US-Wahl 2012

Moderator: enegh

US-Wahl 2012

Beitragvon Britta » Samstag 3. November 2012, 16:17

In den USA wird am 06. November gewählt. Alle Prognosen sprechen von einem Kopf an Kopf Rennen der beiden Kandidaten.

Was für uns als Nichtamerikaner interessant ist, ist die Aussenpolitik.

Wird Obama wiedergewählt, wird sich an der US-Aussenpolitik nicht viel ändern, aber was passiert, wenn Romney gewinnt?

Sein Team, im Falle seiner Wahl zum Präsidenten: http://thinkprogress.org/security/2012/ ... ?mobile=nc

Da wäre schon mal Dan Senor, früher Chefsprecher der Irakischen Übergangsregierung nach dem Golfkrieg.

Dann Cofer Black, ehemaliger CIA Direktor und Vize Chairman von Blackwater, jetzt Academi, die größte Privatarmee der USA.

Etwas bekannter ist John Bolton, unter Bush/Cheney US-Botschafter bei den Vereinten Nationen.

Eliot Cohen- Project for New American Century (PNAC) Mitglied und Vertrauter von Dick Cheney.

Walid Phares, Antiterror Experte und libanesischer Christ mit Verbindungen zu gewalttätigen libanesischen Milizen.

Michael Hayden, ehemaliger General der US-Air Force und ehemaliger CIA/NSA Direktor.

Max Boot, langjähriges CFR- und PNAC-Mitglied.

Eric Edelman, Vertrauter von Dick Cheney, ehemaliger US-Botschafter mit Nahost-Erfahrung.

Auch weitere "Überbleibsel" aus der Bush/Cheney Regierungszeit werden bei Romney wieder auferstehen. So z.B. Glenn Hubbard, Gregory Mankiw, Vin Weber, Jim Talent und Kevin Hassett.

Bei diesem Aussenpolitik Team ist Romney genauso ein leerer Anzug, wie Bush einer war. Da werden US-Kriege noch an Tempo zulegen. :(
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
Benutzeravatar
Britta
 
Beiträge: 2452
Registriert: Samstag 3. Juli 2010, 14:09

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 4. November 2012, 12:15

Hallo Britta.
    Obama hat gewonnen - mit eindeutigem Vorsprung!
Wenn man Reuters glauben darf, ist die Wahl schon entschieden.
In Paris gibt es eine Bar Namens "Harry's Bar" und in dieser Bar geben die Gäste in einer traditionsreichen Abstimmung ihre Stimme vorab ab.

Aber im Ernst: Ich glaube, es macht außen- wie innenpolitisch keinen großen Unterschied, ob dieser Präsident Barack Obama oder Mitt Romney heißt. Er wird in jedem Fall leicht introvertiert sein und jemand, der sich für jedes Detail interessiert und sehr sorgfältig abwägt, bevor er Entscheidungen trifft.
Innenpolitik:
    Gut, Romney, als früherer Unternehmensberater, würde eher geradlinig denken. Ist ein Geschäft profitabel? Aber ob man ein Land wie ein Unternehmen führen kann, ... ich bezweifele es. Dann könnten wir ja auch ... Ackermann an die Spitze des States wählen - Köhler ist ja aufgrund der Annahme, daß seinesgleichen einen Staat besser "führen" kann ... moralisch gesehen, gewählt, bzw. bestimmt worden.
Und? Er ist gescheitert.
Stimmt, Europa ist nicht die USA - kann man nicht miteinander vergleichen.
Romney hat mit einigen seiner Äußerungen für Unmut gesorgt. Besonders mit seiner "staatsabhängige Obama-Wähler"-Rede hat recht viel Porzellan zerschlagen - zumindest nach unserer Sichtweise.

