Nationalisten in der Ukraine

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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon Uli » Mittwoch 3. September 2014, 18:16

Warum sind eigentlich immer nur die Nationalisten in der Ukraine ein Thema?
Ein Blick nach Russland ist ernüchternd; die Jugendbewegung "Nashi" - manchmal auch "Putin-Jugend" genannt - dort erklärt sich zwar als demokratisch und anti-faschistisch, zeigt aber dennoch in wichtigen Punkten eklatante Ähnlichkeiten mit der Hitlerjugend auf:

...
The distinction between Nashi and other ideologically driven youth organizations in Europe and the United States is that the former acts as a de facto tool of executive power. Nashi members—who must pass an “ideological fitness” interview by parroting back the government’s official stances on issues ranging from the war in Chechnya to Putin’s success as a leader—receive preference for jobs in state-run companies and government agencies. After the Estonian government removed a Soviet war memorial, Nashi members vandalized the Estonian embassy in Moscow while the police did nothing to stop them.
...
The rise of Nashi must be a cause for concern. Encouraging a narrow set of political views and demonizing independent thought cannot serve Russia’s interests in the long term. Moreover, Nashi members have sent a slew of letters to the American Enterprise Institute, demanding that the United States stop funding NGOs in Russia. Continued US support, the letters claim, “means that confrontation is irreversible. It also means the return to the times of the Cold War.” A generation of Russian youth brought up on anti-Americanism and hostility toward the West will only exacerbate the brash and confrontational tendencies already visible in Russian foreign policy. Perhaps the most poignant cause for concern is the historical record on nationalistic, government-sponsored youth organizations. Cathy Young explains, “Some Russian liberals refer to Nashi as Putinjugend. The movement’s brownshirt tactics certainly evoke shades of Hitler Youth, as does the emphasis on physical fitness, clean living, and procreation for the Motherland.” Organizations such as Nashi are not only alarming on their own, but also speak volumes about the ambitions and strategies of the government that supports them.
...

aus
http://hir.harvard.edu/archives/1672
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon nocheinPoet » Mittwoch 3. September 2014, 18:22

Der 7. Punkteplan:

Vladimir Putin outlined the plan while speaking with journalists at the end of his working visit to Mongolia.

In order to stop the bloodshed and stabilise the situation in southeast Ukraine, I believe that the parties to the conflict should immediately agree on and coordinate the following steps:

1. End active offensive operations by armed forces and armed militia groups in southeast Ukraine in the Donetsk and Lugansk areas.

2. Withdraw Ukrainian armed forces units to a distance that would make it impossible to fire on populated areas using artillery and all types of multiple launch rocket systems.

3. Allow for full and objective international monitoring of compliance with the ceasefire and monitoring of the situation in the safe zone created by the ceasefire.

4. Exclude all use of military aircraft against civilians and populated areas in the conflict zone.

5. Organise the exchange of individuals detained by force on an ‘all for all’ basis without any preconditions.

6. Open humanitarian corridors for refugees and for delivering humanitarian cargoes to towns and populated areas in Donbass – Donetsk and Lugansk regions.

7. Make it possible for repair brigades to come to damaged settlements in the Donbass region in order to repair and rebuild social facilities and life-supporting infrastructure and help the region to prepare for the winter.

http://eng.kremlin.ru/news/22899

Kiew lehnt ab:
Die ukrainische Regierung hat den Sieben-Punkte-Plan von Kremlchef Wladimir Putin zur Beilegung der Ukraine-Krise abgelehnt. "Das ist ein Plan zur Vernichtung der Ukraine und zur Wiederherstellung der Sowjetunion", sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk. Putins Initiative sei ein Versuch der Augenwischerei für die internationale Gemeinschaft vor dem Nato-Gipfel. "Er will den Konflikt einfrieren und damit neue Sanktionen gegen Russland vermeiden", sagte er. Der beste Plan für ein Ende des Konflikts bestehe aus nur einem Punkt. "Russland soll seine Armee aus der Ukraine abziehen", sagte Jazenjuk.

