Da dies dem ersten Anschein nach, primär ein Wissenschaftsforum ist - was man an den gelungenen Beiträgen mit mathematischen oder phykalischen Aussagen sehen kann, ich aber weder ein Mathe- noch ein Physikgenie bin, ...
trotzdem möchte auch ich abundan einen mit wissentschaftlichem Anspruch gespickten Beitrag abliefern.
Dieser geht aber in eine vollkommen andere Richtung - um nicht den Eindruck entstehen zu lassen: Auf der Welt gehe es nur nach mathematischen und/oder physikalischen Gesetzen. Ich versuche die Menscheit mit spektakulären Funden und Befunden - bezüglich seiner Geschichte - zu beglücken. Naja, beglücken? Ich bezweifele, daß dies ebenso viele Begeisterte findet, wie Beiträge mit oben genannten Aussagen.
Und 'spektakulär'? archäologisch ... alt sind sie schon ... interessant.
Fangen wir mal mit dem ersten spektakulären Fund an:
- Auf diesen Befund ... das Resultat, die Erkenntnis bin ich nun persönlich sehr stolz. Zeigt es doch, daß das Bild, welches kurz nach dem Neanderthaler-Fund 1956 im Tal der Düssel vorherrschte, was den Neandertaler als dummen und dumpfen, als keulenschwingenden und frauenraubenden Halbaffen darstellte, revidiert ... korrigiert werden muß.
Bei archäologischen Ausgrabungen werden neben Neandertalknochen häufig auch tierische Knochen gefunden. Knochen von erlegten Rentieren, Pferden, Rotwild und Bisons. Meist sind dort auch unscheinbare Steine zu finden - teilweise aber bearbeitet.Typische Neandertaler-(Stein)Werkzeuge halt. Zeitweise aber auch bearbeitete Knochen.
Da der Neandertaler eines Tages dazu überging, seine Toten zu bestatten, ging man zeitlang davon aus, daß dieses eher ritualen Charakter hatten.
Da der Neandertaler eines Tages dazu überging, seine Toten zu bestatten, ging man zeitlang davon aus, daß dieses eher ritualen Charakter hatten.
("Löwenmensch" vom Lonetal - weist Ähnlichkeiten mit Höhlenmalereien der Chauvet-Höhle im südfranzösischen Ardèche auf)
Erste vollständigen Skelette paläolithischer Menschen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gefunden - etwa in der Höhle von La Chapelle-aux-Saints. Seitdem wurde die Frage kontrovers diskutiert, ob diese Individuen absichtlich bestattet wurden?
Seit geraumer Zeit weiß man aber, daß diese derart bearbeiteten Knochen teilweise aber auch Knochenwerkzeuge sind. Beide Arten von Werkzeuge - Holz oder Stein - sind im ersten Fall vergänglich, immer aber (fast) immer sie gebrauchs-typisch für diese Zeit, in der sie hergestellt werden.
Aus der Wissenschaft wissen wir, daß unter Anderem aber auch Affen Werkzeuge herstellen und benutzen. Paßt also doch das oben beschriebene Bild des Homo neanderthalensis???
Zweites Kapital:
Der MPI-Eva-Anthropologe Shannon P. McPherron ('Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie' in Leipzig) und Marie Soressie von der Universität Leiden in den Niederlanden, beide beschreiben den jetzigen Fund aus zwei Neandertaler-Fundstätten (Abri Peyrony und Pech-de-l’Azé I) als
"kleine Werkzeuge"
es sind nur vier winzige Knochenreste, wenige Zentimeter lang und einen Zentimeter breit.
Ein Ende ist abgesplittert - ihr anderes Ende ist rund und poliert. Woraus man schließen kann, daß dies nicht das Werk der Naturkräfte ist - also: Wasser, Wind oder Erosion, sondern sie wurden von Menschenhand bearbeitet. Das Alter der Fragmente: 51.000 Jahre - durch Radio-Carbon-Datierung ermittelt.
