach China - ein Kreislauf, bei dem China sehr bald auch für die US-Banker privatisiert worden wäre, wodurch wir dann bald eine tatsächlich unilaterale Welt hätten, das Monopoly-Spiel wäre von den Bankern gewonnen worden und beendet. Demokratie gäbe es nirgendswo mehr. Nationalstaaten und Wahlen auch nicht, denn Banker werden nicht gewählt.

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/49933.html
A. Der Unilateralismus-Vorwurf gegen die USA

Die Welt hat ein Problem. Das Problem heißt USA.“1

Mit dieser provokanten Behauptung bringt der Politikwissenschaftler Harald Müller von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung auf den Punkt, was wohl ein Großteil der Welt über die einzig verbliebene Supermacht denkt. Die Ablehnung des Kyoto-Protokolls und des Internationalen Strafgerichtshofs, der Rückzug aus Rüstungsabkommen, die zunehmende Zahl von Wirtschaftssanktionen gegen missliebige Staaten und vor allem der Irakkrieg – USA-Kritiker inner- und außerhalb der Vereinigten Staaten sehen in diesem Verhalten eine Gefahr für die internationale Ordnung. Mit dem Amtsantritt George W. Bushs, darin sind sich viele Beobachter einig, habe ein Paradigmenwechsel in der US-Außenpolitik stattgefunden: weg von internationaler Kooperation und Multilateralismus und hin zu einem ungebremsten Unilateralismus, mit dem die USA ihre nationalen Interessen ungeachtet internationaler Vereinbarungen und sogar des Völkerrechts durchsetzen würden. Tatsächlich scheinen der Superpower USA kaum Schranken gesetzt, denn kein anderes Land kann auch nur annähernd mit deren Macht- und Ressourcenfülle mithalten.


Das hat nun nicht geklappt, der tolle Plan ging nicht auf, weil die russische Regierung kleverer war, wie die US-Think Tanks und so dem Kapitalismus eine schwere Schlappe verpasst hat.

Dass der Mord an Litwinenko mit dem Yukos-Skandal in Zusammenhang steht, geht aus den Botschaftsdokumenten auch hervor. Der des Mordes verdächtigte Andrei Lugowoi, dessen Auslieferung von Großbritanien beantragt und von Russland abgelehnt wurde, ist inzwischen Mitglied der russischen Regierung.

Ich kann mir ehrlich gesagt meine Schadenfreude nicht verkneifen. :lol:

In den Cables steht auch, dass man Medvedev für eine Marionette und den senior Partner in der Regierung hält. Da wird er sogar Robin genannt und Putin sei der Batman. So ist es aber nicht. Die beiden sind meiner Meinung nach eher ein Team, dass sich gegenseitig inspiriert.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Freitag 31. Dezember 2010, 17:09

Elfer hat geschrieben:Vielleicht hatt er sich auch versprochen und meinte einen "Dieb im Gesetz". Vielleicht hat er dabei auch vergessen, dass er selber das Dach war.


Hat mich schon etwas beschäftigt, deswegen habe ich nach einigem Grübeln mal nachgegoogelt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Diebe_im_Gesetz

Diebe im Gesetz (russ. Воры в законе, Wory w sakone) ist die Bezeichnung für eine Gruppe russischer Krimineller, die der Organisierten Kriminalität zuzurechnen sind. Hierbei fungieren sie nicht als in sich geschlossene Organisation. Vielmehr sind sie kriminelle Autoritäten, die innerhalb aller vorwiegend russisch dominierten Gruppen auftreten können. Dennoch haben sie eigene Regeln und Gesetze, nach denen sie handeln.


Und nein, das meinte Putin bestimmt nicht. Es trifft auch nicht auf Chodorkowski zu und Putin selbst war auch nie Mitglied oder gar das Dach dieser Organisation (würde nicht passen).

Beim Grübeln dachte ich eher du meinst den Fall, dass jemand das Gesetz ausnutzt, um sich zu bereichern. Das träfe eher zu und dabei hat Chodorkowski nicht nur russische Gesetze genutzt, sondern auch internationale.

