nytron hat geschrieben:Der Feind der Demokratie, Osama Bin Laden ist am 2 Mai durch eine US Spezialeinheit, genannt Navy Seals, getötet worden. Zweifelsfrei ist dies ein großer Tag für die freie, meist zivilisiertere, westliche Welt. Osama Bin Laden war einer der größter Verbrecher aller Zeiten, insbesondere deswegen weil er, mit großer Wahrscheinlichkeit, den Tot von 3000 amerikanischen Staatsbürgern zu verantworten hat.
Bereits nach diesen drei Sätzen muss ich dringlichst widersprechen und kritisch darauf eingehen. Hier wird ja gerade zu mit Floskeln herumgeworfen, von denen ich hoffte, dass sie bereits seit Jahren ad acta gelegt seien. Ich scheine mich aber zu irren, scheinbar haben sie nur den kurzweiligen Weg zur nächsten Schublade genommen, um als bald wieder hervorgeholt zu werden und von neuem auf dem Tisch der Öffentlichkeit zu landen.
"
Der Feind der Demokratie" - Wunderbar, das ist ein durchaus hochstechender Titel! Vielleicht soetwas wie der alternative Nobel-Preis des personifizierten Bösen!?? Wer wohl das Preisverleihungs-Komitee bildet... ?
Muss wohl soetwas wie ein Symbolträger für den einen und einzigen großen "Widersacher der Menschheit" und "
freie(n), meist zivilisiertere(n), westliche(n) Welt" sein. Die "Fratze des Bösen und Teuflichen", demaskiert und offenbar geworden, bei seinem Namen genannt, an den Hörnern gepackt und festgenagelt auf einen Punkt in der Welt, auf den sich aller Hass und alle Vergeltung fokusieren können; in diesem "kosmisch-göttlichen Kampf" gegen die "Macht der Finsternis", um das "Heil" und die "Erlösung" über die Menschheit zu bringen. Denn die Demokratie-Ungläubigen müssen vernichtet werden, nicht wahr? Sie sind die "Handlanger des Teufels" und erklärte Feinde im heiligsten aller Kriege....
Aber halt! Moment... nun komme ich durcheinander... Waren nicht ursprünglich wir die "Ungläubigen", die islamistische Welt die eigentlich "freie und meist zivilisierte", die mit dem 11. September zweifelsfrei einen "großen Tag" erlebte? Waren nicht wir der Teufel, der der Welt seine faulige Macht in Form des WTC-Phallus ins Gesicht gedrückt hat; nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit, sondern lebhaft-klarer Gewissheit für das Leid, den Tod und die Entstellung von Millionen Erdenbürgern und etlicher Nationen - in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - verantwortlich ist und sein wird?
Nun stellen sich natürlich weitergehende Fragen.
Absolut und unbedingt! Da stimme ich voll und ganz zu!
Zum Beispiel: Wer ist denn wirklich der "Gute" und wer ist der "Schlechte"?
Wer ist im "Recht" und weiß im Kampf das "Gute" auf seiner Seite?
Wer hat das "Gesetz Gottes" und die "göttliche Legitimation" das "Böse" aus der Welt zu treiben, sich in der Rolle des schicksalhaften "Märtyrers" aufzuopfern, sich mit gelassenem Leben auf dem blutigen "Schlachtfeld Gottes" als Soldaten verdient zu machen?
Warum soll Frieden und Heil nur mit Waffen und Schwertern über uns kommen?
Warum hat der Eine den Teufel im Anderen gefunden, und der Andere den Teufel im Einen?
Warum wähnen sich beide im Recht und im anderen den Feind, und benutzen gleichermaßen irrationale, religiöse und archetypische Bildmotive, um dem täglichen Brudermord Bedeutung und Sinnhaftigkeit zu verleihen?
Warum ähnelt sich ihr Handeln, Fühlen und Denken - ihrer Struktur nach - auf so aussagekräftige und bezeichnende Weise?
Weshalb versuchen sie nicht die Motive und Beweggründe des Anderen verstehen zu lernen, ihre eigenen zu reflektieren und einer aufrichtigen Prüfung zu unterziehen?
Warum wirken bei ihnen, sondergleichen in die Destruktivität gesteigerte, Abwehrmechanismen, mit dem Zweck des Um-Keinen-Preis-Erkennen-Und Verstehen-Wollens, die die Psychologie als Projektion, Reationalisierung, etc. kennt?
Ja, wieso wirken die Einen dem Anderen wie Spiegelbild und Schatten?
