Die Götter des Hinduismus

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Die Götter des Hinduismus

Beitragvon lesslow » Montag 19. Juli 2010, 13:46

Liebe Gemeinde,
viele sind dem Hinduismus abgeneigt, da sie einem Wust aus "Göttern" begegnen, die in vielerlei Form und Symboliken angebetet werden. Für Denjenigen, der sich damit beschäftigt, ist es schwer zu durchschauen: hunderte Götterfiguren mit vielen Namen, Gesichtern und Attributen. Wer soll da den Überblick behalten? Bei voreiligem Betrachten, möchte man den Hinduismus als polytheistische Religion ansehen, doch das ist ein Irrtum. Der Hinduismus ist kein "Viel-Gott-Glaube" in dem Sinne, denn trotz allem Anschein nach beten und sprechen Hindus zu nur einer letztlichen Wirklichkeit, zu der sich auch Moslems, Christen, Juden, Buddhisten, Taoisten und viele mehr hingezogen fühlen.
Schon lange seh ich es so, dass die vielen Gottheiten lediglich verschiedene Ausdrucksweisen dieser letzten Wahrheit sind, die jede Religion anders nennt. Nun habe ich den Hinweis dafür gefunden und möchte ihn mit euch teilen, da er direkt von einem indischen Mönch stammt: Swami Omkarananda.


Von der Form zum Formlosen

Durch eine Form kann der geistige Fortschritt zur Erfahrung des Formlosen leichter vor sich gehen. Wir können die höchste transzendente Wirklichkeit leichter erfahren, wenn wir uns dieselbe als eine Form oder Gestalt vorstellen, die wir lieben, die wir anbeten, der wir dienen, und mit der wir eine innere Beziehung haben, sei es das Selbst in uns oder der Schöpfer als das unendliche Sein, aus dem die ganze Schöpfung hervorgeht und zurückkehrt, sei es - aus der Sicht der Veden oder der Upanishaden - Brahma, Krishna; oder im Christentum Jesus der Christus oder Mutter Maria; während im Buddhismus wiederum das «Buddhawesen» das Ziel der Wahrheitserfahrung des Suchenden ist, das als geistiges Prinzip verehrt wird: «Alles ist Geist», oder im Taoismus die All-Einheit des TAO. Darum spielt es keine Rolle, welcher Religion wir angehören. Gott ist Geist, Bewusstsein. Dieses höchste Prinzip ist überall das selbe.

Was bedeuten nun die vielen Götter in den Veden und Upanishaden? Diev edischen Mantras, die benützt werden, beziehen sich auf verschiedene Götter. Diese Götter sind nichts anderes als die verschiedenen Wirkungsweisen oder Aspekte der höchsten göttlichen Wirklichkeit, die alles ist. Das ist das ganze Geheimnis. Es sind verschiedene Kräfte, die in den vedischen Hymnen und Versen mit Götter bezeichnet werden, und denen die Menschen Namen und Gestalt gegeben haben. Brahma ist z.B. eine solche Kraft, ebenso Varuna, Indra usw., die in den Veden erwähnt werden. Sie alle existieren im Geist der unendlichen Wirklichkeit. Diese Kräfte regieren die Welt und herrschen nach bestimmten Gesetzen im ganzen Universum.


Zitat von Swami Omkarananda
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Die Götter des Hinduismus

Beitragvon elfenpfad » Mittwoch 21. Juli 2010, 13:09

Von der Form zum Formlosen


....................Was bedeuten nun die vielen Götter in den Veden und Upanishaden? Diev edischen Mantras, die benützt werden, beziehen sich auf verschiedene Götter. Diese Götter sind nichts anderes als die verschiedenen Wirkungsweisen oder Aspekte der höchsten göttlichen Wirklichkeit, die alles ist. Das ist das ganze Geheimnis. Es sind verschiedene Kräfte, die in den vedischen Hymnen und Versen mit Götter bezeichnet werden, und denen die Menschen Namen und Gestalt gegeben haben. Brahma ist z.B. eine solche Kraft, ebenso Varuna, Indra usw., die in den Veden erwähnt werden. Sie alle existieren im Geist der unendlichen Wirklichkeit. Diese Kräfte regieren die Welt und herrschen nach bestimmten Gesetzen im ganzen Universum.


Zitat von Swami Omkarananda[/quote]

Eigentlich habe ich es immer auch so interpretiert und verstanden, intuitiv sozusagen ....Die vielen Gottheiten als Aspekte einer Gesamtgottheit angesehen.

