Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon galileo2609 » Samstag 15. Dezember 2012, 00:21

Hallo Le.Mar.,

ich habe keine Zweifel an deiner Ernsthaftigkeit bei diesem Thema.

Dennoch möchte ich gerne noch einmal nachhaken, was dieses Teilzitat aus einem anderen Forum angeht
Le.Mar. hat geschrieben:Dieses Beispiel brachte ich an, als Antwort auf ralfkannenbergs Nachfrage, wann ich jemanden schon einmal als Antisemit bezeichnete. Natürlich fehlt der Kontext. Es war sozusagen "das Maß voll". Der berühmte tropfen. Ich schieb ja auch, dass er wegen dieser Äußerung dann auch Dauergesperrt wurde. Da gab es natürlich vorher schon Sanktionen.

da es nun einmal heute im Lauf der Mittagsstunden doch recht daneben aufgenommen wurde. Es wäre aus meiner Sicht hilfreich, wenn du den Zitatbereich oder Kontext etwas umfassender darstellen würdest.

Muss nicht wirklich sein. Nur wenn du Lust und Muse hast.

Grüsse galileo2609
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Le.Mar. » Samstag 15. Dezember 2012, 13:02

galileo2609 hat geschrieben:Es wäre aus meiner Sicht hilfreich, wenn du den Zitatbereich oder Kontext etwas umfassender darstellen würdest.

Muss nicht wirklich sein. Nur wenn du Lust und Muse hast.


Du kannst dir sicher denken, dass es immer schwer ist in ein paar Worten so einen Sachverhalt darzustellen. Ich thematisiere ungern in einem Forum Geschehnisse aus einem anderen Forum. Aber ich möchte trotzdem versuchen grob den Zusammenhang zu erläutern.
Es ging um die Ereignisse, die unmittelbar zur Operation "Gegossenes Blei" führten.
Da ich aber weder die Motivation dieses Users kenne noch Spekulationen darüber äußern möchte, nur so viel:

Er schien sehr einseitig Sympathien für die Palästinenser vorzuschieben um sich gegen Israel zu äußern. Das war mein Eindruck seiner Äußerungen. Er hatte nicht wirklich die Absicht irgendetwas fundiert zu äußern. Eine Ermahnung von der Moderation, seinen Diskussionsstil zu überdenken wurde patzig von ihm beantwortet und zog eine 7 Tage Sperre nach sich. Als er sich nach seiner Rückkehr dann auf einzelne User konzentrierte und mehr persönlich als sachlich diskutierte, auch ich wurde "dumm angemacht", kam dann wenig später dieser Spruch.

Das ganze ist schon eine Weile her. Ich habe wenig später auch das Forum verlassen und meinen Account löschen lassen.
Es war die Zeit, als ich meine ersten Erfahrungen mit politischen Foren machte. Und unter solches hefte ich es auch ab. Heute hätte ich vllt. anders auf solche Äußerungen reagiert. Ich lerne aus solchen Vorfällen.

Es soll nicht unhöflich wirken aber so viel muß reichen. Ich werde auch nicht "Roß und Reiter" nennen, wie gesagt, Zoff, Probleme und Vorkommnisse aus anderen Foren trag ich nicht in ein anderes Forum hinein. Ist ja auch hier nicht das Thema.
Und die Reaktion der Moderation war ja dann auch eindeutig.

Ich bin mir der Schwierigkeit der Problematik bewußt. Was ist Kritik und was ist reine Polemik. Wer benutzt eine Seite für seine Gegenargumentation oder wer hegt echte Sympathien. Werden Vorkommnisse Verharmlost oder überspitzt dargestellt.

Politik sollte nicht mit Waffen gemacht werden. Wer wirklich den Willen hat, einen Konflikt friedlich zu lösen, der sollte das auch zeigen.
Natürlich hat die politische Führung Israels in diesem Konflikt auch Fehler gemacht. Natürlich haben die politischen Führer der Palästinenser in diesem Konflikt Fehler gemacht. Aber es ist genau dieses Wiederholen dieser Fehler, der für außenstehende den Eindruck erwecken läßt, dass anscheinend niemand ein Interesse an einer friedlichen Lösung dieses Konfliktes hat.
Das ist aber zu einfach gedacht und natürlich falsch. Natürlich haben die Menschen dort ein Interesse Lösungen zu finden. Nur leider bekommen wir von den Versuchen im Kleinen nicht viel mit. Es gibt sie, die positiven Beispiele. Nur sollten wir viel mehr über diese Versuche sprechen.
Wenn man den Beteiligten immer wieder ihre Fehler vorwirft, wird man nie zu einem Ende kommen. "Aber die anderen...." ist keine Argumentation sondern nur ein Aufwärmen. Wenig sinnvoll, wenig konstruktiv. Ich bin mir natürlich bewußt, dass ich diesen Konflikt nicht lösen kann. Ich bin mir aber bewußt, dass ich in einem Forum eine Sichtweise präsentiere.

