Uli hat geschrieben:Britta hat geschrieben:
Andere Länder, andere Sitten.
Hmm, so rechtfertigt man also Einschränkungen der Menschenrechte.
Nein, aber nicht in jeder Kultur muss man westliche Ansichten teilen. Wenn in arabischen Ländern Ehebruch und Mord des Ehemannes ein schlimmes Verbrechen ist, dann ist das halt so. Das wirst du auch nicht von heute auf morgen ändern. Die Todesstrafe wird auch in den USA für Mord noch verhängt und vollstreckt. Findest du das da weniger schlimm?
Uli hat geschrieben:Ob sie schuldig ist am Ehebruch oder am Mord, das ist halt die Frage, da die Legitimität des Verfahrens anzuzweifeln ist.
Nun, der Ehemann ist tot. Wer hatte ein Motiv? Die Schuldfrage zu klären ist Sache eines Gerichtes. Dies anhand von Zeitungsartikel beurteilen zu wollen, ist unmöglich.
Uli hat geschrieben:Zudem, dass bei einvernehmlichen außerehelichen sexuellen Kontakten zwischen heterosexuellen Erwachsenen, immer nur die Frauen als "Ehebrecher" bestraft werden, ist zweifellos an sich schon eine Menschenrechtsverletzung.
Die Frau steht wegen Mordes vor Gericht.
Ansonsten ist es auch in unserer Gesellschaft noch oft so, dass ein Mann der seine Frau betrügt ein toller Hecht ist, eine Frau die ihren Mann betrügt aber eher als Schlampe angesehen wird. So weit weg sind die iranischen Männer da nicht von ihren westlichen Geschlechtsgenossen.
Uli hat geschrieben:Zur aktuellen Lage: derzeit ist sie ohne Anwalt, da diesem die Lizenz entzogen wurde; er war zwischenzeitlich sogar festgenommen worden.
Der Tatbestand des "Ehebruchs" wird in Iran mit Steinigung bestraft. Der Rechtsanwalt von Sakineh Mohammadi Ashtiani hatte im Juli 2010 eine gerichtliche Überprüfung des Urteils der Steinigung beantragt.
...
Sakineh Mohammadi Ashtiani wird derzeit in Ost-Aserbaidschan in der Strafvollzugseinrichtung in Täbris in Haft gehalten. Sie hat keinen Rechtsbestand, da ihr Anwalt seinerseits inhaftiert wurde und ihm die Anwaltslizenz entzogen worden ist.
Leider fehlt der Name, so kann ich das nicht nachprüfen.
Uli hat geschrieben:Ein anderer Anwalt von ihr ist aus dem Iran geflohen; seine Familie befindet sich in Geiselhaft:
Der Rechtsanwalt Mohammad Mostafaei, der ebenfalls zugunsten von Sakineh Mohammadi Ashtiani tätig geworden war, brachte sich im Juli 2010 durch Flucht im Ausland in Sicherheit, nachdem die iranischen Behörden ihn zum Verhör vorgeladen hatten. Seine Ehefrau und sein Schwager wurden festgenommen, um Mohammad Mostafaei auf diese Weise zu zwingen, sich den Behörden zu stellen. Mittlerweile ist er in Abwesenheit der "Propaganda gegen das System" und der "Gefährdung der Sicherheit des Staates durch Erörterung des Falls Sakineh Mohammadi Ashtiani mit ausländischen Medien" schuldig gesprochen und zu sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden.
Mohammad Mostafaei befindet sich in Norwegen - mitsamt seiner Familie.
http://articles.cnn.com/2010-09-02/worl ... s=PM:WORLDA human rights lawyer who defended a woman sentenced to death in Iran for adultery enjoyed a tearful reunion with his wife and daughter Thursday after they flew from Tehran to Oslo, Norway.
