Hallo Uli,
Uli hat geschrieben:Samweis hat geschrieben:Hallo Uli,
Der Gewinn des Einen ist immer der Verlust des Anderen. Ist das wirklich so?
Aber i.d.R. wird schon konkurriert in der Wirtschaft; des einen Gewinn ist des anderen Verlust.
OK, jetzt bringst Du zusätzlich zur "vertikalen" Beziehung Unternehmer-Kunde (oder auch Unternehmer-Arbeitnehmer) noch die "horizontale" Beziehung Unternehmer-Konkurrenzunternehmer mit ins Spiel. Können wir das trennen?
1. Unternehmer-Kunde: Bist Du nun also der "Verlierer", wenn ich Dir 8000 biete? Müsste ich Dir eigentlich 10000 zahlen, weil das so in der Liste steht? Gebrauchtwagen-Samweis würde Dir sagen: "10000? Du bist doch verrückt! Wie soll ich das machen?
Was ist, wenn es an der nächsten Ecke liegen bleibt? Ich trage schließlich ein Risiko, und ein viel höheres als Du. Als Gewerbetreibender muss ich dem Käufer die gesetzliche Gewährleistung bieten. Schau mal, ich bin ein ganz kleiner Fisch. Ich habe nur 20 Autos so wie Deines auf meinem Platz. Das sind 200 000€. Wann kommt der nächste Käufer? Vielleicht erst nächstes Jahr! Stell' Dir mal vor: 200 000€ auf ein Jahr. Wertverlust 10%. Dazu Zinsverlust, wenn ich das Geld einfach auf dem Sparbuch gelassen hätte. Platzmiete, Versicherung, rote Kennzeichen, Werbung..." Und wenn Samweis so weitermacht, bekommt Uli feuchte Augen und gibt ihm die Kiste für 7000.
Was ist also der "richtige" Preis?
(Oder was ist der richtige Preis für eine Solarworld Inhaberschuldverschreibung (2017)? Börsenkurs 22€? Oder die 100€, die draufstehen?)Was ist, wenn Samweis das Auto schon nächste Woche verkauft, und zwar für 11000? Sollte er dann fairerweise zurückkommen und sagen: "Hier hast Du noch 2000. ich habe etwas Glück gehabt."?
Ein Jahr später kommt er dann noch einmal und sagt: "Mist, hab' Pech gehabt. Das ganze Jahr nichts mehr verkauft. Kannst Du mir die 2000 zurückgeben und noch 2000 oben drauf?"
Der Witz ist doch, dass Du die Wahl hast. Und Samweis auch. Du hast
gewählt, das Auto beim Kauf des Neuen nicht gleich in Zahlung zu geben. Du
wählst, ob Du es heute für 8000 abgibst oder ob Du darauf hoffst, dass nächste Woche einer 9000 bietet. Und Gebrauchtwagen-Samweis
wählt, Dir 8000 zu bieten - und bei 8500 abzulehnen.
Aufgabe des Staates ist also, diese Wahlmöglichkeit zu erhalten - und z.B. Monopolbildung zu vermeiden. Denn dann kannst Du nicht mehr wählen.
2. Unternehmer-Konkurrenzunternehmer: Hier soll doch der gewinnen, der das bessere Produkt zum besseren Preis anbietet, oder? Der macht nämlich mehr Profit. Der Unterlegene muss sich anpassen. Gelingt ihm das nicht, weil er die schlechtere Idee hat, das schlechtere Produkt, schlechtere Arbeitsabläufe und damit mehr Rohstoffe, mehr Energie, mehr Arbeitskraft, mehr Geld sinnlos verbrät, dann geht er unter. Dann
soll er verlieren. Das ist sein
Risiko. Dafür hat er ja auch eine
Chance. Profit ist
das Instrument zur Effizienzsteuerung.
Wer entscheidet, wer "besser" ist? Na, der, der wählt. Der Kunde. Wenn der seinen Job gescheit macht, funktioniert das prima.
Leider bin ich mit seinem Job manchmal nicht sehr zufrieden. Wenn mehr Leute anständige Lebensmittel nachfragen würden, dann könnte ich mir so manche Klimmzüge sparen...
Aber wer bin ich, dass ich den Leuten vorschreiben dürfte, was sie zu essen haben?
Uli hat geschrieben:Aber da ist so pauschal erst mal gar nichts dagegen zu sagen,
solange für jedermann eine gewisse Basis an Lebensqualität gesichert bleibt.
Sollen sie doch glücklich werden mit ihren Milliarden.
Prima! Also sagen wir doch probehalber einfach mal: "Profit hat
keine ethische Qualität. Er ist weder ethisch noch unethisch."
Das hätte manche Vorteile:
Man bräuchte nicht zu fragen, wieviel Profit noch gut oder schon schlecht ist.
Oder ob der CEO eines Unternehmens 5Mio. verdienen darf, ein Schauspieler aber 50Mio. Oder umgekehrt?
Ob der da so schräg singt mehr Geld verdienen darf als mein Lieblingssänger...
wieviel Risiko wieviel Profit verdient - und wie man das misst... und überhaupt...
wer das alles festlegt.
Schön!
Aber, hm, irgendwie bleibt da ein unangenehmes Gefühl im Bauch, oder?
Was nun? Spielt die
Gewinnverwendung eine Rolle? Sollte demjenigen, der einen Teil seines Profits für gemeinnützige Zwecke ausgibt (oder für das, was dafür gehalten wird), mehr Profit erlaubt werden als dem, der sich den 5. Ferrari kauft? Hm, ich weiß nicht. Wer sollte das wieder entscheiden? Und wie Du schon sagst: "Sollen sie doch glücklich werden mit ihren Milliarden"
Nächster Versuch.
Spielt die
Art der Gewinnerzielung eine Rolle? Sollte demjenigen, der Menschen heilt mehr Profit erlaubt werden, als dem, der Schutzgeld erpresst, illegal Waffen exportiert usw.?
Ja, aber sicher doch!
Aber das hat mit dem Profit ja nicht wirklich etwas zu tun, oder? Eher mit Recht und Gesetz des Landes.
Wer die Regeln verletzt, dessen Profit sollte eingezogen werden.
Ja, natürlich ist das alles nicht so einfach, und natürlich gibt es immer Lücken, es gibt auch immer Mörder, Diebe und Vergewaltiger. Aber sobald ich das Modell, dass Profit unethisch ist, in die Wüste schicke, brauche ich nicht mehr zu berechnen, wieviel denn gut oder schlecht ist, sondern kann mich auf das konzentrieren, was Menschen
tun - ganz egal, ob sie das umsonst, "für eine Handvoll Dollar" oder eine Milliarde getan haben.
Ups - sorry. Ich wollte noch etwas zu Deinen Beispielen zum Gesundheitswesen, Verkehrswesen... schreiben. Aber das "real life" ruft - und das ist leider "live". Man kann es nicht pausieren oder speichern
Ich komme später darauf zurück!
Viele Grüße
Samweis