Versuch über eine neue Kreuzestheologie

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Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon GambitPi » Samstag 7. August 2010, 07:53

Es gibt da ein paar Dinge, die mir beim Lesen der Evangelien aufgefallen sind und die nicht mit der offiziellen Rezeption/ Rezension derselbigen übereinstimmen.
Da es sich bei dem mir wesentlichsten Widerspruch um den logischen Hauptgegenstand der Kreuzestheologie, also die Passion Christi geht habe ich das so überschrieben- auch wenn ich mich mit daraus möglicherweise folgenden theologischen Erwägungen erst noch zurückhalten möchte.
Der "literarische Befund" allein ist heikel genug ;)



12 Jünger sollen es sein- zählt man aber einmal alle in den Evangelien genannten zusammen kommt man auf 14 (genaugenommen sogar 15); Jesu Geburt im Winter- er wurde aber um das Passahfest herum geboren. D.h. im Frühling etwa zu "Ostern".
usw. usf...
Dazu später bei Bedarf mal mehr.
Mir geht es hier v.A. darum, das Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, wenn- und jetzt kommt´s!- wir den Evangeliumsberichten (ihnen auf den Zahn fühlend) glauben wollen :

Was geschah also?
Zweimal erwähnt es Johannes und doch ist bisher kaum ein Rezensionist je ernsthaft dieser Merkwürdigkeit gefolgt: Eine römische Abordnung von Soldaten begleitet die Tempelwachen zur Festnahme Jesu in Gethsemane. Warum?
Um ihn vor den Tempelwachen zu schützen!
Die Vorgeschichte dazu bleibt zwar in einem relativen Dunkel, dennoch bleibt festzustellen, daß eine solche Maßnahme trotz aller Spannungen zwischen dem Sanhedrin und den Römern eine Ungewöhnlichkeit darstellt, die- bedenken wir was nun folgt- nur einen Schluß zulässt: Pilatus wollte einen "Unfall" verhindern.
Da die Ergreifung Jesu eine Intrige des Sanhedrin war und es dabei um Verrat ging dürfen wir getrost davon ausgehen, daß sie Pilatus erst in Kenntnis setzen wollten, nachdem sie Jesus festgenommen hatten. Woher wusste Pilatus also davon und konnte ihnen so die Wachen zuordern? Ein oder mehrere Mitglieder des Sanhedrin sagten es ihm: Josef von Arimathäa und/oder Nikodemus.
Nachdem der Sanhedrin ihn dann in einem Schauprozess abgeurteilt hatte, brachten sie ihn vor Pilatus und diesem fiel nichts sie Beleidigenderes ein, als ihn zum ihnen verhassten Tetrarchen Herodes zu senden, da er in dessen Zuständigkeit falle. Das war nicht weniger, als eine ordentliche Watschen für den Sanhedrin, denn jeder wusste, das Herodes (der den Sanhedrin hasste, wie dieser ihn!) das Todesurteil garnicht bestätigen und ausführen lassen konnte! Das musste so oder so, WENN, DANN Pilatus machen, da dergleichen "verständlicherweise" nur ein Römer durfte.
Herodes tat denn auch, was ihm am Besten dünkte: er machte nichts! Er schickte Jesus nach ein wenig "Gespräch" wieder zu Pilatus zurück .
Bemerkenswert ist an dieser Stelle v.A. der letzte unscheinbar wirkende Satz: "An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander Feind." (Lk 23,12)
War es ein so gelungener Scherz gewesen oder steckte da vielleicht eine nunmehr getroffene Übereinkunft dahinter? Nichts Genaues weiß man nicht...
Wie auch immer- wir schreiten fort zur Kreuzigung:
Jesus ist bereits "tot", als die Juden, als es Abend ward, die Römer baten den Golgatha zu "räumen", wie es ihr Gesetz befahl. Also brachen die Legionäre den Gekreuzigten die Beine, aber Jesus war ja schon "tot", also brachen sie ihm seine nicht. Sattdessen sticht ihm einer seine Lanze in die Brust und es fließt Wasser und Blut. Johannes betont an dieser Stelle extra nocheinmal, das er genau das beschreibt, was er sieht und sich an die Wahrheit hält:
"Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt."(Joh 19, 35)
Hier wollen wir verweilen und durchdenken, was da vorgeht. Die landläufige Rezeption geht davon aus, das dieser Stich ein Gnadenstoß in sein Herz war. Wenn man jemandem ins Herz sticht fließt aber gewiss kein Wasser aus der Wunde. Was dann?

