Bell hat geschrieben:Uli hat geschrieben:Hi Bell,
den Text ab "Eines Tages befand sich aber kein Band im Laufwerk..." halte ich für ein Märchen.
Bis dahin sieht die Darstellung für mich auf den 1. Blick plausibel aus.
Gruß,
Uli
Gleichwohl hat 'das Märchen' viel Ähnlichkeit mit dem, was in Deinem wiki-Zitat über das anthropische Prinzip gesagt wird.
Bei wiki heißst es:
Grob gesprochen wird eine Messung als Beobachtung eines bewussten Wesens interpretiertund in matrixwissen
Wenn der bewusste Beobachter hinschaut (bzw. misst) verhalten sich die Elektronen anders als wenn er wegschaut.Wie soll ein Laie da nun zwischen Esoterik und Physik unterscheiden?
Ich bezweifel eher, dass ich das gut zu erklären in der Lage bin, aber ich will mal versuchen mein - sicher auch nicht so tiefgehendes - Verständnis wiederzugeben.
Falls meine Darstellung unverständlich ist, dann wird es sicher mein Fehler sein. Falls es falsch ist, dann sowieso.
Es geht ja nicht um Esoterik, sondern um Interpretationen. Bleiben wir mal bei der
Kopenhagener Deutung - einfach weil ich mir diese einigermaßen zu kennen einbilde.
Die Kopenhagener Deutung besagt nun, dass die Auswirkung einer Messung an einem Quantensystem darin besteht, dass die Zustandsfunktion des vermessenen Quantensystems eine ganz bestimmte konkrete Form annimmt - nämlich eine, die genau dem gemessenen Wert entspricht (eine sog. "Eigenfunktion" zu diesem Wert). Vor der Messung war die Zustandsfunktion von einer Art, dass sie aus einer Überlagerung ("Superposition") zu allen möglichen Messwerten bestand ("mit Wahrscheinlichkeiten gewichtet alle potentiell möglichen Wirklichkeiten enthielt"). Die Aussage ist, erst durch die Messung entsteht die konkret beobachtete Wirklichkeit. Das ist der sog. nichtlokale Kollaps des Systems.
Die unterschiedlichen Varianten der Kopenhagener Deutung unterscheiden sich nun in dem, was genau man unter einer Messung versteht. Manche - v.a. ältere - Varianten betonen, dass die Messung das Ablesen der Instrumente durch ein Bewusstsein enthalten muss (z.B. der oben erwähnte Physiker Wheeler), andere - mehr prosaische - Varianten stellen die Wechselwirkung des vermessenen Systems mit der Messapparatur in den Vordergrund ... ganz gleich, ob wer draufschaut oder nicht. Letztere Variante kommt wahrscheinlich dem gesunden Menschenverstand mehr entgegen und wird durch die quantenmechanische
Dekohärenztheorie gestützt.
Der Unterschied ist, in ersterer Variante entsteht die Wirklichkeit erst, wenn jemand die Messergebnisse abliest (evtl. Tage später), in letzterer in dem Moment, in dem die Wechselwirkung mit der Messapparatur stattfindet.
Aber das Resultat ist in beiden Fällen das gleiche, denn laut Dekohärenztheorie löst eine jede Wechselwirkung mit der Umgebung des Systems (wozu auch das Messgerät gehört)den oben geschilderten Überlagerungszustand der Zustandsfunktion von Quantensystemen auf. Nur ein von der Umgebung völlig isoliertes Quantensystem kann in so einem Überlagerungszustand bleiben.
Das zeigt doch, dass die beobachtete Wirklichkeit nicht davon abhängen kann, ob da jemand ein Band einlegt oder nicht. Da wo mit dem Messgerät, also mit der Umgebung des Quantensystems, wechselgewirkt wird, löst sich der merkwürdige Überlagerungszustand sowieso auf - sei es durch den Kopenhagener Kollaps oder durch Dekohärenz.
Gruß,
Uli