Ca. 300 Jahre lang brannten in Europa die Scheiterhaufen. Die Zahl der Opfer läßt sich nicht genau feststellen. In Wikipedia wird behauptet, es seien 40.000 - 45.000 gewesen, andere Quellen sprechen von 1 - 9 Millionen Opfern.
Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. 45.000 scheint mir zuwenig für 300 Jahre Scheiterhaufen und 9 Millionen zu hoch.
Bei den Opfern handelte es keinesfalls um eine Randgruppe, denn Frauen machen ca. die Hälfte der Bevölkerung aus. Vielleicht zur damaligen Zeit eher mehr, da Krieg eine 'Männerangelegenheit' ist und es in dieser Zeit auch immer wieder Kriege gab, in denen Soldaten starben.
Es konnte jede Frau erwischen. Die Motive waren vielfälltig. Die eine war zu schön, die andere zu klug, gerne erwischte es auch reiche Witwen aufgrund ihres Vermögens, dass dann von ihren Inquisitoren beschlagnahmt wurde und gemäß mancher Aufzeichnung auch beachtlich war.
Die Motive eine Frau als Hexe zu denunzieren waren so vielfälltig, wie es die schlechten Charaktereigenschaften der Menschen und niedere Beweggründe, wie es sie heute auch noch gibt, vermuten lassen.
Was die tatsächliche Ursache für diesen Massenmord war, läßt sich heute kaum noch bestimmen. Einer der auslösenden Faktoren war mit Sicherheit der Hexenhammer des Dominikaners Heinrich Kramer, genannt Institorius, der sich auch als Inquisitor ziemlich hervortat. Er wurde schon im Alter von 15 Jahren Dominikaner.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Kramer
Heinrich Kramer, der später seinen Namen latinisierte, stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er trat um 1445 in seinem Geburtsort in den Orden der Dominikaner ein. Er besuchte die städtische Lateinschule und absolvierte ein Grundstudium der Philosophie, das er 1474 abschloss. 1479 wurde er auf sein eigenes Betreiben zum Inquisitor der Ordensprovinz Alemannia bestellt. Dieser Titel hatte allerdings zu dieser Zeit kaum mehr praktische Bedeutung. Im selben Jahr wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Nach einem Prozess gegen Juden in Trient, dem er beiwohnte, begann er seine Tätigkeit als Verfolger angeblicher Hexensekten. 1482 wurde er Prior des Dominikanerklosters in Schlettstadt. Bei einem ersten Hexenprozess in Ravensburg, zu dem er von dem dortigen Stadtrat angefordert wurde, brachte er zwei Frauen auf den Scheiterhaufen. Er entwarf den Text der Bulle Summis desiderantes affectibus (sog. Hexenbulle), die Papst Innozenz VIII. auf sein Betreiben herausgab.
Mit der Bulle veranlasste er zahlreiche Hexenprozesse, unter anderen einen in Innsbruck. Dort protestierten aber Vertreter aller sozialer Schichten gegen ihn, worauf Bischof Georg (II.) Golser eine Kommission einsetzte die Kramers Arbeit untersuchte. Als die zu einem verheerenden Ergebnis kam befahl der Bischof die Verfolgung einzustellen, entließ die angeklagten Frauen und hob die Urteile der Inquisition auf.[4] Kramer wurde aufgefordert das Land zu verlassen. Als Reaktion darauf, quasi als Rechtfertigung für seine Taten, verfasste Kramer gegen Dezember 1486 den berüchtigten Hexenhammer, welcher durch die aufkommende Buchdruckerkunst weite Verbreitung fand und als eines der unheilvollsten Bücher der Geschichte gilt.