1. Jesus hängt seit einigen Std. nach langer Folterqual entkräftet und entblößt im kühlen Frühlingswind Palästinas.
2. Betrachten wir einmal eine römische Lanze:
Bild

Es drängt sich folgender Befund auf: Der Legionär durchstach mit der flachen Spitze der Lancea nur das Brustfell Jesu und das ausfließende Wasser ist "Symptom" einer beginnenden Brustfellentzündung. Ausserdem fließen die Körpersäfte noch:
Jesus lebt!

Nun laufen die beiden Jünger Nikodemus und Josef zu Pilatus und bitten ihn um Jesu Leichnam- Lukas weist nocheinmal darauf hin: Josef "hatte ihren[der Hohenpriester] Rat und ihr Handeln nicht gebilligt." (Lk 23, 51) - woraufhin Pilatus ersteinmal verwundert ist, da dies doch ein "unnatürlich" schneller Kreuzestod (gerade für einen vor Gesundheit strotzenden Mann!) zu sein schien. Als ihm der Zenturio dies bestätigt läßt er sie den "Leichnam" mit sich nehmen.
Nikodemus und Josef von Arimathäa - nochmal: zwei angesehene Mitglieder des Sanhedrin!- verstoßen nun gegen das religiöse Reinheitsgebot (WENN Jesus tot ist!) und begeben sich gar in eine ziemlich direkte Gefahr.
1. Es ist bereits Abend und am Vorabend des Passahfestes müssen nach jüdischem Brauch alle Reinigungsriten vollzogen sein. Es ist einer der schwersten Brüche des Reinheitsgebots eine Leiche zu berühren und doch nehmen sie Jesu "Leichnam" und betten ihn nach ihren Bräuchen in ein Leinentuch usw.
2. Sie begraben da offen schaubar einen Staatsfeind! Einen von Sanhedrin und römischer Ordnungsmacht verurteilten Staatsfeind und Straftäter: einen Gotteslästerer!
Das kann sie nicht nur ihren Stand und ihr Ansehen kosten, sondern sogar ihr Leben.
Wie kommt es dazu?
Die beiden Füchse wissen, das sie gegen das Reinlichkeitgebot garnicht verstoßen, weil Jesus lebt! Und sie wissen, das ihr Leben geschützt wird durch Pilatus.
Jesus selbst bleibt auch "sauber", denn das "Grab" in das sie ihn legen ist unbenutzt, also faktisch nur eine Höhle, kein Ort der Unreinheit- kein Totenort.


Ich hoffe sehr, wir können über diese bescheidene These ohne fanatische Ausbrüche diskutieren. ;)



Abschliessend die Bibelstellen, auf die ich mich besonders bezogen habe zum einfacheren Nachlesen :

Joh 18, 3
Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.

Joh 18, 12
12 Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn




Lk 23, 6-12
Jesus vor Herodes
6 Als aber Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mensch aus Galiläa wäre.
7 Und als er vernahm, dass er ein Untertan des Herodes war, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch in Jerusalem war.
8 Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er hätte ihn längst gerne gesehen; denn er hatte von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen.
9 Und er fragte ihn viel. Er aber antwortete ihm nichts.
10 Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten standen dabei und verklagten ihn hart.
11 Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus.
12 An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander Feind.






Joh, 19,31-35
31 Weil es aber Rüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über - denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag -, baten die Juden Pilatus, dass ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden.
32 Da kamen die Soldaten und brachen dem Ersten die Beine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.
33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;
34 sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.
35 Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.



Joh 19, 38-42
38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.
39 Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund.
40 Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.
41 Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.
42 Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.


