Hallo Pi18.
Pi18 hat geschrieben:Was versuchen wir denn, zu sein ?
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, daß in der Lage und gewillt ist, sich, seine Handlungen, sowie seinen Willen zu hinterfragen. Dabei geschieht es nicht selten, daß er sich besser sieht, als er ist ... als Andere ihn wahrnehmen.
Konkret gesprochen:
Psychologische Beurteilungen ... Einschätzungen geschehen immer besser, je weiter einem der zu beurteilende emotional entfernt ist. Sollte man sich nämlich selber beurteilen (müssen) ... einordnen, wo man steht und wie Andere einen sehen, interpretiert man in der Regel Emotionen und Wünsche dazu. Wünsche, was man gerne möchte und wie Andere einen doch bitte sehen mögen.
Deshalb entspringt Deine Aussage:
"Ich bin ich. ..., er sehe sich als Durchschnitt. Mir geht das ebenfalls so."
lediglich einem frommen Wunsch. In Deinen weiteren Ausführungen sprichst Du doch selber schon Zweifeln das Wort.
Pi18 hat geschrieben:Meine Umwelt hingegen nimmt mich komplett anders wahr, als ich mich selbst.
Pi18 hat geschrieben:Auf die Wahrnehmung anderer Menschen sind wir doch aber angewiesen in dieser Welt.
Dies ist eine Tatsache. Und dieses
'sich-daran-ausrichten' ist ja nicht in jedem Fall schlecht. Meist wird der Einzelne dadurch aber immer ein anderer Mensch, als er
'von Natur aus' ist. Dieses führt also fast immer zur Persönlichkeitsveränderung!
Hegel spaltete dieses Denken ... den Menschen auf, er sprach einerseits von der
"Naturphilosophie" und andererseits von der
"Philosophie des Geistes", die
"die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv" deuten muß. Er sprach davon, daß die
"äußere Reflexion" erst durchstoßen werden muß.
Und da fängt es an problematisch zu werden. Denn die Wenigsten sind nämlich zu objektiven Reflexionsbestimmungen
'immer-und-zu-allen-Zeiten' ... zur tiefergenden Analyse selten in der Lage ... Willens, je näher sie emotional
'an-der-Sache' dran sind.
Hegel analysiert, daß die Reflexionsbestimmungen
("Identität", "Unterschied", "Widerspruch" und "Grund") fast immer konträr zueinander stehen. Daß aber erst in ihrem Verhältnis zueinander eine wahre Standortbestimmung und Identität entsteht. Diese Standortbestimmung und Identität unterteilte er wiederum in die drei Abschnitte
"Subjektivität",
"Objektivität" und
"Idee" und sprach von dem
"natürlichen Bewusstsein" und von der
"sinnlichen Gewißheit".
Denn eine
'allzeit' und
'immerwährende' Nüchternheit, in der Analyse der Sache, ist selten gegeben. Insofern wird es hier und da schonmal Rückschläge geben. Aber auch durch Fehler wird man klug - dies sollte im Normalfall zur besseren Reflexionsbestimmungen und künftig besseren Handlungen führen.
Also:
Das was wir sind, und das was wir sein wollen ... wie Andere uns sehen sollen, ist nicht immer das Gleiche. Es entspricht aber weitgehend unserer gesellschaftlichen Anerkennung ... ist unserem individuellen Fortkommen geschuldet. Solange dies: "wie Andere uns sehen" nicht zum Phänomen "Perfektionismus" wird, wird es uns selten in eine Depression führen ... zu unserem Scheitern beitragen. Es kann uns zu guten Leistungen anspornen, daß ein gesunder Ehrgeiz erweckt wird, daß uns dies motiviert, uns stetig zu verbessern.
Aber wie gesagt, bei Menschen, die an sich den Anspruch haben, ständig perfekt zu sein, ist Dauerfrust und -schmerz vorprogrammiert.
Es ist nicht ganz einfach, den perfekten Weg zu dieser Erkenntnis ... zum Umgang mit diesem Widerspruch zu finden, da gebe ich Dir recht.