degoutanter Seelen-Striptease in Twitterform

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degoutanter Seelen-Striptease in Twitterform

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 13. Oktober 2013, 22:59

Hallo.
"Tickern ist was für schlichte Gemüter"
titelt die feuilletonistische Avantgarde-Zeitung "die Welt" in ihrer Ausgabe vom 11. Oktober 2013 zu Ehren der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

In Zeiten von Internet, E-Mail, Facebook & Co. sollte ... muß man einiges erklären:
    Ticker ist eine Kurzbezeichnung für einen Nachrichtenticker - für einen Fernschreiber (engl.: Teletypewriter). Ein Fernschreiber ist blasiert. Ein Fernschreiber ist ein Telegraphie-Gerät - ein Nachrichten-Übermittlungs-Gerät. Übermittlung in Schriftform mittels elektrischer Signale. Einerseits ähnelte ein Fernschreiber äußerlich einer elektrischen Schreibmaschine, worauf geübte Schreiber mit dem Zehnfingersystem schreiben können. Zeitweise verhakten sich dabei die Typenhebel, da die Schreiber teilweise schneller tippten als die Maschine verarbeiten konnte.
    Andererseits: Fernschreiber benutzen einen besonderen Code - das "Internationale Telegrafenalphabet Nr. 2".
    (kurz CCITT-2, ITA-2 oder auch Baudot-Murray-Code gennannt)
    Dieser Code war ein 5-Bit-Code und beschränkt den zur Verfügung stehenden Zeichensatz auf 32 Zeichen.
    (25=32)
    Zwecks Übertragung von Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen wurde der Code auf zwei Ebenen aufgeteilt - mittels Spezialzeichen wurde zwischen beiden Ebenen gewechselt. Die Höchstzahl der übertragbaren Zeichen betrug also letztlich: 56.
    Als Speichermedium fungierten Lochstreifen.
    Ein Fernschreiber - oder kurz: Ticker - war also der Twitter unter der sportlichen Datenübertragungsarten.
>>>> ich gehe mal wieder meinem Hobby nach ... ich schweife ab. Dies war nicht das, was ich erzählen wollte <<<<

Auf der alljährlich stattfindenden Frankfurter Buchmesse begegneten sich bis Sonntag Autoren, Verleger und Leser - rund 250.000 bis 300.000 Besucher und 1500 Autoren wurden erwartet. Zudem waren auf knapp 170.000 m² Ausstellungsfläche rund 3000 Veranstaltungen geplant.
In diesen überladenden, kurz- und schnellebigen Zeiten, finde ich dies ..., ich weiß nicht wie ...?
Gna-den-los!
oder ... degoutant ... vielleicht
Man kann dies nun als Bestätigung eines (auf) geweckten Interesses werten, als ein "Anziehungspunkt mit über 400.000 Buchtitel, Landkarten, Manuskripte und Grafiken sowie digitale Medien wie Hörbücher und E-Books aller Themen" (Messeleitung). Oder als ein "Walk of Fame ohne Promis", wie die Frankfurter Rundschau am 9. Oktober schrieb.
À propos Star:
    Auf der Frankfurter Buchmesse wurde erstmals eine "neue Veranstaltungsbühne und Inszenierungsfläche" vorgestellt:
    Agora"unser roter Teppich für die Stars der Medienwelt" (Messeleitung)
    Angesagt waren die Schauspieler aus der dystopische Romantrilogie der US-amerikanischen Schriftstellerin Suzanne Collins:
    "Die Tribute von Panem"
    es kam der neue deutsche Denker und Dichter des 21. Jahrhunderts:
    Boris ich-bin-drin-Becker
    Er ein hatte neues Buch schreiben lassen:
    "Das Leben ist kein Spiel"
    er möchte dies nun vorstellen.
    ... und daraus vorlesen. - degoutant
Durch Spiegel-Online erfuhr man noch, daß neben Branchenklatsch - einem Fachgespräch über Unterwäsche, zu dem "sich die Lebensgefährtin eines bekannten deutschen Verlegers, dessen Name an dieser Stelle selbstverständlich nicht genannt werden soll," genötigt sieht, daß sich ein gutgelaunter 86-jähriger Mann "noch immer ins Getümmel der Messehallen stürzt, als wäre gerade erst sein Debüt", daß dieser ältere Herr, Namens: Martin Walser vermutlich gerade "sein einmillionstes Autogramm seines Lebens" gibt, daß er dafür aber deutlich weniger Aufmerksamkeit erhält, als der Herr neben ihm.
"während knapp neben ihm Eckart von Hirschhausen sich für die Fotografen zum Affen macht"

Oder, daß bei Suhrkamp gar ein neues Genre präsentiert wird:
"Meta-Miezekatzen-Krimi"
Sex-(alt)-Ikone Uschi Obermaier schilderte zudem der WAZ aus ihrem Liebesleben:
"Mich haben weltbekannte Stars angesprochen, zum Beispiel Tom Jones - aber der war halt nicht mein Fall. Der ist nicht mein Typ"
Nach eigener Aussage geht die deutsche Buchbranche "mit Zuversicht in den umsatzträchtigen Herbst hinein" - obwohl es in diesem Jahr einen großen Renner wie die "Shades of Grey"-Trilogie nicht gegeben habe, konnte man in der WAZ lesen.
Ein letztes Highlight:
    "die Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", die kanadische Autorin Alice Munro hat den Literaturnobelpreis 2013 bekommen.
Sie schrieb 1979 ihren einzigen Roman - einen Kurzroman - 224 Seiten:
Die Liebe einer Frau
Ansonsten waren es nur "Kompositionen psychologisch stimmiger Kurzgeschichten". (Spiegel-Online)
Kurzgeschichten, "weil ich mich ja noch um den Haushalt kümmern mußte", gab Alice Munro zur Entschuldigung an. Ich halte dies aber nur für eine freundliche Ausrede.

Denn laut einer OECD-Bildungsstudie (PIAAC), in der in 24 Industrieländern die Lese-, Rechen- und Problemlösekompetenzen von 166.000 repräsentativ ausgewählten Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren untersucht wurden, ergab sich für Deutschland darin ein zum Teil erschreckendes Ergebnis. Der Studie zufolge liest und rechnet eine "bedeutende Minderheit" der Deutschen sehr schlecht.
Die Befragten seien maximal in der Lage, kurze Texte mit einfachem Vokabular zu lesen und ihnen in stark begrenztem Maße Informationen zu entnehmen, ist dort zu entnehmen. Auch ein neuer Schulleistungsvergleich der deutschen Bundesländer belegt, daß nicht nur der Abstand zwischen Oben und Unten groß ist, sondern, daß in der Tendenz auch der gesamte Westen genüber den ostdeutschen Ländern schlechter abgeschloßen hat.

Frage(n):
    Sind unsere Landsleute, aber auch wir alle, sind wir wirklich so schlecht?
    kann ich mir schwerlich vorstellen, obwohl, ... wenn ein Kurzroman von Alice Munro schon 224 Seiten hat, dann müssen einerseits die Sätze ja sehr kurz sein.
    ... aber mehr an der Zahl.
    Andererseits möchte ich dann aber auch keinen Roman von ihr lesen.
    ... manche haben ja schon Schwierigkeiten mit meinen verschwurbelten Sätzen.
    Hätte Boris Becker nicht besser aufhören sollen, als es am Schönsten war?
    ... nach dem Tennis?
    ... und nun den Mund halten:
    "Das ist wie Seelen-Striptease"
    ... sagt der Besenkammer-Schürzenäger


Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
Der Neandertaler
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