Eisfreie Arktis schon 2015?

Beobachtungen und Blindstudien, Expeditionen, Experimente, Messungen und Prognosen, Peer-Review, Simulationen, Tierversuche und das Suchen nach Lösungen zu wissenschaftlichen Problemstellungen

Moderator: nocheinPoet

Eisfreie Arktis schon 2015?

Beitragvon Britta » Sonntag 14. Oktober 2012, 14:41

Lt. Prof. Peter Wadhams von der Polar Ocean Physics Group der Universität von Cambridge könnte es bereits im Sommer 2015 eine eisfreie Arktis geben. Er sagt, es könnte sogar noch schneller gehen.

Wadham ist weltweit einer der führenden Experten, wenn es um die Arktis geht. Jahrelang hat er die arktische Eisfläche untersucht und gemessen, indem er mit einem U-Boot darunter durchtauchte.

http://www.guardian.co.uk/environment/2 ... se-sea-ice

Er ist ein Vertreter von Geo-Engineering, d.h. er sieht die Problemlösung nicht nur darin, CO2 zu reduzieren, sondern die erwärmenden Sonnenstrahlen von der Erde abzuschirmen, indem man sie zurück reflektiert, Wolken weisser macht und Mineralien über den Ozean verteilt um mehr CO2 zu absorbieren.

Führend in Geo-Engineering sind die USA, Canada und GB.

Da könnte man meinen, die wollen die Symptome bekämpfen, statt die Ursache, damit wir weiterhin unseren Ölkonsum steigern können. :?

Silvia Ribeiro, Direktor der lateinamerikanischen ETC Gruppe, ist gegen Geo-Engineering und der Meinung, dass es in diesem Forschungsbereich zusehr um finanzielle Interessen und Patente ginge. Technologien, die das Sonnenlicht abschirmen, wären extrem gefährlich und sollten unter internationales Recht fallen, wie die Atomwaffen, damit man die Möglichkeit habe, Tests und Verbreitung zu verbieten, bevor die Technologie vollständig entwickelt sei. Ribero möchte diese Technologien gestoppt haben, statt entwickelt - was aber eine Utopie ist.

Die Lage scheint dramatisch:
http://in.reuters.com/article/2012/09/2 ... HH20120925
More than 100 million people will die and global economic growth will be cut by 3.2 percent of gross domestic product (GDP) by 2030 if the world fails to tackle climate change, a report commissioned by 20 governments said on Wednesday.


Im September 2012 war die Eisdecke der Arktis so dünn wie noch nie seit Begin der Messungen 1979. Ein eisfreier Sommer in der Arktis könnte also schon in den nächsten Jahren Realität werden. Das arktische Eis reflektiert die Sonne und regelt so das Klima auf der Erde. Das Wasser unter dem Eis ist dunkel und würde freiliegend 90% der Sonnenenergie absorbieren, was eine weitere Erwärmung des Erdklimas zur Folge hat.
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
Benutzeravatar
Britta
 
Beiträge: 2452
Registriert: Samstag 3. Juli 2010, 14:09

Re: Eisfreie Arktis schon 2015?

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 14. Oktober 2012, 23:27

Hallo Britta.
Sehr gutes Thema!
Liebes, ich hoffe nicht, daß Dir folgendes schon bekannt ist, daß meine Ausführungen umsonst sind?
Die Arktis besteht, im Gegensatz zur Antarktis, lediglich aus Eis, ist also geforenes Wasser.
Ist erstmal nicht interessant! OK!
Masse, Gestein bildet aber, wenn es gefriert einen sogenannten Permafrostboden - macht Meerwasser in gewißer Weise auch, JA, aber unter der Arktis, also unter dem Meereis, befindet sich nur eben Wasser.
Siehst Du, da fängt das Problem, die Komplexität an.

Hintergrund:
    Normalerweise enthält die Stratosphäre, genauer; die Ozonschicht, das O²-Dioxygen Sauerstoff, welches unter Einwirkung von UV-Strahlung der Sonne in das O³-Ozon umgewandelt wird.
    Dieser Prozess wird als Photodissoziation bezeichnet!
      O³-Ozon:
      • ein natürliches, ein klimarelevantes Gas, das vom Menschen nur indirekt beeinflußt werden kann
      • besteht aus drei Sauerstoffatomen
      • die vergleichsweise hohe Konzentration in der Ozonschicht (bis ca. 8 ml/m³) absorbiert UV-Strahlung und schützt die Erde und deren Bewohner so vor schädlicher UV-Strahlung der Sonne.
      • Es ist aber auch ein starkes Oxidationsmittel, welches zu Reizungen der Atemwege führen kann.
    Dieses Ozon sorgt dafür, daß so die Wärmestrahlung der Sonne zur Erde durchkommt, daß sich lediglich die Luft erwärmt und überschüßige Wärme wieder in den Weltraum durchgelassen wird.
    knapp 30 Prozent dieser ankommenden Sonnenstrahlung (107 Watt/m²) werden reflektiert