Aber wenn man feststellt, dass diese positiven Beispiele nur wenigen bekannt sind, dann sagt das eigentlich schon viel aus.
Ich möchte hier noch mal an dieses Projekt erinnern Bericht

Ein guter Bericht. Er zeigt auch die Probleme im kleinen und wie sie sich lösen lassen. Solche Beispiele zeigen mir immer wieder, dass es genug Menschen gibt, die wirklich in Frieden gemeinsam leben wollen und können. Das führt in meinen Augen sämtliche Äußerungen, dass die Palästinenser und die Israelis sich nur hassen, ad absurdum. Denn es ist nichts weiter, als eine Pauschalisierung, die nicht die Wirklichkeit widerspiegelt.
Um das Dorf nicht allein da stehen zu lassen, möchte ich auch das Projekt dieses Herrn anführen Daniel Barenboim

Das sind in meinen Augen gute und sinnvolle Ansätze, sich zu begegnen und alte Vorurteile abzubauen.

So etwas zeigt mir, dass es den Willen gibt und das es funktioniert. Natürlich wollen die Menschen Frieden. Das dies nicht von heute auf morgen geht ist leider eine Tatsache. Und ich befürchte, dass wir es mit der Generation Politiker auch nicht so schnell schaffen werden, weil man eben ständig sich die Fehler aus vergangenen Zeiten vorwirft und immer wieder und wieder...

Wo das hinführt sehen wir in unseren Nachrichten und lesen es in den Zeitungen. Und das ist traurig.

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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Britta » Samstag 15. Dezember 2012, 16:09

Le.Mar. hat geschrieben:Natürlich haben die Menschen dort ein Interesse Lösungen zu finden. Nur leider bekommen wir von den Versuchen im Kleinen nicht viel mit. Es gibt sie, die positiven Beispiele. Nur sollten wir viel mehr über diese Versuche sprechen.


Sie suchen jetzt schon Jahrzehntelang nach einer Lösung...

Es gibt sehr viele positive Beispiele und es ist wohl tatsächlich so, dass die Mehrheit Frieden will und auch fähig ist, in Frieden miteinander zu leben. Es sind jedoch die radikalen Strömungen auf beiden Seiten, die immer wieder alle Versuche zunichte machen.

Zu den "radikalen Strömungen" gehören und gehörten auf Seiten Israels als auch der Palästinenser immer wieder führende Politiker, und friedenswillige Politiker auf beiden Seiten wurden immer wieder von Radikalen beider Seiten ermordet.

Angesichts der ganzen Friedensvorschläge, die immer der einen Partei zu weit gingen und der anderen nicht weit genug, ist es ein Armutszeugnis für die führenden Köpfe beider Seiten, immer noch keine Basis für Frieden gefunden zu haben.

Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Uli » Samstag 15. Dezember 2012, 19:56

Britta hat geschrieben:Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.


Das ist überhaupt nicht "natürlich"; und da sollte man auch nicht zu viel erwarten, solange die andere Seite (Hamas) das erklärte Ziel hat, den Staat Israel auszulöschen (siehe z.B. Hamas Charta). Ich finde, das ist nicht gerade eine solide Basis, um Vertrauen für Verhandlungen zu schaffen.

Ich weiss auch nicht, ob die Mehrheit der Palästinenser wirklich Frieden mit Israel will; die Hamas mag ihre Machtstellung mit Gewalt untermauern, aber sie hat auch enorme Sympathie unter den Palästinensern.
Solange die Hamas das Sagen hat, wird es sicher keinen Frieden geben.

