Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon M.S » Dienstag 26. Februar 2013, 18:09

Jemand der zündelt und danach laut "Hilfe,Hilfe" schreit wenn sein eigenes Haus brennt, ist, für mich, defintionsgemäß kein Opfer.

Ich wäre sowieso dafür, diesen Thread schön langsam zu schliessen bzw. einschlafen zu lassen.
Die Antwort auf den Threadtitel ist normalen Leuten sowieso klar. Und den anderen ist - wie die letzten Seiten eindrucksvoll belegen - sowieso nicht zu helfen. Sollen sich die, ach so armen, unverstandenen, "Opfer" und "Ewiggestrigen" doch woanders eine Spielwiese für demagogische Spielchen suchen.
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M.S
 
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon galileo2609 » Dienstag 26. Februar 2013, 20:27

Le.Mar. hat geschrieben:Dann werde ich diese Frist nutzen eine Frage in die Runde zu stellen.
Gibt es einen Unterschied zwischen "Antizionismus" und "Antisemitismus"?

Historisch gesehen ja, sofern es den Antizionismus der jüdischen Glaubensgemeinschaften oder die politische Ablehnung der Juden in der Diaspora angeht. Wer ernsthaft zu diesem Thema mitreden will, sollte hier keine Nachhilfe benötigen. In sehr abstraktem Sinne könnte eine Übereinstimmung mit den assimilisierungswilligen, oft säkularen Mitbürgern mit Diasporahintergrund, aber auch mit den orthodoxen Vertretern der Glaubensgemeinschaft, als Ablehnung einer eigenen Nationenbildung mit Staatsgründung in Palästina konstruiert werden. Nach Auschwitz lösen sich diese "Gemeinsamkeiten" auf, da jenes Kollektiv, das die Vernichtung durch das nationalsozialistische Deutschland und seine willigen Schergen erfahren musste, eine Option realisiert hat, sich zukünftig nur noch auf sich selbst zu verlassen und sich selbst verteidigen zu können.

Sobald "Antizionismus" von anderen Akteuren als Begriff und Motivation übernommen wird, verschwinden nun die Grenzen zum seit Auschwitz nicht mehr gangbaren offenen Antisemitismus. Abgesehen von der religiös motivierten Beibehaltung durch orthodoxe Thora-Ausleger, wird Antizionismus zur allfälligen Ersatzdroge des "ehrbaren Antisemitismus" der äusseren Gegner des Staats Israel, der im Kern die Negierung des Existenzrechts und die Beseitigung Israels sowie die Vertreibung oder Auslöschung seiner Bevölkerung zum Ziel hat.

Besonders anpassungsfähig hatten sich dabei die moralisch aufgeladenen Vertreter und Aktivisten des linken politischen Spektrums gezeigt. Während Alt- und Neonazis immer noch nach Anknüpfungspunkten an den historischen Antisemitismus des im "Dritten Reich" agierenden Tätervolks trachten, hat sich die Querfront aus "Neuer Rechte" mit den Linksaktivisten längst auf den "Antizionismus" eingeschworen, der im Rahmen der Solidarisierung mit den "Opfern der Opfer" und als "Israelkritik" bis in die Mitte der Gesellschaft zustimmungsfähig erscheinen konnte. Besonders hervorgetreten ist seinerzeit die DDR-Führung, die "Antizionismus" gleichsam zur Staatsräson erhob und im gemeinsamen "antifaschistischen Kampf" mit der Unterstützung der Terrorgruppe RAF und ihrer Vorgänger wie der Tupamaros nach dem Ende des Nazireichs für die ersten Attentate auf Mitbürger jüdischen Glaubens verantwortlich zeichnete. Leider hat sich mit der Vereinigung der DDR mit den westdeutschen Bundesländern diese Staatsideologie als historische Groteske nie erledigt. Nicht nur, dass sie in den wirren Gehirnen einiger ihrer so sozialisierten Staatsgeborenen fortlebt, ist sie auch in der ehemaligen Staatspartei "Die Linke" immer noch virulent.

Le.Mar. hat geschrieben:Und jetzt darf ich zum Schluß mal spekulieren: Ist es möglich hier den Zionismus sachlich zu kritisieren?

Die Frage ist entlarvend. Die Übertragungsleistung des Threadthemas "Ist jede Kritik an Israel antisemistisch?" auf den "Zionismus" scheint mir sachlich wenig geboten. Sie ist de facto ein abstrakter Rückschritt, sofern man bei Le.Mar. nicht erneut einen agitatorischen Impetus unterstellen möchte. Ausserdem ist die Fragestellung auch in dieser Form intellektuell nicht besonders anspruchsvoll, vulgo dämlich.

Auch wer "antizionistisch" sein möchte, sollte sich folgenden Sachverhalt klar machen: "Erlaubt und selbstverständlich ist die kritische Bewertung jeder Politik, unerlaubt ist aber das Bestreiten des Existenzrecht eines Staates, das mit der Diffamierung seiner Bürger argumentiert." (Wolfgang Benz, Was ist Antisemitismus?, München 2004, p. 208) Und schon gar nicht mit der Diffamierung von Menschen, die man in klassischer antisemitischer Weise einem per definitionem stigmatisierten Kollektiv zuschreibt, ob sie dies wollen oder nicht. Meine Ergänzung.

Zum Schluss: Ob Le.Mar. hier nun seinen Abschied nimmt oder nicht, ist mir recht gleichgültig. Aus meiner Erfahrung mit diesen immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen ist die Deaktivierung solcher Gestalten schlicht unausweichlich. Wer wie Le. Mar., oder auch die anderen Typen aus dem Allmystery-Forum, so viel obsessive Wut auf Israel konzentriert, ist aus meiner Sicht auf ähnlich gelagerte Fälle einfach unbelehrbar. Eine "Diskussion" mit ihnen bringt nichts, ein Erkenntnisgewinn ist nicht zu erwarten. Solche Gestalten wachsen nach wie die Pilze. Man kann sich ihnen lediglich in einem Akt der sozialen Hygiene entledigen.

Aber ich lasse mich natürlich gerne immer wieder auf eine Erneuerung dieser Erfahrung ein.

Grüsse galileo2609
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