Vielleicht würde Romney den Bürgern wirklich etwas mehr Freiheit lassen wollen, ihnen vermehrt Eigenverantwortung zumuten. Während Obama verstärkt eine gewiße soziale Sicherheit festschreiben möchte - Sozialversicherung etc. Aber die Bremser für beide sitzen wohl im Kapitol, egal, wer Sieger wird - der Kongreß dürfte ebenfalls Probleme machen.
Obama:
    er wird es in jedem Fall schwer haben. Denn laut allen Prognosen werden die Demokraten nicht den Hauch einer Chance haben, die obstruktive Mehrheit der Republikaner im Unterhaus des Kongresses zu brechen.
Romney:
    Sein Problem dürfte die Tea Party sein. Die Grand Old Party kann zwar im aussichtsreichsten Rennen punkten, hat aber nicht mehr als nur zweitklassige Aspiranten aufzubieten. Vielerorts kandidierte lediglich republikanisches Mittelmaß ... oder erzkonservativer Fundamentalismus, der das Wahlvolk verschreckt hat.
Fazit:
    Amerika wird noch tiefer politisch spalten - zumindest innenpolitisch.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


-----

Viele Grüße
Der Neandertaler
Benutzeravatar
Der Neandertaler
 
Beiträge: 752
Registriert: Mittwoch 1. September 2010, 05:37

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Britta » Sonntag 4. November 2012, 14:22

Hallo Neandertaler,
Der Neandertaler hat geschrieben:
    Obama hat gewonnen - mit eindeutigem Vorsprung!
Wenn man Reuters glauben darf, ist die Wahl schon entschieden.


In Paris gibt es eine Bar Namens "Harry's Bar" und in dieser Bar geben die Gäste in einer traditionsreichen Abstimmung ihre Stimme vorab ab.

Leider ist die Wahl noch nicht entschieden und Harry's Bar nicht repräsentativ.

Der Neandertaler hat geschrieben:Aber im Ernst: Ich glaube, es macht außen- wie innenpolitisch keinen großen Unterschied, ob dieser Präsident Barack Obama oder Mitt Romney heißt. Er wird in jedem Fall leicht introvertiert sein und jemand, der sich für jedes Detail interessiert und sehr sorgfältig abwägt, bevor er Entscheidungen trifft.

Ich denke, in der Aussenpolitik macht nur das Tempo den Unterschied. Mit den Republikanern kommen die Kriege schneller und es geht noch weniger diplomatisch zu wie mit den Demokraten.

Der Neandertaler hat geschrieben:Innenpolitik:
    Gut, Romney, als früherer Unternehmensberater, würde eher geradlinig denken. Ist ein Geschäft profitabel? Aber ob man ein Land wie ein Unternehmen führen kann, ... ich bezweifele es.

Profitabel für US-Unternehmen wäre jedenfalls, Sozialleistungen weiter zu kürzen und Unternehmen - besonders Banken - gesetzlich noch mehr Rechte einzuräumen. Sie haben bereits zuviel Einfluss auf die Politik.

Der Neandertaler hat geschrieben:Dann könnten wir ja auch ... Ackermann an die Spitze des States wählen - Köhler ist ja aufgrund der Annahme, daß seinesgleichen einen Staat besser "führen" kann ... moralisch gesehen, gewählt, bzw. bestimmt worden. Und? Er ist gescheitert.

Bankern die Regierung eines Landes zu überlassen würde uns nur noch schneller in die Katastrophe führen.

Der Neandertaler hat geschrieben:Stimmt, Europa ist nicht die USA - kann man nicht miteinander vergleichen.

Die USA sind der Hegemon. Europa hat nur den 2. Platz, wenn überhaupt. Daher sind die US-Wahlen auch rund um die Uhr Thema in unseren Medien.

Der Neandertaler hat geschrieben:Romney hat mit einigen seiner Äußerungen für Unmut gesorgt. Besonders mit seiner "staatsabhängige Obama-Wähler"-Rede hat recht viel Porzellan zerschlagen - zumindest nach unserer Sichtweise.

Ja, das war die Äusserung "47% der Amerikaner sind Schmarotzer". Und nicht nur dass, er hat auch mit Äusserungen wie seinem "Aktenordner voller Frauen" und "Ich mag es, wenn ich Menschen feuern kann" oder "Ich meine, ich sage das als Scherz, aber es wäre hilfreich, Latino zu sein" eigentlich alle potenziellen Wählergruppen verprellt.

Normal dürfte er nicht mal 40% bekommen. So viele reiche Leute gibt es in den USA ja nicht und jeder, der nicht mindestens der gehobenen Mittelschicht angehört, müsste gewarnt sein.