Bezeichnend ist z.B. auch, dass Hitlers "Mein Kampf" ein Best-Seller unter palästinensischen Arabern ist:
http://answers.yahoo.com/question/index ... 545AAcZPOr

Bei der Übersetzung ins Arabische soll aber die Passage über die Leiter der Rassen fortgelassen worden sein, denn Hitler hatte die Araber ja auch recht weit unten angesiedelt.
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Britta » Sonntag 16. Dezember 2012, 20:41

Uli hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.


Das ist überhaupt nicht "natürlich"; und da sollte man auch nicht zu viel erwarten, solange die andere Seite (Hamas) das erklärte Ziel hat, den Staat Israel auszulöschen (siehe z.B. Hamas Charta). Ich finde, das ist nicht gerade eine solide Basis, um Vertrauen für Verhandlungen zu schaffen.

Ich finde schon, dass man von den Israelis, die höher entwickelt und besser gebildet sind, mehr erwarten kann, wie von den Palästinensern, deren Entwicklung unterdrückt wurde.

Was die Charta der Hamas betrifft, so ist im Gegenzug das was Israel in all den Jahren getan hat auch nicht vertrauensbildend. Da stehen beide Seiten sich in nichts nach und die Israelis sitzen sozusagen am längeren Hebel.

Uli hat geschrieben:Ich weiss auch nicht, ob die Mehrheit der Palästinenser wirklich Frieden mit Israel will; die Hamas mag ihre Machtstellung mit Gewalt untermauern, aber sie hat auch enorme Sympathie unter den Palästinensern.
Solange die Hamas das Sagen hat, wird es sicher keinen Frieden geben.

Klar sind da die Sympathien für die Hamas vorhanden. Ist ja auch kein Wunder, wenn das so ziemlich die einzige Seite ist, von der die Menschen Hilfe und Verständnis bekommen.

Uli hat geschrieben:Bezeichnend ist z.B. auch, dass Hitlers "Mein Kampf" ein Best-Seller unter palästinensischen Arabern ist:
http://answers.yahoo.com/question/index ... 545AAcZPOr

Wen wundert das? Bei all dem was da gelaufen ist, ist der Hass groß.

Ich habe das auch selber bei meinen Reisen nach Ägypten schon festgestellt. Genau aus demselben Grund sind deutsche Touristen dort auch beliebter wie andere.

Uli hat geschrieben:Bei der Übersetzung ins Arabische soll aber die Passage über die Leiter der Rassen fortgelassen worden sein, denn Hitler hatte die Araber ja auch recht weit unten angesiedelt.

Ich habe weder das Original noch die Übersetzung je gelesen. Da kann ich mir kein Bild von machen.
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Uli » Montag 17. Dezember 2012, 10:54

Britta hat geschrieben:
Uli hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.


Das ist überhaupt nicht "natürlich"; und da sollte man auch nicht zu viel erwarten, solange die andere Seite (Hamas) das erklärte Ziel hat, den Staat Israel auszulöschen (siehe z.B. Hamas Charta). Ich finde, das ist nicht gerade eine solide Basis, um Vertrauen für Verhandlungen zu schaffen.

Ich finde schon, dass man von den Israelis, die höher entwickelt und besser gebildet sind, mehr erwarten kann, wie von den Palästinensern, deren Entwicklung unterdrückt wurde.


Ja, die Demokratien waren ja auch damals schon zu schwach, den 2. Weltkrieg gegen Hitlers totalitäres System zu vermeiden. Sie waren weiterentwickelt und ihnen oblag es eigentlich, Strategien zur Kriegsvermeidung zu entwickeln. Die armen Deutschen waren ja unterdrückt.

Geben wir den armen totalitären Systemen erst einmal einen Pauschalbonus, der die Demokratien in die Schuld vorverurteilt!

Mal ganz ehrlich: manchmal schreibst du ganz bewusst so einen Stuss zusammen, oder?
Antwort unnötig. Mir reicht's eh erst einmal.
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Le.Mar. » Montag 17. Dezember 2012, 13:26

Uli hat geschrieben:Britta hat geschrieben:
Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.


Das ist überhaupt nicht "natürlich"; und da sollte man auch nicht zu viel erwarten, solange die andere Seite (Hamas) das erklärte Ziel hat, den Staat Israel auszulöschen (siehe z.B. Hamas Charta). Ich finde, das ist nicht gerade eine solide Basis, um Vertrauen für Verhandlungen zu schaffen.


