Pussy Riot Urteil

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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 27. August 2012, 08:06

Hallo Britta.
Britta hat geschrieben:Eine Einflussnahme kann durch diese Äusserung stattgefunden haben, nur wer kann kann das mit Sicherheit sagen?
Gut, nun sind wir also schon so weit, daß es sein kann - den Ausgang lassen wir erstmal außen vor. Die Einflußnahme fing doch bereits da an, als er zum Telephon bzw. Mikrophon griff, um sich zu äußern.
Britta hat geschrieben:Und in diesem Fall wäre es positiv für die Angeklagten. Umgekehrt wäre schlimmer.
Auch hier kannst Du es nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob dies positiv war, ob der Ausgang ein anderer gewesen wäre. Genauso gut hätte es doch auch mit einem Freispruch enden können, vielleicht "nur" 'ne Geldstrafe gegeben - wer die bezahlt hätte ist doch egal ... außer Dir.
Allerdings nach dem Aufruf:
"Ich hoffe, das Gericht wird zu einem richtigen, gut begründeten Urteil kommen"
hat er zwar nicht explizit das Urteil, dessen Höhe und Härte festgesetzt, wohl aber ein Urteil, eine Verurteilung angeregt, ja gefordert ... wenn auch nur subjektiv.
Britta hat geschrieben:Das mit der Rechtsstaatlichkeit ist in Russland ein Problem und das weiß auch die Regierung.
Schön, daß es unsere Bundesregierung weiß. Es wäre besser, sie würde dementsprechend handeln, oder auch nicht ... das mit dem Handel.
Britta hat geschrieben:In einer Gesellschaft, in der die Religion eine wichtige Rolle spielt, wird eine Kirchenschändung anders beurteilt werden, wie da wo Religion eine nicht so wichtige Rolle spielt. Das spiegelt sich dann eben in der Gesetzgebung und in den Urteilen wieder. Die Werte und Moralvorstellungen sind also bereits in der Gesetzgebung berücksichtigt.
Liebes, alsob in anderen Ländern die Religion nicht viel zählt.
Es gibt einen
Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte
ICCPR-International Covenant on Civil and Political Rights
Darin ist in §48 festgelegt, daß
"Darstellungen mangelnden Respekts vor einer Religion oder anderen Glaubenssystemen, einschließlich Blasphemiegesetzen, ... , außer in den bestimmten Umständen"
verboten sind.
§ 20 Abs. 2 besagt:
"Die Verfechtung nationalen, rassistischen oder religiösen Hasses, welche zur Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt anstiftet"
sind zu verbieten und das Komitee fordert alle Staaten des Abkommens auf solche Gesetze zu erlassen. Meines Wissens haben bis heute 167 Staaten dieses Abkommen unterschrieben - darunter auch Russland - ... ratifiert 1973 - meine ich gelesen zu haben.
Allerdings wird darin ebenso gefordert, daß keine Einschränkung per Gesetz die
"Gleichberechtigung vor dem Gesetz und die Freiheit des Denkens, des Gewissens und der Religion"
verletzen darf. Solche Gesetze sind also mit dem allgemeinen Menschenrechtsstandards inkompatibel.
Wer solche Gesetze unterschreibt sollte sie auch einhalten - findest Du nicht auch?
Britta hat geschrieben:Nur wer von uns kennt die russischen Gesetzbücher? Und da die keiner kennt, manchmal sogar die eigenen deutschen Gesetze nicht, urteilt jeder nach seinem eigenen Rechtsempfinden.
Richtig! Die Gesetzbücher kennt kaum jemand. Ich urteile und bewerte dieses Urteil oder sonstwede Handlung aber auch weniger nach diesen Gesetzen oder nach meinem "eigenen Rechtsempfinden", sondern nach internationalem Recht - selbstverständlich ausschließlich unter außenpolitischen Gesichtspunkten, wenn er also international im Chor rechtsstaatlicher Staaten mitsingen will. Was er sonst macht, ...
Als Rumänien noch abgeschottet war, hatte Ceaușescu viel gemacht, was erst hinterher herauskam. Nun, da dieses Land zur EU gehört, sieht es anders aus; es muß sich an die EU-Werte anpassen.

