Beobachter in der Physik

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Beobachter in der Physik

Beitragvon Tachyon » Sonntag 11. November 2012, 15:23

Hallo Leute,

ich schreibe gerade an einen neuen Artikel zum Thema "Der Beobachter" in der Physik. Hintergrund ist, dass in populärwissenschaftlichen Erklärungen der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik immer gern von Beobachtern geschrieben wird und das oft zu mehr Missverständnissen als Klärung führt. Da hier einige versammelt sind, die viel Erfahrung mit Alternativtheoretikern haben, dachte ich, dass ihr vielleicht ein paar Anregungen für mich habt, was ihr für relevant haltet oder ob ihr die Beobachter-Diskussion eher hilfreich als problematisch wahrnehmt.

Gruß,
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Re: Beobachter in der Physik

Beitragvon Artie » Montag 12. November 2012, 23:05

Für einige "Alternativtheoretiker" wäre eine Klärung des Begriffs bzw. die Absicht hinter dem Begriff "Beobachter" wirklich wichtig.
Problematisch wird es immer dann, wenn diese AlternativTheoretiker anfangen Dinge in den Beobachter hineinzubauen bis sie der Meinung sind Fehler gefunden zu haben. AT, bzw "unorthodoxe Kritiker" möchten dann auch gerne aus dem Falschen Verständnis heraus, den Beobachter als zusätzliches Bezugssystem missbrauchen,
Das der "Beobachter" nur ein Hilfskonstrukt ist, das dazu dient gedanklich zwischen Bezugssystemen, Inertialsystem beliebig zu wechseln, ist vielleicht für manche etwas zuviel Abstraktion.

Das ist wohll die Nachwirkung auf dieses Posting:
Gluon hat geschrieben:Hallo All,

All hat geschrieben:Ich komme mit dem Beobachter in der Quantenphysik nicht klar. Dieser Beobachter ist ja Teil des Experimentes. Da dieser Bereich sich ja unserer direkten Wahrnehmung entzieht, können doch eigentlich nur mathematische Formeln eingesetzt werden, die mit als Beobachter dienen. So wird aber doch eine Theorie noch theoretischer als sie schon ist. Kann man das so formulieren?


Der Beobachter ist ein bisschen das Erbe aus den 1920er Jahren, als die Quantenmechanik entwickelt wurde. Zu der Zeit stand tatsächlich noch ein Beobachter hinter dem Leuchtschirm und hat die Elektroneneinschläge gezählt. Heute begegnet uns der Beobachter fast nur noch in populärwissenschaftlicher Aufbereitung. In der experimentellen Quantenmechanik ist der Messprozess das entscheidende. Da hat man meistens computerbetriebene Photonen- oder Ionen-zähler. Die Beobachtung durch Personen wurde also durch die Detektion mit Apparaten abgelöst. Dadurch ist auch eigentlich die ganze Diskussion über die Wechselwirkung mit dem Bewusstsein des Experimentators vom Tisch. Es sollte, um Schrödingers Katze zu verwenden, egal sein, ob ein Mensch in die Kiste guckt, oder ob mit technischen Methoden die Lebensfunktionen des Tiers überwacht werden.

Gruß,
Gluon


Wenn ich das richtig sehe, dann begeht auch All den Fehler den "Beobachter" als reale Person zu sehen und nicht als idealisiertes Konstrukt.
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Re: Beobachter in der Physik

Beitragvon Tachyon » Dienstag 13. November 2012, 09:27

Hallo Artie,

danke für die Rückmeldung. Ja, die Frage von All war der Auslöser, endlich mit diesem Artikel zu beginnen. Auf der Leber liegt er mir schon länger. Dabei habe ich primär gar nicht die Alternativtheoretiker im Kopf, sondern die interessierten Laien und Lernenden, die mit einer Beobachter-Physik leicht auf's Glatteis geführt werden können. Ich denke mittlerweile, dass man die Relativitätstheorie nicht verständlich machen kann, ohne Koordinatensysteme einzuführen, und dass man Quantenmechanik nicht versteht, ohne Messprozesse zu durchschauen. Ich fasse mir da gerne an die eigene Nase Es ist so einfach, nur von Beobachtern zu sprechen. Es weiß ja jeder, was eine Beobachter ist. Nur leider ist kein Beobachter gemeint.

Gruß,
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Re: Beobachter in der Physik

Beitragvon Artie » Dienstag 13. November 2012, 13:17

Vielleicht ist auch 100 Jahre nach Einstein die RT immer noch gar nicht so leicht zu verstehen, weil sie wie damals auch, anscheinend gegen das verstößt was man im Leben permanent wahrnimmt.
Die Quantentheorie? Die setzt ja noch mal einen oben drauf.

Ich habe "Beobachter" bewusst in Hochkommas gesetzt.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, das mit diesem Begriff *nicht* eine anwesende Person gemeint ist, sondern ein Standpunkt, eine Koordinate in einem BS, der selber keinen Einfluß auf die Dinge "um ihn herum" hat.

Wie du sagst: Es ist kein Beobachter im Sinne einer Person gemeint.
Wichtig ist dabei eben nicht der "Beobachter" sondern die --> "Sicht" die dieser "Beobachter" hätte.

Zur Quantenmechanik muss ich immer über Heisenberg lächeln.
Sein bekanntes Prinzip leidet im Deutschen selber an einer sprachlichen "Unschärfe". ^^
Ich finde "Unbestimmtheits-Prinzip" da klarer.
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Re: Beobachter in der Physik

Beitragvon Tachyon » Freitag 16. November 2012, 10:24

Hallo Artie,

vielen Dank nochmal für den Input. Der erste Artikel ist jetzt online: Beobachter in der Relativitätstheorie. Zur Quantenmechanik wird es einen zweiten geben.

Gruß,
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