Mk 15, 44,45
44 Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot sei, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei.
45 Und als er's erkundet hatte von dem Hauptmann, gab er Josef den Leichnam.
Zuletzt geändert von GambitPi am Samstag 7. August 2010, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon elfenpfad » Samstag 7. August 2010, 12:24

Dass Jesus nicht am Kreuze starb, diese "Theorie", ist für mich kein neues Thema, aber immer wieder spannend, aufzufrischen. Ich werde ganz sicher noch einiges dazu schreiben, für heute von mir nur eine Buchempfehlung, die dieses Thema auch aufgreift : ( das Wetter ist zuuu schön hier, um am compi rumzuhängen ;) )

Jesus lebte in Indien von Holger Kersten


In diesem Buch wird die These vertreten, dass Jesus die Kreuzigung überlebt haben könnte. Eine aberwitzige, ketzerische These, denkt man zuerst, und es sträuben sich sicherlich all denen die Haare, die Verschwörungstheorien nicht leiden können und hier eine solche wittern.

Bild


liebe Grüsse :)
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon GambitPi » Sonntag 8. August 2010, 04:23

Das Thema per se ist sicher nicht neu.
Eine daraus hervorgehende Kreuzestheologie*) wäre das aber schon. Darauf wollte ich mit dem Titel hinaus ;)

Ist das eines dieser Bücher, in denen Jesus in Indien einen Pilzkult gründet? :)
Bei den Indienberichten über Jesus bin ich skeptisch. Einfach, weil die Verwechslungsgefahr so groß ist. Thomas war wohl in Indien und ich habe den Verdacht, das hier eine Verwechslung vorliegen könnte.




*) http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzestheologie
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 8. August 2010, 05:16

Ist das eines dieser Bücher, in denen Jesus in Indien einen Pilzkult gründet?

*lach* -- gibt es so eine Story etwa auch ??? :?

Nein, ich stellte diesen Buchtitel hier rein, weil einige Kapitel auch Dein angesprochenes aufgreifen:

Z.b. Tod und Auferstehung Seite
Zwei Begräbnisse im Johannes Evangelium
Im Grabe des Herrn
Die mysteriösen Aromastoffe
Vom Sterben am Kreuze
Die Seitenwunde und der wundersame Trank
Spuren auf dem Tuch
Das offene Felsengrab

Zur Theorie, dass Jesus nicht am Kreuze starb, gibt es z.B. die kapitel:

Wurde Jesus lebendig begraben ?
Der "Auferstandene" oder der "Aufgestandene"
Paulus begegnet Jesus in Damaskus
Jesus in Kashmir
Das Grab Jesus in Srinagar
Jesus oder Paulus
Der Auferstandene oder der Aufgestandene ?

Das sind jetzt nur ein paar Kapitel - Beispiele in dem Buch

Ich werde ein anderes Mal aus diesen Kapitel Auszüge reinstellen, wenn Interesse besteht :)
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 8. August 2010, 07:03

Da es sich bei dem mir wesentlichsten Widerspruch um den logischen Hauptgegenstand der Kreuzestheologie, also die Passion Christi geht habe ich das so überschrieben- auch wenn ich mich mit daraus möglicherweise folgenden theologischen Erwägungen erst noch zurückhalten möchte.
Der "literarische Befund" allein ist heikel genug

Die theologischen Auswirkungen in Bezug auf die Lehren der Kirche sind natürlich interessant.
Gut, mir persönlich ist das nicht wichtig, ob jetzt Jesus am Kreuze starb oder nicht. Mein Glaube ist nicht konfessioneller Art.
Davon mal abgesehen, ist ja im Prinzip seine "Menschwerdung" und der ganze Leidensweg ausschlaggebend. Dass er dieses "Kreuz" auf sich genommen hat.
Der Tod ansich ist ja für "Gottes Sohn" dann eigentlich eine Erlösung gewesen, wenn man so will. Die Leiden sind vorbei, und er ist den irdischen Körper los, um es mal salopp auszudrücken ;)
Und konnte wieder in seiner ursprünglich für ihn vorgesehene göttliche Daseinsform zur "Rechten Gottes" thronen ^^