P.S.:
    Es war bestimmt nur ein Versehen, ein Übersehen - weil Du immer noch auf hiesiges Recht zur Blasphemie hinweist ... macht Putin auch gerne. Aber ob er draufhinweist, daß in anderen Ländern die Gesetzeslage - auf die Androhung von erhöhter Strafe, ... das macht es auch nicht besser. Damit möchte er den Prozess, ja das Urteil in besserem Licht erscheinen lassen. Denn was er verschweigt, daß dies in der Höchststrafe kaum angewendet wird.
    Ich hatte Dir einige Beispiele genannt, wie in anderen Länder Blasphemie, oder was man auch immer dafür hällt, wie das verfolgt, geahndet wird.
      Ich würde mir ja auch nicht alles glauben, wenn ich mich nicht schon etwas länger kennen würde.
Auszug aus diesem Beitrag:
    Meines Wissens wurde Blasphemie sehr selten verfolgt - in der neueren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland lediglich in einem Fall:
    • SPUR sagt Dir was?
      Dies war eine Gruppe von Künstlern. Diese gaben 1960/61 sieben Hefte unter dem Namen SPUR heraus.
      1960 wurden diese Gruppe in der Bundesrepublik Deutschland wegen Gotteslästerung angeklagt - wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften.
      Verurteilt in der ersten Instanz zu Haftstrafen von fünf Monaten bzw. fünf Monaten und zwei Wochen. Diese Strafe wurde in zweiter Instanz zur Bewährung ausgesetzt.
    • Madonna hatte immer eine Angewohnheit - sie provoziert immer gerne.
      2006 ließ sie sich während eines Live-Konzerts "ans Kreuz nageln". Flugs kam Kritik von versch. Seiten - Kirchenvertreter, Christen, usw. Die Staatsanwaltschaft aber wies das Verfahren mit dem Hinweis ab, daß Anzeigen wegen Blasphemie nicht zu einer Verurteilung führen würden.
    • Meines Wissens wurde in Griechenland jemand in Abwesenheit zu sieben Monaten Haft verurteilt, weil er Jesus Christus als "Kiffer" gezeichnet hatte - später wurde er jedoch freigesprochen.
    Es ist wohl weniger die "Justiz" (Judikative), die dies "genauso beurteilt", sondern die Strafandrohung ist ähnlich wie in Russland, richtig.
Auszug Ende.

Die Androhung ist eine Seite, aber entscheident ist, wie damit umgegangen wird, ob die Androhung auch zur Anwendung kommt.
In der hessischen Verfassung wird auch in bestimmten Fällen mit der Todesstrafe gedroht - angewendet wurde sie meines Wissens recht selten.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Uli » Montag 27. August 2012, 11:43

Hier kommt noch ein schweres Verbechen, das der Kultur entsprechend bestraft wurde:

Taliban enthaupten 17 Menschen, die Musik hörten

Im Jeep von Mullah Omar hatten amerikanische Soldaten zu Beginn des Afghanistankrieges übrigens Musik-CDs gefunden.

___
Naja, die waren bestimmt für*s Musik Hören von der CIA bezahlt worden.
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Solkar » Montag 27. August 2012, 12:39


In dem Artikel wird das als "Ermordung" und nicht etwa als "Hinrichtung" beschrieben; insofern liefert jenes Massaker einer Diskussion über materielles Recht kaum neue Impulse.

Man kann zwar immer fragen, inwieweit in Staaten, in denen die Todesstrafe im Recht verankert ist, wie eben in Afghanistan, die Hemmschwelle für derartige Massaker generell geringer ist; das ist aber eine Frage, deren Behandlung sowohl ein Kausalitätsproblem beinhaltet -
wird tatsächlich auch deshalb soviel gemordet weil es die Todesstrafe gibt und dies die Menschen enthemmt, oder existiert die Todesstrafe, weil soviel gemordet wird? -
als auch diverse statistische Probleme aufwirft.