Sein Tun hätte zum Untergang Russlands geführt, ohne das die Regierung noch irgendetwas dagegen hätte tun können, wenn man ihn nicht gestoppt hätte. Innerhalb kürzester Zeit hätte ganz Russland den westlichen Investmentbankern gehört. Somit wäre eine Anklage wegen Landesverrates eigentlich angemessen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Landesverrat

Nach deutschem Strafrecht ist Landesverrat ein in § 94 StGB geregeltes Verbrechen, das sich gegen die äußere Sicherheit und den Bestand des Staates richtet. Das Delikt des Landesverrates ist die Kernstraftat der Spionage. Landesverrat begeht, wer ein Staatsgeheimnis einer fremden Macht oder einem ihrer Mittelsmänner mitteilt oder sonst an einen Unbefugten gelangen lässt oder öffentlich bekanntmacht, um die Bundesrepublik Deutschland zu benachteiligen oder eine fremde Macht zu begünstigen und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeiführt. Staatsgeheimnisse sind gem. § 93 StGB[2] Tatsachen, Gegenstände oder Erkenntnisse, die nur einem begrenzten Personenkreis zugänglich sind und vor einer fremden Macht geheim gehalten werden müssen, um die Gefahr eines schweren Nachteils für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden. Aus dieser Definition folgt, dass Industrie- und Wirtschaftsspionage nicht vom Tatbestand des Landesverrats erfasst werden. Tatbestandsmäßig ist der Landesverrat nach § 97a StGB aber auch, wenn Geheimnisse weitergegeben werden.

Zum Landesverrat im weiteren Sinne - im Strafgesetzbuch unter dem Begriff "Gefährdung der äußeren Sicherheit" zusammengefasst - zu zählen sind das Offenbaren von Staatsgeheimnissen (§ 95 StGB), die landesverräterische Ausspähung (§ 96 StGB) als Vorbereitungshandlung zum Landesverrat, die Preisgabe von Staatsgeheimnissen und die landesverräterische Fälschung (§ 100a StGB). Der Spion selbst kann bereits im Vorfeld des eigentlichen Verrats wegen landesverräterischer Agententätigkeit oder wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit nach §§ 98, 99 StGB bestraft werden.


obwohl es da beim Landesverrat mehr um Geheimnisse geht, als um strategisch wichtige und für den Wohlstand des Landes unverzichtbare Unternehmen, die in Händen einer ausländischen Macht zum Untergang des Staates führen. So einen Fall hat es wahrscheinlich auch in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben.

2008 haben die Russen ein neues Gesetz zum Hochverrat eingeführt, dass der Sache wohl am Nähesten kommt: http://de.rian.ru/society/20081215/118862796.html

MOSKAU, 15. Dezember (RIA Novosti). Zu Hochverrätern und Spionen können in Russland alle erklärt werden, deren Handlungen "gegen die Sicherheit Russlands, darunter gegen ihre verfassungsmäßige Ordnung, Souveränität, territoriale und staatliche Integrität" gerichtet sind.

Über diese Änderungen am Strafgesetzbuch schreibt die russische Zeitung "Kommersant" am Montag.

Die Änderungen brachte am vergangenen Freitag die Regierung in der Staatsduma (Parlamentsunterhaus) ein. Der Gesetzentwurf verändert das Strafgesetzbuch, in dem "feindliche Handlungen" als Hochverrat angesehen werden, die ausschließlich "die äußere Sicherheit der Russischen Föderation gefährden".
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Freitag 31. Dezember 2010, 17:39

Hier noch ein Artikel zum Thema, der nicht so ganz amerikanisch angehaucht ist:

http://www.journal21.ch/wie-chodorkowsk ... 0%9C-wurde

In einem umstrittenen Verfahren ist der ehemalige Oligarch Michail Chodorkowski erneut schuldig gesprochen worden. Im Unterschied zu den übrigen Oligarchen hat sich der ehrgeizige Geschäftsmann nicht an ein Abkommen gehalten, das Wladimir Putin zu Beginn seiner Präsidentschaft im Jahr 2000 mit den Profiteuren der russischen Privatisierung abgeschlossen hatte.

In den 1980er Jahren studierte Michail Chodorkowski am berühmten Mendeljew-Institut in Moskau und machte 1986 sein Diplom als Chemie-Ingenieur. Die Basis seiner Karriere bildeten seine Kontakte zur Kommunistischen Partei. An seiner Hochschule war Chodorkowski stellvertretender Vorsitzender des Komsomol, der Kaderschmiede der Partei. Chodorkowski gehörte zu den Auserwählten, die in den letzten Jahren der Sowjetunion die ersten Gehversuchen im Kapitalismus machen sollten. Zusammen mit einigen Freunden importierten sie Computer und billigen französischen Brandy. Aus diesem sehr profitablen „bizness“ entstand das Startkapital für die Gründung der Bank Menatep in den frühen 90er Jahren.