Du bist ja nach eigener Aussage in dem Vorstellungs Thread ev. Theologe. Da wäre ja die Frage an Dich interessant, welche Bedeutung eine neue Kreuzestheologie in diesem Kontex darstellt :)
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon GambitPi » Sonntag 8. August 2010, 19:33

Ich habe mich bzgl. des Herrn Kersten und seines Werks ein wenig schlau gemacht und ich weiß nicht - so richtig seriös wirkt das alles nicht auf mich. Aber ist auch egal. Es handelt sich dabei ja nur um eine Sekundärliteratur zu unserem Thema ;)

Was eine neue Kreuzestheologie bedeuten würde ist schwer detailliert darzulegen.
Soviel aber ist klar: sie würde das bisherige Gerüst des Christentums auf den Kopf stellen (eher auf die Füße, aber so sagt man nunmal ;) ).
Der Begriff Kreuzestheologie ist zwar so von Luther geprägt.
Die Kreuzestheologie ist aber eigtl. das Verdienst (wenn man so will) von Paulus, dem Saulus. Was blieb ihm auch übrig? Kannte er den lebenden Jesus vermutlich garnicht...
Der "Opfertod" Christi ist das Kernelement dabei und darauf basieren soviele auch Nebendogmatiken, das es schlicht nicht absehbar ist, was eine derartige Umdeutung bewirken würde.
Wobei sich an den Realitäten ja nichts ändern würde. Nur die Forschung zu Jesu Leben müsste halt dahingehend nochmal vertieft werden.
Denn so oder so: eine Wirkgeschichte Jesu NACH der Kreuzigung scheint es kaum mehr zu geben.
Es müsste aber alles in diesem Licht nochmal neu bedacht werden: Bei den Auferstehungsgeschichten angefangen über das Geschehen an sich (Verhältnis Rom-Frühchristentum-Sanhedin usw.) bis hin zum Glaubensbekenntnis: Das gesamte Christentum in seiner uns vorliegenden Form müsste neu angegangen werden. ;)
Das mir Wichtigste dabei wäre das Christentum von einer Religion des Todes zu einer Religion des Lebens wieder werden zu lassen.
Naja. Wie auch immer:
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 8. August 2010, 21:29

Danke für Deine Antwort :) Was das besagte Buch betrifft: für mich war es das Einstiegsbuch in diese Thematik, und es hat den grossen Vorteil, dass es auch für Nichttheologen verständlich geschrieben ist :mrgreen: Und ich denke onehin, dass viele Schriftsteller voneinander mehr oder wenige bissl abschreiben.

Am interessantesten fand ich persönlich das Kapitel über das angebliche Grab Jesus in Srinagar. Jesus soll nach seiner Grabentnahme gesund gepflegt worden sein und nach Kahmir/Indien quasie geflohen sein, wo er weiter wirkte bis zu seinem Tode

Hier in diesem link geht es über dieses angebliche ? Jesus Grab in Kashmir, mit vielen Abbildungen, unter anderem die angeblichen Fussabdrücke von Jesus mit Spuren der grossen Verletzungen der Kreuzigung]

http://www.geschichteinchronologie.ch/k/Jesus-in-Kaschmir/Faber-Kaiser/07-08_jesusgrab-Rozabal-in-Srinagar.html


Hier in diesem Video : jesus starb in Kashmir, wird diese ganze Thematik aus dem Buch anschaulich erörtert.