--

Ferner ist dem dortigen Statement
Eine Suche nach den Tätern sei eingeleitet worden.
der rechtmässigen Afghanischen Regierung zu entnehmen, dass jene eben als "Täter" gesucht würden und nicht etwa, um etwaige Henkersdienste zu entlohnen.
"Was macht die Bratze da auf dem Sofa?"
Aus einem "Jungen Deutschen Film" - Ausspruch einer aufgeräumt wirkenden Nackten, die am Spätvormittag in ein WG-Zimmer voller bekleideter, aber derangiert wirkender Männer tritt.
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon galileo2609 » Sonntag 2. September 2012, 01:41

Eine unter vielen Folgeaktionen des Putin-Regime: Kasparov arrested and beaten at Pussy Riot trial

Grüsse galileo2609
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon galileo2609 » Sonntag 2. September 2012, 02:06

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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Britta » Dienstag 4. September 2012, 21:39

galileo2609 hat geschrieben:Eine unter vielen Folgeaktionen des Putin-Regime: Kasparov arrested and beaten at Pussy Riot trial

Grüsse galileo2609


Wenn ich mir seinen Lebenswandel so anschaue, so ist er recht durchsichtig. Westliche Medien puschen ihn hoch und machen sein Wirken und seine Anhängerschar sehr viel größer, wie es den Tatsachen entspricht. Seine "politischen Aktivitäten" und Parteigründungen sehen mehr wie ein Witz aus, so als habe er eigentlich von Politik keine Ahnung. Er sollte beim Schachspiel bleiben, welches er wohl gut beherrscht, aber Politik ist nicht wirklich seine Welt. So als Promi taugt er da nur für westliche Medien gegen Putin.

Seine Partei das andere Russland hatte gerade mal 300 Mitglieder und das Bündnis war sich nie einig.

In Russland wird die prominenteste Führungsfigur des Bündnisses Kasparow vor allem wegen dessen enger Kontakte zur US-Regierung und Verflechtung mit dieser nahestehenden Organisationen kritisiert

...Allgemein setzt das Bündnis auf vor allem im Westen medienwirksame Straßenproteste



http://de.wikipedia.org/wiki/Garri_Kimowitsch_Kasparow

Kasparow hat vier Kinder und heiratete dreimal....

Sein zweiter Wohnsitz ist in Manhattan, New York....

Am 16. Dezember 2006 veranstaltete Kasparow in Moskau eine Demonstration gegen die Putin-Regierung, an der etwa 2.000 Menschen teilnahmen....

m April 2007 organisierte Kasparow eine Oppositionskundgebung in Moskau. Auf dem Weg zu dieser nicht genehmigten Kundgebung nahm die Polizei ihn und seine Begleiter fest. Einige Stunden später kam er gegen Bezahlung einer Geldstrafe von 1.000 Rubel (ca. 30 Euro) wieder frei...

Im Oktober 2007 hatte Kasparow mehrere Auftritte bei bekannten Fernsehsendungen in den USA, so dem The Colbert Report, Real Time with Bill Maher und CNN Late Edition....

Kasparows Partei galt im Vorfeld der Wahl als unpopulär und chancenlos.

Bei den russischen Präsidentschaftswahlen 1996 setzte er sich für die Wiederwahl von Boris Jelzin ein...


Diesen Mann als stellvertretend für die russische Protestbewegung verkaufen zu wollen, ist mehr als lächerlich. Er hätte beim Schachspiel bleiben sollen.
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon galileo2609 » Dienstag 4. September 2012, 22:08

Hallo Britta,
Britta hat geschrieben:Diesen Mann als stellvertretend für die russische Protestbewegung verkaufen zu wollen, ist mehr als lächerlich.

wer macht denn sowas, ausser dir in deinem letzten Post? ;)

Und überhaupt: was soll uns dein Beitrag denn nun wirklich sagen?

