Supergau im AKW Fukushima

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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Uli » Samstag 16. April 2011, 22:48

Britta hat geschrieben:Ich frage mich, ob man in den nächsten Jahren überhaupt Güter 'Made in Japan' kaufen kann? Womöglich hat diese Katastrophe noch Auswirkungen für Japan, an die jetzt noch keiner denken mag. Alleine die Wassermenge, die 130 Millionen Menschen täglich benötigen, bei Werten die das vorhandene Wasser ungeniesbar machen? Mir fallen so viele Dinge ein.


Ich verfolge seit Wochen diesen Link
http://mu.jklmnop.net/japan/
der immer aktuell die in Tokyo gemessenen Werte wiedergibt: da tut sich überhaupt nichts. Ich hätte keinerlei Bedenken, da zu leben.
Es geht um die Produkte aus der Region Fukushima - zu Lande und zu Wasser - die problematisch sind.
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Samstag 16. April 2011, 23:05

Uli hat geschrieben:
Ich verfolge seit Wochen diesen Link
http://mu.jklmnop.net/japan/
der immer aktuell die in Tokyo gemessenen Werte wiedergibt: da tut sich überhaupt nichts. Ich hätte keinerlei Bedenken, da zu leben.
Es geht um die Produkte aus der Region Fukushima - zu Lande und zu Wasser - die problematisch sind.

Wie verlässlich sind diese Daten?

Ich möchte keine Teile in Japan einkaufen, die dann in der Maschine verbaut den Werker davor gesundheitlich schädigen.
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Uli » Sonntag 17. April 2011, 11:35

Dieser Link kommt mir sehr seriös vor; er spiegelt ja den Originallink

http://park30.wakwak.com/~weather/geiger_index.html

um ihn zu entlasten.
Da kann man sich nun - soweit lesbar - auch die Messdetails ansehen. Es gibt auch eine ins Englisch übersetzte FAQ-Seite dazu
http://park30.wakwak.com/~weather/geiger_faq.html

Es gibt natürlich keine Gewähr, dass sich die Situation nicht verschlechtert, wenn z.B. der Wind drehen sollte - Tokyo ist ja keine 6000 km entfernt.
Es scheint mir aber doch, dass es in Fukushima Forschritte gibt und die Kiste so langsam dicht wird, siehe z.B.
http://diepresse.com/text/home/panorama/welt/648239

Gruß,
Uli
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Sonntag 17. April 2011, 12:55

Uli hat geschrieben:Es scheint mir aber doch, dass es in Fukushima Forschritte gibt und die Kiste so langsam dicht wird, siehe z.B.
http://diepresse.com/text/home/panorama/welt/648239

Gruß,
Uli

Der Link ist vom 06.04.11. Heute wurde gemeldet, dass sich die Radioaktivität im Meer vor Fukusima wieder erhöht hat. Also entweder ist da noch ein Leck oder sie lassen wieder Wasser ab.

Ich glaube den offiziellen Angaben nicht. Sie widersprechen sich zu oft.

Am Anfang hieß es, es wären nur die Reaktoren 1, 2 und 6 am Netz und die 3 anderen Reaktoren wären heruntergefahren. 1, 2 und 6 wurden von GE gebaut und sind vom alten Model Mark-1.

Dann flog Reaktor 3 in die Luft und brannte, ohne das man den ersten Bericht korrigierte. Es hieß dann einfach, 1,2 und 3 wären die die Reaktoren, die gelaufen sind. Nr. 3 ist der mit den Plutonium-Uran Brennstäben und wurde von Toshiba gebaut, ebenso wie Nr. 5. Dann brannte der Reaktor 4. Den hat Hitachi gebaut, in Zusammenarbeit mit GE, mit denen sie auch einen Laser zur Plutoniumextraktion bauen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Enriched_u ... techniques

Das Feuer war so extrem (für abgereichertes Uran), dass der Reaktor mit Sicherheit kaputt ist. Reaktor 4 könnte also zu dem Zeitpunkt auch gelaufen sein, als der Tsunami kam. Dann wurde bei den Reaktoren 4 und 5 Wasserstoff festgestellt. Das entsteht, wenn Wassermoleküle gespalten werden. Das heißt aber, dass diese 2 Reaktoren ebenfalls aktive Brennstäbe hatten - was Tepco bestritten hat.

Dann gibt es noch die Tepco Ingenieure, die behaupten dass es einen Stromausfall gab, der nichts mit dem Tsunami zu tun hatte. Eventuell hatte das Computersystem den Stuxnet Virus?

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... 27,00.html

Oder etwas anderes hat die Störung verursacht, wie etwa ein Problem bei der Demagnetisierung des Laser-Plasmas.

http://spectrum.ieee.org/energy/nuclear ... a-comeback
But selling new reactors is only half the game. The joint venture is also aggressively pursuing a controversial technique for making nuclear fuel using lasers, a method they hope to commercialize by building the world's first industrial-scale pilot plant in 2012. Regulatory agencies are worried that laser enrichment of uranium could lead to the proliferation of nuclear weapons.