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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon GambitPi » Montag 9. August 2010, 20:02

Dafür, ob Jesus in Indien war gibt es keine Beweise. Noch nicht einmal wirklich Hinweise.
Es gibt eine ganze Zeit VOR Beginn seines prophetischen Wirkens von der man nicht weiß, wo er war und was er gemacht hat.
Es gibt einige Hinweise auf einen mehrjährigen, aber dennoch relativ kurzen Aufenthalt bei den Essenern. Und eine Reise nach Ägypten ist belegt - so fern man bei den historischen Befunden zu Jesus überhaupt von Belegen sprechen will. Aber natürlich alles in den ca 2 Dekaden zwischen Kindheit und Prophetenhandeln - nicht danach.
Ich würde deshalb lieber bei den Befunden bleiben, die wir alle direkt aus der Bibel und ihren Derivaten (Apokryphen usw.) entnehmen können.
Wenn wir das durch haben können wir uns immer noch in Spekulationen darüber ergehen, ob er danach in Indien war oder nach Atlantis ausgewandert ist oder den fernen Kontinent Mu aufgesucht hat oder einfach daheim bei Mama blieb - um nur ein paar kursierende Gerüchte aufzuzählen :)
Missverstehe mich bitte nicht: wir können gerne darüber diskutieren, ob er in Indien war oder nicht und was er, wenn, da gemacht haben könnte. Aber mir geht es hier eigtl. eher um theologische/philosophische Implikationen, die sich daraus ergeben, das Jesus Kreuzestod nicht stattgefunden hat.
Also:
Was wird aus der Heilslehre, die ja auf seinem Kreuzestod heuer weit mehr fußt, als auf Jesu eigener Lehre zu seinen "Lebzeiten"?
Wie ist in diesem Licht seine versprochene Vergebung der (Erb)sünde zu bewerten?
Wie ist die die heurige Kirchenlehre so dominierende Saulusgeschichte zu bewerten, wenn ihr auf einmal alle Substanz entzogen wird?
Was wird aus dem Heilsversprechen, wenn man auf einmal nicht mehr sagen kann: Er ist für unsere Sünden gestorben?
Was bedeutet Kirche dann noch?
Wie sind in diesem Licht die Machtkämpfe innerhalb der Kirche zu bewerten, die z.B. zur Auslöschung von Gnosis, Arianismus usw. führen sollten?
Usw.usf.

Aber, wenn Indien das erstmal interessantere Thema ist, ich will mich dem nicht entziehen. Also kurz mein Senf dazu:
1. Thomas war in Indien und darüber gibt es sehr wohl Berichte. Keiner davon enthält einen Begleiter, der Jesus hätte sein können.
2. Weil das Grab einem Propheten zuzuordnen ist - muss das ja nicht gleich Jesus sein. Ein Apostel würde da auch schon reichen. Aber Thomas Grab ist in Mailapur...
Die Inder hatten eine eigene große Kultur der Heiliugen und Propheten. Warum soll es keiner davon sein?
Der Name auf dem Grab: Yuz Asaf - das ist erschreckend weit weg von einem Yehoshua. Das die Römer das H verschliffen liegt in ihrer Mundart begründet. Ein Grund, der bei den Indern schlicht wegfällt. Warum sollten sie also der ihnen unbekannten Diktion der Römer folgen? ;)
Hier noch eine Sammlung anderer Gegenargumente (die nicht unbedingt mM entsprechen müssen. Aber darauf kommt es ja nicht an):
http://www.armin-risi.ch/Artikel/Theolo ... ml#Titel05
Das ist nicht die einzige Quelle dazu, wie man sich denken kann. Aber eine relativ übersichtliche.

In diesem Sinne:
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon elfenpfad » Montag 9. August 2010, 23:37

Ja, ok, lassen wir diese Kashmir Theorie erst einmal auf Seite :)

Auf jeden Fall klingen Deine im Eingangs Thread aufgezählten Ungereimtheiten in dem "Kriminalfall Jesus" für mich sehr plausibel, ich kenne sie aus verschiedenen Quellen/Büchern. Ich würde gern noch auf diesen von Dir aufgezählten Punkt näher eingehen :

44 Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot sei, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei.

