Dr. Markus Pössel - Zur Realität der Längenkontraktion

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Dr. Markus Pössel - Zur Realität der Längenkontraktion

Beitragvon nocheinPoet » Mittwoch 18. Juli 2012, 09:07

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Von Markus Pössel
An Jocelyne Lopez

Datum: 17.08.08
Betr.: Re: Frage zur Speziellen Relativitätstheorie

Sehr geehrte Frau Lopez,


gut, dass wir uns immerhin über die Relativgeschwindigkeiten der klassischen Physik einig sind. Nachdem Sie in Ihrer letzten Mail die verschiedenen Konsequenzen des Umstandes herausgearbeitet haben, dass Relativgeschwindigkeiten relativ sind, lassen sich die Auflösung des von Ihnen behaupteten Widerspruchs und Ihre Frage nach der Realität von Effekten wie der Längenkontraktion in einem Satz zusammenfassen: In der Speziellen Relativitätstheorie sind nicht nur Relativgeschwindigkeiten, sondern auch Längen (Strecken), Zeitintervalle und die Gleichzeitigkeit (und daraus abgeleitete Größen) relativ, können sich also von Bezugssystem zu Bezugssystem unterscheiden.

Der Umstand, dass ein und dasselbe Objekt mehr als eine Länge haben kann, ist damit ebenso wenig ein Widerspruch wie der Umstand, dass ein und dasselbe Objekt je nach Bezugssystem mehr als eine Geschwindigkeit haben kann. Genau so, wie Sie es für die Relativgeschwindigkeit ganz richtig formulierten, gilt in der Speziellen Relativitätstheorie: für die Längenmessung braucht es immer ein Paar – ein Objekt, dessen Länge gemessen wird, und ein Bezugssystem, von dem aus die Messung vorgenommen wird. Und genau wie bei der Relativgeschwindigkeit gilt: die gemessene Länge wird im Allgemeinen für unterschiedliche Paare verschieden sein.

Dass Strecken, Zeitintervalle und die Gleichzeitigkeit relativ sind, ist sicherlich ungewohnt. Aber es ist nicht widersprüchlich – ein Widerspruch ergibt sich nur, wenn man im Widerspruch zur Relativität dieser Größen annimmt, sie seien nach wie vor absolut und vom Bezugssystem unabhängig. Genau dies tun Sie, wenn Sie darauf beharren, die von zwei verschiedenen Bezugssystemen aus gemessenen Messwerte: 70 km/h und 73 km/h müssten gleich sein. Diese Gleichsetzung ist im Rahmen der SRT ebenso wenig legitim wie die Gleichsetzung von Relativgeschwindigkeiten, nach der ich Sie in meiner letzten Mail fragte.

Zur Realität der Längenkontraktion:

Das Ergebnis einer Längenmessung ist in der Speziellen Relativitätstheorie keine intrinsische Eigenschaft eines Körpers, sondern vom Bezugssystem abhängig (denn, wie gesagt: Länge ist relativ). Die Längenkontraktion geht nicht mit materiellen Veränderungen des Körpers einher; die Verschiedenheit der Werte ergibt sich allein daraus, dass von unterschiedlichen Bezugssystemen aus gemessen wird – ganz analog dazu, wie sich die verschiedenen Werte für Relativgeschwindigkeiten ergeben. Die gemessenen Längenwerte sind selbstverständlich real – so real wie die Messungen von Relativgeschwindigkeiten. Es handelt sich nicht um optische Täuschungen oder dergleichen, sondern um die Ergebnisse konkreter Messungen.

Mit den besten Grüßen,

Markus Poessel
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