Sicher werden z.B. Brahma, Shiva und Vishnu deshalb auch häufig als Dreiheit (als dreiköpfige Figur) dargestellt, um genau das zu symbolisieren


Das wird ja sogar im Christentum in der Dreifaltigkeit auch dargestellt bissl: Gott Vater Gott Sohn Gott heiliger Geist
( leider Gott Mutter nur indirekt, die seperat als Maria, die Mutter Gottes, geführt wird, ohne göttlichen Titel inne zu haben )
"Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Die Götter des Hinduismus

Beitragvon Oneiro » Dienstag 21. Dezember 2010, 04:12

lesslow hat geschrieben:Bei voreiligem Betrachten, möchte man den Hinduismus als polytheistische Religion ansehen, doch das ist ein Irrtum. Der Hinduismus ist kein "Viel-Gott-Glaube" in dem Sinne, denn trotz allem Anschein nach beten und sprechen Hindus zu nur einer letztlichen Wirklichkeit


Ja genau, denn der Hindusimus hat seine Wurzeln in der Vedanta Kultur, einer der aeltesten, wenn nicht sogar die aelteste Hochkultur der Menschheit.
Vedanta bedeutet auch so viel wie "Die Letzte Wirklichkeit", wort woertlich uebersetzt heisst Vedanta "Ende des Wissens".
Veda = Wissen und Anta = Ende. Die Devas (Goetter) der Veden sind personifizierte universelle Maechte, die aus "Gott"(im Sinne der letzten Wirklichkeit) emaniert(hervorgegangen) sind. So steht auch in den Veden:
"Er allein ist der Eine, der Einzige, nur Einer. Die Goetter (Devas) da sind in ihm ein Einziges" Atharva Veda XIV,4

Vor ein paar Wochen hab ich in der Bibliothek eine Uebersetzung von Upanishaden (ein bestimmter Teil der Veden) gefunden,
in dessen Einleitung dieser scheinbare Polytheismus auch als Henotheismus erklaert wird:

Upanishaden - die Geheimlehre des Veda, Einleitung von Peter Michel hat geschrieben:Fuer Sri Aurobindo war die Sprache der Veden symbolhaft und zielte vor allem auf die sich im Menschen abspielenden Prozesse ab.
Sri Aurobindo hat geschrieben:Die Goetter des Veda repraesentieren die universellen Kraefte, herabgestiegen vom Wahrheitsbewusstsein, das die Harmonie der Welt errichtete.

Hinter allen Formen des Goettlichen, hinter den verschiedensten Namen sah Aurobindo jedoch eine alles vereinende goettliche Quelle. Dies fuehrte ihn zu der Ueberzeugung, die vedische Offenbarung als monotheistisch zu bezeichnen.
Sri Aurobindo hat geschrieben:Ihre Lehre ist monotheistisch, und die vedischen Goetter sind verschiedene Namensnennungen der einen Gottheit, zur gleichen Zeit sind sie eine Bezeichnung Ihrer Macht, wie wir sie in der Natur wirken sehen.

In dieser Deutung zeigt sich einer der Grundprobleme der mystischen oder esoterischen Interpretation einer religioesen Tradition. Es kann kein Zweifel bestehen, dass die vedische Lehre im Hinduismus in breiten Schichten zu einem vulgaeren Polytheismus gefuehrt hat. Doch aehnliches laesst sich unschwer auch bei anderen spirituellen Ueberlieferungen nachweisen, so dass es sinnvoll erscheint, das Augenmerk auf die grossen Mystiker zu richten, anstatt sich in den Niederungen des Aberglaubens zu verlieren.
So erblickte auch Arthur Schult in seiner wertvollen Studie ueber Die Weisheit der Veden und Upanishaden den einen GOTT hinter der Vielheit der vedischen Goetter.
Arthur Schult hat geschrieben:Wenn einer der Goetter angerufen wird, scheinen alle anderen zu verschwinden, bzw. in ihm aufzugehen. Jeder Gott, der gerade angerufen wird, ist der einzige Gott. Die Goetter gleichen einander, bilden eine geheime Einheit. Es gibt nicht ein nebeneinander verschieden beschaffener, zueinander im Gegensatz stehender Goetter, wie in der Goetterwelt Homers. Henotheismus hat der beruehmte Sprachforscher und Ethnologe Max Mueller diese Art des Goetterlebens genannt, in der Polytheismus und Monotheismus auf eigenartige Weise geeint sind.

"Einen Traum kann man nicht bauen, ein Traum baut sich. Er entzieht sich unserem Willen. Er kommt uns, oder er kommt uns eben nicht.
Der Traum hat sein eigenes Reich, und dieses Reich herrscht, wo die Möglichkeit einer Willenskraft ausgeschaltet ist.
In der Nacht schläft das Wollen, und wenn es nicht schläft, schlafen auch wir nicht."
Friedrich Weinreb - Kabbala im Traumleben des Menschen
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