Enge Kontakte zur politischen Macht spielten dann wieder eine wichtige Rolle. Chodorkowski konnte über seine Bank die Geschäfte der Regierung Jelzin abwickeln. Auch mit dem Ausland hatte der junge Geschäftsmann beste Beziehungen. Der erste Vizedirektor von Menatep war Konstantin Kagalowski, verheiratet mit Natascha Gurfinkel. Sie war die Chefin der Russlandabteilung der Bank of New York. Diese Bank kam 1999 nach dem Rubelkollaps in die Schlagzeilen, weil über sie Milliarden von russischem Fluchtkapital ins Ausland verschoben wurden. Chodorkowski arbeitete auch mit Marc Rich zusammen, dem kontroversen Rohstoffhändler mit Sitz in Zug.

Der grosse Coup

Den grossen Coup landete Chodorkowski 1995, als der bankrotte russische Staat gezwungen war, die Filet-Stücke des ehemaligen Volkseigentums an eine Gruppe von rasch reich gewordenen Jungkapitalisten, darunter Chodorkowski, zu verscherbeln. Im sogenannten „Kredite-für-Aktien"-Programm konnten sie sich die Aktienmehrheit der grössten Öl– und Rohstoffkonzerne sichern. Chodorkowski erwarb für 350 Millionen Dollar den Ölgiganten Yukos. Zwei Jahre später war der Wert seines Aktienpaketes auf das Zwanzigfache gestiegen.

Mit dieser beispiellosen Ausplünderung des ehemaligen Volkseigentums verbindet die russische Bevölkerung bis heute den Namen Chodorkowski und der übrigen am „Kredite-für-Aktien“ beteiligten Oligarchen. Während ein paar Leute sich schamlos bereicherten, lösten sich wegen der Hyperinflation die Ersparnisse der Russen in Luft auf. Der Staat war nicht mehr in der Lage, Renten und Löhne zu zahlen. Die Mafia machte sich im rechtlosen Raum breit. Die Oligarchen kontrollierten die Medien, unterhielten ihre Privatarmeen, mit denen sie sich blutige Kämpfe auf offener Strasse lieferten. Der unpopuläre und schwache Präsident Jelzin übertrug Chodorkowski und anderen Oligarchen sogar Regierungsämter, wo sie die Geschicke des Landes in ihrem Interesse lenken konnten.

„Schaschlick-Pakt“ gebrochen

Über diese Hintergründe war der ehemalige Chef des Inlandgeheimdienstes FSB, Waldimir Putin, bestens informiert. Nach seiner Wahl zum Präsidenten schloss er mit den Oligarchen den sogenannten „Schaschlick-Pakt“. Er schlug ihnen vor, sich aus der Politik herauszuhalten. Dafür verzichte er darauf, die „Oligarchen-Privatisierung“ der 90er Jahre nochmals unter die Lupe zu nehmen.

Chodorkowski tat in den nächsten drei Jahren genau das, wovor Putin die Oligarchen gewarnt hatte. Er gründete eine „Open Russia“–Stiftung, welche die russische Zivilgesellschaft unterstützte, beteiligte sich beim Aufbau unabhängiger Medien, finanzierte Parteien. Am meisten provozierte Chodorkowski Putin, weil er als Ölmagnat ein unabhängiger Unternehmer werden wollte und nicht mehr bereit war, die „schwarzen Kassen“ des Kremls zu füllen. Chodorkowski wagte eine Konfrontation mit dem System.

Schock für den Westen – aber nicht für Russland

Im Oktober 2003 wurde Chodorkowski verhaftet. In Russland wurden die Verhaftung und Verurteilung Chodorkowskis mehrheitlich begrüsst. Der Westen reagierte schockiert. Dort verstand man erst jetzt, dass die so begrüsste Privatisierung der 90er Jahre auf tönernen Füssen steht.

Mit der Verurteilung Chodorkowskis gab Putin folgende Signale:

Die politisch-administrative Macht dominiert und die Oligarchen haben sich unterzuordnen.

Der Kreml übernimmt die Kontrolle über die strategischen Ressourcen.

Mit der Verurteilung Chodorkowskis zerschlug Putin auch eine vom Kreml autonome Unterstützung für unabhängige Parteien, Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen.

Und schliesslich konnte sich Putin dem russischen Volk als Herrscher präsentieren, der die „Raubtierkapitalisten“ endlich in Schranken wies.

Für Putin und seinen Clan diente der Fall Chodorkowski auch als Kulisse, hinter der sich eine neue Generation von Oligarchen bilden konnte, die sogenannten „Putin-Garchen“, die heute einen Grossteil der russischen Wirtschaft kontrollieren.

