Russell Means

Psychologie und das Seelenleben, der Sinn des Lebens und Lebensträume, Hoffnungen und Ängste, Liebe, Zorn und Gefühle, Ego, Selbstbewusstsein, Sinnlichkeit und der Tod

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Russell Means

Beitragvon Britta » Donnerstag 1. November 2012, 01:36

Russel Means war ein Oglala Sioux und einer der großen Häuptlinge der modernen Zeit. Sein indianischer Name war Oyate Wacinyapin, was so viel heißt wie "arbeitet für die Menschen".

Aufgewachsen in der San Francisco Bay mit einem Alkoholiker zum Vater, war er ein Schulschwänzer, nahm Drogen und war kriminell. Damals die übliche Karriere amerikanischer Ureinwohner.

1967, als er 28 war, starb sein Vater. Russell lebte danach in unterschiedlichen Indianerreservaten in den USA und
suchte nach Arbeit. Einen Job fand er im Office of Economic Opportunity, eine Organisation, die für sozial Schwache kämpfte und sich seit 1964 erfolgreich besonders um Indianerangelegenheiten kümmerte. Russell kam dort zum ersten mal mit Aktivisten zusammen, die sich auf legalem Weg für das Volk der Lakota einsetzten, und wurde so selber einer. Ein Jahr später trat er dem AIM (American Indian Movement) bei. Nachdem er mit seinem Vorgesetzten Streit bekam, ging er nach Cleveland, Ohio, wo er mit einigen Stammesführern das American Civil Rights Movement unterstützte. Er wurde einer der Anführer des AIM.

Im November 1969 war Russell dabei, als eine Gruppe der IAT (Indians of All Tribes) die Gefängnisinsel Alcatraz besetzte. Eigentlich war nur eine symbolische Besetzung geplant, der sich dann viele andere anschlossen, sodass es ganz anders kam. Die Besetzung dauerte am Ende 19 Monate, bis Juni 1971. Im März 1964, also einige Jahre zuvor, hatte eine kleine Gruppe Sioux die Insel erstmalig für ein paar Stunden besetzt um friedlich für ihren Anspruch zu demonstrieren. Sie boten der US-Regierung an, das Land zurück zu kaufen, für denselben Preis, den sie damals dafür erhalten hatten und die Regierung hätte auch weiterhin den Leuchtturm der Insel benutzen können. Die Insel Alcatraz hatte damals ganze 9,40 Dollar gekostet.


Bei beiden Besetzungen ging es um den Teil des Vertrages von Fort Laramie 1868, worin laut der IAT geschrieben steht, dass alles Land, welches der US-Regierung damals übereignet wurde und nicht mehr benutzt oder verlassen wird, an den Indianerstamm zurückfällt, von denen es damals erworben wurde. Alcatraz wurde im März 1963 geschlossen, also forderten die Indianer es zurück.

In den 60er Jahren war das Red-Power Movement entstanden und es entwickelte sich eine Pan-Indianische Identität. Die Besetzung von Alcatraz war der Anfang einer langen Reihe von Protestaktionen, die sich über die gesamte USA erstreckten.

1970 besetzte Russell dann zusammen mit anderen AIM Aktivisten die Mayflower II, ein Nachbau der Mayflower, mit der 1620 die die ersten Siedler nach Amerika kamen. Sie ist ein Symbol für die Kolonisierung des Landes durch die Europäer. Es folgte die Besetzung des Mount Rushmore in den Black Hills, die für die Lakota heilig sind.

1972 wurde dann das Büro für Indianische Angelegenheiten in Washington D.C. besetzt. Es wurden viele Akten vernichtet und ein Schaden von 2 Millionen Dollar am Gebäude angerichtet.

1973 folgte dann die Besetzung von Wounded Knee, welche zur bekannteste Aktion der Aktivisten wurde.
Am 27. Februar besetzten die Mitglieder des AIM Wounded Knee und nahmen elf Geiseln. Sie forderten die Absetzung des Stammesvorsitzenden von Pine-Ridge, Richard Wilson, der mit seinen gewalttätigen "Guardians of the Oglala Nation" kurz GOONs eine Privatmiliz gegründet hatte und in der Reservation Angst und Schrecken verbreitete.

