Premierminister Cameron fordert eine Untersuchung, Bürger sind alarmiert: Schnüffler des Revolverblatts "News of the World" haben systematisch Handy-Mailboxen angezapft - betroffen waren offenbar auch Familien von Terroropfern und eines ermordeten Mädchens. Medienmogul Murdoch muss ernste Folgen für sein Geschäft fürchten.
Eigentlich fordert Cameron die Untersuchung nur weil er muß und auch schockiert ist er nicht, denn er weiß es schon lange. 2006 waren die Abhörpraktiken in Murdochs Medienimperium bereits bekannt geworden. Inzwischen sind es 7.000 Fälle.
Murdoch, auf du und du mit der politischen Elite (nicht nur in GB), gilt als Königsmacher. Lance Price, ehemaliger Medienberater von Tony Blair, nannte ihn "das 24 Mitglied im Kabinet". Seine Gegenwart wäre immer fühlbar gewesen.
Es hatte immer wieder einzelne Zivilklagen gegen News of the World gegeben und nach und nach liessen sich die gängigen Praktiken nicht mehr verheimlichen. Es hat lange gedauert bis man reagierte. Zu eng waren die Beziehungen der Konservativen und Labour zu Murdoch und man stellte die Aussagen der Polizei, dass es sich nur um einzelne Reporter handele, die darin verwickelt wären, nicht in Frage, auch nicht als herauskam, dass Schmiergelder in Höhe von mehreren 10.000 Pfund für solche Aussagen gezahlt wurden. Fall für Fall wurde heruntergespielt, bis das ganze Ausmaß bekannt wurde.
Premierminister Cameron gab dann auch am Freitag zu, dass alle unter einer Decke steckten.
“The truth is, we have all been in this together—the press, politicians and leaders of all parties—and yes, that includes me.”
Diese Erklärung kam gleichzeitig mit der Verhaftung von News of the World Editor Andy Coulson, der bis zu seinem Rücktritt im Januar Kommunikationsdirektor von Cameron war.
Unter der Vorgängerregierung hatte es bereits eine halbherzige Untersuchung gegeben. Für die Ergebnisse hatte sich niemand interessiert. Weder Regierung noch Opposition hatten den Fall aufgegriffen.
Laut einem Bericht des Guardian nutzte Murdoch seinen politischen Einfluss, um den Skandal zu vertuschen: http://www.guardian.co.uk/uk/2011/apr/0 ... rdon-brown
Rupert Murdoch used his political influence and contacts at the highest levels to try to get Labour MPs and peers to back away from investigations into phone hacking at the News of the World, a former minister in Gordon Brown's government has told the Observer.
The ex-minister, who does not want to be named, says he is aware of evidence that Murdoch, the chairman of News Corporation, relayed messages to Brown last year via a third party, urging him to help take the political heat out of the row, which he felt was in danger of damaging his company.
Der Guardian stellt auch die Frage, wie Cameron Andy Coulson, nach dem er wegen eines Abhörskandales zurückgetreten war, zum Kommunikationsdirektor machen konnte.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 61,00.html
Auch auf dem entscheidenden US-Markt weht Murdoch der Wind immer schärfer ins Gesicht. Am Dienstag forderte der Vorsitzende des Handelsausschusses im Senat, Jay Rockefeller, eine Untersuchung der Vorwürfe, die "News of the World" habe New Yorker Polizisten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Geld angeboten, um an Telefondaten der Terroropfer zu gelangen. "
...Den Großteil erwirtschaftet er ohnehin in den USA mit den Fernsehsendern Fox und Fox News, dem Hollywood-Studio Twentieth Century Fox und dem Verlag Dow Jones, der unter anderem das "Wall Street Journal" herausgibt.
Na dann...