Neben der Anthropologie (Lehre bzw. Wissenschaft vom Menschen - im Sinne von 'menschliche Kultur') und der Archäologie (Altertümerkunde) gibt es mittlerweile die 'Experimentelle Archäologie'. Ein Spezialgebiet der Archäologie, welche sich sich vor allem der Erforschung technologischer Fragestellungen widmet. Sie untersucht praxisbezogene Aspekte antiker Lebensweisen, also auch Handhabung der gefunden Artefakte. Nicht nur durch eine einfache Rekonstruktion, sondern durch Experimente möchte man - unter kontrollierbaren Bedingungen - Hypothesen praktisch überprüfen. Wobei das Ziel jedes Experiments mithin vorher genau definiert sein muß.
Wie aber wurden sie hergestellt? Waren sie überhaupt praktisch brauchbar?
Es ist also der Versuch, Erkenntnisse durch Erfahrungswerte zu vertiefen - dabei ist eine genau definierte Fragestellung sehr hilfreich. Gewonnene Resultate werden sodann weitgehend kulturhistorisch interpretiert und entsprechend eingeordnet. Da aber die vergangene geistige, soziale und religiöse Welt weitgehend außerhalb ihrer Reichweite liegt, können die Wissentschaftler sehr selten eindeutige und abschließende Beweise für bestimme Vorgänge in vor- und frühgeschichtlicher Zeit liefern.
... es ist fast immer unmöglich.
Einordnen heißt aber auch, eine eventuelle Verbindung zur heutigen Zeit herzustellen. - Ein Versuch kann nicht schaden
Die Anthropologin:
- "Daß sich das Werkzeug im Laufe der Zeit kaum verändert hat, zeigt, wie effizient es ist.
Es könnte sich dabei um das einzige Erbe aus der Zeit der Neandertaler handeln, das unsere Gesellschaft heute noch nutzt."
- na, na Frau Soressi, soweit würde ich nun nicht gehen. Forscher ihres Instituits (MPI-Eva) haben schon früher nachgewiesen, daß etwa ein bis vier Prozent Neandertalergene im Erbgut des modernen Homo sapiens stecken - und das sind bestimmt nicht die Schlechtesten. Svante Pääbo, Direktor der genannten Abteilung, sagt:
"Diejenigen von uns, die außerhalb Afrikas leben, tragen ein kleines bisschen Neandertaler in sich"
Shannon McPherron erklärte, daß dies eine Technologie ist, "die man bisher ausschließlich mit modernen Menschen in Verbindung brachte", daß dieser Fund aber aufzeigt, daß "die Neandertaler selbst" sie entwickelt haben.
Marie Soressi sagt:
- "Sollten Neandertaler diesen Knochenwerkzeugtyp selbst entwickelt haben, übernahmen moderne Menschen die Technologie möglicherweise von ihnen. Als sie Europa besiedelten, brachten moderne Menschen scheinbar nur spitze Knochenwerkzeuge mit, stellten aber wenig später Lissoirs her. Dies ist der erste Hinweis darauf, daß es möglicherweise zu einem ‚kulturellen‘ Transfer zwischen Neandertalern und unseren direkten Vorfahren gekommen ist."
Na bitte, geht doch, Frau Soressi!
wobei der Austausch ... das Näherkommen nicht immer nur kulturell gewesen sein muß ... gewesen ist.
wobei der Austausch ... das Näherkommen nicht immer nur kulturell gewesen sein muß ... gewesen ist.
- Fragen, etwa wie gängig die Lissoir-Anfertigung unter den Neandertalern überhaupt war. Ob also lediglich eine Gruppe diese Werkzeuge erfunden hat. Auch, ob vielleicht verschiedene Gruppen unabhängig voneinander Lissoirs erfunden haben, ob die Erfinder ihren Artgenossen beibrachten, wie man die Knochenwerkzeuge herstellte, alle diese Fragen bleiben unbeantwortet.
Ebenso:
- ob der moderne Mensch viel früher als bislang gedacht nach Europa kam?
... und bislang nur noch keine Zeugnisse gefunden wurden.
... brachte nur spitze Knochenwerkzeuge mit, ... ts, ts, ts