Der Neandertaler hat geschrieben:Vielleicht würde Romney den Bürgern wirklich etwas mehr Freiheit lassen wollen, ihnen vermehrt Eigenverantwortung zumuten. Während Obama verstärkt eine gewiße soziale Sicherheit festschreiben möchte - Sozialversicherung etc. Aber die Bremser für beide sitzen wohl im Kapitol, egal, wer Sieger wird - der Kongreß dürfte ebenfalls Probleme machen.

Im Endeffekt sind beide nur leere Anzüge. Die Politik wird woanders bestimmt. Nur haben die Demokraten meist noch bessere Ideen, wie sie die Durchsetzung menschenunwürdiger Politik verlangsamen können.

Der Neandertaler hat geschrieben:Obama:
    er wird es in jedem Fall schwer haben. Denn laut allen Prognosen werden die Demokraten nicht den Hauch einer Chance haben, die obstruktive Mehrheit der Republikaner im Unterhaus des Kongresses zu brechen.

Diese Schwierigkeiten hatte Obama schon gleich nach seiner ersten Wahl.

Der Neandertaler hat geschrieben:Romney:
    Sein Problem dürfte die Tea Party sein. Die Grand Old Party kann zwar im aussichtsreichsten Rennen punkten, hat aber nicht mehr als nur zweitklassige Aspiranten aufzubieten. Vielerorts kandidierte lediglich republikanisches Mittelmaß ... oder erzkonservativer Fundamentalismus, der das Wahlvolk verschreckt hat.
Fazit:
    Amerika wird noch tiefer politisch spalten - zumindest innenpolitisch.

Ja, in arm und reich. :(
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
Benutzeravatar
Britta
 
Beiträge: 2452
Registriert: Samstag 3. Juli 2010, 14:09

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 4. November 2012, 21:14

Liebe Britta.
Der US-Bürger sieht die USA als Nabel der Welt - so denkt er, danach handelt er auch. Er betrachtet seinesgleichen auch als den besseren Menschen, als das Vorbild.
Der Autor Eric T. Hansen lebt seit etwa 25 Jahren in Berlin und scheint die USA von außen zu betrachten - zunehmend kritischer, europäischer. Er hat es mal so beschrieben, daß der US-Amerikaner, bei Allem was er macht, zuerst fragt, ob die Väter der Verfassung dies auch genauso wollten - dies wortwörtlich beschrieben haben?
Machen wir auch, klar. Auch wir legen unter Umständen Gesetze dem Verfassungsgericht vor und fragen, ob dies verfassungsgemäß ist. Allerdings geht es bei unseren Anfragen wohl eher um das Große Ganze, um's Allgemeinwohl - dafür nehmen wir auch schonmal die ein oder andere Einschränkung hin. Der US-Bürger fragt wohl eher, ob dies Vorhaben seine individuellen Rechte eingrenzt?
Da der US-Bürger aber auch weitgehend die Welt mit seinen Augen betrachtet, seinesgleichen als Vorbild ansieht, ist er auch zunehmend der Meinung, daß seine Betrachtungsweise, sein Wohl, das der gesammten Menschheit sein sollte:
wenn es allen individuell gutgeht, geht es auch der Gesellschaft - als Gesamtheit - gut.
Auch betrachtet er Krieg als Mittel von Politik, als legitim, um dieses "Wohl für alle" durchzusetzen, um dies zu bewerkstelligen - der gemeine Europäer sieht Krieg lediglich als ultima ratio.

Diese Betrachtung- und Handlungsweise der US-Bürger scheint allem Anschein nach aus der Zeit der Auswanderer herzurühren. Sie sind ausgewandert um der Obrigkeit zu entkommen, weil sie meinten, die jeweilige Regierung würde ihre Rechte, ihr Fortkommen hindern - deshalb lieben sie einerseits ihre Politiker, aber andererseits mistrauen sie ihnen. Die ersten Siedler waren auf sich selber gestellt - deswegen das individuelle Handeln heutiger Bürger. US-Amerikaner lieben ihre Helden - wir Deutschen haben außer Winnetou keinen Helden. Helden, die letztendlich immer siegen.

