Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber gerne!

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Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber gerne!

Beitragvon Der Neandertaler » Samstag 6. November 2010, 23:50

    "Der Zuschauer beobachtet nicht nur die Sportakteure in deren Körperlichkeit, Ästhetik, Gelingen oder Fehlverhalten."
Zu diesem Schluß kommt Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette - Prof. für Sportwissenschaft an der Techn. Universität Darmstadt, Arbeitsbereich:
    Sportsoziologie.
Auf den Rennstrecken dieser Welt stehen die Beobachter besonders gerne an jenen Stellen, an denen Unfälle wahrscheinlich sind. Unfälle im Motorsport, Stürze bei der Ski-Abfahrt oder Foulplay in den Ballsportarten sind Anläße, die nicht wenige Zuschauer ins Stadion oder vor die Bildschirme treiben.
Alles aus Interesse am Sport? Oder Neugier?
Neugier, wer zuerst verletzt vom Platz bzw. der Strecke getragen wird? Wen's zuerst zerlegt?
Vermutlich käme es einigen gelegen, wenn man bei manchen der Damen und Herren Sportler Kameras in der Umkleidekabine anbringen würde.
Laut einer kanadischen Studie, in der die kanadischen Forscher B.J. Rye und Glenn J. Meaney Männer und Frauen befragten, ob sie anderen Menschen beim Ausziehen und beim Sex zuschauen würden, wenn sie könnten:
    Aber gerne!
      70% der Männer würden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Immerhin:
      40% der Frauen würden die voyeuristische Chance nutzen. Und:
      35% gingen dafür auch das Risiko dabei erwischt zu werden ein. Ebenso mindert die Gefahr, dabei erwischt zu werden, das Interesse bei 60% Männern kaum.
Allerdings scheinen inzwischen einige Sportdisziplinen die voyeuristischen Interessen der Zuschauer systematisch bedienen zu wollen. Prof. Dr. Bette spricht von:
Geeignete Momente für den Einsatz „gefräßiger Augen“
Weiter scheibt er:
    "Die Zuschauer können auf den Körpern und in den Körperfalten der Sportler und Sportlerinnen visuell flanieren gehen:
      der Blick unter den Rock einer Eiskunstläuferin oder in den abgespreizten Schritt einer Turnerin; der Blick auf das imposante Muskelpanorama eines Boxers oder Ringers oder auf die durchtrainierte Körperlichkeit von Schwimmern und Schwimmerinnen.
    Weiterhin können sich im Sport, durch Mißgeschicke, Unfälle und Verletzungen ergeben. Wo Athleten bewußt Risiken unter Konkurrenzbedingungen eingehen, Sportlerkörper um die eigene Achse rotieren oder sich beschleunigt und konfrontativ aufeinander zubewegen, können Entgleisungen, Disbalancen und Fehlsynchronisationen passieren."
Führen nicht auch diverse Internet-Portale mit ihren 3D-Ansichten von Straßenzügen, führen sie nicht schon zu einer Absurdität. Zweideutige Schnappschüsse von Passanten, Hintern, Dekolletés und andere Skurrilitäten werden plötzlich massenhaft getauscht und bewertet.
    Ein Finne brachte eine Verletzung seiner Privatsphäre durch Google zur Anzeige:
      Der Google-Wagen hatte ihn nackt auf seiner Terrasse fotografiert; sein Kopf war zwar unkenntlich gemacht worden, der Rest seines Körpers aber nicht.
Der Begriff 'Voyeurismus' stammt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich 'Zuschauerschaft', wobei diese ursprüngliche Eklärung eher auf die Sexualpsychologie zielte, also jemanden als 'Voyeur' bezeichnet, welcher nicht durch eigene sexuelle Aktivität erregt wird, sondern indem er andere Menschen heimlich beobachtet, wenn sie nackt oder sexuell aktiv sind. Dieser Begriff wird in seiner Bedeutung heute allerdings allgemein, fast schon inflationär gebraucht; nämlich etwa für Schaulustige, die bei Unfällen, Naturkatastrophen etc. aus Sensationsgier zuschauen.

  • Greift diese allgemeine Praxis des Voyeurismus heutzutage immer weiter umsich? Ist es nicht zum Volkssport verkommen, bei Unfällen sich als 'Gaffer' zu betätigen, oder bei Schlägereien Videos zu drehen und diese etwa bei YouTub zu veröffentlichen?
  • Kann man nicht Mobbing auch weitgehend dazu zählen? Indem man versucht, den anderen bei dessen Bemühungen zu beobachten, wie er sich windet? ... versucht daraus zu kommen?
Kurzum:
  • Liegt diese Praxis - Voyeurismus oder Neugier - in der Natur des Menschen und wurde nur unterdrückt?
und:
  • Wo hört Neugier auf, wo fängt Voyeurismus an?
BigBrother wurde bestimmt auch nicht nur angeschaut, weil es journalistisch hoch interessant war.
... weil es der Bildung diente? Man wollte sehen, ob ...