Grüsse galileo2609
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Britta » Dienstag 4. September 2012, 22:24

galileo2609 hat geschrieben:
Und überhaupt: was soll uns dein Beitrag denn nun wirklich sagen?


Ich mag diesen Mann nicht.
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Uli » Mittwoch 5. September 2012, 00:23

@Britta
Kasparow war schon immer ein kritischer und schwer zu "führender Geselle". Schon zu Sowjetzeiten war er bei den Funktionären weit unbeliebter als sein Schach-WM-Vorgänger Karpow, der eher opportunistisch agierte. Aber man konnte nunmal nicht verhindern, dass er Karpow ablöste.

Warum sollte man ihm eigentlich nicht abkaufen, dass er Putin aus eigener Überzeugung kritisch gegenüber steht?

Es ist sein gutes Recht, auch als (ehemaliger?) Schachspieler politisch aktiv zu sein.
Es ist doch schön, dass es eine Diversität von politischen Meinungen in Russland gibt. Sei es nun Kasparow oder sonst wer.

Man macht es sich etwas sehr einfach, so etwas immer von vornherein als Korruption durch den Westen abzukanzeln. Empfinde ich auch als schlicht unfair.

Ich sage auch nicht, dass du hier ständig deine antiwestliche Propaganda lediglich deshalb postest, weil der Iran dich dafür bezahlt. :)
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Re: Pussy Riot Urteil

Beitragvon Britta » Mittwoch 5. September 2012, 08:28

Uli hat geschrieben:@Britta
Kasparow war schon immer ein kritischer und schwer zu "führender Geselle". Schon zu Sowjetzeiten war er bei den Funktionären weit unbeliebter als sein Schach-WM-Vorgänger Karpow, der eher opportunistisch agierte. Aber man konnte nunmal nicht verhindern, dass er Karpow ablöste.

Er scheint nicht nur bei den Funktionären unbeliebter zu sein. Immerhin verfolgten ganze 20 Anhänger seinen Prozess, bei dem er wegen Verstoß gegen die Demonstrationsbestimmungen und weil er einen Polizisten gebissen hat, angeklagt war.

Uli hat geschrieben:Warum sollte man ihm eigentlich nicht abkaufen, dass er Putin aus eigener Überzeugung kritisch gegenüber steht?

Es ist leicht die Regierung zu kritisieren, egal in welchem Land. Nehme ich ihm ja auch ab. Aber nur dagegen sein reicht nicht. Dann ist er auch noch stolz drauf, schon 5 mal vor Gericht gestanden zu haben. Vielleicht gibt es für sowas ja Prämien von der NED.

Uli hat geschrieben:Es ist sein gutes Recht, auch als (ehemaliger?) Schachspieler politisch aktiv zu sein.
Es ist doch schön, dass es eine Diversität von politischen Meinungen in Russland gibt. Sei es nun Kasparow oder sonst wer.

Er ist in seiner politischen Aktivität nicht sehr überzeugend. Was ist aber eigentlich seine Meinung, ausser "Putin ist schlecht und die Putin-Regierung ist korrupt? Korrupt war Jelzin auch und da er für Jelzins Wiederwahl war, kann er ja gar nichts gegen korrupte Politiker haben. Bereits hier ist er unglaubwürdig.

Uli hat geschrieben:Man macht es sich etwas sehr einfach, so etwas immer von vornherein als Korruption durch den Westen abzukanzeln. Empfinde ich auch als schlicht unfair.

Er bekommt Geld von westlichen NGO's, die dem State Department nahe stehen. Es ist also sehr einfach, ihm Korruption durch den Westen vorzuwerfen. 3 Ex-Ehefrauen müssen ja auch finanziert werden.

Uli hat geschrieben:Ich sage auch nicht, dass du hier ständig deine antiwestliche Propaganda lediglich deshalb postest, weil der Iran dich dafür bezahlt. :)

Ich habe ja auch keine Wohnung in Teheran und lebe da 11 Monate im Jahr.
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