"I had a lot of stress, but when I saw my daughter and my wife, I was very happy. I cried," Mostafaei said from Oslo, where he has been granted asylum. "Today was very good for me. I could see them [for the first time] in 40 days."
Immerhin waren sie ganze 40 Tage getrennt.
Uli hat geschrieben:Wie mit ihren anderen Anwälten umgesprungen wurde, kann man dem AI-Report entnehmen.
Ich beschränke mich mal auf das, was du geschrieben hast. Ist schon spät heute.
Uli hat geschrieben:Die meisten, wenn nicht sogar alle gegen Javid Houlan Kiyan erhobenen Anklagen scheinen auf seine anwaltliche Tätigkeit zugunsten von Sakineh Mohammadi Ashtiani zurückzuführen zu sein.
Keineswegs wegen seiner anwaltlichen Tätigkeit. Er wurde damals zusammen mit 2 deutschen Journalisten verhaftet. Verurteilt wurde er, weil er durch die Zusammenarbeit mit der ausländischen Presse die nationale Sicherheit gefährdet hat - in den Augen der iranischen Regierung.
http://www.focus.de/politik/ausland/ira ... 11038.htmlVorwürfen, die beiden Reporter hätten sich unvorsichtig verhalten, trat Hellwig entgegen: „Mir war klar, dass dies keine gefahrlose Reise sein würde. Ich hatte aber gehofft, durch sorgfältige Vorbereitung das Risiko zu minimieren.“ Auf die Frage, warum er das Interview im Büro des bekannten Menschenrechtsanwalts Javid Houtan Kian durchgeführt habe, sagte Hellwig: „Wir hatten vorgeschlagen, uns an einem belebten Platz in der Altstadt zu treffen. Doch Aschtianis Sohn bestand darauf, das Gespräch in der Kanzlei seines Anwalts Houtan Kian zu führen. Ich musste davon ausgehen, dass er die Lage besser einschätzen kann als ich.“
Auch Javid Houlan Kiyan müsste sich der Gefahr bewußt gewesen sein. Hätte er sich nicht mit der westlichen Presse eingelassen, wäre ihm wahrscheinlich gar nichts passiert. Ich will damit aber nicht sagen, dass ich es richtig finde, das er dafür zu 11 Jahren verurteilt wurde.
Uli hat geschrieben:Er selbst ist derzeit nicht durch einen Anwalt vertreten, da sein Verteidiger Naghi Mahmoudi den Iran verlassen hat, nachdem er dort schikaniert und verfolgt worden ist. Naghi Mahmoudi hat bestätigt, dass Javid Houlan Kiyan Zähne ausgeschlagen worden sind, dass er einen Bruch der Nasenknochen erlitten hat, ihm Verbrennungen mit Zigaretten zugefügt worden sind und er erheblich an Gewicht verloren hat.
Ich frage mich, ob das alles auch so passiert wäre, hätte sich die Presse nicht so auf diesen Fall gestürzt und alles aufgebauscht.
Uli hat geschrieben:Wer mit Augenzeugen aus dem Iran geredet hat, der weiss, wie schlimm die Verletzungen der Menschrechte dort sind.
Wenn du die AI-Beriche Jahr für Jahr liest, dann weißt du, dass das nicht nur im Iran so ist. Menschenrechte werden überall verletzt, in allen Ländern der Erde. Nur wenn es um Länder wie Iran, Syrien oder Nordkorea geht, dann ist es wohl was besonderes zum Aufregen.
Uli hat geschrieben:Nun ja ... andere Länder, andere Sitten.
Bestreitest du, dass es unterschiedliche Kulturen gibt, die verschiedene Sichtweisen haben und die die Schwere von Vergehen unterschiedlich bewerten und verurteilen?
Uli hat geschrieben:Habe mich nun wieder aber erstmal wieder genug über diesen Unfug aufgeregt. Ich schreibe dazu nichts mehr: glaub doch, was du willst.
Nein, das werde ich nicht tun.