In Algerien zeigt sich die wachsende Opposition gegen die Politik des freien Marktes von Präsident Abdelaziz Boutefilka. Die Preise für staatlich subventionierte Nahrungsmittel wie Mehl, Öl und Zucker hatten sich in den letzten Monaten verdoppelt. Die Weltmarktpreise steigen und der Staat wollte die Preissteigerungen teilweise an die Bevölkerung weitergeben.
Die Proteste zeigen auch den wachsenden Ärger über die sozialen Verhältnisse. 75% der Bevölkerung sind unter 25 und die Arbeitslosenquote beträgt 30%. Der Staat versucht auch gerade, eine 17% Mehrwertsteuer für die Straßenhändler durchzusetzen. Nach Berichten über sporadische Aufstände im Land, kam es Ende letzter Woche zu Massenaufständen in den großen Städten.
Die Protestler besetzten Polizeistationen, Banken und Regierungseinrichtungen in verschiedenen östlichen Städten wie Constantine Jijel, Setif und Bouira, wie die algerische Nachrichtenagentur APS News Agency berichtete. Auch in Oran (Algeriens zweitgrößter Stadt), Annaba und Tizi Ouzou, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, gemäß AFP.
Gestern erklärte die Regierung nun den Rückzug. Die Preise würden gesenkt, um bis zu 41%. Von verschiedenen Seiten wie z.B. der Website Tout Sur l'Algerie wird behauptet, diese Senkung hätte nur einen nettoeffekt von 5%.
Fußballspiele gibt es vorerst in Algerien nicht, da diese als potenzieller Katalysator für aufkommende Proteste gesehen werden.
In Tunesien während der Unruhen am Wochenende kam es zu Zusammenstößen zwischen Protestlern und Sicherheitskräften in Kasserine und Tala. Regierungsgebäude wurden angegriffen, 3 Banken, eine Polizeistation, 2 Polizeifahrzeuge und eine Tankstelle in Brand gesetzt. 4 Menschen starben in Regueb. Die Unruhen begannen, nachdem sich der arbeitslose Gemüsehändler Mohamed Bouazizi vor einem Regierungsgebäude selbst in Brand steckte um gegen die Konfiszierung seiner Ware zu protestieren. Er hatte keine Erlaubnis zum Verkauf von Gemüse. Bouazizi starb am 4. Januar.
Aus den Wikileaks cables zu Tunesien und dem Präsidenten:
1. (C) XXXXXXXXXXXX approached Ambassador and Pol/EconCouns
XXXXXXXXXXXX to share with us XXXXXXXXXXXX the Ambassador gave him assurances that we would.
XXXXXXXXXXXX shared a rare first-hand account of
corruption from several years ago in which Ben Ali himself
was described as asking for a 50 percent stake in
XXXXXXXXXXXX private university. XXXXXXXXXXXX
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XXXXXXXXXXXX
XXXXXXXXXXXX [BOOK TITLE REDACTED]
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¶2. (C) On the margins of a networking event for aspiring and
successful social entrepreneurs XXXXXXXXXXXX The
book is extremely critical of the Ben Ali regime for, among
other things, the "duality" between official discourse and
the reality on the ground. Specifically XXXXXXXXXXXX points
to the "stifling" of political liberties and "omnipotent"
controls on the media. He also charges that freedom of
association is "illusory" and assesses that "the rule of law
is more fiction than reality." XXXXXXXXXXXX
http://wikileaks.ulalala.net/cable/2009 ... IS372.html
über Algerien findet sich nur was aus 2007:
1. (C) SUMMARY: Recent discussions with former government
officials, long-term opposition leaders and journalists paint
a picture of an Algerian regime that is fragile in ways it
has not been before, plagued by a lack of vision,
unprecedented levels of corruption and rumblings of division
within the military rank and file. Our Algerian contacts are
often a grumpy lot, but we now hear more than the ordinary
amount of concern about the GOA's inability or unwillingness
to address political, economic and security problems.
http://wikileaks.ulalala.net/cable/2007 ... S1806.html