Dann nehmen wir das doch mal als Beispiel, Kritik zu formulieren.

Ja, Britta. Können wir Kritik am Umgang der Israelis mit dem Gaza Streifen üben?
Ist hier Israel im Zugzwang, Maßnahmen zu veranlassen die entspannend wirken können?
oder
Muß die HAMAS kritisiert werden, die "ihre Leute" nicht im Griff haben und keine Kontrolle über die Raketenangriffe ausüben?
Die "ihre Leute" immer wieder auf Israel einschwören und dadurch radikalisieren?

Nehmen wir das mal auseinander.....

Israel übt natürlich durch die Kontrolle von Geldern, die eigentlich Gaza gehören, einen Gewissen Druck auf Gaza aus. Gaza ist, wenn man es genau nimmt, unter der Kontrolle Israels.
Das die Hamas diesen Umstand für sich nutzt, um Programm gegen den Kontrollierenden zu machen, liegt in der Natur der Dinge.
Alles was nach Gaza rein geht, wird kontrolliert. Der Grund liegt aber genauso auf der Hand. Wer hat schon ein Interesse Kriegsmaterial an den "Gegner" liefern zu lassen?
Da bei diesem Punkt Israel eindeutig "am Drücker" sitzt, denn sie sind ja diejenigen, die bestimmen, was nach Gaza rein darf und was raus darf. Sie halten Gelder aus Im- und Export zurück und über See läuft auch nichts, ohne Israel.

Auf der anderen Seite haben wir eine gewählte Organisation, die sich eigentlich um die Sicherheit ihrer Bevölkerung kümmern sollte. Das läuft bei der Hamas eher schlecht als recht. Radikale Splittergruppen machen was sie wollen, Waffenstillstandsabkommen werden von solchen nämlich eher weniger beachtet. Soziale Systeme werden eigentlich nur marginal Verwaltet, von Reformen oder konkreten stabilen Einrichtungen kann kaum die rede sein.

Was die Charta der Hamas angeht....die Hamas ist eine politische Organisation. Mit allen Rechten und Pflichten. Sie ist aber nicht Maßgebend für die Palästinenser, denn das ist die PNA.
Das wir heute die Teilung Hamas = Gaza und PLO = Westjordanland haben, haben wir einer Wahl zu verdanken.

Allerdings sahen diese Umstände vor dieser Wahl noch ganz anders aus. Und auch die Anerkennung Israels als Staat haben wir faktisch schon seit 1988, denn die Unabhängigkeiterklärung ist nichts anderes, als eine Anerkennung des Staates Israels und natürlich dessen Existenzrechts.

"Die Unabhängigkeitserklärung spezifizierte zunächst nicht das Territorium des „Staates Palästina“, aber berief sich auf den UN-Teilungsplan und „alle UN-Resolutionen seit 1947“. Als Hauptstadt des „Staates Palästina“ wurde Jerusalem festgelegt. In einem Zusatzdokument wurde aber die Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates, und damit indirekt das Existenzrecht Israels, anerkannt.[2] Dies war die Bedingung dafür, dass die USA Verhandlungen mit der PLO aufnahmen."

Das sich Israel damit nicht zufrieden gibt, weil unter anderem der Status von Jerusalem nicht den Vorstellungen entspricht, ist erstmal eine andere Baustelle.

Denn von den Voraussetzungen und den Verträgen die existieren, haben wir eine Grundlage zum Verhandeln.
Es geht mMn. nur darum, einen angemessenen Kompromiss zu finden.

Verhandlungen, um das Wort nicht Lügen zu strafen, sollten zwischen Partnern stattfinden, die sich gleichberechtigt gegenüber stehen. Ist dies nicht der Fall, wird einer immer auf stur schalten und sich fragen, warum der andere was darf, was ihm selbst verwehrt bleibt.
Dank der letzten Abstimmung haben wir nun auch einen international anerkannten Status Palästinas. Das ist gut! Denn es bringt die Verhandlungspartner auf Augenhöhe. Es ist ein Werkzeug, sich als Verhandlungspartner zu betrachten und nicht als Besatzer oder "Blockierer" VS Verwalter von Autonomiegebieten.

