Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon Oneiro » Sonntag 11. Dezember 2011, 23:24

Aztekische Bilder über Schlangengötter aus einem AztekencodexAztekencodices

Bild

Das Bild enthält eine schwarze Scheibe, in deren Innerm ein großer blauer Kessel dargestellt ist, aus dem dunkler Rauch aufsteigt. Eine Menge (5) von darin sich ausbreitenden Schlangen speien (Maiskorn/ Ehecatl/ Quetzalcoatl)-einfüßige Wesen aus. Eine Schlange Nr.14 hat etwas Aufgerolltes im Maul und aus ihrem Hintern entspringt eine Pflanze?. 8 der Schlangen schweben frei im Raum, wobei 4 schiffsförmig sind, 8 befinden sich in der schwarzen Scheibe. 8 strahlenähnliche Gebilde mit keinen runden Kreisen (4-6) ragen aus dem Rauch empor.
Bei zwei der äußeren Schlangen (Nr. 1 und 2) am Ausgang der Bildumfassung, einem χ Schlangenpaar, stecken die "Maiskorn-wesen" noch bis zum Bauch im Maul. Diese beiden Schlangen bilden ein griechisches χ (Chi). Bei vier der inneren Schlangen steckt der Fuß des Ausgespeiten noch im Maul. Eine bunte Schlange, Nr.15 speit nur Feuer, ist aber in Kontakt mit zwei "Maiskornwesen" (rot/schwarz).
Gestalt Nr.16 scheint eine Biene mit seltsamer Haartracht zu sein. (...)

Quelle: http://user.uni-frankfurt.de/~klaudius/Dateien/Codex%20Borgia%20Tafeln%2029-46.html
"Einen Traum kann man nicht bauen, ein Traum baut sich. Er entzieht sich unserem Willen. Er kommt uns, oder er kommt uns eben nicht.
Der Traum hat sein eigenes Reich, und dieses Reich herrscht, wo die Möglichkeit einer Willenskraft ausgeschaltet ist.
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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon Oneiro » Montag 12. Dezember 2011, 18:24

richy hat geschrieben:In Form einer Schlange die sich selbst in den Schwanz beisst


Das erinnert mich an die Urschlange/Weltschlange Ouroborus, welche die Vollkommenheit durch sich Selbst symbolisiert, die Verbundenheit mit Allem.

Der Ouroboros oder Uroboros (griechisch Οὐροβόρος „Selbstverzehrer“, wörtlich „Schwanzverzehrer“ = vom griechischen "Ourá: Schwanz" und "Bóros: fressend/verzehrend") ist ein bereits in der Ikonographie des Alten Ägyptens belegtes Bildsymbol einer Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt und so mit ihrem Körper einen geschlossenen Kreis bildet.
In Platons Dialog Timaios wird der Ouroboros als vollkommenes Wesen beschrieben, vollkommen deshalb, weil es als in sich geschlossen, ohne Bezug zu oder Bedarf nach einem Außen oder einem Anderen vorgestellt wurde.
Er braucht keine Wahrnehmung, da außerhalb seiner nichts existiert, keine Ernährung, da seine Nahrung die eigenen Ausscheidungen sind, und er bedarf keiner Fortbewegungsorgane, da außerhalb seiner kein Ort ist, zu dem er sich begeben könnte. Er kreist in und um sich selbst und bildet dabei den Kreis als vollkommenste aller Formen.
Der Ouroboros erscheint mehrfach in den Zauberpapyri des hellenistischen Ägypten. Er ist ein Symbol der kosmischen Einheit, die sich in der Formel ἕν τὸ πᾶν (Hen to pan „Eins ist alles“) ausdrückt, und insbesondere der Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos. So erscheint die Formel in der Chrysopoeia der Kleopatra, einem antiken alchemistischen Text, wo sie von der Form des Ouroboros umschlossen wird.
Der Ouroboros taucht aber nicht nur in der antiken Mythologie und Philosophie auf: Auch die weltumspannende Midgardschlange der nordischen Mythologie beißt dem Gylfaginning, einem Teil der Snorra-Edda zufolge, sich in den eigenen Schwanz und formt so einen Weltkreis(...)

Quelle:Ouroboros

Bild
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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon elfenpfad » Montag 12. Dezember 2011, 22:35

Danke @Oneiro für diese sehr interessanten Beiträge ! Schöner Anhänger zum Symbol des Schlangenhoroskopes. : )


Zu dem Codex Borgia, den Du ja mit dem eindrücklichen Bild reinstelltest im link, ist noch zu sagen, dass ein Grossteil dieser präkolumbianischen Aufzeichnung von den Spaniern leider venichtet wurde, als sie Mexiko eroberten. Nur ein kleiner Teil gelangte als Sammlergut in europäische Museen und Bibliotheken. Der Hauptgrund für die Zerstörung war auch hier die versuchte Christianisierung, die andere Kulturen als minderwertig betrachtete. Inzwischen wird dieser noch vorhandene Codex übrigens in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt.

Deshalb gibt es auch nur wenige mythologische Überlieferungen des Klapperschlangen. Sie ist die wichtigste Schlangengattung, die in den Legenden überhaupt erwähnt wird; allerdings wird sie meist zu den negativen Mächten gezählt.
Nach einer indianischen Sage ging die Klapperschlange aus der Verwandlung eines Schamanen hervor, der eine Rassel hinter dem Rücken versteckte und bis heute durch seinen Zauber Menschen vergiften kann.