Im Juni 2008 hat die australische Polizei 70 vermutliche Pädophile festgenommen. Diese haben Bilder vom sexuellen Missbrauch kleiner Kinder aus dem Internet heruntergeladen. Etwa 150.000 Internetnutzer aus 170 Ländern haben auf diese kinderpornographischen Bilder zugegriffen. Die Bilder wurden laut einem Bericht der Zeitung Sydney Morning Herald binnen 76 Stunden 12 Millionen Mal angeklickt.
Mick Keelty von der Bundespolizei in Sydney:
    "Unter den Festgenommen seien auch mehrere Lehrer und ein Polizeibeamter"
Andy Warhol äußerte einmal den Verdacht:
    "Sie würden nicht glauben, wieviele Leute sich einen 'Elektrischen Stuhl' übers Sofa hängen, weil die Farbe paßt"
2008 hatte ein Schausteller einen elektrischen Stuhl für 10.000 $ in den Vereinigten Staaten eingekauft. Dieser wurde in Fréjus am französischen Mittelmeer ausgestellt. Im dortigen Luna Park konnten Besucher einer Exekution einer lebensechten männliche Puppe beim Sterben zusehen.
AFP hat geschrieben:
    Bei dem simulierten Tod windet sich die Puppe auf dem elektrischen Stuhl, bäumt sich auf und stößt Schreie aus, bis Rauch über dem Stuhl aufsteigt und sein Kopf schwer nach vorne fällt.
Nach eigenen Angaben sieht der Schausteller Stéphane Camors darin keinerlei politisches Bekenntnis mit Blick auf die Todesstrafe:
    "Das ist mein Drachen oder King Kong, es ist nur Verzierung.
    Er ist kein Symbol und soll keine Botschaft vermitteln, schon gar nicht die Todesstrafe verherrlichen. Dies soll die Leute nur zum Lachen bringen."
Der Geschäftsführer des Vergnügungsparks berief sich auf die Meinungsfreiheit und kritisierte:
    "Frankreich wird zum Land der Verbote."
Ebenso hatte in Italien ein elektrischer Stuhl in einem Freizeitpark für Entrüstung gesorgt. Im Juli protestierten in Mailand mehrere Organisationen gegen den im dortigen Luna Park ausgestellten Hinrichtungsstuhl; die Attraktion? wurde daraufhin verboten.
Bizarrer Humor !?!
Hinrichtung als Spektakel? ... als gewinnbringendes Schaulaufen?

Oder doch nicht?
Ernsthaftigkeit? Voyeurismus?

Einige Fragen drängen sich mir angesichts der kanadischen Studie auf:
    Haben nun in dieser besagten kandischen Studie 30% der befragten Männer und 60% der befragten Frauen gelogen?
    Oder sind sie Abstinenzler? Jetzt nicht vom Alkohol.
    Ich meine:
      Begehen sie also keinen optischen Übergriff?
Kann man bei derartigen Sudien und Fragen überhaupt Ernsthaftigkeit erwarten?
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Re: Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber ge

Beitragvon nocheinPoet » Sonntag 7. November 2010, 05:03

.
Ich glaube es liegt uns Menschen eben inne. Dinge die „ungewöhnlich“ sind, die nicht alltäglich sind, und ja auch die ganz schrecklich sind, sind eben auch immer interessant. Sicher ist es auch zum Teil Neugierde. Ich habe mir mal ein paar Autopsien auf Youtube angesehen, und ich muss sagen, die erste habe ich nicht in einem Stück ansehen können. Es war auf jeden Fall viel Neugierde, ich wollte eben sehen, was da so passiert, wie man Enden kann, und wie es auf mich wirkt. Nun drei haben mir dann auch gereicht, ich habe mir die auch nicht runtergeladen oder Bilder ausgedruckt und über das Bett gehängt. Und ja es war auch lehrreich.

Und ich sehe auch hin, wenn irgendwo ein Unfall ist, ich renne da nun nicht hin, und stelle mich auch nicht in den Weg, und erstrecht mache ich keine Filme fürs Internet. Bei einem Unfall denkt man wohl, man so könnte es Dir auch mal gehen, und dann fahre ich die nächsten 5min viel mehr mit Bedacht. Ja es hält nie lange vor.

Wie wertet man es nun?

Ich denke es gibt Unterschiede, es gibt Menschen die Ergözten sich am Leid anderer, die finden das richtig geil. Ein Idiot hatte mal auf Allmystery einen Link zu dem Film gesetzt, wo man dem Ami den Kopf mit dem Messer abgeschnitten hat, und nein er war davor nicht tot. Beim Link stand auch nur, muss so was sein, und so habe ich unbedacht drauf geklickt.

Nein, das brauchte ich nicht, und nein, da war meine Neugierde auch sofort am Ende. Die 15sec. waren dann schon 15 zu viel. Das ist einfach widerlich, das ist krank. Wer sich das gerne anschaut, der ist in meinen Augen gestört.

