Stereotypisches im Bad - Verhör im rechtsfreien Raum

Psychologie und das Seelenleben, der Sinn des Lebens und Lebensträume, Hoffnungen und Ängste, Liebe, Zorn und Gefühle, Ego, Selbstbewusstsein, Sinnlichkeit und der Tod

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Stereotypisches im Bad - Verhör im rechtsfreien Raum

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 19. Dezember 2010, 16:18

Im Bad. Frau steht vor dem Spiegel, dreht und wendet sich - so weit möglich - und betrachtet sich intensiv und lange von allen Seiten.
Nach einer Weile:
    "Ich glaub', ich hab zugeommen.
    Schatz, sag mal, bin ich zu dick?"

    "Nö."

    "Sag ehrlich."
    "Nein, ehrlich!"

    "Findest Du? Auch nicht ein bisschen?"
    "Nein, Du bist genau richtig so!"

    "Du kannst ruhig die Wahrheit sagen ... auch nicht ein klitzekleines bischen?
    Ich find' nämlich, ich habe zugenommen."

    "Wenn's Dich beruhigt ... na ja, ... ein bischen."

    "Ach Du bist gemein ... weißt Du das?!"
Was wie ein Sketch von Lorio anmutet, hat wohl jeder schonmal erlebt ... in der einen oder anderen Aufführung. Ehrlich!?
    In der psychologischen Kriegsführung bezeichnet man dieses Vorgehen als "Verhör im rechtsfreien Raum".
    Die CIA nutzte diese Methode bereits im Kalten Krieg.
Am besten, er stellt sich tot!
Man muß sich das als eine Art Subkultur vorstellen:
    Männer transportieren in einem Dialog Information; Frauen Emotionen.
    Es bleibt beim Informations-Recycling ohne große Weiterverwertung.
Frauen sind empathischer. Schon Mädchen weinen eher, trösten schneller.
    Diese Reaktion wird von Hormonen wie dem Oxytocin ausgelöst. Dieses Hormon fördert das Mitgefühl und verstärkt das Vertrauen in andere. Frauen schütten es während der Schwangerschaft, bei der Geburt, beim Stillen und ... beim Orgasmus aus.
    Typisch Mann! Typisch Frau?
"Wir haben auch keinen Hinweis dafür gefunden, daß Frauen über einen ausgefeilteren Wortschatz verfügen"
... schreiben die Autoren um den Psychologen Matthias Mehl von der University of Arizona in Tucson.

"Ein Mann - ein Wort. Eine Frau - ein Wörterbuch."
Hingegen scheint eine Studie dieses geflügelte Sprich-Wort insgeheim zu bestätigen. Darin hat die Psychiaterin Louann Brizendine festgestellt:
    Männern kommen demnach täglich durchschnittlich 7.000 Wörter über die Lippen; Frauen hingegen bringen es auf etwa 20.000 Wörter.
      Frau Brizendine lehrte Neuropsychiatrie an der University of California (UCL) in San Francisco; ihre Forschungen befassen sich mit den weiblichen Hormonen und weiblichen Stimmungslagen
    Typisch Frau! Typisch Mann?
Diese Zahlen werden immer wieder gerne in den Medien zitiert, etwa um zu beweisen, daß Männer nie zuhören.
Männer sind biologische Spätentwickler!

"Man wird nicht als Frau geboren, sondern zu einer gemacht."
Diesen Satz schrieb Simone de Beauvoir (1908 - 1986) französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Anfang der fünfziger Jahre löste sie damit eine Art Kulturrevolution aus.
Aus einer Studie von Wissenschaftler der Universität von Chicago geht nun hervor:
sie wurde in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) vorgestellt
    Mädchen sind schlechter in Mathe als Jungen - und können eigentlich gar nichts dafür.
Darin wurden 17 Lehrerinnen der Ersten und Zweiten Klassen untersucht. Grundschullehrerinnen, die selbst schwach in Mathematik waren und, obwohl sie dort nicht Mathe unterrichteten, suggerierten sie unbewußt ihren Schülerinnen die Angst vor dem Fach.
    Ein einziges Schuljahr unter dem Einfluß dieser Pädagoginnen reichte demnach, um Mädchen in der Klasse den Irrglauben zu vermitteln, daß sie von Natur aus schlechter im Rechnen und besser im Lesen sind.
    Der Studio zufolge erbrachten Schülerinnen, die das stereotype Denken übernommen hatten, tatsächlich deutlich schwächere Leistungen in Mathe.
  • Frauen vertragen weniger Alkohol
  • Frauen haben immer kalte Füße
  • Frauen haben ein kleineres Gehirn als Männer
  • Frauen können nicht rückwärts einparken
    Typisch Mann? Typisch Frau?
    Vorurteile? Klischee? Stereotypisches Denken?
"Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil."
- Marie von Ebner-Eschenbach -
Geht aber auch international!
Beispiele:
    Japaner würden sich eher eine Hand abhacken lassen, als ein schlechtes Wort über ihre Firma zu verlieren. Franzosen sind die besten Liebhaber. Stolz wie ein Spanier. Temperamentvoll wie Italiener. Geizig wie Schotten. Polen stehlen. Engländer trinken um 5 immer Tee. Deutsche sind fleißig. Jeder Türke heißt Mehmet, Ali oder Murat. Wissenschaftler haben weißes, zerzaustes Haar.
À propos:
Ein aufstrebender junger Bauchredner tritt in einem Abendlokal auf dem Land auf und serviert dem Publikum zum Auflockern ein kleines, feines Repertoire von Blondinenwitzen. Nach einer Weile wird es einer Blondine in der ersten Reihe zu bunt:
    " Ich habe genug von Ihren blödsinnigen Blondinenwitzen. Wie können Sie es wagen, alle Blondinen in diese Stereotypen hineinzwängen zu wollen? Was hat die Farbe des Haares mit dem Wert einer Person als menschliches Wesen zu tun? Es sind Kerle wie Sie, die verhindern, daß Frauen wie ich im Arbeitsumfeld und Gemeinwesen respektiert werden und somit nicht das volle Potential ihrer möglichen persönlichen Entwicklung erlangen. Sie und Ihresgleichen verewigen die Diskriminierung nicht nur der Blonden, sondern aller Frauen generell und das noch dazu im Namen des Humors!"
Dem Bauchredner ist die Szene peinlich; er beginnt sich zu entschuldigen. Die Blondine wütend:
    " Sie halten sich da raus, mein Herr; ich spreche zu dem Blödmann, der auf Ihrem Knie sitzt!"
    Typisch Blond? Typisch Frau? Typisch blonde Frau?
was ist typisch? ... gibt's das überhaupt: Typisch? ... das Typische an Anderen? ... Geschlechtern? Mann oder Frau? ... an Lebewesen? ... an anderen Kulturen?
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
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Re: Stereotypisches im Bad - Verhör im rechtsfreien Raum

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 19. Dezember 2010, 23:03

Stereotypisches Denken ist leider weit verbreitet, hat es doch mit Vorurteilen zu tun.

So gesehen könnte man sagen : typisch Mensch halt : ;)


Wie Stereotype und Vorurteile unser Verhalten beeinflussen, kann man hier schön nachlesen :

http://www.theintelligence.de/index.php ... ussen.html
"Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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