Niederlage für Medwedew

Welche Auswirkungen hat die neue Verurteilung Chodorkowskis ? „Mit einem Freispruch Chodorkowskis könnte Präsident Medwedew der russischen Bevölkerung und dem Ausland mit einem Schlag beweisen, dass seine Modernisierungpläne mehr als nur leere Worte sind.“ In dieser Spekulation eines Beraters von Medwedew vor gut einem Jahr war zumindest eine leise Hoffnung herauszuhören. Denn der Fall Chodorkowski demonstriert, wie das Rechtssystem von der politischen Macht abhängig geblieben ist, was Medwedew als Rechtsnihilismus gegeisselt hat.

Das Signal ist nicht gekommen. Chodorkowskis bleibt eine Schlüsselfigur, die aufzeigt, was in Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion falsch gelaufen ist und was geschehen müsste, um Russland zu öffnen.

Der Westen hat Chodorkowski zu einem Verteidiger von Demokratie und Rechsstaat stilisiert. In den Augen von mehr als 80 Prozent der russischen Bevölkerung jedoch hat sich Chodorkowski unrechtmässig bereichert und seine Strafe verdient. Das ist nur zu einem Teil mit der von der Regierung manipulierten Information zu erklären. Noch sind die traumatischen Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion weiterhin im Bewusstsein der Bevölkerung lebendig. Das hat der Westen weitgehend verdrängt, obwohl er in den 90er Jahren in Moskau mit einem Heer von Beratern die Weichen stellen half, die heute den Erfolg des Phänomens Putin und damit auch den neuen „Schuldspruch“ gegen Chodorkowski erklären.


Ich denke, er hätte einen Freispruch bekommen können, wenn er sich anders verhalten hätte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich hab auch nochmal über den Mord an Litwinenko nachgedacht. Da glaube ich nicht, dass es die russische Regierung war, denn es fehlt das Motiv. Wenn L. was über Yukos gewußt hat, was die Russen zu dem Zeitpunkt noch nicht wußten, dann könnte es allenfalls etwas gewesen sein, dass für die Amis peinlich wäre. Oder aber er wurde von jemandem ermordet, der die Situation gar nicht geblickt hat oder was persönliches mit ihm hatte.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Elfer » Samstag 1. Januar 2011, 17:11

Russland ist in erster Linie ein gutes Land für Reiche und Megareiche, denn dort gilt noch das Recht des Starken und Mächtigen. Die Russen akzeptieren dies nicht nur, sie stehen drauf.

Putin hat sein Volk lange Zeit nicht interessiert. Erst in 2010 hat es leichte Verbdesserungen für die zahlreichen armen Familien gegeben. Die Finanzelite stammt fast ausnahmslos aus Nachrichtendiensten und Kriminalität. Diese müssen die Menschen arm halten, damit der Anreiz bleibt, in Europa reisend Straftaten zu begehen. Dabei haben die Russen wahrscheinlich diese rote Laterne an Litauen, die Ukraine usw. abgegeben.

Putin verkörpert lediglich die von den Russen so geliebte skrupellose Macht. Natürlich ist er besser für´s Land als die Wodkanase Jelzin. Russland ist wie viele Länder im Osten noch lange nicht so weit, dass es sich als demokratisches und die Menschenrechte achtendes Land betrachtet werden zu können. Was sagte eine russische Millionärsgattin? Wir Russen lieben das Schöne und daher nehmen wir es uns, um jeden Preis. Putin tut dem Land nicht gut, weil er erben diese Einstellung verkörpert.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Samstag 1. Januar 2011, 19:29

Elfer hat geschrieben:Russland ist in erster Linie ein gutes Land für Reiche und Megareiche, denn dort gilt noch das Recht des Starken und Mächtigen. Die Russen akzeptieren dies nicht nur, sie stehen drauf.

Putin hat sein Volk lange Zeit nicht interessiert. Erst in 2010 hat es leichte Verbdesserungen für die zahlreichen armen Familien gegeben. Die Finanzelite stammt fast ausnahmslos aus Nachrichtendiensten und Kriminalität. Diese müssen die Menschen arm halten, damit der Anreiz bleibt, in Europa reisend Straftaten zu begehen. Dabei haben die Russen wahrscheinlich diese rote Laterne an Litauen, die Ukraine usw. abgegeben.

Ich sehe das ein wenig anders.