Ich überlege mich noch was…

Interessanter Thread.


Lieben Gruß

Manuel
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Re: Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber ge

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 7. November 2010, 13:30

Der Neandertaler hat geschrieben
* Greift diese allgemeine Praxis des Voyeurismus heutzutage immer weiter umsich?

Durch die modernen Medien wird er eindeutig gefördert. Schon allein mit der Erfindung des Fotoapperates: da fing es an, Kriegsberichtsertattungen mit allen seinen Gräueln augennah festzuhalten und zu verbreiten. Im Prinzip könnte man fast sagen, dass zumindest einige Fotografen Voyeieure sind, die ihren Voyeurismus mit anderen teilen :? Auch wenn es unter dem Deckmäntelchen der Aufklärung läuft. Dasselbe gilt dann auch für die Filmbranche.

Aber schon in alten Zeiten gab es den Voyeurismus, man denke nur an die zahlreichen öffentlichen Hexenverbrennungen, Strafen wie Marterungen in Form von z.b. der Vierteilung im Mittelalter. Oder man denke an die Zeit der Christenverfolgung, wo in den Arenen unter zahlreichen Publikum ein schreckliches Spektakel ablief.

Aber damals, wie auch heute, verfallen immer nur ein Teil der Menschen diesem Voyeurismus. Anderen ist er ein Greuel, und sie distanzieren sich, zumindest weitgehenst, davon. Die krasseste Art dieses Voyeurismus liegt wohl darin, wenn Menschen stängig auf der Suche nach dem voyeuristischen Kick sind.
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Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber ge

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 8. November 2010, 16:35

Hallo Manuel.
Richtig, Neugier steckt in uns, sie ist natürlich ... evolutionär bedingt. Früher war dies natürlich zum Überleben notwendig. Heutzutage zwar nicht mehr zwingend, aber man kann ja auch zumTeil lernen ... aus dem Mißgeschick anderer. Klar!
Zumindest dahingehend:
wie man es nicht machen sollte ... was geschieht, wenn man sich so verhält.

Ich denke, gefährlich wird's allerdings, wie Du schon andeutest, "wenn irgendwo ein Unfall ist" - besonders im Straßenverkehr. Wenn jemand vor mir plötzlich unaufmerksam wird, weil er nunmal weitestgehend alles mitbekommen will, sobald wir an einem Unfall vorbeikommen ... auch wenn der Unfall auf der gegenüberliegenden Fahrbahn geschen ist.
Meist ist dann der Stau auf der jeweils anderen Fahrbahn größer und länger, als auf der Unfall-Seite.

Vielleicht kanst Du die YouTub-Sequenz, die Du ansprachst, auch mit dem "Elektrischen Stuhl", des Franzosen gleichsetzen ... zumindest hatte er sich dieses so gedacht - wenn er gedacht hat - quasi als Bedenkenträger, als Abschreckung.

Der Gedanke zu diesem Beitrag, mit dieser Frage ... der Unterscheidung: Voyeurismus oder Neugier, kam mir im Zusammenhang mit der Diskussion von StreetView, und als ich einen Artikel mit "Pannen" und Wider- bzw. Einsprüchen in anderen Ländern las.
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Re: Hat diese Gesellschaft ... Humor? - Voyeurismus? Aber ge

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 8. November 2010, 17:03

Hallo elfenpfad.
Es ging mir nicht in erster Linie darum, einige oder die Leute zu verurteilen, die sich so verhalten, sondern es war mir eher ein Anliegen den Unterschied und den Widerspruch des Verhaltens einiger zu beurteilen. Besonders derjenigen, die uns Sachen wie StreetView oder diverse Datenerhebung - etwa ELENA - die uns dies als fortschrittlich, als der Zeit angemeßen und unumgänglich und harmlos verkaufen wollen ... wobei natürlich die Intimsphäre gewahrt bleiben wird. Wenn es aber an's Eingemachte geht ... und persönlich wird, dann ...
ELENA:
    Elektronischer Einkommens-Nachweis; dabei soll der Arbeitgeber diverse Daten seiner Beschäftigten elektronisch - regelmäßig - einer Behörde melden, damit sollen bei eventuellen Anträgen bei Behörden - etwa Wohngeld - nachträgliche Angaben in Papierform entfallen, also der Arbeitgeber so letztlich von der nachträglichen Auskunft befreit werden.
Beispiel:
    Eine Sicherheitskamera des Pergamon-Museums etwa, hatte nicht nur Merkels gegenüberliegendes Haus gefilmt, sondern direkte Aufnahmen von ihrem Wohnzimmer gemacht.
    Vor allem nachts ist der Blick in die erleuchtete Wohnung frei, dies offenbart Einblicke in die Privatsphäre Merkels – eine Szene wie aus dem „Big-Brother“-Container.
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