Soll nun die Initiative von Israel oder von den Palästinensern ausgehen?
....die Frage lass ich jetzt mal so stehen! Auch hier wieder: Es ist ein wenig komplexer, als es oberflächlich erscheint.

Es geht hier und jetzt natürlich nicht darum den Konflikt zu diskutieren und schon gar nicht darum ihn zu lösen.
Sonder es geht eher um die Frage: Darf und kann man Israel wegen seiner Politik und Vorgehensweise zu diesem Thema Kritisieren? Kann man! Der Vollständigkeit halber muß man aber auch die Umstände erwähnen, die Israel zu dieser Politik drängt. Wenn die Hamas es endlich mal schafft, sich wie eine demokratisch gewählte Partei zu benehmen und ihr diese Verantwortung endlich mal bewußt wird, dann stünden Verhandlungen nichts im Weg und Lockerungen im Umgang mit dem Gazastreifen wären diskutabel. Allerdings muß für so eine Politik Israel auch bereit sein.
Meine Meinung: Diese Bereitschaft zeigt man allerdings nicht, indem man Politische Führer via Fernangriffe zerfetzt und dabei zivile Opfer in Kauf nimmt. Leider finden solche Tötungen auch nicht immer auf dem Gebiet der Palästinenser statt, sonder auch im Ausland, wo ja nun israelische Sicherheitskräfte außerhalb ihres Zuständigkeitsbereich agieren.

Jetzt werden aber wieder Stimmen laut, die sagen werden, das dies doch keine Politiker sind, sondern Terroristen, die sich jetzt als Politiker ausgeben.
Ja, diese Menschen haben mal gekämpft. Waren teil einer Armee und haben menschen getötet. Solche Politiker haben wir aber auch auf der Seite Israels.

Und genau da liegt für mich die eigentliche Crux.
Es stehen sich teilweise heute in politischen Verhandlungen Menschen gegenüber, die in Kämpfe gegeneinander verwickelt waren. Das ist strategisch gesehen eine ziemlich ungünstige Voraussetzung. Wenn in hohen politischen Positionen Menschen arbeiten würden, die nicht durch Aktivitäten in Armeen oder armeeähnlichen Organisationen vorbelastet wären, bin ich mir fast sicher, hätten wir heute einen anderen Verhandlungsverlauf. Denn Menschen die ihr Blut für ein Stück Land gelassen haben, werden dies nicht einfach dem ehem. "Feind" in Verhandlungen schenken! Was in diesem Konflikt natürlich ständig "mitschwingt" sind die religiösen Aspekte.

Also, ist Israel nun "am Drücker"?
Für mich: Ja! Denn es wäre auch ein Symbol des "Aufeinander zugehen", einfach mal etwas anderes probieren. Israel stellt sich gern als starker, souveräner Staat dar, was sie ja auch sind.
Und wenn die Hamas etwas eindeutig für sie positives ablehnen, dann müßten sie nicht nur ihrem Volk, sondern auch der Staatengemeinschaft erklären warum.
Es wäre zB nichts gegen eine Hilfe einzuwenden, die Nester der Gruppen aus zu heben, die Israel immer wieder mit ihren Angriffen bedrohen. Warum sollten nicht israelische und palästinensische Sicherheitskräfte zusammenarbeiten um diese Terroristen gezielt zu bekämpfen? Die Sicherheit der Staatsgrenzen liegt im Interesse beider.

..oder seht ihr das anders?

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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 17. Dezember 2012, 14:03

Uli hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:
Ich finde schon, dass man von den Israelis, die höher entwickelt und besser gebildet sind, mehr erwarten kann, wie von den Palästinensern, deren Entwicklung unterdrückt wurde.

... Mal ganz ehrlich: manchmal schreibst du ganz bewusst so einen Stuss zusammen, oder?