Bei den Winnebago taucht die Klapperschlange dagegen bereits zu Beginn der Schöpfung auf:
Als der Große Geist die Erde geschaffen und sie mit Gras und Blumen geschmückt hatte, setzte er vier mächtige Geister mit zwei Klapperschlangen und zwei Büffeln an ihre vier Ecken, um sie festzuhalten.


Den bekanntesten mythologischen Aspekt um die Klapperschlangen stellt zweifelsohne der berühmte Schlangentanz der Hopi aus dem Nordosten Arizonas dar. Er stellt den Abschluss eines Ritus dar, der den Indianern Regen bringen soll, wobei die Schlangen als Vermittler zwischen den Menschen und Geistern wirken sollen.
Ausgerichtet werden die Tänze von zwei religiösen Bünden der Hopi, der Schlangen- und der Antilopenbruderschaft. Die Mitglieder der Schlangenbruderschaft gehen am fünften Tag des neuntägigen Ritus in die Wüste und sammeln dort Schlangen, vor allem Klapperschlangen und Bullennattern, und am achten Tag findet ein Tanz statt, der die symbolische Hochzeit zwischen einem Schlangenbruder und einer Maisjungfrau darstellt. Am neunten Tag werden die Schlangen symbolisch gereinigt, der eigentliche Schlangentanz beginnt am Abend dieses Tages. Zur Musik der Antilopenbrüder tanzen die Schlangenbrüder in Dreiergruppen, bei denen sich immer einer eine Schlange nimmt und diese mit dem Mund festhält. Sobald die Schlange beißen will, haut einer der beiden anderen Tänzer diese mit einer Schlangenpeitsche. Nach jeder Umrundung des Tanzplatzes tauscht der Tänzer die Schlange aus, bis alle Schlangen einmal getanzt haben, anschließend werden sie in die Mitte des Platzes gebracht und mit Maismehl bestäubt. Zum Abschluss nehmen sich die Schlangenbrüder die Schlangen und bringen sie wieder in die Wüste . Heute ist der Schlangentanz der Hopi eine beliebte Touristenattraktion.

Bild
Bild weltderindianer.de


Nach einer Sage der Cherokee tötete die Klapperschlange die Sonnentochter, indem sie ihr den Kopf abbiss, um die Sonne davon abzuhalten, die Menschen durch ihre Strahlen zu verbrennen . Gemäß der traditionellen Glaubensvorstellung der Cherokee herrscht zwischen dem Adler – dem zentralen Tier in ihrer Mythologie – und der Klapperschlange eine tiefe Feindschaft. Deshalb zelebrierten sie den Tanz zu Ehren der Adler nur im Winter, wenn die Klapperschlangen schlafen und die Adler deshalb weniger gereizt seien

Quelle aus verschiedenen Einträgen von wikipedia
Zuletzt geändert von elfenpfad am Montag 12. Dezember 2011, 22:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon elfenpfad » Montag 12. Dezember 2011, 22:38

@Richy

Ich trug auch lange Zeit einen schwarzen Armreif mit einem silbernen Schlangenkopf, leider habe ich ihn verloren, und fand nie wieder so einen in der Art.
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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon Oneiro » Donnerstag 5. Januar 2012, 11:26

Aufsteigende Kundalini
Bild
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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon elfenpfad » Montag 9. Januar 2012, 21:26

Oneiro hat geschrieben:Aufsteigende Kundalini


Ohja, Kundalini gehört unbedingt zu diesem Thema, und ich wollte es auch noch einbringen, aber schön, wenn Du es jetzt gemacht hast : )


dazu hab ich ein sehr schönes video entdeckt, mit Bildern von Alex Grey :
chakra kundalini - spirituell awaking

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Re: Symbolik Schlange in Religionen und Kulturgeschichte

Beitragvon jimmybondy » Mittwoch 19. Dezember 2012, 13:06

Da möchte ich auch was ergänzen:


http://de.wikipedia.org/wiki/Naga_%28Mythologie%29

Nagas sind als Wesen mit magischen Fähigkeiten bekannt und können jederzeit menschliche Gestalt annehmen. Gelegentlich sollen sie ihr Reich verlassen und sich unter die Menschen mischen. Sie gelten als Wächter von Übergängen, Schwellen und Türen, besonders auch im symbolischen Sinn. Erzfeind der Nagas ist Garuda, das Begleittier von Vishnu. Darstellungen des Riesenvogels zeigen diesen oft mit Nagas in seinen Klauen.

Sehr oft werden die Wörter für Schlangen, Schlangendämonen, Nagas, halb-menschlichen, halb-schlangenhaften Wesen nicht unterschieden. Mehrere wichtige Schlangen jedoch tragen Namen. In der hinduistischen Mythologie etwa ist es Shesha („der Bleibende, der Rest“), der die Erde trägt, ein anderes Wort ist Ananta („der Unendliche“), die auf dem Wasser liegende Schlange, auf welcher Vishnu in seiner Form als Narayan in kosmischem Schlaf ruht. In der buddhistischen Mythologie hingegen beschützte der Nagakönig Mucalinda den Buddha in seiner mehrere Wochen dauernden Meditation vor Regen und Unwetter, indem er seine vielen Köpfe wie einen Schirm über ihn breitete.

..
Im Link findet sich noch weitaus mehr!
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