Das AIM schrieb folgende Erklärung:
February 27, 1973, AIM Organization accepted the responsibility of providing all necessary strength and protection needed by the Oglala Sioux in the efforts to rid themselves of corrupt tribal president, Dick Wilson. Because this degenerated human being is financed and wholly supported by the FBI, CIA, BIA, U.S. Justice Dept., and the U.S. Marshals, it is virtually impossible to for any Oglala to voice any kind of opinion which may run contrary to this puppet government with out being arrested or beaten...a policy that cannot go unchallenged or unanswered.


Als die Forderung nach der Absetzung von Wilson erfolglos blieb und das FBI einen Belagerungsring um Wounded Knee zog, riefen die Besetzer die unabhängige Oglala-Nation aus.

Die Besetzung dauerte insgesamt 71 Tage. Am 8. Mai kapitulierten die Aufständischen, nachdem der Beschuss durch ein Großaufgebot von FBI-Agenten und Nationalgarde am 26. April 1973 zum Tod des Oglala Lakota Buddy Lamont durch einen Scharfschützen geführt hatte. Insgesamt wurden 342 AIM Mitglieder und Unterstützer in den darauffolgenden 3 Jahren ermordet. Auch von Wilsons Indianerpolizei GOONs starben über 50 eines gewaltsamen Todes.

Mit dabei in Wounded Knee und einer der Anführer war auch Leonard Peltier: http://de.wikipedia.org/wiki/Leonard_Peltier

1977 wurder er wegen 2-fachen Mordes zu 2xLebenslänglich verurteilt. Von Vielen wird er als politischer Gefangener angesehen.

Viele setzten sich für seine bedingungslose Freilassung ein: http://www.leonardpeltier.net/

Russell hatte mehr Glück. Er blieb auf freiem Fuß. Es folgte die Aktion "The longest Walk". Die Protesaktion richtete sich gegen Rassismus und gegen die anti-indianische Gesetzgebung zu der Zeit. So gab es z.B. die Zwangssterilisation indianischer Frauen.

Am 17. Dezember 2007 ging Russell mit anderen Lakota nach Washington. Dort erklärten sie ihre Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten und nannte es den letzten Schritt im längsten legalen Kampf der Geschichte. Es sei keine Kapitulation sondern ein einseitiger Rücktritt von Vertragsverpflichtungen, wie sie in der 1969er "Wiener Konvention über das Recht der Verträge" erlaubt sei.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_%C3 ... tr%C3%A4ge

Russell erklärte:

We are no longer citizens of the United States of America and all those who live in the five-state area that encompasses our country are free to join us... We offer citizenship to anyone providet theay renounce their US citizenship... United States colonial rule is at an end.


Man übergab Dokumente an das State Department und die Unabhängigkeit war erklärt, die Republik of Lakota, basierend auf dem Vertrag von Fort Laramie, gegründet.

Die "five-state area" umfasst gemäß Vertrag von Fort Laramie Nord-Nebraska, die Hälfte von South Dakota, ein fünftel von Nord Dakota, ein fünftel von Montana und ein fünftel von Wyoming und ist im Vertrag ausführlich beschrieben.

Aber der einseitige Rückzug vom Vertrag, so wie ihn die US-Regierung seit Jahrhunderten praktiziert, zählt nicht - ausser die US-Regierung tut das.


Industrienationen sehen in die Natur nur eine Möglichkeit, irgendwie Geld zu machen. Zeit, Geld, Macht und Gier ist vorherrschend in unserer Welt, während die Indianer im Einklang mit der Natur lebten, sie respektierten und das Leben in ihr genossen. Der weisse Mann steckte die Indianer in Reservate. Sie mussten ihre Haare abschneiden, englisch lernen, ihre Muttersprache vergessen, den christlichen Glauben annehmen und sie mussten sich für ihre Herkunft schämen. Man sagte ihnen, dass ihre Kultur, wie sie seit Jahrhunderten gelebt wurde nichts sei, worauf sie stolz sein können. Menschen wie Russell brachten ihnen das Selbstvertrauen zurück.


Wenige Tage bevor Russell von seinem Arzt die Diagnose bekam, dass sein Krebs nicht operabel sei, schnitt er sich die Haare ab. Es war eine Geste der Trauer für sein Volk. Haare beinhalten die Erinnerungen und Trauernde schneiden oftmals ihre Haare ab, um diese Erinnerungen frei zu lassen und die Menschen darin in die Geisterwelt zu entlassen.

Der Tod hat das letzte Wort. Was zählt ist, dass man jeden Tag daran arbeitet, dass das Gute über das Böse siegt.
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
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