Jeder darf hier mal hin und wieder Stuss schreiben. ;) Der Satz bietet aber viel Potenzial zum Bügeln oder? An Britta so die Frage mal gestellt, wer unterdrückt wie die Entwicklung der Palästinenser? Im Ernst, in Anbracht der Charter der Hamas würde ich mich um mein Wohl sorgen, wenn die neben mir wohnen würden. Es ist nun schon mehr als fragwürdig, den Israelis die Schuld zu geben, dass sie von den Palästinensern als Volk bedroht werden.
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 17. Dezember 2012, 15:01

Hallo Britta.
Mit Verlaub, Liebes, Deine Sätze sind manchmal nicht ganz ohne:
    "Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, ..."
oder
    "Ich finde schon, dass man von den Israelis, die höher entwickelt und besser gebildet sind, ..."
Daß dies nicht so gemeint war, wie es verstanden worden ist ... schon klar. Aber es birgt ein G'schmäckle.
Egal, ob dies berechtigt ist oder nicht - daß mit der Bildung, solch eine Einstellung - der Unterstellung - bringt sehr schnell eine Erniedrigung - zumindest birgt es den Eindruck, hinterläßt ihn beim Leser.
    Ich kann zwar denken, daß der Andere ein A...loch ist - unterliegt ja der Meinungsfreiheit, aber angesichts der Tatsache, daß der Andere vielleicht größer, schneller, stärker ist, würde ich dies nicht unbedingt aussprechen. Es sei denn, ...
    Hardliner und Idioten gibt es immer und überall - hüben wie drüben.
Der Mensch unterliegt nunmal der Versuchung, etwas, was zeitgleich oder unmittelbar hintereinander geschieht, in Korrelation zu setzen, dahinter eine Methode zu erkenen. Ich glaube aber, daß das Verhalten der Israelis weniger mit Bildung hat, vielmehr mit ihrer Vergangenheit, mit ihren Erfahrungen. Meinetwegen auch mit unseren, deutschen Untaten - ja ich fühle mich zwar nicht direkt der Täterschaft überführt ... aber moralisch.
Und wenn Israel meint, etwa Iran angreifen zu müssen - wegen des (vermuteten) Atomprogramms, ...
dies kann sehrwohl auch schiefgehen und tödlich enden - das wissen die Verantwortlichen auch, aber Israels Philosphie nach dem Hollocaust war:
    "nie mehr ohne Gegenwehr in den Untergang!"
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Re: Ist jede Kritik an Israel antisemitisch?

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 17. Dezember 2012, 18:14

Hallo zusammen.
Ihr kennt mich, ich fange gern in der Steinzeit an - trotzdem setze ich nun voraus, daß der Umfang des Osmanischen Reiches bekannt ist. Wenn nicht, ... nachfragen, bleibt der gleiche Preis:

Mit der 'Balfour-Deklaration' erklärte sich Großbritannien 1917 zur "Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina" einverstanden - die Rechte bestehender "nicht-jüdischer Gemeinschaften" sollten damit aber gewahrt bleiben.
Durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg wurde dann die osmanische Herrschaft beendet.

1920 fand die Konferenz von Sanremo statt. Darin übertrug dann der Völkerbund 1922 Großbritannien das Mandat unter Anderem für Palästina - das Gebiet, was heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird.

Seit dieser Zeit wurden Überlegungen des damaligen Völkerbundes zur Schaffung einer nationalen Heimstätte für Juden angestrengt. Dieses war unter dem Begriff: "Jewish National home" im Völkerbundsmandat für Palästina festgeschrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust wurden - aufgrund verstärkter Forderungen - die Überlegungen konkreter und 1947 wurde schließlich von der UN-Generalversammlung die Resolution 181 angenommen:
    UN-Teilungsplan für Palästina
Das Gebiet sollte damit in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufgeteilt werden - man wollte damit den Konflikt zwischen der arabischen und jüdischen Bewohnern des britischen Mandatsgebiets Palästina lösen.
Der Großraum Jerusalem (einschließlich Betlehem und En Kerem) aber sollte unter internationale Kontrolle (UN-Hoheit) gestellt werden:
    'Corpus separatum'.
Arabische Interessenvertreter lehnten diesen Teilungs-Plan ab; sie favorisierten einen gemeinsamen Staat - dieser hätte größere arabische Bevölkerungsanteile gehabt als jüdische.
Nachdem es der Mandatsmacht Großbritannien nicht gelungen war, eine für beide Bevölkerungsteile annehmbare Lösung zu finden, bildeten 1945 die Vereinten Nationen eine Kommission:
    UNSCOP
Diese übernahm dann die Suche nach einer politischen Zukunft des Mandatsgebiets. Ihr gehörten Vertreter verschiedener Staaten an - aber keine Großmächte. Eine Gründung zweier unabhängiger, durch eine Wirtschaftsunion verbundener Staaten sollte vorrangig verfolgt werden; Jerusalem sollte unter internationale Verwaltung gestellt werden.
(dies wurde von der Mehrheit angenommen)
Alternativ wurde die Bildung eines Bundesstaats mit einem arabischen und einem jüdischen Teilstaat diskutiert.
(dies wurde von Iran, Indien und Jugoslawien befürwortetet)
Eine Bildung eines einzigen Staates, in dem einer der beiden Bevölkerungsteile eine dominierende Rolle einnimmt, wurde als nicht realisierbar verworfen.
Die Jewish Agency - eine Art Vorgängerregierung des Staates Israel - sowie die meisten Juden akzeptierten den Plan.
Orientalische Juden und radikale Nationalisten lehnten den Plan ab – er ging ihnen nicht weit genug.
etwa Menachem Begins 'Irgun' (IZL oder Etzel) oder Jitzhak Schamirs 'Lechi' ('Stern Gang')
Arabische Führer lehnten den Plan generell ab - sie empfanden ihn als Katastrophe. Kritisiert wurde einerseits die Menge und die Qualität des Landes, das den Juden zugeteilt wurde - der jüdische Staat sollte zu etwa einem Drittel die Küstenebene mit Galiläa und zu etwa zwei Dritteln die Negev-Wüste erhalten, als auch, daß dadurch die Rechte der Mehrheitsbevölkerung in Palästina, die zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich den nicht-jüdischen Religionen angehörten, verletzt würde.
In der Folgezeit kam es im Mandatsgebiet zu zahlreichen Überfällen und Anschlägen durch irreguläre jüdische und arabische Kräfte.