Die Bulle Summis desiderantes affectibus bezog sich allerdings keinesweg auf Frauen, sondern auf Zauberei allgemein und ermächtigte die Inquisitoren erst recht nicht dazu, die Opfer auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Summis_des ... affectibus
Zusammenfassung (Regest) von Hansen 1901: Papst Innozenz VIII. ermächtigt die beiden in Deutschland tätigen Inquisitoren Heinrich Institoris und Jacob Sprenger, gegen die Zauberer und Hexen gerichtlich vorzugehen. Er erklärt den Widerstand, den dieselben seither in Kreisen von Klerikern und Laien bei dieser Tätigkeit gefunden haben, für unberechtigt, da diese Verbrecher tatsächlich unter die Kompetenz der Ketzerrichter gehören, und beauftragt den Bischof von Straßburg, die den Inquisitoren etwa entgegengesetzten Hindernisse durch die Verhängung kirchlicher Zensuren zu beseitigen.
Möglicherweise spielt auch die Einführung des Zölibats durch Gregor den VII eine Rolle.
http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6libat
Mir drängt sich bei Personen wie Kramer und was in seinem Hexenhammer steht der Gedanke auf, dass die Männer damals Irgendwie ein recht gestörtes Verhältnis zur Sexualität gehabt haben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenhammer
Jedenfalls war Kramer in seinem Frauenhass ein ziemlicher Eiferer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenhammer
Mit mehreren dutzend Exempla illustrierte er seine Thesen, um zu verdeutlichen, wie verbreitet und gefährlich das Wirken der (vermeintlichen) Hexen sei
Er scheint sein Leben der Hetze gegen Frauen gewidmet zu haben (wie bei der SRT ). Da kam es ihm recht gelegen, dass damals gerade der Buchdruck erfunden worden war.
Er war sich auch nicht zuschade, zu lügen um seinem Werk mehr Gewicht zu geben:
Um dem Werk mehr Autorität zu verleihen, soll Kramer auch seinen Mitbruder Jakob Sprenger als Mitautor benannt haben. Sprenger war jedoch schon in damaliger Zeit als Gegner der Hexenverfolgung bekannt und versuchte vergeblich, der Verleumdung, er sei Mitautor des Hexenhammers gewesen, entgegenzutreten. Ein Indiz für den Namensmissbrauch ist, dass Kramer den Hexenhammer im Wirkungsbereich Sprengers nur unter seinem eigenen Namen herausgeben ließ, im Rest Deutschlands jedoch unter Verwendung auch des Namens Sprengers. So sollte Sprenger möglichst spät Kenntnis des Missbrauches erlangen.
Was dieser Kramer für ein Frauenbild hatte, wird in seinem Hexenhammer deutlich:
Außerdem warf er den Frauen, die er als „Feind der Freundschaft, eine unausweichliche Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, eine begehrenswerte Katastrophe, eine häusliche Gefahr, einen erfreulichen Schaden, ein Übel der Natur“ bezeichnet, Defizite im Glauben vor. Dies begründete er mit einer eigenwilligen Etymologie des lateinischen Wortes femina, das er aus lat. fides „Glauben“ und minus „weniger“ ableitete. Er unterstellte den Frauen sexuelle Unersättlichkeit. Deshalb hätten sie auch intimen Kontakt mit speziellen Dämonen (Incubi). Der Teufelspakt bilde zusammen mit der schlechten Veranlagung der Frauen und der göttlichen Zulassung die Grundlage für das gefürchtete Phänomen der Hexe. Die Männer fielen dem Zauber der Frauen zum Opfer.
Nicht zufällig dominieren im zweiten Teil des Werkes die magischen Praktiken, die sich auf den Geschlechtsverkehr und die männliche Impotenz (durch Wegzaubern des Glieds) beziehen.
Welche Frau hätte schon mit dem....?
Die Diskrepanz der Geschlechter zeige sich auch bei der Rollenverteilung im Verhältnis von Magie und Wissenschaft. Die Männer befänden sich in Positionen, die sie aufgrund ihres Wissens einnähmen, während sich die Frauen der Magie bedienten und Schaden anrichteten.
Und hier wird es interessant. Da merkt man, dass die Geschichtsbücher über sehr lange Zeit nur von Männern geschrieben wurden.