Russland und die Ukraine haben sich derweil auf Bedingungen für einen Weg zu einer Waffenruhe in der Ostukraine geeinigt. Das teilte das Präsidialamt in Kiew mit. Die Präsidenten Petro Poroschenko und Wladimir Putin hätten die Vereinbarung in einem Telefongespräch getroffen.

Putin sagte der russischen Staatsagentur Ria Novosti, Poroschenko und er hätten denselben Ansatz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts. Zu Putins Sieben-Punkte-Plan gehört unter anderem, dass die prorussischen Separatisten ihren Vormarsch stoppen und die ukrainischen Truppen sich gleichzeitig zurückziehen. Als weitere Punkte nannte Putin einen Austausch von Gefangenen sowie die Einrichtung von Korridoren für Flüchtlinge und für Hilfslieferungen.

Er erwarte, dass ein endgültiges Abkommen für eine Feuerpause am Freitag in der weißrussischen Hauptstadt Minsk unterzeichnet werden könne, sagte Putin. Dort soll die Ukraine-Kontaktgruppe aus Vertretern der Ukraine, Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) tagen. Eine Waffenruhe müsse unter unabhängiger internationaler Kontrolle stehen, sagte Putin.

Die Rebellen in der Ostukraine reagierten positiv auf Putins Plan. Die Volkswehr sei bereit, die Kämpfe einzustellen, wenn sich die Regierungseinheiten zurückziehen würden, sagte Separatistenführer Miroslaw Rudenko. Ein möglicher Gefangenenaustausch könne beim Treffen der Kontaktgruppe besprochen werden.


Poroschenko verwirrt mit Ankündigung

Zuvor hatten unterschiedliche Interpretationen des Telefongesprächs zwischen Putin und Poroschenko für Verwirrung gesorgt. Das ukrainische Präsidialamt teilte zunächst mit, die Präsidenten hätten sich in dem Telefonat auf einen dauerhaften Waffenstillstand und Maßnahmen für einen Frieden in der Ostukraine geeinigt. Auch Poroschenko verkündete die Vereinbarung.

Russland dagegen dementierte eine solche Einigung rasch. Russland könne solche Vereinbarungen nicht treffen, weil es keine Konfliktpartei sei, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Russland hat die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten in der Ukraine stets als einen innenpolitischen Konflikt bezeichnet und jede Einmischung bestritten.

Offenbar als Reaktion auf das russische Dementi änderte das ukrainische Präsidialamt seine ursprüngliche Mitteilung. In der späteren Version war nicht mehr von einer Einigung auf einen "dauerhaften Waffenstillstand" die Rede, sondern lediglich von einer Vereinbarung für "Bedingungen für eine Waffenruhe".

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... ostukraine

Der Plan selber klingt recht vernünftig in Anbetracht der Möglichkeiten die Kiew zurzeit so hat. Man traut Putin da wohl nicht, seltsam
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon Uli » Mittwoch 3. September 2014, 19:33

Naja, die Formulierung der Punkte 2 und 4 aus Putins Plan sind eine dreiste Frechheit.

2. Withdraw Ukrainian armed forces units to a distance that would make it impossible to fire on populated areas using artillery and all types of multiple launch rocket systems.
4. Exclude all use of military aircraft against civilians and populated areas in the conflict zone.


Eine Zustimmung würde den Eindruck erwecken, dass es die Ukrainer auf die Zivilbevölkerung im Osten abgesehen hatten. Einen wirklich konstruktiven Vorschlag hätte man anders formuliert, wenn auch de facto etwas sehr ähnliches dabei hätte herauskommen können. Putin will sich halt als der Retter der Bevölkerung des Ostens inszenieren.
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon ralfkannenberg » Mittwoch 3. September 2014, 20:51

Uli hat geschrieben:Eine Zustimmung würde den Eindruck erwecken, dass es die Ukrainer auf die Zivilbevölkerung im Osten abgesehen hatten. Einen wirklich konstruktiven Vorschlag hätte man anders formuliert, wenn auch de facto etwas sehr ähnliches dabei hätte herauskommen können. Putin will sich halt als der Retter der Bevölkerung des Ostens inszenieren.

Hallo Uli,

es ist sogar noch schlimmer: wenn die Ukraine zustimmt und die Truppen abzieht, dann können die Rebellen weitermachen wie bisher, einfach halt so, dass sich ihnen niemand entgegenstellt.

Und ich denke, das ist "Putin's Trick".

Dabei wäre ein Friedensplan einfach: Putin gibt die Krim, die Region Doneszk und die Region Luhansk der Ukraine zurück und dann setzt man sich an einen Tisch und überlegt Verbesserungen. Alles andere zementiert nur den Status Quo.


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon Uli » Mittwoch 3. September 2014, 23:06

ralfkannenberg hat geschrieben:Dabei wäre ein Friedensplan einfach: Putin gibt die Krim, die Region Doneszk und die Region Luhansk der Ukraine zurück und dann setzt man sich an einen Tisch und überlegt Verbesserungen. Alles andere zementiert nur den Status Quo.


Das wäre allerdings sein politischer Suizid ... nicht dass ich den bedauern würde, aber deshalb einfach unrealistisch.
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon Kurt » Mittwoch 3. September 2014, 23:59

Uli hat geschrieben:
ralfkannenberg hat geschrieben:Dabei wäre ein Friedensplan einfach: Putin gibt die Krim, die Region Doneszk und die Region Luhansk der Ukraine zurück und dann setzt man sich an einen Tisch und überlegt Verbesserungen. Alles andere zementiert nur den Status Quo.


Das wäre allerdings sein politischer Suizid ... nicht dass ich den bedauern würde, aber deshalb einfach unrealistisch.


Richtig, und ich hätte mir gewünscht dass der "Westen" ein wenig "Gespür" für die Bedürfnisse (ob nun berechtigt oder eingebildet) zeigen würde.

Ein -Miteinander- ist leichter möglich wenn ein: -in die Ecke drängen- vermeidet wird, denn wenn man etwas -Gespür- hat/zeigt/versucht zu erkennen was -drückt- dann ist das zu vermeiden.
Es braucht halt Zeit auf allen Seiten.
Das wurde, so mein Eindruck, leider versäumt, bzw. zu wenig berücksichtigt.

Kurt
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Re: Nationalisten in der Ukraine

Beitragvon ralfkannenberg » Donnerstag 4. September 2014, 10:37

Uli hat geschrieben:
ralfkannenberg hat geschrieben:Dabei wäre ein Friedensplan einfach: Putin gibt die Krim, die Region Doneszk und die Region Luhansk der Ukraine zurück und dann setzt man sich an einen Tisch und überlegt Verbesserungen. Alles andere zementiert nur den Status Quo.


Das wäre allerdings sein politischer Suizid ... nicht dass ich den bedauern würde, aber deshalb einfach unrealistisch.

Hallo Uli,

nicht unbedingt: es kann durchaus politisch sinnvolle Gründe geben, die Krim in einem korrekten Übergabe-Prozess, der eine z.B. zehnjährige Übergangsfrist umfasst, an Russland anzugliedern, und es mag auch Möglichkeiten geben, der russischen Bevölkerung in den beiden Regionen Donezk und Lugansk mehr "Rechte" zu gewähren; vermutlich gibt es da durchaus Anliegen, die der dortigen Bevölkerung unter den Nägeln brennen und die durchaus umsetzbar sind. Dann könnte sich Putin als derjenige profilieren, der dies auf friedliche und koorperative Weise mit der Ukraine in die Wege geleitet hat.


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Re: Ukraine-Ticker: VT- und Putinpropagandafrei

Beitragvon Jan » Sonntag 7. September 2014, 14:49

Herr Senf hat geschrieben:Hallo galileo2609, deine Arbeitsschutzbelehrungen kannst du dir sparen, ich bin alt genug für meine eigene Meinung.
Ich hab mit dem link tatsächlich einen Mißgriff veranstaltet ...

DWN mag eine seltsame Quelle sein, tatsächlich zitiert sie in dem entscheidenden Satz aber lediglich den OSZE-Sprecher Roland Bless und der hat diesem Zitat bisher nicht widersprochen.
Roland Bless, Sprecher des OSZE-Vorsitzlandes Schweiz hat geschrieben:Die OSZE hat aufgrund ihrer Beobachtungen keine Hinweise auf eine Präsenz von russischen Truppen auf ukrainischem Boden.

Und -auch wenn die hiesigen Arbeitsschutzbestimmungen (sehr schöne Vokabel!) eine andere Auslegung vorschreiben- sagte Thomas Greminger dem Deutschland Radio Kultur selbstverständlich ähnliches
Thomas Greminger, ständiger OSZE-Vertreter der Schweiz hat geschrieben:Was wir nicht wissen, wofür wir im Moment keine Beleg haben, ist, ob reguläre russische Truppen eingegriffen haben.

und selbstverständlich titelte auch Welt ähnliches

Und wiederum laut Welt
ex Nato-General Harald Kujat bei Maybrit Ilner hat geschrieben: Ich habe noch keinen Beweis gesehen, dass Russland mit regulären Streitkräften in den Konflikt interveniert hat
Natürlich müssen wir vorsichtig sein mit dem, was Russland sagt. Aber wir müssen genauso vorsichtig sein mit dem, was die Ukraine sagt. Und leider Gottes müssen wir auch vorsichtig sein mit dem, was der Westen sagt.
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Re: Ukraine-Ticker: VT- und Putinpropagandafrei

Beitragvon Jan » Sonntag 7. September 2014, 14:52

Uli hat geschrieben:Warum sterben denn dann zur Zeit russische Soldaten wie die Fliegen?
.....
Noch ein paar fachmännisch aussehende Kommtare zu dem Video von neulich.
.....
Auch Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass Russland "direkt" involviert ist:
......
Das Lügengebäude Putins bricht zusammen.

Tja, nachdem sich nun auch noch der Dalai Lama als Putin-Basher offenbarte,"Heftig kritisierte der Dalai Lama hingegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.", scheint sich Dein Bild ja widerspruchsfrei zu kompletisieren.
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Re: Ukraine-Ticker: VT- und Putinpropagandafrei

Beitragvon Uli » Sonntag 7. September 2014, 15:52

Es ist nicht so einfach: die OSZE steht an ein paar Grenzübergängen und macht dort Statistiken, wieviele von RU nach UK fahren und umgekehrt. Kann man auf ihrer Seite einsehen. Sie konstatiert verstärkt Personenbewegung von RU nach UK seit der angeblichen Offensive. Und wer sagt denn, dass reguläre Truppen so bloed sind, genau dort einzufallen. Es gibt 2000 km offene Grenze.

Dein General ist nun auch seit fast 10 Jahren a.D.. Ob der da so auf der Höhe ist?

Ich hatte ja einige Hinweise oben gepostet, z.B. das Video mit fachmännischem Kommentar. Was hältst du denn davon?

Ich habe auch nichts gegen den Dalai Lama. Was er von Putin hält, interessiert mich aber jetzt nicht so brennend. Warum sollte es?

---

Oder was hältst du davon, dass der Kreml nun selbst zugibt (s.o.), dass russische Soldaten in der Ukraine gegen Kiew kämpfen: Soldaten, die sich angeblich Urlaub genommen haben? So ist Putin natürlich fein raus: seine Armee nimmt Urlaub und marschiert dort ein, ohne ihn zu fragen. Da kann er ja nix dafür.
Wie bloed muss man sein, das zu glauben?

---
Kenne ich übrigens alles; ich lese auch russland.ru
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