Häufig dauerte so ein Kreuzestod ja manchmal sogar tagelang. Jesus aber hing scheinbar nur ein paar Stunden am Kreuze.
Vor seinem offziellen, so verwunderlich schnellen Tod bekam Jesus bekanntlich Essig gereicht, weil ihn dürstete. Und er starb laut Bibeltexten sofort nach diesem Trunke, mit den Worten: "es ist vollbracht" Nachzulesen z.B. bei Johannes Kap, 19
Es gibt Mutmassungen/Theorien, die in einigen Büchern aufgefriffen werden, dass in dem Essig evtl. Opium beigemischt war. Jesus wäre so stark betäubt gewesen, und nach aussen hin hätte er durch die Schlaffheit der Glieder als tot angesehen werden können. Klingt ganz plausibel, hätte auch den Vorteil gehabt, dass die sicher nicht schmerzfreie Kreuzentnahme ohne dementsprechendes verratendes Wimmern ect. vonstatten gegangen wäre.


Zu Deinen theologisch/philosophischen Fragen bezüglich der Heilslehre:


Diese kirchliche Erlösungslehre ist ja quasi eine Erfindung von Paulus, und deckt sich mit der eigentlichen Lehre Jesus ganz und gar nicht.
Paulus predigte :
Denn vermöge der Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht durch euch - Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit nicht jemand sich rühme ( Eph 2,8-9)

Jesus Botschaft war eine andere. Man denke z.B. an diese Worte Jesus: :
Wem ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen

Die Menschen können also selbst für ihr Heil mit dazu beitragen, das ist doch die eigentliche Heilsbotschaft Jesus, und eine wunderbare dazu, wie ich meine.


Spannendes Thema und ja, ich bin mir sicher, dass es noch nicht alles war :D ;)
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Re: Versuch über eine neue Kreuzestheologie

Beitragvon GambitPi » Dienstag 10. August 2010, 00:36

Das mit dem Opium, bzw. "irgendeinem" Rausch-Betäubungsmittel hatte ich auch schonmal gelesen.
Ist eine interessante These.
Darauf (das hier ein besonders zu bedenkendes Detail im Zusammenhang mit "Heilung" in irgendeinem Sinne vorliegt) könnte auch der Ysopstab hindeuten auf den der Essiglappen gewickelt war: Ysop ist ein den alten Hebräern heilige (und Heil-) Pflanze gewesen.
Johannes, der das Geschehen mMn am genausten beschreibt schreibt auch nicht "starb er" oder so, sondern er "übergab den Geist".
Johannes beschreibt Jesus an keinem Punkt des "Sterbegeschehens" als tot:
Die Soldaten "sahen, das er schon gestorben war", die "Leiche" ist der "Leib Jesu"...

elfenpfad hat geschrieben:
Zu Deinen theologisch/philosophischen Fragen bezüglich der Heilslehre:


Diese kirchliche Erlösungslehre ist ja quasi eine Erfindung von Paulus, und deckt sich mit der eigentlichen Lehre Jesus ganz und gar nicht.
Paulus predigte :
Denn vermöge der Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht durch euch - Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit nicht jemand sich rühme ( Eph 2,8-9)

Jesus Botschaft war eine andere. Man denke z.B. an diese Worte Jesus: :
Wem ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen

Die Menschen können also selbst für ihr Heil mit dazu beitragen, das ist doch die eigentliche Heilsbotschaft Jesus, und eine wunderbare dazu, wie ich meine.


Wenn man die Kirchengeschichte genauer betrachtet, dann sieht man auch recht schnell, das zur Begründung der sog. Kirchengreuel (Inquisition, Kreuzzüge usw.) immer Paulus, der Saulus herangezogen herangezogen worden ist.
Nicht Jesus.
Saulus Lehre ist voller Ressentiments und Selbstüberhöhungen. Ohne das Kidnapping von Jesu Lehre hätte dem sicher kaum jemand zugehört.
Und die noch heute immer mal wieder aufflammende Diskussion, wer oder was denn nun "alleinseligmachend" ist (als könne es da überhaupt ein -äußeres- Monopol drauf geben!)...
Jesus hat nicht gesagt, das er seliggemacht/geheilt hat, wenn er an Menschen wirkte, sondern: Dein Glaube hat dir geholfen.
Wer Ohren hat zu hören, der höre. :D

Du hast natürlich recht:
Zuletzt geändert von GambitPi am Dienstag 10. August 2010, 01:30, insgesamt 3-mal geändert.
Und das ist noch nicht Alles...
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