Warum nicht die Polywellfusion?

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Moderator: nocheinPoet

Warum nicht die Polywellfusion?

Beitragvon nocheinPoet » Freitag 6. Juli 2012, 20:45

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Erstmal um was es geht:

Final Frontier hat geschrieben:
In den USA wird ein vielversprechendes Kernfusions-Projekt finanziert. Die im Vergleich zu den Milliarden teuren Großprojekten wie ITER und HIPER vergleichsweise geringen 10 Millionen US$ sind wohl gut investiert.

Bild
Ein Polywellreaktor

Ich habe die Polywellfusion bereits in einem anderen Artikel zur Kernfusion kurz angeschnitten. Das Prinzip ist schnell erklärt: Magnete werden (in einem Vakuum) derart geschickt um eine zentrale Elektronenwolke gruppiert, dass sie diese auf einen kleinen Bereich im Zentrum “eindämmen” – wenn Elektronen entkommen sollten, folgen sie automatisch den Magnetfeldlinien zurück ins Innere der Maschine.

Diese Elektronenwolke hat nur einen Zweck: ein gewaltiges negatives (elektrisches) Potential aufbauen: positiv geladene Ionen, die in die Maschine eingeschossen werden, werden von der Elektronenwolke stark angezogen und beschleunigen entsprechend. Sie durchqueren die Elektronenwolke, kehren auf der anderen Seite wieder um (sie werden immer noch angezogen…) und fliegen so viele tausend Mal pro Sekunde durch die Wolke.

Je mehr Ionen vorhanden sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige von ihnen beim Durchqueren der Elektronenwolke kollidieren und fusionieren: Kernfusion findet statt. Das ist keine große Hexerei: in wesentlich einfacher gebauten, “verwandten” Geräten wie dem sogenannten “Farnsworth-Hirsch”-Fusor konnten schon in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Fusionsreaktionen erzeugt werden.

Auch mit dem Polywell-Experimentalreaktor sind Kernfusionen möglich, rund eine halbe Milliarde Deuterium-Atome, so hat ein Experiment mit dem Experimentalreaktor “WB-6″ (“Whiffelball 6″, eine Anspielung auf die Form des eingeschlossenen Magnetfeldes, das in einigen Visualisierungen wie eine Unihockeykugel aussieht) bereits im Sommer 2007 ergeben, verschmelzen darin pro Sekunde.

Das ist noch nicht genug, um damit Strom zu produzieren. Aber die Theorie, mit der sich ein Polywellfusionsreaktor beschreiben lässt, besagt, dass die produzierte Leistung praktisch mit der siebten Potenz des Durchmessers wächst – vergrößert man die Maschine von heute rund 30cm auf 3m, hat man einen funktionierenden Fusionsreaktor, der mehr Energie produziert, als er verbraucht.

Hinter dem Projekt steckt niemand geringeres als der amerikanische Physiker und Ingenieur Robert W. Bussard, der vielen Science-Fiction-Fans wegen seiner Erfindung des “Bussard-Antriebs” (dabei wird vor einem Raumschiff ein riesiges Magnetfeld aufgespannt, mit dem es den interstellaren Wasserstoff einsammelt und zur Befeuerung seines Fusionsantriebs nutzt – also eine Art “Düse” für den Interstellaren Raum) ein Begriff. Bussard ist letzten Sommer gestorben, doch das Polywellprojekt, an dem er fast bis zum letzten seiner Tage gearbeitet hat, wird nun von anderen Physikern und Ingenieuren seiner “Energy Matter Conversion Corporation” (EMC2, eine Anspielung auf Einsteins berühmteste Formel…) weitergeführt.

Zuletzt bekamen sie im Sommer 2008 einen kleinen finanziellen Beitrag von der US Navy, um das Experiment vom Sommer 2007 zu widerholen – dies ist offenbar geglückt, denn nun geht es in grossen Schritten vorwärts. Der bestehende Experimentalreaktor (WB-7) wurde weiter entwickelt, nun ist der nächste (WB-8) geplant – und vom übernächsten (WB-9) ist auch schon die Rede. Dies erweckt den Eindruck, dass die Finanzierer bei der Navy sehr beeindruckt sind von den (geheimgehaltenen) Resultaten der Tests mit WB-7.

Richard Nebel, der neue Chefentwickler bei EMC2, erwartet, dass er in spätestens anderthalb Jahren wissen wird, ob sich der Polywellreaktor tatsächlich für die Stromproduktion im großen Stil eignet. Für diesen Fall ist es nun sogar denkbar, dass der Reaktor nicht nur Deuterium (oder Deuterium-Tritium wie ITER) fusionieren wird, sondern auch schwerere Elemente, zum Beispiel Wasserstoff-Bor-11. Dieser Brennstoff, auch unter “pB11″ bekannt, besteht aus einfachem Wasserstoff sowie einem Isotop des Elements Bor. Fusioniert man die beiden, entstehen drei Heliumatome, die völlig harmlos sind.

Der erste große Vorteil dieses Brennstoffs ist aber, dass praktisch keine Neutronen entstehen. Neutronen führen dazu, dass auch ein Fusionsreaktor mit der Zeit radioaktiv verstrahlt wird – bei pB11 ist das kein Problem. Der zweite Vorteil ist, dass sich die freigesetzten Helium-Atome mit magnetischen Feldern bremsen lassen und diese dabei direkt Strom produzieren – sehr viel effizienter als beim Umweg über Dampfturbinen (wie in heutigen Atomkraftwerken oder bei ITER geplant).

Ein solcher Reaktor könnte eine Effizienz von bis zu 85% haben, schätzt Nebel. Bor kommt im Meerwasser vor – jedes Land mit Meeranstoss hätte also künftig sein eigenes “Erdölfeld” direkt vor der Haustür. Das alles klimaneutral und ohne radioaktive Abfälle.

Quelle: http://www.final-frontier.ch/polywellfusion

Na so was...

Da frage ich mich nun, warum man viele Milliarden in einen Fusionsreaktor prügelt, der eventuell mal in 50 Jahren Strom erzeugen können soll. Und das mit den 50 Jahren höre ich nun schon seit über 20 Jahre, sind irgendwie nie weniger geworden. Ich muss da noch mehr zu lesen, aber warum wird da nicht mal eine Milliarde rein geschraubt?

Direkt Strom, keine Strahlung, ab 3m Durchmesser geht es los. Die Leistung wächst mit der siebten Potenz des Durchmessers, was kommt da bei 30m dann raus? Warum hört man nichts darüber?

Könnte ein Kasten mit 10m geben, der richtig was hergibt.
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Re: Warum nicht die Polywellfusion?

Beitragvon ralfkannenberg » Freitag 6. Juli 2012, 21:02

Hallo Manuel,

sag mal - hast Du irgendwie Angst vor Energieknappheit ?


Herzliche Grüsse, Ralf
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Re: Warum nicht die Polywellfusion?

Beitragvon ralfkannenberg » Freitag 6. Juli 2012, 21:08

Hallo Manuel,

hier ist auch noch ein aussichtsreicher Kandidat aus dem Bereich der Laserfusion: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/ke ... -1.4846809


Freundliche Grüsse, Ralf
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