Am 14. Mai 1948 endete um Mitternacht das britische Völkerbundsmandat für Palästina - dieses führte zur Versammlung des Jüdischen Nationalrats. David Ben Gurion verkündete die 'Israelische Unabhängigkeitserklärung' - die Errichtung des Staates Israel.
    "Kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlußes der UNO-Vollversammlung"
Noch in der Gründungsnacht - elf Minuten nach der Erklärung - eröffneten die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens den Palästinakrieg gegen Israel - in Israel: 'Unabhängigkeitskrieg'.

Später folgten noch:
Der Sechstagekrieg - vom 5. Juni bis zum 10. Juni 1967.
Nachdem 1966 die Zahl der Übergriffe arabischer Terroristen auf 41 gestiegen waren; 1967 kam es alleine in den ersten vier Monaten des Jahres zu 37 Angriffen.
Bereits am 18. Mai vermeldete Radio Kairo - vermutlich auf Befehl des ägyptischen Staatspräsident Gamal Abdel Nasser:
    "Ab heute gibt es keine internationalen Friedenstruppen mehr, die Israel beschützen. Unsere Geduld ist zu Ende. Wir werden uns nicht mehr bei den Vereinten Nationen über Israel beklagen. Ab jetzt herrscht der totale Krieg gegen Israel, und er wird zur Auslöschung des Zionismus führen."
Der 'Abnutzungskrieg' - Juli 1967 bis August 1970. Von Ägypten initiiert um die israelische Besetzung des Sinai rückgängig zu machen; unterstützt von der UdSSR und der PLO. Die Kämpfe endeten mit einem Waffenstillstand.

Der 'Jom-Kippur-Krieg' - 6. Oktober bis 22. bzw. 24. Oktober 1973.

Daraus ergeben sich nun einige Fragen:
Unabhängig davon, wer nun angefangen hat - das läßt sich, je nach Sichtweise, sowieso schlecht feststellen, warum hat die arabische Seite diesen Teilungs-Plan erst abgelehnt - wohl nur aus taktischen Gründen, wenn sie ihn jetzt vehement propagiert?
Daß Israel nun, aufgrund der sich bis dahin ergebenen Erfahrungen, die Handlungshoheit behalten, zumindest mitbestimmen will, das dürfte ja wohl verständlich sein.
Aber viel wichtiger erscheint mir, wer will hier wen 'auslöschen'?
(Vier Kriege:
    zwei Waffenstillstandsabkommen - ein Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel - einen 'Sieg'; Besetzung des Gazastreifens, des Sinais, des Westjordanlands und der Golanhöhen.)
Nur damit jeder weiß, worüber wir reden.
War viel, ich weiß - hoffentlich aber nicht langweilig.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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