Aus diesem Grund ist Außenpolitik nicht zwingend wahlentscheident - deswegen fand ich die erste Debatte Obama-Romney schon interessanter, warum Obama in dieser recht passiv blieb.
Britta hat geschrieben:Was für uns als Nichtamerikaner interessant ist, ist die Aussenpolitik.
Klar, als Europäer. Das dürfte auch Grund sein, warum etwa Israel etwas ruhiger und besonnener gegenüber dem Iran auftritt - weniger marktschreierisch.
Uli deutete es ja in einer anderen Diskussion schon an:
    sie hoffen auf Romney, auf Stärke.
Obama halten die Bürger allerding für schwach, weil er Krieg verabscheut, ihn zumindest kritisch berachtet, weil er aus seiner Sicht heraus mehr Unheil bringt - über alle.
Allerdings wie geagt, Innenpolitik dürfte die Wahl bestimmen - wobei letztlich die Stimmen der Latinos wahlentscheidend sein könnten. Und da dürfte wohl Obama die Nase vorn haben - bei aller Enttäuchung über seine erste Wahlperiode. Latinos, oder auch Farbige werden wohl kaum jemanden wählen, der anscheinend die Mehrheit der Bevölkerung mißtrauisch betrachtet - sie vielleicht verächtlicht behandeln würde ... als Prekarität.

Insofern kann ich Deiner Meinung zustimmen:
Britta hat geschrieben:Mit den Republikanern kommen die Kriege schneller und es geht noch weniger diplomatisch zu wie mit den Demokraten.
Romney hat es zu etwas gebracht, als Eigenleistung - egal, wo er herstammt. Obamas Leistung - als Farbiger zum Präsidenten - ist auch nicht zu verachten. Dies erkennen auch dortige Bürger an.
Britta hat geschrieben:Die USA sind der Hegemon. Europa hat nur den 2. Platz, wenn überhaupt. Daher sind die US-Wahlen auch rund um die Uhr Thema in unseren Medien.
Ersteres möchte ich bezweifeln, allerdings der Analyse im zweiten Satz kann ich zustimmen. Die Europäer werden zunehmend erwachsener, widersprechen öfter - was aber wohl eher am Aufstreben der Chinesen liegt, weniger am "Niedergang", am schlechten Abschneiden der USA.
Daß die US-Wahlen so interessant für uns sind, ist wohl eher der Tatsache geschuldet, daß deren Außenpolitik unsere Außenpolitik mitbestimmt, daß aber dortige Innenpolitik auch unsere Außenpolitik bestimmt. Besonders in wirtschaftlicher Hinsicht sind wir von der us-amerikanischen Wirtschaft anhängig - und das wird wohl auch auf lange Sicht noch so bleiben. Aber aufgrund bilateraler Verträge und sonstiger Zusammenhänge - NATO ect. - sind deren Kriege letztlich auch unsere - auch wenn wir, wie Schroeder es seinerzeit medienwirksam suggerierte, gegen deren Vorhaben sind und dies nicht mitmachen, ... wir sind dabei, ob wir wollen oder nicht.
Wenn die NATO - letztlich die USA, da gebe ich Dir recht - es als "Friedenserhaltend" und sicherheitspolitisch gegeben sehen, daß etwa die Saudis Panzer oder sonstige Waffen bekommen sollen, wird das zumindest innenpolitisch zunehmend zu unserem Problem - wenn die Saudis nur unsere Waffensysteme nachfragen?
Tun wir es nicht - liefern, tun es Andere.
Britta hat geschrieben:Profitabel für US-Unternehmen wäre jedenfalls, Sozialleistungen weiter zu kürzen und Unternehmen - besonders Banken - gesetzlich noch mehr Rechte einzuräumen. Sie haben bereits zuviel Einfluss auf die Politik.
Nicht nur für US-Unternehmen, Liebes - auch hierzulande wäre es in dem Sinn hiesiger Unternehmen. Aber wie gesagt:
    Europa ist nicht die USA - noch nicht.
Aber die US-Regierung davon zu überzeugen, daß "Hire and fire" nicht gut ist, nicht für die Gesamtgesellschaft, auch nicht für den Rest der Welt, das dürfte angesicht deren Geschichte und deren Sichtweise, was individulle Freiheit bedeutet, wohl sehr schwer sein ... fast aussichtslos.
Mit Obama dürfte es zumindest etwas leichter funktionieren - aufgrund seiner Herkunft. Das meint auch Eric T. Hansen. Ich hoffe auf Obama - aber lassen wir uns mal überraschen.
Der Prophet gilt nichts im eigenen Land - das war auch bei Gorbi lange Zeit so.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


