Der Volksmund studiert umsonst!

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Der Volksmund studiert umsonst!

Beitragvon lesslow » Dienstag 1. Februar 2011, 22:25

Der Volksmund studiert umsonst, denn er weiß schon alles.

Diesen plakativen Satz möchte ich erklären, denn er ist durchaus ernst gemeint.
Ja, ich gehe sogar so weit zu sagen: Der Volksmund ist die Weisheit selbst bzw. ihre Personifikation, ihr symbolischer Träger.

Wir alle kennen die Sprüchlein, deren Ursprung in absoluter Dunkelheit liegt, oder deren Ursprung kleine lustige Bücher oder Lexikas zu kennen vorgeben; und die man bei langeweile gerne einmal durchblättert.

Letztendlich schnappen wir diese Sprüche auf, wie traditionelle Religionen ihr Wissen mündlich weitergaben, bis sie eines Tages aufgeschrieben wurden, als geheimliteratur von Kloster zu Kloster geschleust wurden, und letztlich der Buchdruck dafür sorgte, dass sie zum allgemeingut werden.

Und ebenso, wie die Form der Überlieferung des Volksmund urtümlich ist, ja gerade zu ursprünglich, so ursprünglich sind auch ihre einfache und dichtgepackte Struktur geblieben.

Da wird, um ein Beispiel zu nennen, davon gesprochen, ob einem etwas fehle, eventuell weil man sieht, dass er nicht alle Tassen im Schranke habe.

Zwei kleine Sprüchlein, die Konzept der Krankheitsdiagnose unserer Vorfahren darstellt. Einem Konzept, dass wir noch Heute bis in die letzten Winkel der Welt, bei Urvölkern zurückverfolgen können, wo die Heiler und Kräutermanner und -Frauen auch Heute noch geraubte, oder verlorene Körper oder Seelenteil aus der Unterwelt oder entfernten Winkeln zurück holen, die fehlen.

Denn Krankheit sei Spaltung oder Fragmentierung und Gesundheit sei Ganzheit. Fehlt meinem Patienten etwas? Ist nicht das der Satz, den sich ein Arzt oder Schamane stellt, den er fragt, wenn er mit den Kollegen oder Hilfgeistern kommuniziert?

Und wie die Weisheit spricht, so sehen wir auch den selben Ursprung der Krankheit, wo fehlende Tassen, also gestörter Geist und fehlende Teile - im Sinne körperlicher Erkrankungen - keiner Unterscheidung unterliegen...

Ich denke, der Volksmund würde umsonst studieren, denn er weiß schon alles. Vielmehr sollten wir seine Schüler werden und dafür sorgen, dass unsere mündlichen Überlieferungen nicht mit unseren Kindern und Kindeskindern verloren gehen. Wir sollten uns Kümmern.

Was kennt Ihr für Deutungen und Weisheiten, die der Volksmund uns zu teil kommen lässt?
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Der Volksmund studiert umsonst!

Beitragvon elfenpfad » Mittwoch 2. Februar 2011, 00:00

Da ich ja bekanntlich im Heidiländli lebe, möchte ich auch mit einer entsprechenden Schweizer Volksweisheit beitragen ^^

"Me cha nid s zähnerli und s Weggli ha!" auf hochdeutsch : "Du kannst nicht die 10 Rappen/10Cent ) und die Semmel/Brötchen haben"
Das waren halt noch Zeiten, als ein Brötchen so wenig kostete :D

Wir sollten/müssen uns also immer für das eine - oder das andere entscheiden. Ein richtig oder falsch gibt es dabei nicht - aber entscheiden sollten wir uns, und das Beste draus machen. Sonst überfordern wir uns.
Es hat auch damit zu tun, dass man auf der einen Seite etwas "verliert/aufgeben muss, aber auf der anderen Seite "etwas dazu gewinnt"

Denn wir können nicht " auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen" Und dies ist schon die zweite Volksweisheit, aber diesmal eine deutsche ;)
welche in die selbe Richtung zielt
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Re: Der Volksmund studiert umsonst!