Wenn die in 2012 schon eine Pilot-Fabrik bauen wollten, ist die Forschung weit vorangeschritte.

Broadly, in the method that Silex explored, called molecular laser isotope separation, enrichment begins with uranium hexafluoride gas—in which each uranium atom is surrounded by six fluorine atoms—mixed with an inert gas that dilutes the uranium. The gas is cryogenically cooled and shot out of a nozzle at supersonic speeds. Rapid-fire pulses from an infrared laser penetrate the gas, increasing the vibrational energy in the U-235 molecules' chemical bonds.

That higher vibrational energy causes each U-235 molecule to react more quickly with a third substance in the gas stream, explains Garratt. In one version of the process, a new molecule forms around the U-235. The new molecule lasts for less than a microsecond before breaking apart, and the repelling force from that event pushes the U-235 to the edges of the stream, where it can then be siphoned off.

Though the precise mechanics of Silex's process may differ, the underlying logic is that illuminating a gas with a laser would require only a fraction of the energy needed by the two methods used now to enrich uranium—spinning the gas in a series of centrifuges or repeatedly forcing it through a porous membrane.


Also eine weiterentwickelte, einfache Methode, um Uran anzureichern. nicht ganz ungefährlich. Wurde auch mal benutzt, um das Material der Atombomben in Brennstäbe für Kernkraftwerke umzuwandeln.

412 metric tons of bomb-grade HEU have been recycled into 11,905 metric tons of LEU, equivalent to 16,494 nuclear warheads eliminated.


Jedenfalls scheinen da noch andere Dinge vorgegangen zu sein und Fukushima scheint nicht einfach nur ein Kraftwerk zur Stromerzeugung zu sein.

Somit können Experten, ohne Wissen was da wirklich vor sich ging, das Risiko gar nicht so abschätzen. Zuviele unbekannte Faktoren...

Sorry, ich bin halt mehr der Pessimist... :oops:
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Uli » Montag 18. April 2011, 09:40

Bin ich ja eigentlich auch. Aber ich kann mich nicht gegen den Eindruck wehren, dass Fukushima teils aus purer Lust an Sensation und Katastrophe von den Medien nicht immer nüchtern und sachlich dargestellt wird. Ich hätte etliche Beispiele, die ich aber wieder erst suchen müsste.

Gruß,
Uli
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Dienstag 19. April 2011, 07:25

Uli hat geschrieben:Bin ich ja eigentlich auch. Aber ich kann mich nicht gegen den Eindruck wehren, dass Fukushima teils aus purer Lust an Sensation und Katastrophe von den Medien nicht immer nüchtern und sachlich dargestellt wird. Ich hätte etliche Beispiele, die ich aber wieder erst suchen müsste.

Gruß,
Uli

Einerseits berichtet die Presse sensationslüstern, andererseits widerruft sie ihre Aussagen aber meist noch am selben Tag und versucht dann wieder, zu verharmlosen.

http://www3.nhk.or.jp/daily/english/14_21.html

An adviser to the Cabinet, Kenichi Matsumoto, at first told reporters on Wednesday that the Prime Minister remarked that areas around the nuclear plant will be inhabitable over a long period. He later retracted his comment and the Prime Minister himself also denied making such a statement.

But the reports have angered local leaders, including the Fukushima governor.

Speaking to reporters on Thursday, Edano reiterated that Kan never made such remarks.

But Edano said it is regrettable that the reports have caused concern to residents who have evacuated from around the plant.


Die Bemerkung, die Gegend um Fukushima sei für lange Zeit unbewohnbar, hat Kan wohl hinter verschlossenen Türen gemacht und nicht für die Presse. Jetzt regen sich alle darüber auf, dass die Bemerkung bekannt wurde.

Jedem von uns ist klar, dass man da nicht mehr wohnen kann. Die Menschen würden innerhalb kürzester Zeit krank werden. Für die Japaner stellt das ein Problem dar, denn es sind 30 Millionen Menschen betroffen und wo sollen die hin, in einem Land wo nicht viel Platz ist?

Es ist aber den Menschen gegenüber, die der Regierung glauben und vertrauen, verantwortungslos das zu verharmlosen. Sie werden nicht über die Risiken aufgeklärt.

Ähnlich sieht es mit der Geniesbarkeit der dort erzeugten Lebensmittel aus.

http://www3.nhk.or.jp/daily/english/14_22.html
Fukushima-produced milk returns to stores

...But the restriction was lifted last Friday for farms in 7 cities and towns in the Aizu region, over 100 kilometers west of the damaged plant. The move came after three separate tests found that milk produced there contained radiation levels below the government's acceptable limit.