-----

Viele Grüße
Der Neandertaler
Benutzeravatar
Der Neandertaler
 
Beiträge: 752
Registriert: Mittwoch 1. September 2010, 05:37

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Uli » Montag 5. November 2012, 13:41

Der Neandertaler hat geschrieben:Allerdings wie geagt, Innenpolitik dürfte die Wahl bestimmen - wobei letztlich die Stimmen der Latinos wahlentscheidend sein könnten. Und da dürfte wohl Obama die Nase vorn haben - bei aller Enttäuchung über seine erste Wahlperiode. Latinos, oder auch Farbige werden wohl kaum jemanden wählen, der anscheinend die Mehrheit der Bevölkerung mißtrauisch betrachtet - sie vielleicht verächtlicht behandeln würde ... als Prekarität.


Das weiss man nicht: Romney ist Mormone und spielt auch stark die "Christen-Karte" aus. Aus einer seiner Show-Downs mit Obama:
Romney hat geschrieben:Religious liberty is the first freedom in our constitution and one of the causes justice for the persecuted, compassion for the needy and the sick, or mercy for the child waiting to be born, there is not greater good in the nation than Christian consciousness on the tornado.


Das spricht sicherlich auch viele nicht-Weisse Wähler an; viele Amerikaner neigen ja leider so sehr zum Frömmeln. :(

Mir persönlich ist auch ein Rätsel, warum so viele Amerikaner erwägen, Obamas Krankenversicherung gleich wieder abzuwählen. Meinen die alle, dass sie auf dem Sprungbrett zum Millionär stehen?

Denke, der Ausgang ist völlig offen und vielleicht gar nicht mal sooo interessant für uns. Auch Romney wird außenpolitisch auf dem Teppich bleiben müssen: Bushs Kriege haben schon mehr als genug gekostet. Für mich ist Obama auch hinter den Erwartungen zurückgelieben, z.B. warum gibt es Guantanamo immer noch?
Benutzeravatar
Uli
 
Beiträge: 1025
Registriert: Dienstag 1. Februar 2011, 13:04

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 5. November 2012, 17:19

Hallo Uli.
Klar, Romney ist Mormone. Soviel mir bekannt ist, kann man die Mormonen-Kirche als eine Art Staatskirche der USA bezeichnen. Daher dürfte es eher aussichtsreicher sein, diese Karte auszuspielen ... darauf zu setzen.

Uli hat geschrieben:Denke, der Ausgang ist völlig offen und vielleicht gar nicht mal sooo interessant für uns. Auch Romney wird außenpolitisch auf dem Teppich bleiben müssen: Bushs Kriege haben schon mehr als genug gekostet. Für mich ist Obama auch hinter den Erwartungen zurückgelieben, z.B. warum gibt es Guantanamo immer noch?
Ausgang - offen? Klar!
Auch die von mir genannte "Harry's Bar" ist nicht represantativ, da hat Britta schon recht.
Wenn man Romney's leisetretende - fast schleichende - Äußerungen in der zweiten Debatte anhört ... bezüglich der Außenpolitik, kann man wirklich den Eindruck gewinnen, daß seine Vorhaben sich nicht viel von Obama's unterscheiden werden. Allerdings wäre ich da vorsichtig! Stichwort: Tea Party.

Obama - Erwartungen - Enttäuschungen!
Vielleicht hatten auch einige Wähler zu hohe Erwartungen - kennt man ja auch hierzulande. Dubbeljau-Bush hatte viele enttäuscht, weil die angefangenen Kriege nicht den gewünschten Erfolg brachten, weil sie zu teuer waren, weil sie zu langwierig waren.
Obama hat versprochen Guantanamo zu schließen, hat aber nicht mit der Vielstimmigkeit Europas gerechnet - war sein Fehler. Vielleicht haben aber auch die, die diese Forderung unterstützten, nicht weit genug gedacht, daß diese Gefangenen - festgehalten, zu Recht oder nicht, daß die ja irgendwo hin müssen.
Uli hat geschrieben:Mir persönlich ist auch ein Rätsel, warum so viele Amerikaner erwägen, Obamas Krankenversicherung gleich wieder abzuwählen. Meinen die alle, dass sie auf dem Sprungbrett zum Millionär stehen?
Dies dürfte eher mit dem Verständnis von individueller Freiheit, dem Mistrauen gegenüber Politiker, dem Staat und dem Vertrauen auf die eigene Stärke zu tun haben.
Ist vielleicht aus der eigenen Geschichte begründet.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


-----

Viele Grüße
Der Neandertaler
Benutzeravatar
Der Neandertaler
 
Beiträge: 752
Registriert: Mittwoch 1. September 2010, 05:37

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Britta » Donnerstag 8. November 2012, 11:16

Die US-Wahl ist ja nun gelaufen und Obama hat gewonnen.

Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, aber schon jetzt steht fest, dass er noch viel höher gewonnen hat, wie das offizielle Ergebnis es aussagen wird. Obama hat es geschafft, über den "Betrugsfaktor" hinauszukommen, durch den in den USA bei jeder Wahl Stimmen von sozial Schwachen auf irgendeine Weise nicht gezählt werden.

Leider scheinen die Amerikaner immer noch nicht verstanden zu haben, wie Politik wirklich funktioniert.

Stolze Patrioten wählten Romney während Obama seine Stimmen mit der Geschichte eines kleinen, an Leukämie erkrankten Mädchens gewann, dass dank Obamacare nun behandelt werden kann, während er in sieben Ländern der Welt tausende von Kindern mitsamt ihren Eltern mit Drohnen und Militäraktionen töten lässt.

Dabei machte Obama dann noch Wahlkampf mit den "großen moralischen Errungenschaften seiner Regierung", wo der Friedensnobelpreisträger doch Gesetze erlassen hat, die die US-Verfassung aushebeln und die Freiheiten des amerikanischen Volkes beschneiden.

Auch diese US Wahl war keine Ausnahme von anderen Wahlen. Es ging nur darum, wer in den nächsten 4 Jahren den Interessengruppen dienen darf, die die USA tatsächlich regieren.

Die vielen Kriege in der Welt waren kein Wahlkampfthema. Auch dass die US-Regierung Iran, Russland und China ständig provozieren, war kein Thema. Ebensowenig die gesetzeswidrige Verschleppung von Bürgern auf unbegrenzte Zeit ohne Gerichtsverfahren und das Töten von Menschen weltweit ohne Gerichtsurteil nur auf blossen Verdacht, fehlte als Wahlkampfthema. Auch Naturschutz und Energieinteressen - kein Thema.

Es kamen lediglich schwache Sprüche wie etwa, dass man die Mittelklasse mehr unterstützen wolle. während Romney die Verlagerung von Jobs ins Ausland sogar noch als "Freien Handel" bezeichnete.

Es gab genau genommen gar keine richtige Debatte um die Dinge, die wirklich wichtig wären und das ist eine Gefahr für die Vereinigten Staaten, genauso wie für den Rest der Welt.

Elf Jahr Krieg und eine Wirtschaftspolitik, die Banken vor Bestrafung für ihren Betrug auf Kosten des Volkes schützt und auch noch belohnt, haben der USA ein großes Budget-Defizit beschert. Hyperinflation droht. War aber alles kein Thema für den US-Wahlkampf.

Wie kann es sein, dass das mächtigste Land der Welt Wahlkampf macht und Wahlen abhält, ohne dass auch nur ein einziges, wichtiges Thema zur Sprache kommt?
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
Benutzeravatar
Britta
 
Beiträge: 2452
Registriert: Samstag 3. Juli 2010, 14:09

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon nocheinPoet » Donnerstag 8. November 2012, 12:06

Britta hat geschrieben:
Stolze Patrioten wählten Romney während Obama seine Stimmen mit der Geschichte eines kleinen, an Leukämie erkrankten Mädchens gewann, dass dank Obamacare nun behandelt werden kann, während er in sieben Ländern der Welt tausende von Kindern mitsamt ihren Eltern mit Drohnen und Militäraktionen töten lässt.

Du tickst doch nicht mehr richtig. :D Ich verstehe auch nicht, wie Du so einen Mumpitz schreiben kannst. Ich bin ja nun auch nicht für die Drohneneinsätze und meine er habe darum den Friedensnobelpreis nicht verdient. Wer den Tod von Menschen befielt, verdient so einen Preis nicht. Aber was Du her geschrieben hast, ist einfach Schwachsinn. Er hat ganz sicher nie auch nur ein Kind töten lassen.