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 3. Februar 2011, 21:37

lesslow hat geschrieben
Denn Krankheit sei Spaltung oder Fragmentierung und Gesundheit sei Ganzheit. Fehlt meinem Patienten etwas? Ist nicht das der Satz, den sich ein Arzt oder Schamane stellt, den er fragt, wenn er mit den Kollegen oder Hilfgeistern kommuniziert?

Und wie die Weisheit spricht, so sehen wir auch den selben Ursprung der Krankheit, wo fehlende Tassen, also gestörter Geist und fehlende Teile - im Sinne körperlicher Erkrankungen - keiner Unterscheidung unterliegen...

Mir ist etwas aus dem Volksmund in den Sinn gekommen, was auch den Ursprung von Krankheiten anspricht:

Man kann "Vor Neid /Missgunst/Eifersucht zerfressen werden" - und "gelb vor Neid" werden


Gesundheitliche Probleme mit der der Leber können eine gelbe Gesichtsfärbung hervorrufen. Im Volksmund würde dann auch wieder dieser Ausspruch gut dazu passen:

"Es ist ihm/ihr eine Laus über die Leber gelaufen"
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Re: Der Volksmund studiert umsonst!

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 25. August 2011, 12:47

Beim nächtlichen Schmökern in dem Buch von Armin Risi, "unsichtbare Welten" stiess ich auf eine Aussage, die im Volksmund oft gebraucht wird.

Sich wie im "siebten Himmel" fühlen - dies ist eine weitverbreitete Redewendung, die auf ein ehemals tiefes Weltverständnis zurückgeht, das in allen Kulturen der Welt zugänglich war.

"Die siebenfache Unterteilung des Universums entspricht nicht einer kosmologischen, sondern einer multidimensionalen Sicht, denn der grösste Teil des Universums ist für die Menschen und deren Instrumente nicht wahrnehmbar.
Von oben gezählt, gehört die Erde zur siebten Existenzebene, in der die Materie ihre dichtesten Zustände annimmt. Aus irdischer Sicht ist die höchste Dimensionsebene, die Welt Brahmâs und demzufolge "der siebte Himmel"
Das Wissen um die multidimensionale Unterteilung des Universums ist auch in vielen abendländischen Traditionen bekannt. Oft wird sogar von einer doppelten Siebenereinteilung gesprochen, wie z.B. in den Schulen der hebräischen Kabbala. In einigen dieser Traditionen liesse sich eine direkte Verwandtschaft mit dem vedischen Gedankengut nachweisen."

Aus Armin Risi, Unsichtbare Welten


Nach den Lehren der gnostisch - christlichen Rosenkreuzer - Tradition zerfällt das Weltall ebenfalls in sieben verschieden Welten oder Zustände der Materie. Unsere physische Welt ist laut dieser ebenfalls unter allen sieben die dichteste.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt dazu. Ich finde dieses Thema echt spannend und interessant. : )
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Re: Der Volksmund studiert umsonst!

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 13. Oktober 2011, 13:06

"Bist Du von allen guten Geistern verlassen?" ist auch so eine Aussage, die viel altes Wissen um die Geisteswesen enthält, die uns umgeben, und zu denen man in alten Zeiten noch viel mehr Bezug hatte, und nicht nur daran glaubte - sondern auch von Menschen wahrgenommen wurden. Zahlreiche Märchen und Mythen wimmeln von solchen Wesen, die an ihre Existenz erinnern.

Dazu gehörten nicht nur gute Geister, sondern auch solche, die dem Menschen schadeten. Ein Beispiel ist der "Alb", von dem sich das Wort "Albträume" ableitet. Der Alb kann einem Opfer schweren Schaden zufügen. Er legt sich in der Nacht auf die Brust eines Schlafenden, der durch die Beklemmung dann Atemnot und Albträume (früher Albdruck genannt) bekommt. Er kann aber auch in der Nachtzeit durch den Mund in den Menschenkörper eindringen und das Blut aufsaugen. Ganz besonders mag er auch Kuh- oder Muttermilch.

Im Schamanentum werden z.B. Geisteswesen angerufen, um Hilfe für Erkankte zu bitten.
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