A local supermarket began selling the milk on Thursday.

Das darf nicht wahr sein. :shock:
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Tachyon » Dienstag 19. April 2011, 10:03

Ich hätte hier beinahe etwas kommentiert. Aber das hätte dann gegen die Netiquette verstoßen. Also lass ich es lieber.

Viel Spaß noch,
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Mittwoch 20. April 2011, 20:25

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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Samstag 14. Mai 2011, 20:35

Es gilt nun als bestätigt, dass es in Fukushima zur Kernschmelze gekommen ist.

http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/arti ... reaktor-1/
Gestern räumte die japanische Regierung zum ersten Mal ein, der Druckbehälter am Reaktor 1 sei undicht. Industrieminister Banri Kaieda erklärte vor Journalisten, das Wasser, das den inneren Reaktorkern kühle, entweiche durch eines oder mehrere Löcher.

Anfang der Woche waren Arbeiter im Reaktorgebäude 1 überrascht von der hohen Strahlung dort. Dann gab es eine zweite schlechte Nachricht: Anders als gedacht ist der Wasserstand im Reaktor so niedrig, dass die Brennelemente offenbar völlig frei liegen.

Auch die japanischen Behörden gehen deshalb nun offiziell von einer deutlich weiter fortgeschrittenen Kernschmelze aus als bislang gehofft. Weite Teile der Brennelemente seien als geschmolzener Kern herabgefallen und hätten sich am Boden des Druckbehälters gesammelt, hieß es. Allerdings bestehe wenig Gefahr, dass sich der Kern durch den Druckbehälter hindurchschmelze.

Sorgen bereitet auch das Gebäude des Reaktors 4. Robert Jacobs vom "Hiroshima Peace Institute" befürchtet, die Struktur des Gebäudes könne schwer geschädigt sein, weil sich auf Fernsehbildern das Gebäude zur Seite neige.


http://www.contratom.de/2011/05/14/leck ... s-gedacht/
Anfang der Woche waren Arbeiter im Reaktorgebäude 1 überrascht von der hohen Strahlung dort. Dann gab es eine zweite schlechte Nachricht: Anders als gedacht ist der Wasserstand im Reaktor so niedrig, dass die Brennelemente offenbar völlig frei liegen.


Prof. Robert Jacobs hat Russia Today ein Interview gegeben, in dem er sagte:

"We were not told that for a long time....I have a rule of thumb, which is that anything that is publicly stated is probably around 10 to 20% of what's true. It will take us years to know the extent of the contamination and the extent of the fuel melting. The best case scenario in this situation is that it will take months to begin to stop leaking radiation from the reactors."

Er ist der Meinung, dass uns nur 10-20% der vollen Wahrheit gesagt wird. Bei einer 55%igen Kernschmelze heißt das... :?

Es sieht wohl so aus, dass es mit jedem Tag schlimmer wird statt besser. Ständig werden neue Lecks entdeckt und die Schreckensnachrichten reissen nicht ab.

http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... plant.html

Nuclear meltdown at Fukushima plant

One of the reactors at the crippled Fukushima Daiichi power plant did suffer a nuclear meltdown, Japanese officials admitted for the first time today, describing a pool of molten fuel at the bottom of the reactor's containment vessel.

Engineers from the Tokyo Electric Power company (Tepco) entered the No.1 reactor at the end of last week for the first time and saw the top five feet or so of the core's 13ft-long fuel rods had been exposed to the air and melted down.

Previously, Tepco believed that the core of the reactor was submerged in enough water to keep it stable and that only 55 per cent of the core had been damaged.

Now the company is worried that the molten pool of radioactive fuel may have burned a hole through the bottom of the containment vessel, causing water to leak.


Das hört sich jedenfalls nicht so an, als ob die das im Griff hätten, geschweige denn in den Griff bekommen könnten. Wie es scheint, haben alle 6 Reaktoren Probleme und die Situation eskalliert immer mehr. Die haben ja noch nicht mal einen Plan, wie sie das unter Kontrolle bekommen könnten. Das beste wäre wohl, über jedem Reaktor einen Sarkophag zu errichten, so wie in Tschernobyl, aber selbst das dauert Monate, möglicherweise Jahre.
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Re: Supergau im AKW Fukushima

Beitragvon Britta » Donnerstag 19. Mai 2011, 22:48

http://www.nytimes.com/2011/05/18/world ... e&emc=aua2
Tokyo Electric in recent days has acknowledged that damage at the plant was worse than previously thought, with fuel rods most likely melting completely at Reactors 1, 2 and 3 in the early hours of the crisis,


D.h., dass in den Reaktoren 1, 2 und 3 bereits in den ersten Stunden der Katastrophe Die Kernschmelze eingesetzt hat.
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