Putin wurde im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt. (Im selben Jahr wie Bush). Als Geheimdienstchef wußte er schon länger, was läuft und mit Sicherheit hat ihm der Ausverkauf des Landes, den Jelzin betrieben hat, nicht gefallen. Er hat die Gefahr gesehen, dass Russland im Begriff war ein Vasallenstaat der USA zu werden. Mit den unter Jelzin reich gewordenen Oligarchen hat er sich arrangiert und bis auf Chodorkowski und ein paar Andere, haben sich alle an die Regeln gehalten und blieben deswegen unbehelligt. Viele von denen haben ihr illegal erworbenes Vermögen genommen, und sich ins Ausland abgesetzt. Das Arrangement, dass Putin mit den Oligarchen getroffen hat, heißt ja nicht, dass er mit denen gemeinsame Sache macht.

Diejenigen Russen, die man im Ausland antrifft und die noch aus der Jelzin Zeit stammen, sind für mich etwas ganz anderes wie die, mit denen Putin sich umgibt.

Was kann man in 10 Jahren Präsidentschaft in einem Land wie Russland ändern, wenn einem noch dazu die 'einzig verbliebene Weltmacht wo sie nur kann Steine in den Weg legt? Ich finde, da hat Putin schon einen guten Job gemacht. Er hat sämtliche Staatsschulden abgebaut (mit Hilfe der Yukos-Ölmilliarden natürlich), er hat die Lebensumstände für die meisten Leute verbessert und vor allem hat er verhindert, dass uns die USA mit ihrem 'Project for a new american Century' beglückt. Er hat in meinen Augen den Grabstein für das amerikanische Finanzimperium gesetzt, indem er verhinderte, dass die russischen Resourcen in deren Hände fielen.

Ich glaube übrigens nicht an die Rolle des BND, wie sie im Saar-Echo Artikel beschrieben ist. Vielmehr glaube ich, dass der BND für die Russen und gegen die Amerikaner gearbeitet hat, was Schröders Vorstandsposten bei Gazprom erklären würde.

Russland wird für die Zukunft Europas sehr wichtig werden. Schröder hat das erkannt und wahrscheinlich können wir froh sein, dass damals so gehandelt wurde.

Elfer hat geschrieben:Putin verkörpert lediglich die von den Russen so geliebte skrupellose Macht.

Das sehe ich komplett anders. Putin war der richtige Mann zur richtigen Zeit. Der Welt konnte nichts besseres passieren wie dieser Mann auf dem Präsidentenposten - und ich denke, die Russen sehen das genauso. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er 2012 wiedergewählt wird.

Elfer hat geschrieben:Natürlich ist er besser für´s Land als die Wodkanase Jelzin. Russland ist wie viele Länder im Osten noch lange nicht so weit, dass es sich als demokratisches und die Menschenrechte achtendes Land betrachtet werden zu können.

Es wird ja daran gearbeitet, wie man sehen kann wenn man genau hinsieht. Natürlich geht sowas nicht von heute auf morgen, aber die Russen sind auf dem besten Weg.

Elfer hat geschrieben:Was sagte eine russische Millionärsgattin? Wir Russen lieben das Schöne und daher nehmen wir es uns, um jeden Preis. Putin tut dem Land nicht gut, weil er erben diese Einstellung verkörpert.

Was so eine Tusse sagt, ist egal. Es gibt überall solche und solche. Ich würde von so einer Millionärsgattin nicht auf andere zu schliessen oder gar denken, die wären tatsächlich alle so.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Sonntag 2. Januar 2011, 22:45

Rund um die Welt ist die westliche Presse gleichgeschaltet. Alle schreiben so ziemlich dasselbe und stellen sich hinter Chodorkowski. Es ist einfach unglaublich. Dass das denen nicht peinlich ist.

Am peinlichsten ist noch der 'Economist', der Chodorkowski mit Andrei Sakharov vergleicht.

Natürlich stellt sich auch die Obama-Regierung hinter Chodorkowski. Das war nicht anders zu erwarten. Hillary Clinton spricht gar von einem 'negative impact on Russia's reputation'.

Ist ja auch ein ganz schlimmes Verbrechen, Wirtschaftskriminelle zu verurteilen - ein Vorfall, den es in den USA niemals geben könnte. Die größten Verbrecher aus dem Weltgeldbetrug sind immer noch auf freiem Fuß und bekommen da noch Boni.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Elfer » Montag 3. Januar 2011, 20:24

Die Tusse hat nur das ausgesprochen, was auch russische Journalisten aussprechen und was man durchaus oft feststellen kann. Ich nehme mir, was ich will. Das ist die russische Seele.

