Dgoe hat geschrieben:ralfkannenberg hat geschrieben:ja natürlich. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass das Brown-Team seine Webseite hätte gegen den Zugriff Dritter schützen müssen.
Die Daten waren öffentlich, heißt Du und ich auch Zugang habend. Du stellst das wie ein kriminelle Handlung dar, halloooo?. Nur weil Du das nicht blickst... Wenn Du liest, was ich geschrieben habe = der gleiche Vorgang.
Hallo Dgoe,
dann eben ein anderes Beispiel: jemand arbeitet 5 Jahre an einer Dissertation und vergisst dann seine Notizen in der Cafeteria. Ich sehe das, nehme die und engagiere jemanden, der die Notizen ins Reine schreibt und veröffentliche die Dissertation und hole mir den Doktortitel ab und der andere geht leer aus.
Gut möglich, dass das juristisch ok ist, aber gute wissenschaftliche Praxis ist das nicht.
Und promovierte Leute - und Ortiz ist so einer - sind dieser guten wissenschaftlichen Praxis verpflichtet, sonst kann ihnen der Titel wieder aberkannt werden.
Was ich auch sagen will: es ist sicher nicht gute wissenschaftliche Praxis, sich einfach zu "bedienen"; wenn Ortiz diese Daten zum Vergleich einsehen möchte, dann hätte es auch die Höflichkeit erfordert, Mike Brown vorgängig um Erlaubnis zu fragen.
Dgoe hat geschrieben:Du hast original heute den Tatbestand einer Verleumdung begangen (jemand öffentlich des Diebstahls bezichtigt), nicht zu vergessen.
Dass Ortiz das gemacht hat, ist, wie die Logfiles zeigen, unbestritten. Und da Brown es versäumt hat, diese Daten zu schützen, "darf" er das natürlich auch tun. Gute wissenschaftliche Praxis, der auch Ortiz aufgrund seines akademischen Grades verpflichtet ist, ist es aber trotzdem nicht, auch wenn er es geschafft sich, sich da irgendwie herauszureden.
Und wenn das ganze so klar wäre, wie Du es darstellst, so würde Ortiz als Entdecker geführt und nicht sein Institut, wobei nach wie vor unklar ist, woher konkret dieses Institut die Daten, die dem MPC übermittelt wurden, hat. Und überdies würde die Haumea dann heute "Ataecina" heissen.
Aber natürlich: das ganze ist hinreichend in der Grauzone, so dass man Ortiz nichts anhaben kann. Kommt hinzu, dass sich Brown mit seiner voreiligen Namensgebung - Quaoar und Sedna waren nicht vom IAU abgesegnet worden, dort nicht nur Freunde gemacht hat.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Ortiz hätte Brown vorgängig fragen müssen, ob er dessen jahrelangen Beobachtungsdaten nutzen darf, und das hat er nicht getan. Aber ja: natürlich ist Mike insofern mitschuld, weil er seine Daten nicht geschützt hat - denn für die Öffentlichkeit waren die ganz sicher nicht bestimmt. Mike hatte noch Glück, dass Ortiz nicht vermutet hatte, dass im Beobachtungslog auch noch ein "10.Planet" (und sogar noch ein weiterer, dritter Zwergplanet) vorhanden ist. Auf diese Weise konnte Mike alle Daten wenige Stunden später veröffentlichen und sich so wenigstens die Entdeckungsrechte an der Eris und an der Makemake sichern, auch wenn es zweifelsohne für ihn und sein Team unangenehm war, bei einer referenzierten Publikation betreffend der Makemake den Zusatz "in preparation" anbringen zu müssen.
Aber das war natürlich immer noch besser als sich möglicherweise auch noch den 10.Planeten stehlen zu lassen. Und wohl nicht nur ich habe wenig Grund für die Vermutung, dass Ortiz vor lauter Ehrfurcht erstarrt wäre, wenn er statt der Haumea die Eris in Browns Beobachtungslog gefunden hätte und dann beim 10.Planeten Mike den Vortritt gelassen hätte. Die Haumea war ja letztlich nur ein weiterer grosser Planetoid, von denen in den drei Jahren zuvor schon drei entdeckt worden waren (Quaoar, Sedna und Orcus).
Im Übrigen befand ich mich damals mit Mike im email-Kontakt.
Freundliche Grüsse, Ralf