Bis zu der Zeit in der die Hexenverfolgungen begannen, waren Frauen führend in der Medizin. Sie kannten 100 verschiedene Pflanzen zur Abtreibung oder verhalfen mit ihrer Kenntnis über Heilkräuter zu gewünschten Schwangerschaften. Sie wußten für fast alles ein Heilmittel. Sie waren auch die ersten Apothekerinnen. Heilen war damals Frauensache.
An diesem Wiki-Artikel kann man wieder erkennen, dass Geschichte über lange Zeit nur von Männern (auf)geschrieben wurde:
http://de.wikipedia.org/wiki/Medizingeschichte
immerhin findet sich dieser Satz als Hinweis:
Ab dem 16. Jahrhundert bildeten sich auch die ersten Versuche, den ärztlichen Stand als Berufsvereinigung zu organisieren, besonders auch, um sich gegen andere, bereits in Zünften organisierte Heilberufe (Bader, Chirurgen) oder traditionelle Heilende (Hebammen, Laienheiler aller Art, religiöse Heilungssuche) durchzusetzen, die den Heilermarkt dominierten.
Kein Gedanke, warum es erst im 16. Jahrhundert 'Versuche' gab, den ärztlichen Stand als Berufsvereinigung zu organisieren?
Um Arzt zu werden mußte man studieren und Frauen waren in dieser Zeit zum Studium nicht zugelassen. Allerdings hatten die ersten männlichen studierten Heiler (Ärzte) so einige Startschwierigkeiten, denn die Menschen gingen lieber weiterhin zu den Weisen Frauen - und das für sehr lange Zeit. Auch durfte ein Arzt damals niemanden behandeln, ohne dass ein Geistlicher mit dabei war. Dazu kam, dass ihnen das Wissen von Generationen von Weisen Frauen fehlte. Die allerersten Ärzte konnten so gut wie nichts. Auch was sich heute noch an alten Heilmittelchen in Abteien findet, stammt von den Weisen Frauen. Das Einzige, was die Männer nicht erobern konnten, war der Beruf der Hebamme.
Man muß sich auch die Rolle der Frau vor der Christianisierung vorstellen. Frauen waren in Religion und Spiritualität führend. Sie übten alle Kulthandlungen aus und sorgten für ein Miteinander mit der Natur. Plötzlich durften sie das nicht mehr. Es gabe keine Götter und Göttinen mehr, sondern nur noch einen Gott und der war männlich. Als erstes war ihr somit die Tätigkeit der Priesterin verwehrt, als nächstes folgte das Verbot des Heilens.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frauen das Wahlrecht erhielten und überhaupt einem Beruf nachgehen durften.
Über Hexen wurde schon viel geschrieben - meist von Männern. Diese deuten die Hexenverfolgung gerne auch mal als Kampf gegen die weibliche Irrationalität. Frauen deuten sie gerne als Kampf der Irrationalität gegen die weibliche Vernunft.
Wohin uns die Unterdrückung der Frauen gebracht hat sehen wir, wenn wir uns umschauen. Wir stehen vor den durch eine Männerwelt verursachten Problemen der Ausbeutung unseres Planeten. Hätte es die Atombombe gegeben oder Genfood, wenn Frauen zu gleichen Teilen wie Männer an der Gestaltung unserer Welt hätten teilhaben dürfen, sich mehr hätten einbringen können? Wie sieht es da in der Männerwelt aus mit der Irrationalität und der Vernunft im Umgang mit der Natur?
Wir sollten uns an die als Hexen verbrannten Weisen Frauen erinnern, die die Natur verstanden und mit ihr zu heilen wußten, statt sie beherrschen zu wollen und an die danach von Männern betriebene Naturwissenschaft, an das, was sie als Alchemisten begannen, bis zur scharzen Magie von Atomkraftwerken, Atomwaffen und Genfood - ganz großer SCHADENSZAUBER.
Frauen sollten wieder selbstbewußter werden und sich einmischen - für eine heile(nde) Welt.