Gehen wir mal von 2.000 Kindern mit Eltern aus, sind dann so mindestens 5.000 Menschen in sieben Ländern, ich wette Du kannst nicht 1% Deiner Behauptung belegen. Also das Obama 50 Menschen hat durch Drohnen töten lassen.
- So hoch der Geist, der uns erhebt, Es wankt der Grund, auf dem er steht.
AllTopic, CrankWatch, CrankWatch - Blog, EsoWatch - psiram.com
Benutzeravatar
nocheinPoet
Administrator
 
Beiträge: 6496
Registriert: Samstag 3. Juli 2010, 11:18

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon ralfkannenberg » Donnerstag 8. November 2012, 16:29

Hallo zusammen,

ich bin sehr froh, dass Obama wiedergewählt wurde, letztlich bin ich nur beunruhigt, weil sein Vorsprung stimmenmässig nur rund 2% betragen hat, auch wenn das Wahlsystem über die Wahlmänner einen viel grösseren Vorsprung ergeben hat.

Warum bin ich sehr froh ?

Nun, der Gegenkandidat war der Meinung, dass er 47% der Amerikaner nicht repräsentiert. Und er wollte den Big Bird abschalten, um nicht Geld aus China ausleihen zu müssen.

Ich weiss, das sind nur 2 Punkte und sie mögen unbedeutend erscheinen. Aber (nicht nur) in den Vereinigten Staaten ist es Tradition, dass sich der Präsident als Präsident aller Einwohner und nicht nur als Präsident seiner Wähler versteht. Ein Kandidat, der schon vor der Wahl die anderen derart plump ausschliesst ist m.E. nicht sehr geeignet für dieses wichtige Amt.

Und zur Sesame Street: ich weiss, als ich klein war bin ich damit "aufgewachsen", auch wenn mir als Kind das Cookie Monster ("Krümelmonster"), welches im Gegensatz zu mir alles gefressen hat, näher stand als Big Bird ("Bibo"). Ich mag also vorurteilbehaftet sein, doch wenn ich als Deutscher das schon bin, so werden es die Amerikaner noch viel mehr sein. Und ein Präsident sollte nicht die Mehrheit seiner Bürger so plump vor den Kopf stossen.

Gewiss, vom "Yes we can" Obama's ist in den vergangenen 4 Jahren meistens wenig zu sehen gewesen; die Zeiten waren aber auch nicht gerade optimal für solche Vorhaben. Obama traue ich aber im Gegensatz zu seinem Herausforderer zu, die Dinge mit geeigneten und moderaten Mitteln anzugehen und nicht einfach nur eine Meinung zu äussern, die primär die Quote in der nächsten Meinungsumfrage erhöhen soll.

Auch das aussergewöhnliche und mir jederzeit ehrlich erscheinende Engagement Bill Clintons für Obama hat mich sehr überzeugt.


Freundliche Grüsse, Ralf
Benutzeravatar
ralfkannenberg
 
Beiträge: 5469
Registriert: Montag 24. Oktober 2011, 20:25

Re: US-Wahl 2012

Beitragvon Uli » Donnerstag 8. November 2012, 16:54

Einen Sektierer als US-Präsidenten hätte ich schon sehr schade gefunden.
Mormonen glauben, dass Jesus einige Zeit nach seiner Auferstehung in Nordamerika die damaligen Bewohner Nordamerikas besucht hat.
Drum sind die USA das heilige Land.
Mormonen taufen auch Tote.
Die Rolle der Frau ist es, sich um Küchenrezepte und Kirchendekoration zu kümmern.
Homosexuelle werden schikaniert.
... ... .

Nichts gegen Mormonen, aber jemand, der solch mittelalterliche Vorstellungen vertritt, muss doch nicht Präsident eines bedeutenden, modernen Staates werden.

Frömmelei macht mich sowieso immer misstrauisch. Wie sang Bob Dylan schon ("With God on our side"):

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we’re forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God’s on your side

Read more: http://www.bobdylan.com/us/songs/god-ou ... z2Bdvoz3Gw
Benutzeravatar
Uli
 
Beiträge: 1025
Registriert: Dienstag 1. Februar 2011, 13:04

Nächste

Zurück zu Innen- und Außenpolitik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste