Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:Das spielt aber keine Rolle
Doch, genau das tut es.
Hallo Dgoe,
nein, meines Erachtens nicht, weil es auf dasselbe hinausläuft.
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:Ich sage ausdrücklich nicht, dass Ortiz das gemacht hat, und ich glaube auch nicht, dass er das gemacht hat, ...
Das hörte sich zuvor aber anders an.
Nein, die Aussage ist dieselbe: Ortiz hat sich Zugriff zu Daten verschafft, die nicht für ihn bestimmt waren, und hat diese Daten dann versucht, zu seinem eigenen Vorteil zu verwerten.
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:... aber mit den Daten, die er bei seinem nicht angekündigten Internet-Besuch gefunden hat, kann man das machen.
Was nicht heißt, es auch gemacht zu haben. Davon abgesehen, beim Surfen braucht man sich nirgendwo ankündigen, das ist total weltfremd.
Es ist ja kein normales Surfen - es ist auch nicht so, dass diese Daten "angeschrieben" sind. Da ist schon eine gewisse "kriminelle Energie" erforderlich, um die relevanten Informationen herauszuholen, denn die Namen der Beobachtungslogs sind ein Buchstabe, dem eine Anzahl Ziffern folgen.
Korrigenda 9.11.2016 11:47 Uhr:das Format ist anders: ein Buchstabe, dem 5 Ziffern und dann nochmals ein Buchstabe oder eine Ziffer folgt. Ob das Format immer so aufgebaut ist weiss ich nicht.Die muss man jetzt in einen Computer laden, ein Programm dazu schreiben und dann "auswerten". Und zwar Daten, die jemand anderes gesammelt hat. Es ist schon nicht ganz so "romantisch", wie Du es darstellst.
Die verfügbaren Daten findet man in den offiziellen Mitteilungen des MPC ("Minor Planet Center"). Das sind übrigens auch die Daten, die ich in meinen Threads verwende.
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:Und vor allem: wenn er diese Daten abgeglichen hat, warum in aller Welt hat er Mike Brown nicht nachträglich um Erlaubnis gefragt ?
Das ist doch recht einfach nachvollziehbar. Du selbst hast erklärt, wieviel Arbeit dahinter steckt. Nun finden sie bei einer Online-Recherche (auch googeln genannt und sicher nicht "hinterherspionieren" genannt)
Wie oben dargestellt war dies eine Aktion, die weit über eine übliche Online-Recherche hinausreicht.
Dgoe hat geschrieben: - womöglich genau auch mit der Intention, die eigenen Arbeitsergebnisse vor einer Veröffentlichung erst mal mit online verfügbarem Material gegenzuchecken - ein 'konkurrierendes' Team mit den gleichen Befunden.
Das ist die Darstellung Ortiz', der aber kaum jemand der Community Glauben schenkt. Nur hat man sich an der spanischen Universität nicht dafür interessiert, dass Mike die aufgefordert hat, den Fall seriös abzuklären, und das ganze einfach ausgesessen.
Und wie gesagt: wenn man sich für Daten konkurrenzierender Temas interessiert, dann fragt man dort an, ob man diese einsehen darf.
Dgoe hat geschrieben:Seltsam genug, haben sie sich dann beeilt, anstatt schlafende Hunde zu wecken, sozusagen. Denn die Anderen haben es zwar im Internet veröffentlicht
Bitte verwerfe diese Idee mit der "Veröffentlichung" - korrekt ist: sie haben diese Daten ungeschützt ins Internet gestellt. Mike ist doch kein IT-Sicherheits-Experte !
Dgoe hat geschrieben:, über Googlesuche für jeden auffindbar, aber noch nicht den Fachgremien. Diese Vorveröffentlichung
Es war auch keine "Vorveröffentlichung" - eine Vorveröffentlichung ist beispielsweise ein Preprint auf arXiv. Es war eine ungeschützte Datenablage, die - da hast Du natürlich recht - für jeden auffindbar war.
Dgoe hat geschrieben:, die eben nicht unbemerkt blieb, hat ja erst den Konflikt um die Urheberschaft ausgelöst, im Nachhinein.
Das Team von Ortiz sind natürlich auch Astronomen und keine IT-Experten, d.h. die werden nicht gewusst haben, dass man herausfinden kann, wer da auf die Seite zugegriffen hat.
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:Zumal doch offensichtlich war, dass Mike's Daten nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren ...
Ganz im Gegenteil, das sieht man vielen Webseiten überhaupt nicht an. Google verlinkt ja (Deep)links zu HTML-Seiten und PDFs, aber keine anderen Formate (außer PHP, JPG, Youtube... nicht aber Datenbankformaten) Formate, die auch zum Publizieren genutzt werden und welche dort erst Downloadlinks enthalten können.
Das ist richtig, aber wenn Du ein Beobachtungslog "knackst", dann ist Dir als Spezialist sofort klar, dass das nicht für Dich bestimmt ist !
Dgoe hat geschrieben:In den Logfiles wird auch Google als Suchmaschine benannt. Was man Google vor die Füße wirft, ist quasi per Definition für die Öffentlichkeit (was leider auch Teenagern manchmal erst schmerzlich klar wird).
Korrekt, deswegen trifft Mike auch eine Mitschuld, dass er die Seite nicht gegen Zugriff von aussen geschützt hat.
Ich sage das ganz offen: hätte ich im Jahre 2005 gewusst was ich heute weiss, so hätte ich mich
nie mit meinem richtigen Namen im Internet angemeldet !
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:... und auch Ortiz das selbstverständlich wusste.
Ich kann mir vorstellen, nachdem er den Inhalt kannte, hat er sich sicher gewundert...
Nein, man wusste ja, dass Mike eine Himmelsdurchmusterung durchführte und er hatte ja auch schon zahlreiche Entdeckungen offiziell kommuniziert, die damals drei prominentesten betrafen den Quaoar, die Sedna und den Orcus. So gesehen war es vielleicht tatsächlich schwierig, der Versuchung zu widerstehen, ob man da noch weitere Planetoiden oder gar Planeten in den Beobachtungslogs auf der ungeschützten Institutsseite findet.
Dgoe hat geschrieben:Ralf hat geschrieben:Warum hat Ortiz nicht das Telefon genommen, ihn angerufen und gefragt "Hi Mike, ich war da auf Deinem Server und habe ein Beobachtungsprotokoll gefunden, das Daten eines Planetoiden enthält, den mein Team gerade auch untersucht. Ist es ok für Dich, wenn ich diese Daten dem MPC einreiche ?"
Oder: "Hi Mike, wie ich gesehen habe, habt ihr auch entdeckt, was auch wir entdeckt haben. Nicht, dass du denkst, wir hätten es kopiert, wenn ich jetzt alles anmelde."
Das hätte er auch tun können, allerdings hätte dann Mike seine Entdeckungen vermutlich umgehend dem MPC zugesandt.
Dgoe hat geschrieben:Wie gesagt, wäre es ansonsten ein Kinderspiel gewesen, per anonymisierter IP (ohne Traceroot nach Spanien) von einem Café außerhalb des Instituts, die Site zu besuchen.
Selbstverständlich, aber auch Ortiz ist ebenso wie Mike Brown ein Astronom und kein IT-Experte.
Hinterher waren natürlich beide klüger, d.h. Mike hat seine Seite geschützt und selbst wenn Ortiz erneut mit anonymisierten Tricks versucht hätte, zuzugreifen, hätte er nichts gefunden. Der Unterschied wäre dann nur der gewesen, dass Mike nicht herausgefunden hätte, wer da versucht hätte, an seine Daten zu kommen.
Freundliche Grüsse, Ralf
EDIT: Korrigenda eingefügt