Das Putin auch etwas für´s Volk tut, ist klar. Nur wie viel? Er ist da keinen Deut besser als andere Politverbrecher. Es geht hier auch nicht um die Rolle der USA. Es geht um die Person Putin und seine Rolle in einer angeblichen Demokratie. Sehen wir es wie es ist. Haben die Russen keinen adäquaten Gegenspieler, z.B. in den USA, tauschen wir weltweit Pest gegen Cholera.

Die Russen stehen mindestens auf dem Niveau der USA, wenn es um Staatsverbrechen geht.

Der Einfluss den man Putin beim Urteil gegen Chodorowski nachsagt, ist nicht wirklich von der Hand zu weisen. Ich mag politische Urteile nicht, vor allem nicht, wenn sie offensichtlich noch dazu genutzt werden, Neugierige zu warnen.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon Britta » Montag 3. Januar 2011, 23:43

Elfer hat geschrieben:Die Tusse hat nur das ausgesprochen, was auch russische Journalisten aussprechen und was man durchaus oft feststellen kann.

Solche Zicken gibt es überall.

Elfer hat geschrieben:Ich nehme mir, was ich will. Das ist die russische Seele.

So denken auch Investmentbanker, die keine Russen und keine Frauen sind.

Elfer hat geschrieben:Das Putin auch etwas für´s Volk tut, ist klar. Nur wie viel?

Jedenfalls mehr wie jeder russische Präsident vor ihm. Ist halt schwer zu beurteilen, weil er im Westen niemals eine gute Presse haben wird.

Elfer hat geschrieben:Er ist da keinen Deut besser als andere Politverbrecher.

Die bisherigen US-Präsidenten waren und sind alle durch die Bank weg Kriegsverbrecher. Alleine wenn man schaut, was auf Bush's Konto geht und Obama ist nicht viel besser. Da möchte ich schon behaupten, dass Putin bedeutend besser ist.

Elfer hat geschrieben:Es geht hier auch nicht um die Rolle der USA. Es geht um die Person Putin und seine Rolle in einer angeblichen Demokratie.


Darf ich Ex-Kanzler Schröder zitieren, der da widerspricht indem er sagt, "Putin ist ein lupenreiner Demokrat". :?

Elfer hat geschrieben:Sehen wir es wie es ist. Haben die Russen keinen adäquaten Gegenspieler, z.B. in den USA, tauschen wir weltweit Pest gegen Cholera.


Möglich ist das schon. Nur, behalten wir die USA wissen wir, was wir bekommen und die Menschheit wird bald untergehen. Ob da die Pest nicht besser ist, wie die mögliche Cholera? Es käme auf einen Versuch an. So eine Zukunft ist langfristig angelegt und eine Sache, die sich erst nach und nach entwickelt. Möglicherweise kommt es ja darauf an, wer in 20 Jahren Präsident ist.

Elfer hat geschrieben:Die Russen stehen mindestens auf dem Niveau der USA, wenn es um Staatsverbrechen geht.

Da muß ich schon wieder widersprechen. Die Liste der USA ist so lang und verglichen damit ist die der Russen doch recht kurz.

Es sind inzwischen Wikileaks-Dokumente veröffentlicht, die nachweisen dass die Drogenmafia beste und jahrzehntelange Beziehungen zu höchsten US-Regierungskreisen hat. Nicht nur das, die Investmentbanker auch. Alle 3 Parteien arbeiten sehr gut und sehr eng zusammen. Da darf z.B. US-Investmentbanker Allan Stanford in Barbados ganz offensichtlich 'Wertanlagen' verkaufen, die aus Luft bestehen, solange er nur Drogengelder wascht. Das ging sogar soweit, dass sich die Botschafterin nicht mit diesem fotografieren lassen wollte.

http://213.251.145.96/cable/2006/05/06B ... WN755.html
Note: Allen Stanford is a controversial Texan billionaire who has made significant investments in offshore finance, aviation, and property development in Antigua and throughout the region. His companies are rumored to engage in bribery, money laundering, and political manipulation. End Note.)