Wieso weisen monotheistische Religionen und Gesellschaften immer ein Phänomen auf, das sich durch "Selbsterhöhung", "Auserwähltheitsfantasien" und/oder "Absolutheitsansprüchen" auszeichnet?
Zum Einem kann man sich darüber streiten ob es nicht besser gewesen wäre, Bin Laden erst nach einer eindringlichen Vernehmung zu exekutieren. Schließlich gilt er als der Talibanen Führer, es ist nicht auszuschließen, dass er administrative Aufgaben übernommen hat.
Die Stimmen, die ein Gericht und eine Verhandlung als vernünftigeren Weg ansahen, waren schon bei der Entscheidung zum Feldzug in den "Heiligen Krieg" nicht angehört und beachtet worden. Denn die Rachsucht und der Blutdurst nach Vergeltung kennt keine Gnade, und schon gar nicht vor dem "personifizierten Bösen".
Zum Anderem ist es nun fraglich, ob die Terrorgefahr durch die Beseitigung Bin Ladens tatsächlich abnehmen wird.
Wie kommt es eigentlich, dass die Begriffe
Terror und
Fundemantalismus in der "freien und zivilisierten Welt" erschaffen wurden, um Mittel und Strömungen, die innerhalb eben genau dieser Welt gesehen worden sind, zu beschreiben? Die nichts mit dem Orient zu tun hatten, bis zu dem Zeitpunkt, als wir aufgehört haben uns selbst zu betrachten, um an uns zu arbeiten, uns weiterzuentwickeln und statt dessen begannen unseren Dreck vor die Tür unserer Nachbarn zu kehren.
War Bin Laden tatsächlich eine Schlüsselfigur der Talibanen, so kann durchaus davon ausgegangen werden, dass die Organisation nun destrukturierter ist, bis ein adäquater Führer gefunden wird.
Meiner Ansicht nach ist bei den Talibanen keine Zentralisierung der Macht gegeben, es handelt sich eher um nicht organisierte, einzelne Terrorzellen, welche den Islamismus praktizieren und für externe Beobachter daher als Einheit wahrgenommen werden.
Was haben denn nun auf einmal die Taliban mit der Strohpuppe "
Al-Qaida" und den vornehmlich aus Saudi-Arabien stammenden, nicht ärmlich-ländlichen, aber westlich gebildeteten Terroristen des 11. September etc. zu tun?
Was kümmert auch schon die westliche Welt, was die Taliban machen, die nicht mehr wollen, als ihr altes islamistisches Staatsregiem wieder aufzubauen, deshalb die afghanische Bevölkerung terrorisieren und die Besatzungstruppen zu vertreiben suchen?
Im Angesicht der Tatsache, dass viele Islamisten Bin Laden verehrt hatten ist bedauerlicherweise mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen. Auch die Rolle der pakistanischen Regierung ist derzeit schleierhaft. Osama Bin Ladens Villa war nur unweit von einer Militärakademie Pakistans lokalisiert, es ist kaum verständlich, wie Bin Laden dort unregistriert geblieben ist.
Nicht nur Islamisten bewundern was Bin Laden vollbracht und umgesetzt hat. Sicherlich sind ihm auch viele Menschen der "freien Welt" dankbar, für seine Existenz, sein Werk und die Vorteile, die er ihnen verschafft hat. Und sogar intelligente Menschen der "freien Welt" fanden das Spektakel am 11. September - aus gewissen Blickwinkeln - genial und grandios...
Pakistan ist doch schon immer mitten drin, statt nur dabei. Auf allen Seiten und an allen Fronten, daran ist nichts anderes schleierhaft und dunkler, als unser (Un-)Wissen als "aufgeklärte Bürger".
Wir als Mitglied der NATO sind verpflichtet den Frieden und den Wohlstand auf dem nordatlantischem Territorium zu gewährleisten. Im Falle von Vergeltungsmaßnahmen müssen wir Stärke und Entschlossenheit demonstrieren indem wir die restlichen Talibanen töten und die Organisation zerschlagen. Dies wird in Zukunft auch die Sicherheit im nahem Osten gewährleisten.
Solangsam - erhärtet an diesem letzten Teil - glaube ich, der ganze Eingangspost sollte Satire sein... und ich hab es nicht erkannt
Da hat mich wohl jemand erfolgreich verkohlt
NATO... Frieden und Wohlstand... Sicherheit - auch im Nahen Osten...
Köstlich! Jetzt erst versteh ich den Humor