    Das Treibhausgas CO² aber absorbiert einen Teil der vom Boden abgegebenen Wärme und Infrarotstrahlung, die sonst in das Weltall entweichen würde.
    Verstärkt kommt noch hinzu, daß die häufig erwähnten FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) ebenfalls durch UV-Strahlung gespalten werden, wodurch freie Chlorradikale entstehen, die wiederum viele Ozon-Moleküle "zerstören" können.
    Beide Effekte führen zu einer Störung des natürlichen Gleichgewichts der Atmosphäre, verstärken den natürlichen Treibhauseffekt und tragen so zur globalen Erwärmung bei, die ihrerseits mit zahlreichen Folgen verbunden ist.
Britta hat geschrieben:Da könnte man meinen, die wollen die Symptome bekämpfen, statt die Ursache,
Emissionen, besonders die anthropogenen Ursprungs, also vom Menschen verursacht, die wir der Erdatmosphäre zumuten, wirken über Jarhunderte nach:
    im Frühjahr 2012 wurde in Alaska eine CO2-Konzentration von 400 ppm in der Atmosphäre gemessen.
    Bis
    1850 war sie recht konstant;sie lag bei etwa 280 ppm - parts per million.
    Seit dieser Zeit steigt der Wert beständig.
Eine schnee- und eisbedeckte Erdoberfläche reflektiert mehr ankommenden Sonnenstrahlung und UV-Strahlung, als Wasser und Boden, welche mit ihrer dunkleren Farbe einen großen Teil der Sonnenenergie absorbieren.
Wasser und Boden absorbieren ca. 90% der eingestrahlten Energie
Wasser und Boden heizen sich auf - Wasser stärker respektive: hält länger an, was wiederum zum Abschmelzen weiterer Schnee- und Eisflächen führt.
Eine geringere Eisausdehnung begünstigt aber die Erderwärmung, da weniger Sonnenlicht vom Eis reflektiert und so mehr Hitze im Ozean gespeichert wird. Die globale Erwärmung kann wiederum zu einem weiteren Schmelzen des Polareises führen.
Diesen Effekt nennt man Eis-Albedo-Rückkopplung - kurz: Albedo.
Schneebedecktes Eis hat mit einer Albedo von 0,9 das höchste Rückstrahlvermögen
Da dies alles in Korrelation steht, sich also unter Umständen und gewißen Bedingungen gegenseitig verstärkt, ...
    Vorhersagen, Berechnungen von heute können morgen schon wieder überholt sein ... bestimmt sogar.
Folge:
  • In der Antarktis sind während der letzten 50 Jahre die Tempearturen um 2,5° gestiegen.
    sechs Mal so stark wie der globale Durchschnitt
  • Im gleichen Zeitraum sind 7 der großen Eisflächen,
  • sind 87 Prozent der 244 der Meeresgletscher geschrumpft und
  • haben somit eine Fläche von ca. 24.000 Quadratkilometern offenes Wasser entstehen lassen.
  • Der Meeresspiegel langsam steigt.
Vorteil:
  • vermutete Rohstoffvorkommen werden leichter zugänglich.
  • Für die Schiffahrt würde der Nördliche Seeweg vor Russlands Küste und die Nordwestpassage im kanadischen Inselarchipel freizugänglich
  • somit könten Supertanker auf dem Weg nach Südostasien ungehindert fahren.
Britta hat geschrieben:Er ist ein Vertreter von Geo-Engineering, d.h. er sieht die Problemlösung nicht nur darin, CO2 zu reduzieren, sondern die erwärmenden Sonnenstrahlen von der Erde abzuschirmen, indem man sie zurück reflektiert, Wolken weisser macht und Mineralien über den Ozean verteilt um mehr CO2 zu absorbieren.
Man vermutete - zurecht - vor 20 Jahren, daß Algen Eisen aufnehmen, aber deutlich mehr Kohlenstoff binden, daß zusätzliches Eisen im Wasser auch in sogenannten HNLC-Regionen eine Algenblüte ermöglichen würde.
    HNLC-Regionen - high nutrient low chlorophyll:
    Meeresgebiete, die durch einen Mangel an chlorophyllhaltigem Phytoplankton hervorstechen
Daraufhin meinte der Meeresforscher John Martin :
    "Geben Sie mir einen halben Tanker mit Eisen, und Sie kriegen von mir die nächste Eiszeit."
2009 fuhr dann das Forschungsschiff Polarstern in das Südpolarmeer, um dort zu testen, ob die Eisendüngung auch in der Praxis funktioniert. Obwohl Umweltschützer gegen das Experiment protestierten und befürchteten, daß dies unabsehbaren ökologischen Folgen hat, fand das Experiment dann trotzdem statt.
Es zeigte sich aber:
    Zu viele der Algen wurden gefressen, zu wenig sanken auf den Meeresboden und es wurde kaum Kohlendioxid gebunden.
Fazit:
    Die Umwelt ist so komplex, komplexer, als der Mensch momentan versteht, es geschehen immer unvorhergesehene Sachen, die man vorher nicht bedenkt.
    ... oder nicht sehen will?
Also:
    Vorsicht!
Für Knut und seine Verwandten wird's jedenfalls eng!
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


-----

Viele Grüße
Der Neandertaler
Benutzeravatar
Der Neandertaler
 
Beiträge: 752
Registriert: Mittwoch 1. September 2010, 05:37


Zurück zu Wissenschaft & Forschung

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 36 Gäste