...7. (C) Embassy officers do not reach out to Stanford because of the allegations of bribery and money laundering. The Ambassador managed to stay out of any one-on-one photos with Stanford during the breakfast.


http://de.wikipedia.org/wiki/Allen_Stanford
FOCUS berichtete bereits am 17. März. Das Nachrichtenmagazin "SPIEGEL" berichtete in Ausgabe 13 / 2009 am 23. März 2009 auf Seite 121 unter der Überschrift "Eine schäbige Episode" im Zusammenhang mit einem Cricket-Match auf Antigua, Stanford und seine Firma Stanford Financial Group - Zitat - "...soll Anleger um etwa acht Milliarden Dollar betrogen haben...". Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC teilte schon im Februar 2009 offiziell mit, die Stanford-Familie und gewisse Freunde hätten an dem Großbetrug mitgewirkt; daraufhin habe die SEC die Stanford-Guthaben, soweit erreichbar, eingefroren.


Immerhin berichteten die Nachrichtenmagazine in 2009 und die SEC muß jetzt auch ermitteln. Standfords Treiben ist aber schon seit mindestens 2 Jahrzehnten bekannt.

Hier die Anklageschrift (57 Seiten): http://info.publicintelligence.net/Stan ... ctment.pdf

Seine Beziehungen wurden in einem Interview deutlich:

ALLEN: YOU TALKING ABOUT THE CIA?

COHN: WELL, YOU TELL ME.

ALLEN: I'M NOT GOING TO TALK ABOUT THAT.

COHN: WHY NOT?

ALLEN: I'M JUST NOT GOING TO TALK ABOUT THAT.


Seine Beziehungen zum Congress: http://www.opensecrets.org/news/2009/02 ... rd-wa.html

Seine Beziehungen zur anerikanischen Börsenaufsicht SEC werden im neuesten Bericht deutlich. Da wird darüber berichtet, dass eine Untersuchung in 1998 und eine in 2002 einfach eingestellt wurde: http://www.sec.gov/news/studies/2010/oig-526.pdf

The OIG investigation also found evidence of larger SEC-wide reasons that the Stanford matter was not pursued over the years.


Diese 'larger SEC-wide reasons' sind schon interessant....

Da heiß es auf Seite 34 des Berichtes:

The 1998 Stanford MMUI Was Likely Not Even Openend in Response to the Examination Staff's Referral, But in Response to a Concern From the U.S. Customs Department That Stanford Was Laundering Money

The OIG investigation found that Enforcement likely only opened the MUI after being caontacted by the United States Customs Department regarding the possibility that Stanford was involved in money laundering.

The 1998 Stanford MUI was opened on May 18, 2008 at 5:17 p.m. Exihibit 52 at 3. J. Harold Degenhardt, District Administrator for the FWDO at that time, approved opening the MUI. Id. at 2. The matter was classified as, inter alia, "Fraud in Offer/Sales/Purchases," "Suitability" and "Possible Organized Crime".


Die Beweise gab es schon 1998...

2008 berichtete die NYT, dass die Anklage fallengelassen wurde, weil eine andere Abteilung der US-Regierung das verlangte. http://www.nytimes.com/2009/02/18/busin ... .html?_r=1
Mr. Stanford’s offshore banking activities caught the attention of law enforcement agencies dating as far back as 1998.


Sein Treiben war Allen bekannt und trotzdem konnte er 20 Jahre lang weiter machen - aus Gründen 'der nationalen Sicherheit'. Ganz besonders witzig:

Mr. Stanford and his firm have emerged as recent contributors to various American lawmakers, focusing particularly on legislators considering bills that could change offshore banking rules.


He said the S.E.C. “stood down” on its investigation at the time at the request of another federal agency, which he declined to name, but resumed the inquiry in December 2008.


und das ist nur einer der Bankster-Verbrecher, die gedeckt wurden. Es gab immer solche 'Ausnahme-Unternehmen' in der US-Geschichte. http://www.businessweek.com/bwdaily/dnf ... 3_2210.htm

Unbeknownst to almost all of Washington and the financial world, Bush and every other President since Jimmy Carter have had the authority to exempt companies working on certain top-secret defense projects from portions of the 1934 Securities Exchange Act....

Securities-law experts said they were unfamiliar with the May 5 memo and the underlying Presidential authority at issue. John C. Coffee, a securities-law professor at Columbia University, speculated that defense contractors might want to use such an exemption to mask secret assignments for the Pentagon or CIA. "


Aus Gründen der nationalen Sicherheit - natürlich. ;) :lol:

Aus solchen Quellen wurden auch Todesschwadronen finanziert. Den Link reiche ich gerne nach, wenn es jemanden interessiert.

Und natürlich müssen Drogenbarone wie Escobar besonders geschützt werden, wegen der 'nationalen Sicherheit'

http://www.independent.co.uk/news/world ... 28938.html
The Stanford Files: FBI’s first probe was 20 years ago

More than 20 years ago, the authorities repeatedly probed Allen Stanford’s alleged links to some of the world’s biggest and most powerful drug lords. Despite no fewer than five investigations into suspected drug money laundering by law enforcers ranging from Scotland Yard to the FBI, no charges were ever brought.

As banking officials in Central and South America and in the Caribbean moved quickly to freeze accounts linked to Stanford, the full extent of suspicions surrounding his business dealings emerged. Last night, the England and Wales Cricket Board was under growing pressure over its decision to enter into a £50m deal for Stanford’s businesses to sponsor Twenty20 tournaments. The ECB refused to say what detailed steps it took to find out whom it was dealing with before agreeing the deal.

The 58-year-old businessman, whose personal fortune was estimated at $2.2bn last year, headed a global financial group which claimed to have $51bn worth of assets under management. But he is now under investigation by a range of US criminal and regulatory authorities, including the FBI, the Securities and Exchange Commission (SEC), the Internal Revenue Service (IRS) and state financial regulators.

...The investigation was set up after the tiny island, with a population of fewer than 13,000 people, had been targeted by criminals who set up more than 300 banks and rapidly found itself at the centre of a worldwide money laundering operation.

Among them was the Guardian International Bank, created by Allen Stanford. The bank was suspected of laundering drug money from the notorious Medellin and Cali drug cartels run by Pablo Escobar and the Orejuela brothers, according to former FBI agent Ross Gaffney, who headed the task force set up to investigate the suspicious explosion of offshore banks on the island.


300 Banken auf so einer kleinen Insel - da haben die großen Banken auch die Hände im Spiel...

Und Stanford ist nur ein Beispiel, von dem es noch so viele gibt, die nachweislich Beziehungen zu höchsten Regierungs- und Finanzkreisen haben.

So läuft das bei den Amis seit Generationen. Lustig ist, dass die Menschen immer mit dem Finger auf die Russen und Putin zeigen. Die Welt der Drogenhändler, Mörder und Geldwäscher ist voll in US-Händen, mit dem Segen jeder US-Regierung seit dem 2. Weltkrieg. Wo und wie oft haben die Russen ähnliches vorzuweisen?


Elfer hat geschrieben:Der Einfluss den man Putin beim Urteil gegen Chodorowski nachsagt, ist nicht wirklich von der Hand zu weisen. Ich mag politische Urteile nicht, vor allem nicht, wenn sie offensichtlich noch dazu genutzt werden, Neugierige zu warnen.


Putin hat das Richtige getan. Dieser Dieb in den Diensten der USA hat seine Strafe verdient. Hier hat die Gerechtigkeit gesiegt und Putin hat der Welt den Hintern erstmal gerettet.

Möglicherweise hätten die US-Banker, wenn man Chodorowski nicht ausgeschaltet hätte, jetzt auch noch nicht ganz Russland in ihrem Bestand, aber ihr Plan wäre ziemlich weit vorangeschritten. Bis zur Übernahme Chinas hätte es dann auch nur noch 10-20 Jahre gedauert. Dann würden sie der Welt ihren Willen aufdiktieren und es wäre aus mit Demokratie und Nationalstaaten.

Putin hatte Hilfe aus Europa und aus China und die haben sich auch was dabei gedacht. Nichts ist so, wie die Presse es darstellt.
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Re: Der Fall Chodorkowski

Beitragvon elfenpfad » Dienstag 4. Januar 2011, 23:23

Elfer hat geschrieben:Es geht hier auch nicht um die Rolle der USA. Es geht um die Person Putin und seine Rolle in einer angeblichen Demokratie.


Britta hat geschrieben
Darf ich Ex-Kanzler Schröder zitieren, der da widerspricht indem er sagt, "Putin ist ein lupenreiner Demokrat". :?


Zumindest denke ich, dass Putin Deutschland gegenüber wohlgesonnen ist.
Er hat anscheinend großes persönliches Interesse an Deutschland, und spricht fließend Deutsch.

Putins Frau ist Germanistin, und die Töchter haben die deutsche Schule in Moskau besucht. Die Möglichkeit, sich ohne Dolmetscher zu verstehen, hat bei beiden das Verständnis füreinander sehr gefördert.

Zwischen Schröder und Putinbesteht eine Männer - Freundschaft. Putin hat dem Ehepaar Schröder bei der Adoption ihrer beiden Kinder, die russischer Abstammung sind, kräftig mitgeholfen. Und auch sonst scheinen sich die beiden Familien gut zu verstehen.
"Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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